Cult of the Lamb Review / Test

    Cult of the Lamb

    Die Indie World vom 11.05.2022 brachte mich auf diesen ungewöhnlichen Titel. Der Trailer präsentierte das leicht abgedrehte Spielkonzept und machte irgendwie Lust auf mehr. Nun hat es ein paar Monate gedauert, aber Cult of the Lamb ist erschienen. Wir hatten die Gelegenheit uns als Religionsstifter auszuprobieren und wollen der Gemeinde unsere tiefen Eindrücke nicht vorenthalten.

    Am Anfang war …. das Lamm

    Das Letzte seiner Art. Alle anderen bereits den Göttern geopfert. Dann ist es auch schon geschehen. Doch das Ende ist erst der Anfang. Hui! An Theatralik fehlt es den ersten Szenen definitiv nicht. Stirbt der Hauptprotagonist eines Spiels, wars das für gewöhnlich. Aber Cult of the Lamb ist alles andere als gewöhnlich und daher ist das eben der Anfang.

    Einem Gott oder Dämon geopfert lernen wir „den, der da wartet“ kennen. Ein in Ketten gelegter Gefangener, der, Unterwerfung vorausgesetzt, einem wieder zurück ins Leben helfen kann. Beinahe logisch, dass da ein Haken an der Sache ist. Und der Haken besteht in der Errichtung eines Kultes, dessen letztendlicher Zweck die Befreiung des gefangenen Wohltäters ist.

    Und siehe …. das Land

    Was braucht man, um eine Sekte zu gründen? Zunächst einmal ein schnuckeliges Grundstück. Das gibt es zum frisch wiedererweckten Leben direkt dazu. Hier gilt es, neben einem Tempel, auch noch eine stetig wachsende Anhängerschar unterzubringen. Doch die Anhänger wollen auch versorgt sein. Daher darf fortan für die verwöhnten Jünger gekocht, geputzt und auch noch gepredigt werden.

    Prinzipiell begegnet uns ein Großteil des Kultes als Aufbaustrategie-Spiel. So müssen die Sektenmitglieder versorgt werden, helfen aber nach den entsprechenden Weisungen bei der Beschaffung von Ressourcen. Die Primär-Ressource ist der Glauben der Anhänger. Dieser verhilft zu neuen, göttlichen Inspirationen, also  quasi der Weiterentwicklung und Modernisierung.

    Während also alle irgendwie gemeinsam an der Erschaffung der eigenen kleinen Kommune basteln oder auch ihre Unzufriedenheit öffentlich kundtun und den Glauben absenken, muss auch noch das große Ziel verfolgt werden.

    Das Sprengen der Ketten

    So, die Harvest Moon-Freunde hätten jetzt schon mal Beschäftigung. Kommen wir nun zu den wichtigen Dingen. In guter alter Roguelite-Manier müssen die Kerkermeister unseres Anbetungs-Objekts erledigt werden. Vier Oberbosse, die sich tief in den Welten ihrer ganz eigenen Level verbergen und nur widerwillig ihre Pläne offenbaren.

    Bei der Durchquerung der einzelnen Abschnitte gewinnen wir neue Rekruten für den Kult, sammeln notwendige Ressourcen und können den falschen Göttern auch noch wichtige Punkte ihres Glaubens abluchsen. Dabei ist die Reise bis zum Oberboss auf mehrere Durchläufe angelegt, bis letztlich der Endkampf ansteht. Mit jedem besiegten Boss wird eine Kette unseres gefangenen Dämons gesprengt. Dafür gewährt er dem Lamm besondere Privilegien und macht den Tod obsolet.

    Die Gebote

    Zurück bei der Gemeinde muss dann auch für Ordnung gesorgt werden. Und das auch ganz wörtlich! Die Gemeindemitglieder hinterlassen ihren Unrat einfach überall. Erst nach einer gewissen Zeit verfügen wir über genügend göttlicher Inspiration und die Ressourcen, um die dringend benötigten sanitären Anlagen zu erschaffen. Bis dahin heißt es Kacke schaufeln und anschließend inspirierende Predigten im Tempel abhalten.

    Doch das Leben wird leichter. So müsst Ihr Euch für die Richtung Eurer Doktrin entscheiden. Fleißige Arbeiter bringen mehr Ressourcen, sind aber schneller unzufrieden. Gläubige, die Fasten, benötigen weniger Lebensmittel. Kanibalismus? Blutopfer? Why not? Ihr habt die Entscheidungsfreiheit. Etabliert einen Feiertag oder veranstaltet ein rituelles Festbankett, opfert einen Anhänger oder holt in einer Zeremonie ein verstorbenes Sektenmitglied vom Tode zurück. Wichtig ist, dass der Glaube Eurer Jünger nicht nachlässt und Ihr dadurch immer mächtiger werdet.

    Viel zu tun

    Ganz nebenbei müsst Ihr den Anhängern auch kleine Wünsche erfüllen, ihnen Geschenke machen oder sie einfach motivieren. Hilft das alles nichts, müsst Ihr Gefängnisse bauen und die vom Glauben abgefallenen umerziehen. Während die Jünger sich abends in ihre Betten kuscheln, könnt Ihr dann entweder auf einen neuen Kreuzzug gehen oder zu anderen Orten reisen und dort Geschäften nachgehen. Der Handel mit selbst angebauten oder auch auf Kreuzzügen gefundenen Pilzen oder auch der Angelausflug an den Hafen bringen ein bisschen Abwechslung, aber auch neue Elemente ins Spiel.

    Einerseits wird mit Fortschreiten des Spiels auch vieles einfacher, andererseits werden aber auch die notwendigen Verbesserungen von komplexeren Abläufen beherrscht. Die Aufbau-Komponente wird mit fortschreitendem Spielverlauf wieder stärker. Insgesamt verhält sich der Wechsel zwischen Dungeon und Aufbausimulation aber relativ ausgewogen.

    Das Wort

    Springen wir noch einmal zurück zum Anfang. Selten findet man ein wirklich cleveres Tutorial und verbringt die ersten Spielstunden mit Lesen. Doch Cult of the Lamb hat die Spielanleitung hervorragend integriert und nimmt den Spieler gekonnt an der Hand. Der Schwierigkeitsgrad steigert sich nur allmählich und auch der Tod ist im Spiel niemals endgültig.

    Mission

    Bei allen Aufgaben darf das Ziel aber nicht aus den Augen verloren werden. Die Dungeons sind abwechslungsreich gestaltet, aber dank der eingeblendeten Karte bleiben die Räume immer übersichtlich. Hier begegnen uns neben einer Vielzahl von verschiedenen feindlichen Kreaturen auch immer wieder hilfreiche Unterstützer. Ganz in Roguelite-Manier werden die Dungeons zufällig generiert, genau wie die Nahkampfwaffen und die Flüche. Hierbei handelt es sich um Spezialfähigkeiten, die sich als äußerst nützlich erweisen können. Eine kleine Unterstützung in Form schmückenden Beiwerks finden wir in den Tarotkarten, die in manchen Räumen verteilt werden.

    Die Dungeons sollen auch durchaus mehrfach betreten werden. Einerseits ändert sich die Zusammenstellung der Räume, andererseits habt Ihr dadurch auch die Wahl des Weges. So bringt Euch der nächste Abschnitt in Räume mit Kämpfen, zu einem neuen Sektenmitglied oder an einen Ort mit neuen Ressourcen.

    Das Auge und das Ohr

    Die Gestaltung ist durchweg schräg und ungewöhnlich. Der gesamte Stil in 2,5D und die vielen Grafikdetails unterstreichen die liebevolle Handarbeit der Entwickler. Die Figuren sind allesamt kreativ und detailliert. Monster mit blutunterlaufenden Augen, blubbernden Sabberblasen oder stacheligen Körpern. Die wechselnde Umgebung wiederholt sich zwar, jedoch stört das kaum. Dieser besondere „okkulte“ Touch und die vielen verschiedenen Monster machen auch beim wiederholten Durchlauf eines Dungeons Laune.

    Musikalisch bewegt sich der Soundtrack zwischen sakralem Choral und düsterem Fegefeuer-Sound. Stimmig und dem Spielgeschehen angepasst und thematisch komplett überzeugend. Noch passender geht es eigentlich gar nicht.

    Spieldauer und Probleme

    Für einen Spieletest legen wir uns schon immer gewaltig ins Zeug. Daher kam das Ende nach knapp 15 Spielstunden. Allerdings dürft Ihr Euch bei dem Kultaufbau etwas mehr Zeit gönnen. Dennoch wird sich nur schwerlich eine Spielzeit von mehr als 20 Stunden herausholen lassen.

    Insgesamt blieb das Spiel zwei Mal mitten im Dungeon „hängen“. Durch das dann notwendige Beenden und den Neustart ging zwar der Fortschritt im Dungeon flöten, aber dank der automatischen Speicherung warf uns das nicht weit zurück. In einem der letzten Level gab es ein merkwürdiges Geruckel, welches sich aber nach dem Abspeichern, Beenden und einem Neustart wieder erledigt hatte.

    Cult of the Lamb

    Amen

    Cult of the Lamb schafft den Balanceakt zwischen Aufbausimulation und Roguelite mit Bravour. Mit viel Witz aber auch einer gewissen Tiefgründigkeit präsentieren uns die Macher ihre wundervoll-schrägen und abgedrehte Ideen. Mein Gebet geht an die Entwickler: „Bitte bringt uns noch ein paar DLCs“! Und Ihr bislang Unentschlossenen bekommt das Mantra mit auf den Weg: Kaufen, kaufen, kaufen!

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    Cult of the Lamb ist seit dem 11. August 2022 für PlayStation4, PlayStation5, Nintendo Switch, Xbox One, Xbox Series X/S und PC erhältlich. Getestet wurde das Spiel auf der Nintendo Switch.

    Die offizielle Homepage gewährt Euch weitere Einblicke.

    Wir bedanken uns bei Devolver Digital für die kostenlose Bereitstellung eines Testmusters.

    Ich bin Nintendo-Fan der ersten Stunde und darf mich hier bei den Spieletests und in der News-Sektion austoben. Ich spiele mich gerne durch meine Retrogames-Sammlung, erfreue mich aber auch an den neuesten Spielen für meine Nintendo Switch.