WoW – The War Within – Test/Review

    Totgesagte Leben länger. So in etwa muss man die Langlebigkeit des schon vielfach abgeschriebenen World of Warcraft beschreiben, denn Konkurrenten gab es viele, doch überlebt hat kaum einer davon.

    Mit The War Within geht der Großvater der MMORPGs seit dem 26. August des Jahres in die insgesamt 10. Erweiterung der fantasievollen Welt von Azeroth und Co. Ganz nebenbei ist die Erweiterung auch bereits ein kleiner Türöffner für die angekündigte Weltenseele-Saga von World of Warcraft.

    Ob die zuletzt eher in der Kritik stehende Spieleschmiede Blizzard es geschafft hat, die Magie nach Azeroth und in die Spielerherzen zurückzubringen, haben wir uns im folgenden Test angeschaut.

    Wieder mal Ärger in Azeroth

    Kaum haben wir die Bedrohung in Dragonflight abgewehrt, ruft uns eine aufgeregte Jaina nach Silithus, weil der gute Magni Bronzebart die Schmerzen unserer Heimatwelt spürt. Azeroth hat aber mitnichten Migräne oder einen quer sitzen, sondern beschwört die Helden schnellstens nach Khaz Algar aufzubrechen.

    So richten Khadgar, Alleria und andere illustre Gestalten aus der WoW-Lore Dalaran flugs dafür her, einen Hypersprung zum besagten Khaz Algar zu vollführen. Warum man hier die ganze Stadt mitnimmt, anstatt wie üblich einfach ein paar Boote zu satteln, bleibt dabei offen.

    Kaum sind wir dort angekommen, wird die Stadt von einer Meute Neruber angegriffen, die angeführt werden von der verschlagenen Nachtelfe Xal’atath. Die sinistre Dame sieht sich selbst als eine Art Herold der Leerenfürsten, die unsere Welt gern in die Dunkelheit stürzen würden.

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    Obwohl der Plot um Xal’atath nur wenige Spieler überraschen dürfte, da die Dame hier und dort bereits angeteasert wurde, gehört die Präsentation der Oberschurkin zu den besseren der WoW-Historie. Xal’atath ist angenehm verschlagen. Ihre eigentliche Motivation liegt noch im Dunkeln und man nimmt Ihr die Rolle der Strippenzieherin viel eher ab, als zum Beispiel dem Kerkermeister aus Shadowlands.

    Da gegen die dunkle Magie der Nachtelfe kein Kraut gewachsen ist, zerstört sie Dalaran kurzerhand und befördert den Spieler samt einiger Überlebender an den Strand der Insel Dorn. Dort beginnt nun die eigentliche Erweiterung auf der Suche nach Hilfe, neuen Verbündeten und natürlich auch nach Xal’atath.

    Andere Länder, andere Sitten

    Wie jede neue Erweiterung bringt uns natürlich auch The War Within eine Reihe neuer Gebiete mit, die der Spieler erkunden darf. Dazu zählen die Insel von Dorn, das Gebiet Heilsturz, die schallenden Tiefen, sowie das Neruber-Königreich Azj-Kahet.

    Oberirdisch auf Dorn haben die Irdenen die Stadt Dornogal errichtet, die im weiteren Verlauf der Erweiterung als Hauptstadt fungieren wird. In den schallenden Tiefen schließen sich uns Kobolde mit einer teils aberwitzigen Story an. In Heilsturz hat das Volk der Arathi sich breit gemacht und einige beeindruckende Kathedralen und Städte errichtet. Dort hängt zudem ein wechselhaft leuchtender Riesenkristall unter der Höhlendecke, den einige Mysterien umgeben. Azj-Kahet beinhaltet eine Story-Kampagne, die sich primär um die Neruber und deren möglichen Sturz dreht.

    Da die WoW-Engine natürlich inzwischen reichlich betagt ist, ist es jedes Mal eine spannende Frage, wie die Designer eine interessante Welt innerhalb der Limitierungen der Engine gestalten können.

    Das ist in diesem Fall gelungen, indem drei der vier Gebiete komplett unterirdisch sind und reichlich mit Höhenunterschieden gespielt wurde. Das bringt unerwartet viel Abwechslung und funktioniert überraschend gut. Zudem verstehen es die Designer immer besser, die Atmosphäre verschiedener Zonen durch passende Lichtstimmungen zu verstärken. Man möge sich kaum vorstellen, was die selben Designer in der Lage wären zu tun, mit einer deutlich moderneren Engine und aktuellen technischen Möglichkeiten.

    Dennoch soll hier klar gesagt werden, dass die neuen Zonen schick aussehen, deutliche Abwechslung mitbringen und interessante Geschichten erzählen.

    Neue Völker braucht das Land

    Neue Klassen bringt die Erweiterung The War Within zwar nicht mit sich, dafür aber eine neue spielbare Rasse, sobald man die Story-Kampagne abgeschlossen hat. Dabei handelt es sich um die irdenen, die in vorigen Erweiterungen bereits hier und dort eine Rolle spielten.

    Da die Irdenen das native Volk von Khaz Algar sind und eng mit Azeroth und den Titanen verwoben sind, macht die Wahl der Zwergenartigen Wesen Sinn.

    Das neue Volk ist etwas felsig

    Die Volksfähigkeiten der irdenen funktionieren dabei ein wenig anders, als man es gewohnt ist. So gibt es zum Beispiel den Azerith-Schwall, der mit der eigenen Zauberkraft skaliert und wahlweise Feinden Feuerschaden zufügt, oder Verbündete heilt.

    Weiterhin können die Irdenen keine Nahrung zu sich nehmen und somit Buff-Food konsumieren. Stattdessen essen sie verschiedene Edelsteine, die dann unterschiedliche Sekundärwerte verstärken.

    Außerdem erhält die neue Klasse einen kleinen Vorteil beim Sammeln von Ressourcen (erhöhte Finesse), sowie einen Bonus auf den Rüstungswert, was ein Vorteil für Tank-Klassen sein dürfte.

    In die Tiefen der Welt

    Neben den erwartbaren neuen Gebieten bringt The War Within natürlich auch neue Inhalte und Features mit. So gibt es in der neuen Erweiterung zum Beispiel die Tiefen, die Ihr alleine oder mit einer kleinen Gruppe bestreiten könnt.

    Die Tiefen sind so etwas wie Mini-Instanzen, die man sich auf unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen freispielen kann. Spielt man die Tiefen alleine, erhält man Unterstützung von NPC-Charakteren, deren Rolle und Skillung man selbst beeinflussen kann. Besagte NPC werden mit der Zeit sogar stärker.

    Hat man eine bestimmte Stufe erfolgreich absolviert, eröffnet sich einem die nächst höhere Stufe, bis zur aktuellen Max-Stufe 15. Das Absolvieren höherer Stufen gewährt eine höherwertige Belohnung am Ende der Instanz, sowie die Möglichkeit bessere Belohnungen in der wöchentlichen Schatztruhe zu erhalten.

    Der eigentliche Clou der Tiefen ist aber, dass jede der Instanzen noch einmal mit verschiedenen Szenarien absolviert werden kann. So kann es zum Beispiel ein Szenario geben, bei dem es wichtig ist, das Kerzenlicht in der Dunkelheit am Brennen zu halten. Die selbe Instanz kann aber auch mit der Schwierigkeit aufwarten, dass man möglichst elegant Spinnnetze umlaufen muss. So ergeben sich aus den acht verschiedenen Instanzen noch einmal dutzende weitere Möglichkeiten, wie die Tiefen abzuschließen sind.

    Blizzard hofft auf diese Weise mehr Abwechslung und Spielinhalt in die Erweiterung zu bringen, für Menschen die auch gern einmal Solo unterwegs sind. So gesehen sind die Tiefen eine Weiterentwicklung der in Shadowlands eingeführten Torghast-Instanzen.

    Und sonst so?

    Neben den erwähnten Neuerungen bringt uns The War Within auch viele kleine und neue Quality-of-Life Verbesserungen mit.

    So dürften sich Spieler, die gern Dinge herstellen, darüber freuen, dass es jetzt regelmäßig NPC-Aufträge gibt, die dabei helfen, die begehrten und seltenen Skillpunkte zu sammeln. Neben Skillpunkte enthalten Belohnungen sind auch immer wieder die viel zu seltenen Händchen des Kunsthandwerks unter den Belohnungen.

    Außerdem gibt es jetzt die Möglichkeit, einige sonst Seelengebundenen Gegenstände an Twinks zu versenden, so dass diese ebenfalls von bestimmten Währungen oder Equipment profitieren können. Dieses neue Feature wird unter dem Namen Kriegsmeute ins Spiel Einzug halten und bietet noch weitere Vorteile. Zum Beispiel wird der Ruf, den Ihr bei den vielen Fraktionen in WoW sammelt, nun unter allen Charakteren geteilt. Ruf farmen mit Twinks gehört somit der Vergangenheit an.

    Besagte Kriegsmeute hat sogar eigene Bankfächer, um Gegenstände noch einfacher untereinander teilen zu können. Das ist hilfreicher als man denken mag, denn hin und wieder findet man Worlddrops, die Kriegsmeutengebunden sind und diese kann man dann bequem für Twinks und spätere Zeiten vorhalten.

    Ein weiteres Feature ist die Wahl der möglichen Flugmodi. Wer mit der neuen und schnellen Flugdynamik aus Dragonflight warm geworden ist, dürfte sich darüber freuen, dass diese Art zu fliegen auch in The War Within wieder möglich sein wird.

    Wer hingegen lieber das bequeme, aber langsamere klassische Fliegen bevorzugt, der kann das einfach in den Spieloptionen umstellen.

    Die üblichen Verdächtigen

    Leider ist der Start der aktuellen Erweiterung auch dieses Mal nicht ganz reibungslos über die Bühne gelaufen.

    Neben den üblichen Bugs, die eine frische Erweiterung in den ersten Wochen durchaus auch mal haben darf, gab es in den ersten Wochen auch häufig Probleme mit dem Umschieden von Gegenständen, weil benötigte Materialien nicht angezeigt wurden.

    Das wäre noch zu verschmerzen gewesen, da die Ausrüstung grad zu Beginn ohnehin schnell ersetzt wird und man sich recht zügig neue kaufen oder fertigen lassen kann – wenn das Auktionshaus denn funktionieren würde.

    Denn selbiges war in den ersten 10 Tagen der Erweiterung fast nicht zu gebrauchen. Entweder lieferte die Suche nach Kaufbarem gar kein Ergebnis, oder der auserkorene Gegenstand kann beim Kauf vom System nicht mehr gefunden werden. Entsprechend zynisch reagierte die Spielergemeinde in den öffentlichen Chats auf die Auktionshaus-Probleme.

    Mittlerweile hat Blizzard das Problem zwar fixen können, man muss sich aber trotzdem fragen, warum ein so zentraler Bestandteil des Spiels in der mittlerweile 10. Erweiterung und nach umfangreicher Betaphase zum Release hin plötzlich nicht mehr funktioniert.

    Dungeons und Spinnen

    Für viele Spieler vermutlich das Herzstück von WoW, ist die Jagd nach besserer Ausrüstung und das Absolvieren von Dungeons und Raids. Eine zentrale Frage sollte also sein, ob diese auch dieses Mal gut gelungen sind.

    Das lässt sich zumindest für die neuen Dungeons mit einem deutlichen Ja beantworten. Die Instanzen sind abwechslungsreich, die Bosskämpfe bieten interessante neue Mechaniken und die Motivation sich hier zu verbessern ist hoch.

    Zum Beispiel geht es bei der Morgenbringer darum, das neue Flaggschiff der Arathi gegen einen Angriff der Neruber zu verteidigen. Dazu gehören sogar mehrere Flugeinlagen, bei denen Angreifende Schiffe gesprengt werden müssen, sowie eine Verfolgungsjagd in der Luft, bei dem der Boss gestellt werden muss.

    In der Koboldmine Dunkelflammenspalt hingegen müssen wir im Rahmen einer Lorenfahrt gegen die Dunkelheit kämpfen und Dynamit auf ein herannahendes Monster werfen.

    Ara-Kara andererseits ist eine Stadt der Neruber, die sich Designtechnisch von anderen Dungeons abhebt und von Spinnennetzen durchzogen ist. Das spannende Design der Bosskämpfe hier hat uns besonders gefallen.

    Auch der Raid Palast der Nerub´ar kommt bei den Spielern überwiegend gut an und bietet noch eine Besonderheit, für Spieler, die eher ungern in großen Raids spielen: Es gibt einen Story-Modus, bei dem besagter Raid stark vereinfacht auch alleine absolviert werden kann.

    Die Belohnung sind in diesem Fall zwar etwas schwächer, aber so können auch wenig aktive Solospieler die Endcontent-Story bis zum Schluss erleben.

    Fazit

    The War Within ist eine rundum gelungene Erweiterung für WoW und setzt auf kleine Verbesserungen, statt großer Neuerungen.

    Das dürfte für die meisten Spieler genau das richtige Rezept sein, denn wer WoW in seiner Grundidee mag, der wird auch The War Within genießen können.

    Wer mit WoW bisher nicht viel anfangen konnte, den wird auch die neue Erweiterung nicht hinterm Ofem hervorlocken können, denn eine große Revolution im Spielkonzept sollte man hier nicht erwarten.

    Kurzum könnte man also sagen: Mehr vom selben – aber in gewohnt hoher Qualität.

    Noch besser gefallen hätte uns The War Within allerdings ohne die bereits angesprochenen Probleme zum Release.

    Wer hätte nicht gern einen Biergoth?

    Die neue Erweiterung gibt es ab sofort zu einem Preis von 49,99€ in der Base Edition zu kaufen. Wer etwas mehr anlegen möchte, kann wahlweise auch die Heroic Edition für 69,99€ oder die Epic Edition für 89,99€ im Blizzard-Shop erstehen.

    Goetenklott
    MS-DOS-Veteran und Pixel-Nostalgiker. Windows hat nur einzug gehalten, damit Diablo gespielt werden konnte. Aufbauspieler und selber Bastler. Katzen-von-der-Tastatur-schieber. Warnung vor Tieffliegenden Wortspielen ist hiermit ausgegeben!