Digimon Survive – Test / Review

    Digimon Survive Cover Art

    Wer die Reaktionen um Digimon Survive kurz nach Release verfolgte, der kam nicht um die vernichtenden ersten Fan-Reviews umhin. Mittlerweile hat sich der erste Aufruhr um Bandai Namco’s neusten Digimon-Titel etwas beruhigt. Dennoch stellt sich die Frage, ob die ersten Bewertungen Recht behalten – und natürlich, wie es überhaupt zu der erschlagenden Kritik kam.

    In unserem Test verraten wir unsere Meinung zu Digimon Survive und geben Entwarnung für alle Digimon-Fans, die offen für Neues sind!

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    Story

    Digimon-Anime im Videospiel-Format

    Die Story des Spiels steht in Digimon Survive unweigerlich im Mittelpunkt. Das Spiel hat nicht, wie einige Fans wohl erwarteten, Visual-Story-Elemente, sondern es handelt sich in erster Linie um ein textbasiertes Videospiel. Dieser Punkt führte bei Release zu Enttäuschung bei einigen Digimon-Fans. Zwar zeigt der Launch-Trailer wie oben zu sehen eindrücklich die Textpassagen des Spiels, dennoch sind auch einige der Kämpfe zu sehen. Gekoppelt mit der Tatsache, dass die letzten Spiele, wie beispielsweise Cyber Sleuth, vergleichsweise kampforientiert waren, entsprach Digimon Survive nicht den Erwartungen einiger Spieler. Fairerweise und in Verteidigung der Macher ist anzumerken, dass Digimon Survive in den jeweiligen Stores als Hybrid aus Visual Novel und taktischem RPG beworben wird. Zwar überwiegt unserer Meinung nach der Visual-Novel-Anteil sowohl in Quantität als auch in Qualität immens, von falscher Werbung kann hier aber nicht die Rede sein.

    Also auch von uns der Disclaimer: Digimon Survive ist in erster Linie eine Visual Novel. Wer dem Genre nichts abgewinnen kann oder lieber kämpft, als sich teilweise über eine Stunde lang durch die Story zu lesen, der wird an dem Spiel wenig Freude haben. Einsteigern ins Vidual-Novel-Genre empfehlen wir offen für Neues zu sein und sich  auf einen interaktiven Anime einzustellen!

    Digimon Survive Dialog

    Wer überlebt an der Seite seines Digimon?

    Nun aber weg von der Kontroverse und zum Inhalt des Games. Wie der Name verrät, geht es in Digimon Survive ums Überleben. Wir schlüpfen in die Rolle von Takuma Momozuka, einem Schüler, der mit einigen Freunden auf einem Schulausflug ist. Nachdem die Gruppe auf mysteriöse Art in einer bedrohlichen Version ihrer eigenen Welt landet, kämpfen sie dort ums Überleben. Anders als man vielleicht erwartet, steckt Digimon Survive voller Dramatik und düsterer Thematiken. Die Story ist deutlich erwachsener, als im Anime und den meisten Games der Reihe. Hin und wieder wird es sogar recht gruselig.

    Unsere Truppe besteht aus einer bunten Mischung Jugendlicher, die mehr oder weniger gut mit der brenzligen Lage umgehen, in der sie sich befinden. Selbstverständlich erhält jedes der ausgewählten Kinder ein Partner-Digimon. Im Fall unseres Hauptcharakters ist das Agumon – eine klassische, wenn auch etwas langweilige Wahl. Anders als in manch anderem Digimon-Spiel gibt es hier keine Auswahlmöglichkeit, dafür ist unser Partner aber stark in die Story und Dialoge mit eingebunden. Zwar wäre unserer Meinung nach ein anderes Digimon abwechslungsreicher gewesen, jedoch ist die Einbindung des Partner-Digimons wesentlich besser als in jedem vorherigen Spiel. Auch die weiteren Charaktere sind bis auf wenige Ausnahmen glaubwürdig gestaltet.

    Agumon

    Agumon – das Pikachu unter den Digimon?

    Was unserem Partner letztendlich doch einen persönlichen Schliff verpasst, sind seine Digitationen. In Digimon Survive beeinflussen die Entscheidungen des Spielers während der Dialoge nicht nur den Spielverlauf, sondern auch die Digitationen unseres und der Partnerdigimon unserer Freunde. Entscheidungen gehören demnach drei Ausrichtungen an, Harmony, Moral und Wrathful. Je nachdem, in welche Kategorie die meisten Entscheidungen des Spielers fallen, verändert sich der Ausgang des Spiels. Leider verläuft der Großteil der Story linear und wird nur wenig von den Entscheidungen beeinflusst. Insgesamt gibt es 5 verschiedene Enden, von denen eines erst beim zweiten Durchspielen erreicht werden kann.

    Zusammengefasst überzeugen also sowohl die fesselnde Story als auch die glaubwürdigen Charaktere. Schön wäre es gewesen, wenn unsere Entscheidungen schon früher im Spielverlauf einen größeren Einfluss hätten. Die Dialogoptionen sind jedoch gut eingebunden und man fühlt sich nicht so, als würde man immer eine lineare Antwort erhalten.

    DialogoptionenGameplay

    Visual Novel oder taktisches RPG?

    Einfach gesagt besteht Digimon Survive aus drei unterschiedlichen Gameplay-Modi: Einem Story-Teil, in dem man sich in Visual-Novel-Manier durch die Story liest; den Strategie-Kämpfen; und zuletzt der freien Erkundung.

    Der Visual-Novel-Anteil des Spiels lief bei uns problemlos. Überraschungen gibt es hier nicht wirklich, hin und wieder kann man eine Entscheidung treffen, die entweder einen der drei genannten Parameter beeinflusst oder unsere Freundschaft mit einem Charakter stärkt, was wiederum die Digitations-Möglichkeiten dessen Partners verbessert. Wie üblich lässt sich die Textgeschwindigkeit anpassen, zentrale Dialogteile haben außerdem eine japanische Sprachausgabe. Wer schon einmal eine Visual Novel gespielt hat findet hier genau das vor, was man erwarten würde. Wir finden: Digimon Survive ist ein erster, solider Versuch, Digimon in einem neuen Genre zu präsentieren.

    Digimon Survive Freundschaften

    Nicht viel Neues auf dem Schlachtfeld

    Die Kämpfe sind, eher untypisch für ein Digimon-Game, rundenbasierte, taktische Gefechte. Wir finden die Wahl des Kampfsystems etwas ungeschickt, da die Kämpfe sehr lange dauern und, bis auf die Bosse, weder besonders spannend noch herausfordernd sind. Selbst auf der höchsten Schwierigkeitsstufe fanden wir hier nicht wirklich eine Challenge. Wer taktische RPGs kennt, trifft hier nur auf Bekanntes. Zu Beginn eines Kampfes haben wir die Möglichkeit, Digimon aus unserem Team (entweder Partner-Digimon oder rekrutierte Monster) auf dem Schlachtfeld zu platzieren. Dann können die Kämpfer je nach Geschwindigkeit nacheinander laufen, angreifen, ein Item benutzen, digitieren und/oder mit einem Gegner sprechen. Fast alle Optionen sind selbsterklärend; lediglich die Option zu digitieren und das Sprechen mit gegnerischen Monstern bringen etwas neuen Wind in die Kämpfe.

    Battlefield

    Die Option, mit einem Gegner zu sprechen, öffnet einen Dialog, in dem man drei Fragen mit jeweils vier Antwortoptionen beantworten kann. Liegt man hier richtig, hat man darauffolgend die Möglichkeit, das Digimon zu rekrutieren oder ein Item zu erhalten. Die rekrutierten Digimon kann man später selbst in Kämpfen antreten und digitieren lassen. Im Vergleich zu unserem Partner, Agumon, digitieren die rekrutierten Monster mithilfe eines Items zu der von uns auserwählten Form. Die Auswahl an Digimon im Spiel ist zwar nicht schlecht, allerdings überschneiden sich viele Digitationen mit denen der Partnerdigimon unserer Truppe. Im Vergleich zu Spielen wie Cyber Sleuth hat man hier deutlich weniger Möglichkeiten. Insgesamt enttäuschte uns das Kampfsystem, welches (zum Glück) nur einen kleineren Teil des Spiels ausmacht. Viel Kreativität ist hier nicht zu finden und wir hätten uns über eine größere Herausforderung gefreut. Unserer Meinung nach hätte ein klassisches Kampfsystem im Cyber-Sleuth-Stil besser in das Spiel gepasst.

    Tyrannomon

    Freies Erkunden oder nur die Illusion von Freiheit?

    In der freien Erkundung können wir an verschiedene Spielorte wie einzelne Räume, Orte im Wald oder ähnliches reisen und dort in Point-and-Click-Manier die Welt erkunden. Hier gibt es sowohl Items als auch Gegner zu finden. Auch können optionale Gespräche geführt werden, die die Freundschaften zu anderen Charakteren stärken oder einfach mehr Informationen zur Spielwelt geben. Manchmal gibt es eine Begrenzung der Aktionen, die man durchführen kann, bis die Story voranschreitet – einige Geheimnisse bleiben also stets verborgen. Uns gefällt das System. Insbesondere die Limitierung der Aktionen sorgt dafür, dass man einige schwierige Entscheidungen treffen muss und manche Geheimnisse erst im zweiten Spieldurchgang lüftet.

    Grafik

    Zur Grafik gibt es nicht allzu viel zu sagen: Digimon Survive erinnert die meiste Zeit an den Digimon-Anime. Die Welt ist detailreich und interessant gestaltet und auch die Charaktere sind ansprechend und ihre Dialoge mit der passenden Gestik und Mimik untermalt. In den Kämpfen ändert sich die Ansicht, im Vergleich zu vielen taktischen RPGs ist die Grafik auch hier ansprechend. Besonders gut gefallen uns die (wenigen) Cutscenes, die die Atmosphäre des Animes aufleben lassen.

    Charaktere

    Sound

    Passend zu der düsteren Thematik des Spiels verbreitet der Soundtrack eine bedrohliche Stimmung. Manchmal ist er beispielsweise kaum zu hören, um dann überraschend einzusetzen, und die Ereignisse im Spiel zu untermalen. Für uns stellt die Musik in Digimon Survive ein besonderes Highlight dar, das eine Menge zum Spielgefühl beiträgt.

    Fazit

    Zurück zur Frage zu Beginn: Sind die miesen Reviews gerechtfertigt? Wir finden – nein! Zwar hätte Bandai Namco in den Trailern deutlicher machen können, wie groß der Visual-Novel-Anteil in Digimon Survive tatsächlich ist, dennoch handelt es sich hier um ein absolut solides Spiel. Wer mit der Erwartung herangeht, hier einen etwas erwachseneren Digimon-Anime mit limitierten Dialogoptionen vorzufinden, der wird seine Freude mit Digimon Survive haben. Über das simple Kampfsystem sollte man hinwegsehen können – glücklicherweise muss man nicht allzu viele Kämpfe austragen, wenn man nicht bestimmte Digimon oder Items grinden will.

    Taktischer Kampf

    Hallo, ich heiße Kathrin und bin bereits seit einigen Jahren bei Game2Gether dabei. Ins Team brachte mich sowohl mein Interesse am Schreiben, als auch die Begeisterung fürs Gaming. Ich bin offen für alle möglichen Spielegenres, besonders gerne spiele ich aber (Fantasy)RPGs, Puzzle-Games, Survivalspiele und Sidescroller.