SteamWorld Build (PC) – Review

    Steamworld Build game-Logo

    Vor etwa 9 Monaten haben sich Dungeon Keeper und Anno 1800 zu einem romantischen Date in einer Animatronik-Western-Bar getroffen. Das ganze lief so gut, dass daraufhin am 1. Dezember 2023 ein Kind der Liebe zur Welt gebracht wurde. SteamWorld Build ward geboren – und wurde prompt auf Steam zur Adoption freigegeben.

    So, oder so ähnlich muss es abgelaufen sein, denn der wilde Mix aus Robo-Steampunk, Western-Setting, Städtebau und Dungeon-Builder findet sich eher selten im Repertoire von Spiele-Entwicklern. Ob nun einfach keine Einigung über das nächste Projekt erzielt werden konnte, oder der Chef-Programmierer beim Wichteln verloren hat, Entwickler The Station hat es durchgezogen und einen neuen Titel der SteamWorld-Reihe auf die Welt losgelassen. Ob das geklappt hat, schauen wir uns im folgenden genauer an.

    Woher kommen wir, wohin gehen wir?

    Nach einer kurzen Einführung erfahren wir, dass Papa und Tochter Roboter einen alten Core gefunden haben, welcher prompt davor warnt, dass die Welt verloren ist. Alle sollen sich schnellstmöglich daran machen müssen, den Planeten zu verlassen. Um dieses zu erreichen, gilt es alte Technologie aus den Tiefen der Erde auszubuddeln und mit Ihrer Hilfe ein Flucht-Raumschiff zu bauen. Um besagte Rakete überhaupt bauen zu können, muss die Robotergesellschaft aber zuerst wachsen, gedeihen und fortschrittlicher werden. Von nichts kommt nichts – oder so.

    An dieser Space-Lokomotive könnte die NASA sich ein Beispiel nehmen

    So stehen wir also kurz darauf inmitten einer kargen Steppe an einer kaputten Bahnstation und müssen mithilfe von einigen wenigen Startressourcen eine frische Roboter-Westernstadt aus dem Boden stampfen. Kann ja nicht so schwierig sein, oder?

    Anno lässt grüßen

    Dem geneigten Aufbauveteranen dürfte relativ schnell die Ähnlichkeit zur beliebten Anno-Reihe auffallen. Über eine Leiste am unteren Bildschirmrand klappen wir diverse Sub-Menüs für Gebäude von unterschiedlichen Bürgerstufen auf. Oben gibt es eine Übersicht über Ressourcen und die Anzahl der jeweiligen Bürger. Zur rechten gibt es die altbekannte Minimap.

    Ganz ähnlich wie im großen Bruder baut man zunächst ganz simple Baracken für Bürger der untersten Stufe. Kann man die Bedürfnisse dieser Bewohner erfüllen, so erhält man die Option, das Gebäude hochzustufen, um die nächst höhere Bürgerklasse dort unterzubringen.

    Zu den Bedürfnissen gehören zum einen Verbrauchsgüter, wie zum Beispiel Kaktuswasser, Holzkohle oder Robo-Burger, zum anderen aber auch Dienstleistungen, die über Gebäude in der Nähe erbracht werden müssen. So hätte der Ingenieur gerne einen Saloon in der Nähe, während der Aristobot lieber einen Sheriff in Rufweite bevorzugt.

    Neben den Verbrauchsressourcen gibt es natürlich auch die Bau-Ressourcen, die wir, wie im Genre üblich, selbst benötigen. Abseits von Brettern, Werkzeugen, Blechen und dem lieben Geld, werden für höherstufige Gebäude später dann auch Plastik oder Elektronik-Teile gebraucht. All diese Güter werden über kleine Fertigungsketten selbst hergestellt und benötigen zum Betrieb natürlich Arbeiter und Rohstoffe.

    Vorbildlich ist das Bilanz-Fenster, welches in einer simplen, aber hilfreichen Übersicht anzeigt, welche Ressourcen in welchen Mengen verbraucht oder hergestellt werden. Da der Spieler hier sogar rechtzeitig eine Warnung erhält, wenn eine Ressource einen negativen Trend hat, ist es fast unmöglich einen Lieferengpass zu verschlafen. So kommen Produktionsketten nicht ungewollt zum Erliegen. Eine ähnlich hilfreiche Übersicht täte vielen Genrekollegen gut.

    Alles auf einen Blick

    Es geht unter die Erde

    Die meisten der bereits erwähnten Rohstoffe gibt es leider nicht auf der Oberfläche und müssen stattdessen aus Stollen unter der Erde gewonnen werden. Hier wiederum zeigt SteamWorld Build seine Anleihen an Dungeon Keeper.

    Nachdem wir ein kleines Camp für unsere Buddler errichtet haben, können wir Felder markieren, die es abzutragen gilt. Wer jedoch meint, einfach alles freischaufeln zu können, dem wird im wahrsten Sinne des Wortes bald die Decke auf den Kopf fallen. Denn zu große, offene Areale werden nach kurzer Zeit einstürzen. Somit ist die Verstärkung der Gänge und das Platzieren einiger Stützpfeiler mehr als nur reine Deko.

    Neben Schutt und Geröll findet sich im Erdreich hin und wieder auch einzelne Werkzeuge und Gold. Um unsere Stadt auf lange Sicht prosperieren zu lassen, benötigen wir jedoch einen steten Nachschub von Rohstoffen. So lassen sich auch unerschöpfliche Adern von Eisen, Schrott, Öl, oder Wasser finden. Müssen unsere Schürfer diese Anfangs noch von Hand sammeln, so lassen sich durch Fortschritt neue Technologien freischalten und die Abbaumechaniken immer weiter automatisieren, bis schließlich Fließbänder die begehrten Rohstoffe direkt zum Minenschacht transportieren.

    Die fortschreitende Entwicklung und das ständige Zurückkehren in vorige Areale, um diese weiter zu verbessern, macht dabei spielerisch Sinn und fühlt sich befriedigend an. Daumen hoch für sinnvolle Updates!

    Monster und andere Gemeinheiten

    Um die klassischen Dungeon Builder Erwartungen zu bedienen, dürfen natürlich Monster in SteamWorld Build nicht fehlen. Sobald wir in die etwas tieferen Ebenen kommen, werden Ressourcen zunehmend von selbigen bewacht. Ein gebauter Wachraum versorgt uns aber mit Robokämpfern, die selbstständig loslaufen und Bösewichte verdreschen.

    Im Gegensatz zu Dungeon Keeper gibt es allerdings keine richtigen KI-Gegner unter der Erde. Sind die Vorplatzierten Monster besiegt, gilt es in einer Art Tower Defense anstürmende Gegnerhorden in Schach zu halten, während man Teile der Fluchtrakete versucht zu bergen.

    Da man jedoch verschiedene Defensivtürme zur automatischen Verteidigung errichten kann, ist die Abwehr der Gegnerflut bei ausreichend guter Vorbereitung keine große Herausforderung. Und selbst wenn die Gegnerhorden die Verteidigungslinie durchbrechen konnten, spawnen die grad gefallenen Wachen kurz darauf erneut, um die verbliebenen Gegner zu attackieren. Somit wird eine schlechte Vorbereitung auf Angriffe schlimmstenfalls kurzfristig bestraft. Ein wenig schade, wie wir finden. Das Spiel scheint an der Stelle fast ein wenig zu Einsteigerfreundlich zu sein.

    Upgrades überall

    Steamworld Build schafft es dennoch, die Motivation während des Spielens über längere Strecken hochzuhalten. Jede Freischaltung von neuen Bürgerstufen oder Technologien bringt neue Spielmechaniken mit sich. Der Beschleuniger lässt unsere Schürfer in den Tiefen schneller laufen, Fließbänder können den Rohstoffabbau automatisieren und Teleporter bringen unsere Kämpfer schnell an Stellen, an denen Sie gebraucht werden.

    Auch über der Erde gibt es immer wieder Optimierungsbedarf. Das liegt zum einen daran, dass viele Gebäude nur eine bestimmte Reichweite haben und somit klug platziert oder umgesetzt werden wollen, zum anderen auch an Upgrades, die wir in viele Gebäude einsetzen dürfen.

    Besagte Upgrades können wir an der Bahnstation kaufen, oder auch als Schätze unter der Erde finden. Einige der Upgrades sorgen zum Beispiel dafür, dass wir mehr Steuereinnahmen von den umliegenden Gebäuden erhalten, oder dass gleich mehr Einwohner in den Häusern leben können. Andere Upgrades verbessern die Produktionskapazität der Betriebe, oder den möglichen Platz in unseren Lagergebäuden.

    Am Bahnhof gibts schicke neue Upgrades zu kaufen

    Um das Maximum aus der eigenen Stadt herauszuholen, lohnt es immer wieder zu prüfen, wo diese Upgrades eingesetzt werden sollten, oder wo bestimmte Gebäude platziert werden könnten.

    Fazit

    Steamworld Build ist ein überraschend gut kombinierter Mix aus Anno und Dungeon Keeper, erreicht dabei aber keinesfalls den Umfang der Vorreiter.

    Durch die geringere Komplexität sind Spiele im direkten Vergleich deutlich kurzweiliger und jedes der fünf Szenarios sollte sich in ca. 8 Stunden lösen lassen. Das muss aber keinesfalls negativ sein, denn das flottere Spielprinzip weiß durchaus zu gefallen.

    Einziger Wehrmutstropfen ist die zu kleine Auswahl an unterirdischen Maps. Im Rahmen des Tests wurden alle 5 Szenarien angespielt und die Karten unter der Erde waren zu häufig die gleichen, die schon im vorigen Szenario zum Einsatz kamen.

    Zum Schluss bleibt Steamworld Build aber ein sympathischer, kleiner City/Dungeon-Builder, mit vielen sinnvollen Funktionen, der sich auf das Nötigste konzentriert und dadurch zu keiner Zeit überfordert.

    Als besonderes Schmankerl bringt uns das Spiel gleich passend zur Jahreszeit ein Gratis Weihnachts-Theme mit, welches man in den Optionen aktivieren kann.

    Steamworld Build ist aktuell neben dem PC im Steamshop auch für die Playstation, XBox, sowie Nintendo Switch ab 30 Goldnuggets erhältlich.

    MS-DOS-Veteran und Pixel-Nostalgiker. Windows hat nur einzug gehalten, damit Diablo gespielt werden konnte. Aufbauspieler und selber Bastler. Katzen-von-der-Tastatur-schieber. Warnung vor Tieffliegenden Wortspielen ist hiermit ausgegeben!