Heizbett und Druckplatte:
Das Heizbett des Druckers benötigt ein paar Minuten, bis es die Drucktemperatur erreicht hat. Je nach Umgebungstemperatur dauert es für das Aufheizen auf die PLA-Temperatur von 60 °C etwa 4-5 Minuten, die Temperatur wird dann sehr stabil gehalten. Mit einem Wärmebild wollen wir uns nun die Wärmeverteilung anschauen. Hierbei sollte man jedoch beachten, dass die Druckoberfläche leicht reflektierend ausgelegt ist. Denn bei der Analyse von Wärmebildern muss man einen zentralen Faktor bedenken, die gemessene Temperatur ist abhängig vom Emissionsgrad einer Oberfläche. Verschiedenartige Oberflächen geben Wärme unterschiedlich gut ab, was die im Wärmebild dargestellten Temperaturen beeinflusst. Auch wenn die Oberflächen eigentlich gleich warm sind, können sie im Wärmebild mit scheinbar unterschiedlichen Temperaturen erscheinen, wenn sich der Emissionsgrad der Oberflächen unterscheidet. Möchte man also aus einem Wärmebild eine Temperatur ablesen, muss man den Emissionsgrad der Oberfläche kennen. Ist dieser nicht bekannt, kann man für gleichartige Oberflächen allerdings immerhin Informationen zur Temperaturverteilung folgern. Aufgenommen wurde das Wärmebild mit einer Flir C5.
Das Wärmebild haben wir einmal mit und einmal Druckoberfläche aufgenommen. Um den Hintergrund etwas auszublenden, haben wir den unteren Temperaturwert der Skala leicht angehoben. Die magnetische Kontaktfläche sollte dabei durch die Schwarzmatte Oberfläche einen Emissionsgrad im Bereich von 0,9 bis 0,95 aufweisen, wie er standardmäßig von den Kameras genutzt wird. So konnten wir in dem Fall bei einer eingestellten Heizbetttemperatur von 60 °C mittig auch diese Temperatur messen. Im zweiten Bild ist die Druckoberfläche aufgelegt. Jetzt misst die Kamera zwar eine geringere Temperatur, dies liegt aber an dem geringeren Emissionsgrad der PEI-Platte, die tatsächliche Oberflächentemperatur liegt höher. Auch hier ist zu erkennen, dass die Temperatur in der Mite am höchsten ist und zu den Rändern abfällt. Misst man im Wärmebild nach, ergibt sich eine Temperaturstreuung im Bereich von etwa 4 °C.
Als Druckplatte kommt ein Federstahlblech mit PEI-Beschichtung zum Einsatz. Eine Seite bietet eine glatte, eine leicht raue Textur. Dieser Druckplattentyp hat sich in den letzten Jahren gewissermaßen zur Standard-Druckplatte für FDM-Drucker entwickelt. Die Haftung des PLAs auf der Druckplatte ist schon bei 60 °C wirklich sehr gut. Man benötigt nur bei sehr kleinen Objekten einen Brim, um die Aufstandsfläche zu vergrößern. Kühlt die Platte ab, platzen die meisten Objekte von selber los, ansonsten reicht ein leichtes Biegen zum Ablösen. Besonders die raue Seite verleiht dem Druckobjekt eine wirklich sehr schöne Textur.
Energiebedarf:
Mit einem Voltcraft SEM6000 Energiekostenmessgerät haben wir die Leistungsaufnahme des Druckers erfasst. Im Leerlauf liegt der Stromverbrauch bei 12 W. Startet man das Aufheizprogramm des Druckers steigt der Leistungsbedarf schlagartig auf etwa 280 W an, hier zeigt sich die Leistungsaufnahme des Druckbetts von 250 W. Mit zunehmender Temperatur sinkt die Leistungsaufnahme des Druckers wieder ab. Bei einem laufenden Druck schwankt die Leistungsaufnahme stark, abhängig von der Notwendigkeit des Nachheizens und der aktiven Schrittmotoren. Bei einem Benchy mit PLA ist der geringste Wert bei 75 W, je nachdem ob das Hotend oder die Druckplatte nachheizen steigt Leistungsaufnahme bis auf 330 W an. Für den 39 Minuten dauernden Druck eines Benchys ergab sich so ein gesamter Stromverbrauch von etwa 0,13 kWh.
Der empfohlene Slicer:
Mit ELEGOO Cura steht für die FDM-Drucker von ELEGOO eine Custom-Version von Cura zur Verfügung. Hier sind alle Drucker direkt hinterlegt und mit umfassenden Profilen für diverse Materialien hinterlegt. Die aktuelle Version basiert auf Cura 4.8, sodass man hier doch einige Iterationsschritte hinter der aktuellen Version von Cura liegt.
Fazit:
ELEGOO setzt mit dem Neptune 4 seine FDM-Drucker-Serie mit einem schnellen Drucker fort, der dennoch eine sehr gute Druckqualität bietet. Besonders die stark ausgebaute Kühlung tärgt hierzu ihren Teil bei. Die Druckobjekte bieten eine sehr saubere Oberfläche und auch extreme Überhänge wurden fehlerfrei ausgeführt. Auch mit anderen Materialien als PLA zeigt der Drucker eine sehr gute Performance. Die mit den generischen Materialprofilen verknüpften Druckgeschwindigkeiten erwiesen sich hier als sehr passend. Qualitativ muss sich der Drucker auch vor deutlich teureren Modellen nicht verstecken. Wie auch das Vorgängermodell erweist sich der Neptune 4 als hervorragender und wahrscheinlich bester 3D-Drucker für Einsteiger (und auch Fortgeschrittene).
Montage und Bedienung des Druckers sind schnell und einfach. Nach etwa 15 Minuten hatten wir den Drucker montiert und fertig verkabelt. Nochmal 15 Minuten später ist der Drucker dann auch vollständig kalibriert und startklar für den ersten Druck.
Aktuell liegt der Verkaufspreis in Deutschland bei 252 € im Shop von ELEGOO. Für die gebotene Ausstattung, die Features, die Verarbeitungsqualität, die leichte Bedienung und die sehr gute Druckqualität wirklich sein sehr guter Preis. Voraussichtlich zum Monatsende ist der Drucker im EU-Shop auch wieder lieferbar.
Der 3D-Drucker Neptune 4 wurde Game2Gether von ELEGOO für den Test zur Verfügung gestellt. Ein Teil der Filamente wurde von SUNLU zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme der Hersteller oder Händler auf den Testbericht hat nicht stattgefunden.
Quelle: Produktseite ELEGOO