Interview mit Uwe Boll – oder ein Blick hinter die Kulissen

Willst Du dann in Zukunft weitere Spiele verfilmen?

Es kommt darauf an. Es ist auch so, dass die Lizenzpreise immer teuerer werden. Also zu den damaligen Zeiten, vor vier, fünf Jahre, als es noch nicht so ein riesen Trend war, konnte man wirklich noch Rechte für 100 000, 200 000 $ kaufen. und jetzt reden wir über 1 Million, 2 Millionen.
Also mich hat jetzt diese Woche eine Agentur kontaktiert, die wollen jetzt Far Cry neu verfilmen. Da will jetzt Ubisoft 3 oder 4 Millionen Euro für die Rechte, also wenn wenn man ein Remake machen will.
Das ist natürlich Irrsinn, bei solchen Summen biete ich nicht mehr mit. Ich hatte mal, zum Beispiel andere Games, die wir entwickelt hatten, aber nicht gemacht haben. Wir hatten Syphon Filter und Baldurs Gate, aber am Schluss hat das alles nicht geklappt. Baldurs Gate hätte ich für 200 000 bekommen können. Das wäre gut, hätte ich das lieber gekauft, ich Idiot.
Für 200 000 würde ich Baldurs Gate sofort kaufen und versuchen einen Film daraus zu machen, aber die verlangen jetzt eben deutlich mehr.

 Ja, klar, Spiele kosten heute immer mehr Geld und so ist es auch mit den Filmen. Wie funktioniert das mit der Finanzierung? Finanzierst Du Deine Filme immer noch mit Nazigold oder gibt es da andere Methoden?

Jetzt sind es die Drogengelder aus Kolumbien. Nein, es ist ein Mix. Also früher gab es die Filmfonds, die gibt es heute nicht mehr. Zum Beispiel die Filme Bailout: The Age of Greed und Schwerter des Königs – Zwei Welten haben wir hier in Vancouver mit Vancouver Venture Kapital, diesen kanadischen Filmförderungen und einem Eigenanteil gemacht.
Dann ist es auch oft so, dass die Computereffektfirma mit investieren. Also bei In the Name of the King III hat eine pakistanische CGI-Firma, die Computereffekte komplett als Investor gemacht. Also sie bekommen dann quasi 1 Million nicht ausgezahlt, sondern als Beteiligung am Film. Das hatten wir auch schon bei Bloodrayne: The Third Reich gemacht.
Man muss versuchen die finanziellen Risiken heute mehr zu verteilen, da einfach nicht mehr so viel Cash da ist. Früher hatte man genug durch Privatinvestoren eingesammelt, das gibt es nicht mehr. Jetzt ist es so, dass man den Film vorverkauft, nach Deutschland oder USA und dann mit dem Geld, was vorhanden ist, versucht zu drehen.
Jetzt ein etwas anderes Thema, und zwar Schauspieler: Du hast es auch schon mitbekommen, dass zur Zeit immer mehr und mehr deutschsprachige Schauspieler, wie Christoph Waltz, Til Schweiger oder Michael Fassbender nach Hollywood kommen. Was denkst Du, wie es dazu kommt?

Ja, aber man muss das auch so sehen: ganz früher wurden Schauspieler manchmal aus Deutschland nach Hollywood importiert, wie Marlene Dietrich. Man hatte auch stellenweise Jürgen Prochnow, Armin Müller Stahl, der immer wieder Rollen spielt. Mit Til Schweiger hingegen hat es irgendwie nicht so richtig geklappt. Er war in mehreren Hollywoodfilmen, aber den Durchbruch hat Til dann doch nie geschafft.
Der Christoph Waltz ist mir schon damals im deutschen Fernsehen sehr positiv aufgefallen. Der ist einfach ein super Schauspieler, aber auch nur als dieser schräge Typ. Und da hat er jetzt mit Tarantino einen gefunden, der genau so einen Charakter in zwei Filme hineingeschrieben hat. Also ich fand Django Unchained genial, ich hätte auch Django Unchained den Oscar für den besten Film des Jahres gegeben. Ich fand ihn besser als Argo.
Der Waltz hat natürlich die Ader genau diesen Typ so zu spielen und er hat im Prinzip in Inglorious Basterds oder Django Unchained fast den selben Typen gespielt.
Der wird sich aber in Zukunft auch wundern. Er wird für mehrere Hollywoodfilme gehired, weil sie denken, dass sie das wiederholen könnten und dann klappts irgendwie nicht. Also ich glaube nicht, dass Christoph Waltz eine riesige Flexibilität hat. Ich glaube er ist ein super Schauspieler, aber ich glaube nicht, dass wenn er jetzt in einem Drama einen richtigen Charakter spielen muss, einen liebevollen Ehemann oder so, dass er dann perfekt dafür ist. Er ist glaube ich exakt perfekt für diese beiden Filme, die er da gemacht hat. Und wenn er so ähnliche Rollen bekommt, so verrückte Bösewichte zu spielen, dann bekommt er in Hollywood noch ein bisschen Karriere. Ich glaube aber, dass wir in 10, 15 Jahren Christoph Waltz wieder zurück im deutschen Tatort sehen.
Eigentlich so, wie Til Schweiger dann.
Ja, genau, richtig! Aber das ist auch total ok. Was aber irgendwie komisch ist, dass Hollywood sich Deutsche als verrückte Wissenschaftler oder Bösewichte aussucht. Der Prochnow hat auch Bösewichter gespielt, damals nach Das Boot. In vielen Hollywoodfilmen hatte er dann immer so ein vernarbtes Gesicht und das Arschloch gespielt.