Disney Fantasia: Music Evolved – Test / Review

    Fällt der Name der Spielschmiede Harmonix, hat man sofort eine Videospielserie vor dem geistigen Auge: Guitar Hero. Mit mehr als einer Träne mussten wir vor einigen Monaten zusehen, wie diese großartige Werk zu Grabe betragen worde, sorgte das spaßige Musikspiel doch für beste Laune in geselliger Runde mit Freunden daheim. Glücklicherweise besteht Harmonix aber weiter und ebenso glücklich ist auch, dass die Entwickler ihren Fuß im Musikgenre lassen. Harmonix und Musik, diese Kombo passt nach wie vor fast in Perfektion zueinander, wie das neuste Werk Disney Fantasia: Music Evolved zeigt.

    YouTube

    Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
    Mehr erfahren

    Video laden

    Der Trailer gibt einen kleinen Einblick, wie sich die Musik im Spiel manipulieren lässt 

     

    Als Microsoft vor einigen Wochen die ersten Konsolen der Xbox One ohne Kinect auslieferte, fühlten sich viele Kritiker der Bewegungssteuerung bestätigt. Zu wenige Spiele, zu wenig Mehrwert, zu teuer. Alles in allem also zu sinnfrei. Dass dem nicht so ist, zeigte kürzlich Harmonix mit Disney Fantasia: Music Evolved, ein Musikspiel, dass voll und ganz auf Kinect setzt. Guitar Hero also für Luftgitarren?

    Dabei ist Disney Fantasia: Music Evolved, wie der Name bereits erahnen lässt, nicht einfach nur eine Aneinanderreihung von Liedern, sondern viel mehr ein Musikspiel in die Geschichte der beiden Klassikerfilme Fantasia und Fantasia 2000 gepackt. In beiden Disneyfilmen schwingt Mickey Maus den Dirigierstab und versucht sich im Zaubergewand als künstlerischer Takthalter. Und genau dem eifern wir jetzt als Spieler nach.

    Das Grundspielprinzip orientiert sich dabei durchaus an Guitar Hero. Von allen Ecken und Kanten des Bildschirm kommen uns Symbole entgegengeflogen, die wir möglichst punktgenau, also dem Rhythmus des Liedes entsprechend, treffen sollen. Die Hand dient dabei als virtueller Taktstock und letztlich darf auch der ganze Körper eingesetzt werden. Je besser wir die Vorgaben treffen und umsetzen, desto mehr Punkte sammeln sich auf unserem Konto. Gute Leistung wird mit entsprechenden Multiplikatoren belohnt. Verlieren kann man nicht, jedes Lied läuft bis zum Ende weiter. Disney Fantasia: Music Evolved ist also weniger Hektik, sondern ein Treibenlassen zu den sanften Klängen der Melodien.

    fantasia-music-evolved-003
    Minimalismus auf dem Bildschirm sorgt für ein entspannendes Spiel

     

    Die verwendeten Symbole sind eindeutig und leicht umgesetzt, überladen ist das Spiel ohnehin zu keinem Zeitpunkt. Wellenlinien und Pfeile etwa sollen mit der Hand nachgezeichnet werden, wogegen Kreise ein leichtes Tippen bzw. Klopfen fordern. Spätestens nach den ersten Songs sitzen die wenigen Symbole und die innere Konzentration sackt auf ein gemäßigtes Niveau.

    Neben den erwähnten Multiplikatoren wird eine gute Leistung noch anderweitig belohnt. Und genau an diesem Punkt eröffnet Disney Fantasia: Music Evolved seine Großartigkeit. Schafft man eine vordefinierte Punktzahl, dann stehen Variationen und Remixes auf dem Programm. Besser noch: Man darf das Original mit dem neumodischen Remix (auch umgekehrt) nahtlos verknüpfen. Jeder klassische Musiklehrer würde sich an diesem Punkt wohl die Haare raufen, wenn sich plötzlich die 9. Sinfonie in ein Konstrukt aus Jazz, Samba oder 90er Jahren Bit-Sounds weitergeführt wird. Das Experimentieren mit diesem Feature macht unglaublich viel Freude, weshalb man dem Spiel auch verzeiht, dass die freien Remixe erst nach einem wiederholten Durchspielen zur Auswahl stehen. Die Trackliste mit ihren 33 Songs lässt dabei keinerlei Wünsche offen, mixt Moderne mit Klassik und hat dadurch irrwitzige Neuauflagen parat. Wie wäre es mit Lady Gaga untermalt von Streichern? Oder Bohemian Rhapsody von Queen in derbstem Heavy Metal? Vielleicht doch lieber ein bisschen Mozart im Karibikstyle? Wie auch immer, denkt euch eine Kombination aus und Disney Fantasia: Music Evolved bietet sie euch.

    Bei der Musikauswahl ist Harmonix allerdings der Fauxpas unterlaufen, sich nicht konsequent am ruhigen Spielprinzip zu orientieren. Viele der Stücke, ob Klassik oder classic Rock, passen sehr gut ins Geschehen, nicht aber die supermodernen Dancehits. Sicherlich kann das Spaß machen und dient letztlich auch, um ein breites Publikum anzusprechen. Aber es geht eben auch etwas vom gediegenen Ambiente verloren, das dieser Titel ansonsten wirklich schön versprüht.

    fantasia-music-evolved-002
    Nach wenigen Songs gehen die Bewegungen wie von Zauberhand fast schon von alleine

     

     

    Fazit

    Die Umsetzung eines Filmklassikers in ein tragendes, sanftes und absolut unaufgeregtes (im positiven Sinne gemeint!) Spiel ist Harmonix mit Bravur gelungen. Disney Fantasia: Music Evolved ist ein audiovisuelles Märchen, das den Spieler völlig ungezwungen mit auf die Reise nimmt. Und man lässt sich blind vom Titel treiben, die Taktbewegungen der Hände schwimmen fließend mit dem Song mit. Das gelingt auch deshalb so gut, weil die Umsetzung mittels Kinect keinerlei Probleme bereitet und alle Gesten zuverlässig umgesetzt werden. Disney Fantasia: Music Evolved ist kein massentaugliches Spiel und rechtfertigt schon gar nicht die Anschaffung der teuren Kamera. Aber wer Kinect daheim stehen und einen Zugang zu Musikspielen hat, der sollte sich diese Abenteuerreise nicht entgehen lassen!

    fantasia

    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur