Avatar: Frontiers of Pandora – Test

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    Spiele mit einer Schwergewicht-Lizenz sind meist ein zweischneidiges Schwert. Ubisoft schickt mit Avatar: Frontiers of Pandora einen neuen Kandidaten ins Rennen um zu zeigen, wie man es richtig macht. Unser Test zeigt euch, warum Avatar: Frontiers of Pandora auf einem schmalen Grad wandert.

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    Von der Leinwand auf den Bildschirm

    Die beiden Avatar-Filme kennen vermutlich die aller meisten von uns. Eine rebellische Widerstandsgeschichte mit ethnischen Fragen, eingebettet in die wunderschöne und farbenfrohe Welt Pandora. Im Einklang mit der Natur ist es natürlich der Mensch, der mit Gier und Brutalität diese augenscheinlich perfekte Symbiose zwischen Flora und Fauna zerbricht.

    Das Spiel Avatar: Frontiers of Pandora geht in diesem Rahmen seinen eigenen Weg. Wir spielen also nicht einfach nur die Ereignisse des zweiten Films nach, sondern bekommen eine ganz eigene Story präsentiert. Die dafür passende Hauptfigur vom Stamm der Na’vi schustern wir dafür im anfänglichen Charaktereditor eigens zusammen, bevor es uns auch schon in die Geschichte stürzt.

    Und diese beginnt ziemlich düster, denn schon als Kind gerieten wir in die Fänge der Militärorganisation RDA. Jene menschliche Gruppierung unter der Leitung von John Mercer dient bekanntlich nur dem Zweck, dank hochgerüsteter Technologien die Urstämme zu unterwerfen und die Natur auszubeuten. In ihren Fängen werden wir als Sklave wenig zimperlich behandelt bekommen so gut wie nichts mit, was außerhalb der Gefängniszäune geschieht. Um nicht zu viel zu verraten: Einige Jahre später gelingt uns die Flucht aus dem Camp und wir sind ein Gestrandeter in der eigenen Heimatwelt. Ohne Kenntnisse um die Eigenarten unseres Volkes und die Umgebung, sinnen wir nach Vergeltung und wollen Mercer für all seine Taten bestrafen. Die klassische Widerstands-Anekdote eben.

    Wenn ihr einen oder gar beide Avatar-Filme gesehen habt, dann werdet ihr euch in der Spielwelt unmittelbar heimisch fühlen. Die Szenerien der Filme sind nahezu perfekt eingefangen! Durch die von den Filmen losgeknöpfte Story müsst ihr dennoch keine Scheu haben, wenn ihr kompletter Neuling auf Pandora seid. Ein umfassendes Tutorial und fortlaufende Erklärungen helfen euch stetig und nehmen euch an die Hand, falls ihr es möchtet.avatar

     

    Avatar: Frontiers of Pandora – Phantastisches Weltendesign

    Nach dem unmittelbaren Spielstart steht euch zunächst nur ein kleiner Teil der riesigen Spielwelt offen. Dichter Nebel auf der Map lässt erahnen, welch enorm große Biome sich nach und nach auftun werden. Natürlich dürft ihr später vollends frei erkunden, schließlich geizt die offene Welt nicht mit ihren abwechslungsreichen Reizen.

    Dafür muss man dem Entwicklerteam von Massive Entertainment ein großes Lob aussprechen. Bis zum Ende der rund 30-stündigen Kampagne hin werdet ihr immer wieder große und kleine Wow-Momente erleben. Jeder noch so kleine Winkel ist mit Leben befüllt, wodurch die Spielwelt selbst für ein solchen Science-Fiction-Szenario unfassbar glaubhaft wirkt. Im Sinne der Immersion spricht Avatar: Frontiers of Pandora hier fast eine ganz eigene Sprache und andere Spieleschmieden dürfen sich hier gerne eine Scheibe von abschneiden.

    Dabei geht das Design weit über die simple Funktion des Füllens von Szenerien hinaus. Eure Spielfigur besitzt die Fähigkeit der Instinktsicht, worauf wir an späterer Stelle noch eingehen. Über diese erfahrt ihr Informationen in Hülle und Fülle, könnt also quasi jedes Objekt scannen und darüber Hintergrundinformationen erhalten. Oft ergeben sich daraus dann wiederum Querverbindungen und Symbiosen und scheinbar jede Pflanze und jedes Lebewesen besitzt einen ganz eigenen Lebenszyklus. Stellt es euch wie ein geschlossenes Ökosystem vor, um eine Idee zu bekommen. Die verwendete Snowdrop Engine macht definitiv Lust auf mehr und schon jetzt steigt die Vorfreude auf das kommende Star Wars Outlaws, welches ebenfalls auf genau diese Engine baut.

    Mal trefft ihr auf hochhausgroße Pilze und Bäume, ein anderes Mal auf bodentiefe Flechtengewächse. Leuchtende Gewächse überall und ein farbfrohes Gemisch an wachsenden Ranken, so weit das Auge blickt. Dazu gesellen sich die ikonischen Felsen in windigen Höhen, die waghalsige Klettermanöver erahnen lassen und an der so mancher Mammutbaum kratzt. Mit zahlreichen Objekten könnt ihr obendrein interagieren. So dienen sie als Schutz vor Feinden, als Kletterhilfe oder auch als Nahrungsspender. Mit der Zeit lernt ihr die unterschiedlichsten Pflanzen samt deren Eigenarten lernen, also nutzt sie zu eurem Vorteil. Denn nicht immer lassen sich Obst und Gemüse einfach zu pflücken, also experimentiert etwas, um den bestmöglichen Ertrag zu bekommen.

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    Avatar: Frontiers of Pandora – Vom Bogen zum Raketenwerfer

    Mit Blick auf das Gameplay liegt der Vergleich zu Far Cry zu offensichtlich auf der Hand, als dass man ihn einfach ausräumen könnte. Aus der Ego-Perspektive aus bewegen wir uns in gewohntem Muster: Wir heben schleichend oder ballernd Stützpunkte aus und bekommen dafür Goodies und vor allem XP. Diese investieren wir in den Talentbaum, wodurch wir Stützpunkte noch effizienter ausheben können. Altbekannte Muster also, wobei der Vergleich natürlich auch etwas hinkt und zu kurz greift.

    Euer primäres Utensil für die Zerschlagung jedweder Feindaktivitäten sind Pfeil und Bogen. Später könnt ihr neue Pfeile craften, beispielsweise welche mit Explosionsspitzen. Hier kommt auch wieder der Instinktblick mit ins Spiel, durch den ihr Schwachstellen all eurer Gegner ausmachen könnt. Diese werden markiert und wenn ihr dann besagten Punkt trefft, gerät selbst die stärkste Kampfmaschine ins Wanken. Im weiteren Verlauf bedient ihr euch auch gerne aller Waffen der RDA, angefangen bei MGs bis hin zu schweren Panzerfäusten. Alles eine Frage des persönlichen Vorzugs, nur eignen sich natürlich nicht alle Typen auch für ein lautlosen Vorgehen, logisch.

    Die feindlichen Basen sind je nach Missionstyp mal weitläufiger, mal nur aus wenigen Behausungen bestehend. Zunächst empfiehlt es sich immer, diesen auszukundschaften, damit keine unliebsamen Überraschungen drohen. Entscheidet ihr euch zum Sturm, sind punktgenaue Stealthkills aus der Distanz ein gern gesehenes Mittel, bis ihr auffliegt. Während euch die Menschen ans blaue Leder wollen, müsst ihr Zielobjekte sprengen, Schalterkreise schließen oder mehrstufige Zwischenziele erledigen. Das alles stets unter feindlichem Feuer, besonders Mechs sind unangenehme Gegner. Für oberflächliche Abwechslung wird also gesorgt, die Hackings und generell die Vorgehensweisen ähneln sich allerdings schon stark zwischen den einzelnen Outposts. Hebel aktivieren, Ventile zudrehen, Kabel sabotieren, Umgebungen scannen, ihr kennt das.

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    Avatar: Frontiers of Pandora – Rudimentäre Abwechslung

    Ein großes Problem von Avatar: Frontiers of Pandora sind die zahlreichen Durststrecken. Verantwortlich dafür sind die beiden Faktoren der großen Spielwelt und der wenigen Ereignisse.

    Die enorme Größe der Welt ist vordergründig nur ein Vorteil, bietet sie doch potentiell riesige Spielflächen zur Erkundung. Das tut sie auch, nur muss man mitunter minutenlange Wege in Kauf nehmen, wo rein gar nichts passiert. Rein auf die Optik reduziert tut das dem Spiel kein Abbruch, wohl aber dem Unterhaltungswert. Erst ab ca. der Mitte der Spielzeit bekommt ihr euer Flugtier, mit dem lange Reisen deutlich weniger Zeit in Anspruch nehmen. Bis dahin allerdings müsst ihr euch per pedes bewegen und das ist… sagen wir mal, nicht gerade die Paradedisziplin von Avatar: Frontiers of Pandora.

    Zur Hilfe könnt ihr den geführten Modus aktivieren, der euch Hinweise zeigt, wo ihr das nächste Ziel findet. Hier und da kommt man aber selbst damit vom Weg ab, weil die Flora so dicht ist (was gut ist!) und man sich buchstäblich durch das Dickicht schlagen muss, um bessere Sicht zu bekommen. Auch hier hilft der Instinktblick und zeigt euch die grobe Richtung an, im Zielgebiet angekommen müsst ihr euch dann allerdings selbstständig auf die finalen Schritte konzentrieren. So mutieren einzelne Quests zur verwirrenden Suchaufgabe, was total schade ist, da so der generelle Pluspunkt des phantastischen Weltendesigns eine negative Konnotation erhält.

    Hier und da schlägt das Crafting-Management nicht die leichten Töne an, die man sich für ein Actionspiel wünscht. Einen nicht unerheblichen Zeitaufwand betreibt mit mit dem Kochen von Gerichten, die für unterschiedlichste Boni sorgen. Dabei seid ihr abhängig von der Qualität der Früchte, die ihr vorab sammeln müsst, was wiederum von eurem Geschick abhängig ist. So tummeln sich früher oder später zahlreiche Rohzutaten im Inventar, was in unübersichtlicher Verwaltungsarbeit mündet und wenig Spaß macht.

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    Grafikstar

    Avatar: Frontiers of Pandora macht auf der PS5 einen mehr als hübschen Eindruck. Die bereits erwähnte Snowdrop Engine macht ihren Job überaus gut und man merkt dem Spiel an, dass es nur noch für aktuelle Systeme entwickelt wurde. Kompromisse sind also keine mehr nötig und genau das erkennt man in so ziemlich jedem Winkel des Spiels.

    Wunderschöne Texturen prägen die Sicht und farbenfroh ist Pandora ohnehin. Die Fülle an Details scheint nahezu ungebremst und nur ganz selten gelangt man an Punkte, die etwas detailarm designed wurden. Ganz nach Gusto könnt ihr zwischen den beiden Modi Qualität und Bildrate wählen, wobei ersterer die volle Pracht darstellt, während es bei zweiterem 60 Frames bei etwas abgespeckter Grafikqualität gibt. Grafikfehler oder sonstige Bugs traten bei uns auf der Playstation 5 nicht auf, die Konsole stürzte auch nicht ab – prima!

    Zwar fehlt dem Spiel der Couch-Koop, dafür dürft ihr aber immerhin online zu Zweit ran. Unterstützt wird vollständiges Crossplay zwischen PC, Playstation und Xbox und sämtlicher Spielfortschritt wird auf euer Profil übertragen. Der Koop steht euch allerdings nicht direkt offen, ihr müsst die Hauptmissionen so lange spielen, bis ihr beim Clan der Aranahe landet. Ab dann findet ihr den Menüpunkt, der euch fortan das Abenteuer zu zweit bestreiten lässt.

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    Fazit

    Hinter dem Dickicht der zauberhaften Präsentation versteckt sich leider nur ein genre-typisches Gameplay. Avatar: Frontiers of Pandora wagt wenig Neues und das ist insofern schade, als dass hier echtes Potential verschenkt wurde.

    Natürlich funktioniert die Far Cry Formel auch in diesem Universum gut und makellos, nur bedient sich Avatar etwas zu sehr an gängigen Mustern. Gerade das vollständig neue Setting hätte die Chance geboten, etwas anderes und kreatives zu schaffen. Besagte Kreativität lässt das Entwicklerteam am Design der Spielwelt nämlich an jeder Ecke herausblitzen. Die so kreierte, bemerkenswert detailreiche Spielwelt leidet damit sehr unter den Ketten des Gameplays, die man ihr angelegt hat. Dennoch bleibt am Ende ein durchweg spannendes und unterhaltsames Spiel.

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur