War Hospital – Test / Review

    War Hospital: Review zum Weltkriegs-Management-Spiel

    Der erste Weltkrieg – der Krieg der alle Kriege beenden sollte. Ob Shooter oder Strategie, dieses Szenario war schon des Öfteren Setting für verschiedene Spiele. „War Hospital“ von „Brave Lamb Studio S.A.“ und „Nacon“ möchte diese geschichtliche Periode nun aber aus einem anderen Blickwinkel beleuchten – nämlich aus der Sicht eines Leiters eines Feldlazaretts. Wie das in der Praxis aussieht, wie gut sich „War Hospital“ spielt und ob sich der Kauf lohnt, einmal zusammengefasst.

    Story: An die Front

    In War Hospital schlüpfen Spieler in die Haut des britischen Offiziers Henry Wells, welcher die Leitung eines Feldlazaretts an der Front irgendwo in Frankreich übernimmt. In einem zerstörten Dorf wird eine Kirche kurzerhand zum Operationssaal umgebaut und drumherum finden sich behelfsmäßige Schuppen und Zelte, die zum einen der Versorgung aber auch als Lager dienen. Ressourcen und Personal sind knapp und die allgemeine Moral ist mehr als angeschlagen.

    Das Ziel wird rasch klar: Die heruntergekommene Einrichtung auf Vordermann bringen und die verletzten Soldaten so gut es geht zusammenflicken und diese entweder zurück an die Front zu schicken oder sie zu entlassen. Das Spiel endet, wenn die Moral des Lazaretts auf null sinkt oder das Lager von den herannahenden Feinden überrannt wird. Die Geschichte ist in insgesamt drei Kapitel eingeteilt, in denen Spieler einen gewissen Zeitraum überleben und möglichst viele Soldaten wieder auf die Beine bringen müssen.

    Eine Geschichte mit rotem Faden gibt es streng genommen nicht, stattdessen werden Spieler mitten in die Geschehnisse des ersten Weltkriegs geworfen. Durch seine grausamen und moralischen Entscheidungen schafft es „War Hospital“ auch, die Härte dieses Krieges widerzuspiegeln.

    Und wer nach den Kapiteln des Hauptspiels noch nicht genug hat, kann mit dem DLC „X-Ray“ noch weiter in die Geschichte eintauchen. Protagonistin des Kapitels ist niemand geringeres als die Physikerin Marie Curie.

    War Hospital: Review zum Weltkriegs-Management-Spiel
    Im Feldlazarett landen alle Patienten und warten dort auf ihre Behandlung

    Gameplay

    Die Ausgangslage der Story ist genau so düster und brutal wie das eigentliche Gameplay. Dabei besteht der Großteil zunächst aus viel Micromanagement. Im Feldlazarett landen zunächst alle verletzten Soldaten. Diese weisen Spieler anhand ihrer Akten den Chirurgen und weiteren Ärzten, wie Traumaspezialisten zu. Hier gilt es einiges zu beachten, denn nicht nur müssen die Soldaten nach ihrem Zustand priorisiert werden, sondern auch Details wie die Dauer der OP oder die Verfassung des medizinischen Personals müssen beachtet werden. Denn Ärzte, Sanitäter und Co. müssen regelmäßig in Pausen geschickt werden, damit diese nicht aufgrund von Erschöpfung zusammenbrechen.

    Auch während der eigentlichen Behandlung gibt es oftmals schwere Entscheidungen zu treffen. Sollen Chirurgen ihre Patienten einer längeren und anstrengenderen OP mit geringen Überlebenschancen unterziehen oder das Ganze abkürzen und zu einer Amputation übergehen. Letzteres rettet zwar das Leben des Soldaten aber macht die Rückkehr zur Front unmöglich.

    Jede Behandlung verbraucht entsprechende Ressourcen – Operationen verbrauchen etwa OP-Material. Diese sind fast durchgängig begrenzt. Neue können entweder per Zuglieferung erlangt werden oder man lässt diese von Ingenieuren herstellen. Beides verbraucht jedoch wiederum andere Ressourcen.  Zuglieferungen verbrauchen Scheine, welche man wiederum durch Nebenmissionen oder durch das zurückschicken von Soldaten an das Hauptquartier gewinnen kann.

    Diese Produktions- und Versorgungsketten finden sich immer wieder im Spiel und sorgen für viel Micromanagement. Jedoch lassen sich die Gebäude auch verbessern, um den Spielern hier etwas Arbeit abzunehmen, wie etwa ein automatisiertes Schichtsystem für das Personal.

    Patienten können im Feldlazarett den Ärzten zugeteilt werden.

    Das Hauptquartier ist jedoch nur eine Option, die den genesenen Soldaten und dem Spieler zur Auswahl stehen. Entlässt man die Männer nach Hause, hebt dies die Moral des Camps. Schickt man sie hingegen in die Schützengräben, so stärkt das die Verteidigung des Lazaretts. Die anliegenden Schützengräben werden nämlich in regelmäßigen Abständen von den Truppen des deutschen Kaiserreiches angegriffen. Die Kämpfe werden dabei in kleinen Cutscenes dargestellt.  Es ist also sinnvolles Abwägen bei der Verwaltung der Genesenen gefragt. Werden neue Ressourcen benötigt? Ist die Moral niedrig oder die Verteidigung des Camps zu schwach?

    Insgesamt ist das Kern-Gameplay jedoch etwas repetitiv. Spieler teilen Patienten ein, treffen mitunter moralische Entscheidungen bezüglich der weiteren Behandlung und schicken die Soldaten anschließend aus dem Reha-Zentrum heraus auf ihren Weg an die Front oder nach Hause. Daneben muss noch ein Auge auf die Personaleinteilung und das Ressourcenmanagement geworfen werden.

    Besonders niederschmetternd: Alle verstorbenen werden auf einer Gedenktafel festgehalten.

    Aufklärer ins Feld

    Eine Abwechslung davon bieten die Erkundungen. Im Laufe der Geschichte können Spieler einen Aufklärungstrupp freischalten und diesen auf kleinere Missionen schicken. Die Aufträge laufen überwiegend automatisiert ab, jedoch können Spieler an manchen Stellen Einfluss auf den Ablauf der Mission nehmen.

    So haben etwa die Aufklärer während unseres Tests ein paar mögliche Feinde bis zu einem reißenden Fluss verfolgt. Als die Gegner diesen Überquert hatten, hatte der Spieler die Wahl sie entweder auf gleichem Wege zu verfolgen oder Flussaufwärts nach einer sicheren Überquerungsmöglichkeit zu suchen. Je nachdem wie sich Spieler in diesen Situationen entscheiden, kann sich der Ausgang der Aufklärungsmission verändern und der Spieler hat mit möglichen Konsequenzen zu rechnen oder kann wertvolle Ressourcen erhalten.

    Insgesamt ist das Gameplay, wenn auch repetitiv, durchaus unterhaltsam. Besonders die moralischen Entscheidungen, vor die einen das Spiel stellt, sind ein interessanter Aspekt. Möchten Spieler im Chaos des Krieges ihre Menschlichkeit bewahren oder möchte man effizient und zeitsparend arbeiten, um möglichst viele Soldaten an die Front zu schicken?

    Spielerisch ist das größte Manko jedoch, dass man sich hauptsächlich durch Menüs klickt. Ansonsten passiert auf dem Bildschirm recht wenig, abgesehen davon, dass man dem Personal dabei zusehen kann, wie es von einem Gebäude zum nächsten läuft oder wie Patienten von der Bahnstation oder den Krankenwägen zum Lazarett oder OP-Saal getragen werden.

    Man kann zwar per „Zoom“-Funktion in die Gebäude hineinsehen und den Ärzten bei der Arbeit zuschauen, jedoch spielt sich hier im Grunde immer die gleiche Animation ab.

    Mit der „Zoom“-Funktion können Spieler den Ärzten bei der Arbeit zusehen.

    Technik

    Um die grausige Realität des ersten Weltkrieges einzufangen setzt „War Hospital“ auf die Unity Engine. Das französische Dorf, in dem sich das Lazarett befindet, ist recht detailvoll gestaltet. Auch die anliegenden Schützengräben können per Mausklick besucht werden. Das ist jedoch so ziemlich alles, was Spieler zu Gesicht bekommen. Dennoch erzeugen die beiden Schauplätze ein stimmiges Bild. Das UI ist sehr aufgeräumt. Am oberen Bildschirmrand findet sich eine Übersicht über die Anzahl geretteter und verstorbener Patienten sowie eine moralische Einteilung in „menschlich“ und „rabiat“. Darüber findet sich eine Zeitleiste, die zum einen die Stärke der Soldaten in den Schützengräben angibt und zum anderen anzeigt, wann der nächste gegnerische Angriff bevorsteht oder wann Verstärkung eintrifft. Daneben befinden sich vier kleinere Menüleisten, über die man die wesentlichen Funktionen aufrufen kann, ohne auf die entsprechenden Gebäude im Dorf klicken zu müssen. Am unteren Bildschirmrand findet sich hingegen eine Leiste für die Moral sowie eine Übersicht aller verfügbaren Ressourcen.

    Spielt man das Ganze mit dem Controller wandelt sich das UI. Die wesentlichen Leisten oben und unten bleiben, werden dafür jedoch um ein Radmenü ergänzt über welches man auf alle wesentlichen Funktionen zugreifen kann. Insgesamt ist die Controller Steuerung für so ein Menü lästiges Spiel sehr gelungen. Dennoch gibt es hier noch einige Bugs. Während unseres Tests konnten wir etwa keine Upgrades ausführen. Erst nachdem der Spielstand erneut geladen wurde verschwand das Problem.

    Auch die Controller-Steuerung geht leicht von der Hand.

    Minimale Systemanforderungen

    • Betriebssystem: Windows 10 64-bit
    • Prozessor: AMD Ryzen 5 1500X oder Intel Core i7-3770
    • Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
    • Grafik: AMD Radeon R7 360 (2GB), Nvidia GeForce GTX 750 (2GB)
    • DirectX Version 11
    • 30GB Speicherplatz

    Empfohlene Systemanforderung

    • Betriebssystem: Windows 10 64-Bit
    • Prozessor: AMD Ryzen 5 2600X oder Intel Core i5-8400
    • Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
    • Grafik: AMD Radeon R9 290X, NVIDIA GeForce GTX 970
    • DirectX Version 11
    • 30GB Speicherplatz

    Getestet wurde das Spiel sowohl auf dem PC als auch auf dem Steam Deck. Der Titel läuft auch auf dem Handheld ohne Probleme auf hohen Einstellungen. Das Spiel wurde bislang auf Steam nicht eingestuft (Stand 16.01), jedoch steht unserer Ansicht nach dem grünen „verified“-Haken nichts im Wege. Insgesamt läuft das Spiel auf beiden Plattformen sehr gut. Während unseres Tests sind abseits des Controller-Bugs, keine weiteren Fehler, Framerate-Drops oder Abstürze aufgetreten.

    Ton

    Die Dialoge und Zwischensequenzen sind ausschließlich in Englisch vertont, es gibt jedoch deutsche Texte. Die Zwischensequenzen sind nicht animiert, stattdessen werden die Mono- und Dialoge durch handgezeichnete Bilder untermalt. Zudem gibt es eine Assistentin, welche dem Spieler mitteilt, wenn neue Patienten eingetroffen sind oder eine Behandlung geglückt oder misslungen ist. Wer jede Patientenakte genau überprüft oder bei den Aufklärungseinsätzen besonders aufmerksam seien möchte, sollte sich dennoch darauf einstellen viel zu lesen. Insgesamt ist die Vertonung sehr gelungen und vermittelt glaubhaft die grausamen Bedingungen, mit denen sich die Sanitäter und Ärzte konfrontiert sehen. Musikalisch gibt sich „War Hospital“ sehr ruhig und melancholisch, um die Atmosphäre weiter zu unterstreichen.

    Die Zwischensequenzen werden mit handgezeichneten Bildern präsentiert.

    Fazit

    „War Hospital“ ist ein interessanter Ansatz zur viel thematisierten Weltkriegs-Thematik. Das zum Teil sehr repetitive Gameplay mag nicht jedermanns Sache sein, dafür bringt es Spielern einen spannenden Geschichtsaspekt näher. Geschichtsnerds oder Fans von Micromanagement-Spielen werden sich hier gut aufhoben fühlen. Wer eine Krankenhaus-Simulation à la „Two Point Hospital“ und Co. im Weltkriegssetting erwartet, wird jedoch enttäuscht. Insgesamt ist „War Hospital“ eine solide Erfahrung und auf jeden fall einen Blick wert.

    „War Hospital“ ist seit dem 11. Januar 2024 den PC, PS5 sowie Xbox Series S/X verfügbar. Neugierig? Anbei haben wir den aktuellen Trailer für euch:

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    Wir danken Brave Lamb Studio S.A. und Nacon für die Bereitstellung eines kostenlosen Keys. Eine Einflussnahme seitens Publisher oder Entwickler ist nicht erfolgt.

    Seit meiner Jugend bin ich begeisterter Spieler. Ob PC oder Konsolen, ich bin überall Zuhause. Doch in den Bereichen MMO und JRPG findet man mich am meisten.