Faeria – Test

    Virtuelle Kartenspiele erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Mit Faeria erschien kürzlich ein neuer Vertreter, der in den Kreis der Großen aufsteigen möchte. Ob das gelingen kann? Unsere Eindrücke von Faeria erfahrt ihr hier im Test!

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    Das etwas andere TCG

    Zum Anfang unseres Artikels möchten wir ein paar Sätze zum Hintergrund des Spiels loswerden. Faeria ist ein Zwei-Mann Projekt von Martin Pierlot und Jean-Michel Vilain, die beide begeisterte Magic-Spieler sind. Nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne startete das Kartenspiel 2016 im early access auf Steam und wurde bereits im Folgejahr 2017 vollständig veröffentlicht. Nun folgte mit dem Release auf Xbox und Switch also auch der Sprung auf die Konsolenwelt.

    Trading Card Games, kurz TCG, sind mittlerweile eine nicht mehr wegzudenkende Instanz auf dem Gaming-Markt. Vorne weg marschieren die beiden Allzeit-Klassiker Magic: The Gathering und Hearthstone. Mit Faeria erschien vor wenigen Tagen ein weiteres Sammelkartenspiel, das sich allerdings beim Gameplay vom bekannten Muster dann doch etwas absetzt.

    Die Gemeinsamkeiten sind allerdings nicht von der Hand zu weisen. Man stellt sein Deck zusammen, spielt Karten aus und versucht letztlich, dem Gegner seine 20 Lebenspunkte zu rauben. So weit, so bekannt. Ab hier beginnen dann aber auch schon die Besonderheiten in Fearie. Statt Karten einfach vor sich abzulegen, besitzt das Spiel ein kleines Spielfeld, das aus einzelnen Sechsecken besteht.

     

    Strategisch zum Ziel

    Spielt man nun eine Karte vor sich aus, wird dieses Feld aufgedeckt. So wird Schritt für Schritt das komplette Spielfeld dann auch immer mehr belegt. Nur dann, wenn man einen Weg zu den Karten des Gegners erschafft (oder eben dieser in unsere Richtung), können Kreaturen angreifen und so die kostbaren Lebenspunkte senken. Zusätzlich bieten die Hexagons unterschiedliche Terrains: Wald, Gebirge, Wüste und See. Für viele Karten aus dem Deck ist es die Voraussetzung, dass man ein bestimmtest Feld bereits aufgedeckt hat. Denn nur dann lässt sich eine Karte auf eben jenes ausspielen.

    Die wichtigste Ressource ist jedoch das namengebende Faeria, die ähnlich wie ein Manabrunnen funktioniert. Auf dem Spielfeld befinden sich vier dieser Brunnen. Besetzt man ein angrenzendes Feld daneben, erntet die Kreatur jede Runde einen Punkt Faeria, der dann in unseren Pool wandert. Das ist insofern wichtig, da wir als Spieler für jede neue Runde nur drei Punkte zur Verfügung haben. Im Verlauf des Spiels reichen aber diese bei Weitem nicht mehr aus und so ist man darauf angewiesen, Faeriapunkte zu sammeln und zu horten.

     

    Steile Lernkurve

    Drei Kartentypen gibt es im Spiel. Die wichtigsten sind die Kreaturen, mit denen man über das Spielfeld zieht und dabei gegnerische Monster und letztlich auch den feindlichen Avatar angreift. Spielt man sie aus, dürfen sie erst in der nächsten Runde zum Einsatz kommen. Zauberkarten hingegen erzielen immer sofort ihren Effekt. Der dritte Typ sind die Structures, als Gebäude, die auf ihrem Feld verharren und einen Bonus für uns oder einen Malus für den Gegner bringen.

    Der Einstieg ins Spiel fällt als Kenner ähnlicher TCGs entsprechend leicht aus, während Neueinsteiger mit etwas Eingewöhnungszeit rechnen sollten. Die Mechaniken hat man schnell erlernt und die Begrifflichkeiten sitzen ebenso fix. Momentan ist Faerie nur mit englischer Textausgabe verfügbar, die lokalisierten Sprachpakete sollen in Zukunft per Update nachgereicht werden.

    Bevor man sich im Multiplayer mit Spielern weltweit, und dank Cross-Plattform eben auch mit Spielern anderer Systeme, duelliert, sollte man das Tutorial spielen. Mit rund 15 Minuten Spielzeit ist dieses sehr kurz und dennoch übersichtlich gehalten. Als Belohnung winkt obendrein noch ein grünes Starterdeck. Die übrigens Farben Blau, Rot, Gelb und das neutrale Schwarz spielt man im Verlauf frei. Mit mehr Kartenvielfalt lassen sich dann auch immer spannendere Decks zusammenstellen. Alle 6 Stunden lassen sich obendrein noch nicht-legendäre Karten craften.

     

    Viel Abwechslung

    Faeria bietet unterschiedliche Spielmodi. Neben dem 1v1 Multiplayer ranked oder free gibt es einen Übungsmodus, den Koop-Modus Oversky und einen Puzzle Modus, bei dem man mit vordefinierten Karten eine Situation in nur einem Zug lösen muss. Im Modus Pandora lassen sich tolle neue Karten erspielen, je weiter man kommt, während die World Bosses selbst die besten Spieler ins Grübeln bringen dürften. Nur so viel: Der Schweregrad hier ist ziemlich extrem! Zu guter letzt warten tägliche Aufgaben auf den Spieler, die sich im Modus Dragon`s Lair wiederfinden. Nicht alle Modi stehen direkt zum Beginn hin zur Verfügung, einige schalten sich erst mit einem gewissen Spielerlevel frei.

    Die Steuerung geht übrigens sehr gut von der Hand. Egal, ob ihr mit den Buttons am Controller oder via Touchscreen agiert, ihr seid immer Herr des Geschehens. Für Nintendo Switch hat man sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Kauft ihr das Spiel innerhalb der ersten 30 Tage nach Release im eShop, so bekommt ihr die Premium Edition geschenkt, die etliche, sonst kostenpflichtige, DLCs mit sich bringt und immerhin einen Wert von knapp 45€ hat.

     

    Fazit

    Die spielerische Ähnlichkeit zu Magic: The Gathering ist mit den farblichen Decks und dem ähnlichen Spielmuster nicht von der Hand zu weisen. Man würde Faeria aber bei Weitem nicht gerecht werden, wenn man es auf diesen Vergleich hin reduziert, denn dafür sind die Unterschiede dann doch viel deutlicher. Schon allein das Spielfeld sorgt für erstaunlich viel taktische Tiefe, da man seine Züge gut planen und durchdenken muss. Obendrein macht das Mischen der verschiedenen Decks unheimlich viel Spaß und man findet gerade am Anfang schier zig neue Möglichkeiten heraus. Konsoleros genießen den Vorteil, dass Faeria über die Zeit hinweg immer besser Gebalanced wurde und man in ein nahezu perfektes TCG Erlebnis eintauchen darf. Einziger Wunsch unsererseits: Eine deutsche Textausgabe wäre für jüngere Spieler deutlich vorteilhafter.

     

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur