Wargame: European Escalation – Test / Review

Stein-Schere-Papier

Zu Beginn jeder Mission sollte man wohl überlegt seine Einheiten aus dem Start-Pool auswählen, um sie dann noch wohlüberlegter über die Karte ziehen zu lassen. Auf einer Map mit vielen Häusern und Dörfern ist die Infantrie das bevorzugte Mittel der Wahl, denn mit Panzern kommen wir nur sehr zögerlich durch die vielen Straßenzüge. Auf der anderen Seite sollten wir Fußsoldaten nicht zu lange Wegstrecken über weite Feldflächen schicken, denn die feindliche Artillerie hätte viel zu leichtes Spiel mit ihnen.

Überhaupt sollte man die Umgebung gut studieren und den bestmöglichen Weg wählen. Ein vermeintlich kurzer Weg für unsere Panzer muss nicht unbedingt der beste sein, stattdessen sollte man Straßen einem Sumpffeld vorziehen.

Neben den örtlichen Gegebenheiten müssen wir auch Treibstoff und Munition unserer Truppen stets im Auge behalten. Die Versorgungseinheiten ziehen von unseren Stützpunkten ins Feld, sind aber leichtes Futter für feindliche Einheiten – Obacht ist also geboten, denn sind diese Ressourcen futsch, dann gibt es keine neuen. Die knappen Ressourcen setzen wir für frische Verstärkung ein, die ebenfalls an den Stützpunkten zum ersten Einsatz kommt.

Dieses knappe, aber niemals unfaire Ressourcensystem bringt zwei Dinge mit sich: Man muss strategisch gut überlegen, welche Einheiten unabdingbar für einen Sieg sind und eine Mission wird nicht unnötig in die Länge gezogen. Igeltaktik bringt zwar auch nichts, denn die KI agiert meist abwartend und überlässt uns den ersten offensiven Zug, aber wer meint, er könne mit einem Frontalangriff einen schnellen Sieg erlangen, der wird schnell eines Besseren belehrt. Aufklärung sollte die erste Priorität haben, dahinter sollten unsere Kampftruppen langsam in Stellung gehen, während wir über die Flanke mit einem kleinen, aber schlagkräftigen Trupp einen Überraschungsangriff versuchen können. So oder so ähnlich sollte man in Wargame vorgehen, denn alles andere führt unweigerlich zur Niederlage – nicht nur im Singleplayer Modus!

Letztlich funktionieren alle Einheiten nach dem Stein-Schere-Papier Prinzip, was man nur allzu gerne in Strategiespielen wiederfindet. Soldaten mit Raketenwerfern sind prädestiniert für die Jagd auf Panzer, wohingegen unsere Flakk jeden Hubschrauber im Handumdrehen vom Himmel holt.

Für erfolgreiche Kämpfe gewinnen unsere Einheiten Erfahrungspunkte und bekommen dadurch Boni. Im Ansatz eine schöne Sache, die eigenen Truppen zu pushen, aber in der Praxis darf man diesen Fakt absolut vernachlässigen, denn sollte der Trupp bis zur nächsten Mission überleben: In der übernächsten segnet er ziemlich sicher das Zeitliche.

Multiplayer

Wargame: European Escalation erfreut sich derzeit großer Beliebtheit, denn beim Starten des Multiplayers tummeln sich richtig viele Hobby-Strategen in der Lobby. Auf unterschiedlich großen Karten dürfen wir mit insgesamt 8 Spielern unsere virtuellen Gefechte austragen. Vorab wählt man seine Einheiten und stellt sich ein persönliches Deck zusammen. Das ist sehr cool, denn so wird der Gegner relativ unberechenbar, weil man nur eine begrenzte Anzahl an Einheiten mit in die Schlacht führt, aber durch den großen Pool einfach irre viele Möglichkeiten hat. Das Spielprinzip bleibt aber das gleiche: Gebiete sichern und halten, die kostbaren Ressourcen in sinnvolle Verstärkung investieren und die eigenen Einheiten vorsichtig und mit Bedacht über die Karte zu dirigieren. Ein Ranglistensystem spiegelt die Leistung sämtlicher Generäle wieder.

Grafische Einfalt

Eugen Systems spendiert uns einen stufenlosen Zoom vom totalen Überblick bis hin zum Rotorblatt des Hubschraubers – das ist schick und klappt absolut ruckelfrei. Außerdem kann so der Spieler seine bevorzugte Perspektive wählen und bestmöglich navigieren. In weiten Zoomstufen wirkt die Grafik recht eintönig, fast schon monoton. Hier verliert nicht nur das Terrain an Detailtiefe, sondern auch die Einheiten wandern wie ein starrer Haufen über den Bildschirm. Anders sieht es in der näheren Detailansicht aus, aber hier bleibt dann halt der nötige Überblick auf der Strecke. Letztlich sind wir während einer Mission ständig die Zoomstufe am wechseln und das erweist sich auch als die einzig praktische Methode.

Die Menüs im Spiel werden eingangs sporadisch in einer Art kleinem Tutorial erklärt, sind aber in den ersten Missionen etwas gewöhnungsbedürftig. Im weiteren Verlauf gehen aber alle Aktionen flott von der Hand und die Bedienfläche wirkt logisch.

Auf die Ohren bekommen wir je nach Einheit landessprachliche Kommandos, die auch über die Länge des Spiels Spaß machen. Leider wirken die Sounds der Fahrzeuge etwas dünn, es kommt weder bei den Motoren noch bei Feuergefechten richtig Stimmung auf. Auch in der nahen Zoomstufe vermissen wir leider die kampfechte Atmosphäre aus den Boxen. Die Hintergrundmusik ist einfältig und hat nach einigen Missionen Nerv-Potential.

Fazit und Wertung folgen auf der nächsten Seite!