Gone Home – Spieletest/Review

    Ein Spiel, welches eine liebevolle Hommage an die seligen 1990er Jahre ist, wurde vergangenes Jahr (2013) in Form von Gone Home als Download-Version veröffentlich.
    2014 folgte durch Headup Games die Ladenversion in Form einer Collector’s Edition des Titels. Diese wollen wir uns in diesem Review mal näher ansehen.

    Inhalt

    Wenn man das Spiel in Händen hält, fühlt man sich als alter Retro-Experte sofort an diverse US-Super Nintendo-Titel erinnert, da das Cover und die gesamte Verpackung diesen nachempfunden ist.
    Wenn man die Verpackung öffnet, findet man eine ganz normale DVD-Hülle, in der sich folgendes befindet:

    • Die Spiel-DVD
    • Ein Poster
    • Einen Klebesticker in Form einer Audiokassette
    • Ein „Designer’s Notebook“ mit Produktionsnotizen
    • der obligatorischen Anleitung, wie man das Spiel installiert, plus einem zusätzlichem Steam-Key

    Löblich ist, dass das Spiel als DRM-freie Version daherkommt. Ein Verhalten, von dem sich manch Publisher eine gewaltige Scheibe abschneiden könnte.

    Installation

    Die Installation des Spieles benötigt ca. 1,5 GB und ist in kürzester Zeit erledigt. Die Hardware-Anforderungen sind verschwindend gering und das Spiel sollte auf jedem halbwegs modernen Rechner problemlos laufen.

    Story

    Am 7. Juli 1995 kehrt Kaitlin Greenbriar nach einem Auslandsjahr in Europa während eines stürmischen Gewitters nach Hause zurück und findet eine Notiz ihrer Schwester Samantha (Sam), dass sie nicht nach Antworten suchen solle. Als Spieler in Form von Kaitlin (kurz Katie genannt) bewegen wir uns nun im Wohnsitz unserer Familie umher, um Antworten auf unsere Fragen zu finden und festzustellen, was passiert ist.

    Familie Greenbriar
    Familie Greenbriar

    Im Verlauf des Spieles offenbart sich die ganze Geschichte um ihre Schwester Sam und auch um ihre Eltern.
    Die Geschichte selbst ist, wenn man sich mal darauf einlässt, recht fesselnd. Als Spieler will man natürlich wissen, warum und weshalb Sam verschwunden ist.
    Auch die Umstände um ihre Eltern entfalten sich zu einem gewissen Grad: ihr Vater ist ein recht erfolgloser Buchautor, der unter anderem hauptsächlich die Verschwörung um JFKs Ermordung im Jahre 1963 behandelt.
    Ohne zu viele Spoiler setzen zu wollen: Die Story entfaltet sich im Verlauf des Spieles zu einer typischen Coming of Age-Geschichte.
    Wer also mit den vielen Filmen- die einen in den 1980ern und 1990ern immer wieder die Geschichte des Erwachsenwerdens vorgekaut haben – seinen Spaß gefunden hat, der wird auch bei Gone Home definitiv nicht enttäuscht werden.

    Einige der Bands gibt es heute noch
    Ein paar der Bands gibt es heute noch 😉

    (Retro) Gameplay

    Das Gameplay von Gone Home ist nicht sonderlich fordernd. Wie in klassischen Point-and-Click Adventures der alten Schule bewegt man sich umher und öffnet Schränke, liest Briefe, hört Musik und Audio-Logs, oder man genießt einfach die Umgebung. Da man im Spiel aber keinen anderen Charakteren begegnet, könnte man meinen, dass die ganze Angelegenheit schnell einsam und eintönig wird.

    Die Karte. Ein sehr nützliches Feature in einem großen Haus :)
    Die Karte. Ein sehr nützliches Feature in einem großen Haus 🙂

    Dem ist allerdings nicht so. Wie weiter oben im Artikel bereits erwähnt, ist alleine das Design der Spieleverpackung den 90ern angelehnt. Die Geschichte spielt im Jahre 1995, was liegt also näher, als viele kleine Verweise an das letzte Jahr zu setzen, in dem der überwiegende Teil der menschlichen Kommunikation noch hauptsächlich analog erfolgte, und 3D-Spiele im Konsolenbereich noch ferne Zukunftsmusik waren…nicht zu vergessen von der Musik?

    Videokassetten...die DVDs der 90er-Jahre ;)
    Videokassetten…die DVDs der 90er-Jahre 😉

    Im Spiel selbst sind lauter kleine Verweise versteckt, die einem Retro-Fan auf jeden Fall ein Lächeln, wenn nicht gar ein staunendes „Ohhhh“ entlocken. Mehrere Erwähnungen von Street Fighter II sind da fast nur ein kleineres „Oh“ wert.

    Yatta!
    Yatta!

    Grafik

    Prinzipiell ist die Grafik nicht schlecht. Enthusiasten werden wohl enttäuscht sein, aber das Spiel selbst hat auch nicht den Anspruch grafische Höchstleistungen zu vollbringen. Weswegen das Spiel auch auf schwächerer Hardware durchaus zufriedenstellend und vor allem flüssig läuft.
    Da wir uns im Endeffekt nur im Haus bewegen, ist eine sonderliche XXL-Grafikpracht auch nicht notwendig.

    Der perfekte Retro-Fernseher...und State-of-the-Art im Jahre 1995
    Der perfekte Retro-Fernseher…und State-of-the-Art im Jahre 1995

    Ein kleines Manko des Spieles sind fehlende deutsche Bildschirmtexte. Das Englisch des Spieles ist leicht verständlich und sollte sich – auch für weniger Englisch-Geübte – gut verstehen lassen. Eine deutsche Lokalisierung der Untertitel seitens des Herstellers wäre allerdings wünschenswert gewesen.
    Aber: The Fullbright Company hat diverse Fan-Translations unter folgendem Link im Angebot, nebst Anleitung, wie sich diese einbauen lassen:
    Gone Home – Fan-Translations
    Wenn man mit den angebotenen Übersetzungen überhaupt nicht zufrieden ist, kann man diese auch selbst anpassen. Was einem allerdings den Spielspaß nehmen kann, da sämtliche Texte im Klartext in .txt-Dateien gesichert sind und auch dort übersetzt werden.

     

    Fazit

    Mit Gone Home bekommt der geneigte Spieler, der sich auch für Retro interessiert, ein Spiel, dessen Spielidee sich erstmal langweilig anhört.
    Nur in einem Haus umherzulaufen und quasi ein Puzzle zusammenzusetzen scheint nicht jedem zu behagen.
    Wenn man sich aber auf das Spiel einlässt, bekommt man eine Geschichte präsentiert, die einen wirklich fesseln kann. Auch das unerwartete Ende und die Auflösung der Geschichte tragen ihren Teil dazu bei, dass Gone Home ein Spiel ist, welchem man auf jeden Fall eine Chance geben sollte.