Tales of Xillia Remastered Test/Review

    Im Rahmen des Tales of 30th Anniversary Remastered Project bringt Bandai Namco einen weiteren Serienklassiker auf moderne Plattformen: Tales of Xillia Remastered. Nach dem erfolgreichen Start mit Tales of Graces f setzt das Projekt nun seine Reise in die PlayStation-3-Ära fort. Das Remaster modernisiert den beliebten Rollenspieltitel mit einer überarbeiteten Präsentation, zahlreichen Komfortfunktionen und technischer Stabilität, während die ursprüngliche Struktur und Erzählweise des Originals weitgehend erhalten bleiben.

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    Eine Welt zwischen Menschen und Geistern

    Die Geschichte führt in die Welt von Rieze Maxia, ein Land, das von einem empfindlichen Gleichgewicht zwischen Menschen und Geistern lebt. Dieses Gleichgewicht gerät ins Wanken, als politische Spannungen zwischen den Reichen Rashugal und Auj Oule eskalieren. Inmitten dieser Konflikte treffen zwei Hauptfiguren aufeinander: Milla Maxwell, die sich selbst als Herrin der Geister bezeichnet, und Jude Mathis, ein junger Medizinstudent, der zufällig in ihre Mission verwickelt wird.

    Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise, um die sogenannte Lanze von Kresnik, ein Gerät zur Ausbeutung spiritueller Energie, zu zerstören. Dabei werden sie mit Macht, Verantwortung und den Grenzen menschlicher Ambitionen konfrontiert. Typisch für die Tales-Reihe liegt der Fokus stark auf Charakterinteraktionen und persönlichen Entwicklungen. Die Dialoge, auch in Form der bekannten „Skits“, kurzen Zwischengespräche zwischen Gruppenmitgliedern, sorgen für Leichtigkeit und geben Einblick in die Dynamik der Gruppe. Die englische Sprachausgabe des Originals ist im Remaster weiterhin enthalten, wobei die Charakterstimmen klarer und besser abgemischt wirken.

    Zwei Perspektiven, eine Geschichte

    Zu Beginn entscheiden Spieler, ob sie die Handlung aus Sicht von Jude oder Milla erleben möchten. Diese Wahl beeinflusst einzelne Szenen und kleinere Details, bleibt im Großen und Ganzen jedoch eher kosmetisch. Da beide Figuren häufig gemeinsam reisen, überschneiden sich die Ereignisse weitgehend. Diese Struktur bietet zwei leicht unterschiedliche Perspektiven, verändert aber die Kernhandlung nicht wesentlich. Beide Kampagnen verfügen über eigene Musikarrangements und leicht variierende Sequenzen. Wer das Spiel zum ersten Mal erlebt, kann mit der Geschichte von Jude beginnen, da einige Szenen in dieser Version chronologisch klarer eingeordnet sind.

    Echtzeit-Kämpfe mit taktischer Tiefe

    Das Kampfsystem basiert auf dem Double-Raid Linear Motion Battle System (DR-LMBS), das für die Serie charakteristisch ist. Es erlaubt, zwei Charaktere während eines Kampfes miteinander zu „verlinken“. Diese Verbindung ermöglicht gemeinsame Spezialtechniken, sogenannte Linked Artes, die Standardangriffe beider Figuren zu neuen, besonders kraftvollen Manövern kombinieren. Die Nutzung dieser Techniken hängt vom Füllen der Overlimit-Leiste ab, die während des Kampfes durch Angriffe und Verteidigung steigt. Im Overlimit-Zustand lassen sich mehrere Linked Artes hintereinander ausführen, was zu spektakulären Kombos führt. Darüber hinaus können während des Kampfes Partner gewechselt werden, um unterschiedliche Verknüpfungen auszuprobieren. Dieses System bietet eine Mischung aus direkter Kontrolle und taktischer Planung, bleibt aber auch für Einsteiger nachvollziehbar. Neben diesen Spezialmechaniken steuert ein sogenannter Assault Counter (AC), wie viele Standardangriffe nacheinander ausgeführt werden können. Diese Limitierung sorgt für einen rhythmischen Kampfablauf und steigert sich mit dem Fortschritt der Figuren.

    Fortschrittssystem und Anpassung

    Anstelle eines klassischen Level-Up-Systems setzt Tales of Xillia auf ein Grid-basiertes Wachstumsmenü. Nach Kämpfen erhalten Figuren sogenannte Wachstumspunkte (GP), die auf einem vernetzten Raster verteilt werden können. Dadurch werden neue Werte, Techniken und passive Fähigkeiten freigeschaltet. Das Prinzip erinnert an das Sphärobrett aus Final Fantasy X, bleibt aber übersichtlicher gestaltet. Die Anpassungsmöglichkeiten reichen von individuellen Fähigkeitssets bis hin zu gezielten Spezialisierungen. Für Spieler, die sich weniger mit Detailanpassung befassen möchten, steht eine Auto-Verteilungsfunktion zur Verfügung, die die Punkte automatisch optimal vergibt.

    Überarbeitungen und neue Komfortfunktionen

    Das Remaster integriert eine Vielzahl von Quality-of-Life-Verbesserungen, die an die Neuauflage von Tales of Graces f erinnern. Dazu zählen automatische Speicherpunkte, schnellere Bewegungen auf der Weltkarte, die Option zum Deaktivieren von Zufallskämpfen, eine überarbeitete Mini-Map mit klaren Markierungen und die Möglichkeit, Standardkämpfe erneut zu versuchen. Darüber hinaus enthält die Neuauflage zahlreiche Inhalte, die zuvor als DLCs auf der PlayStation 3 verfügbar waren, ausgenommen sind lediglich lizenzierte Kostüme.

    Eine der auffälligsten Neuerungen ist der Grade Shop, der direkt zu Spielbeginn verfügbar ist. Hier lassen sich Einstellungen für das eigene Abenteuer individuell anpassen, etwa durch zusätzliche Kampfboni oder Einschränkungen für eine höhere Herausforderung. Diese Flexibilität erleichtert den Zugang, erlaubt aber auch eine personalisierte Spielerfahrung, ganz gleich, ob man es eher gemütlich oder fordernd angehen möchte. Auch das Shop-System wurde beibehalten: Spieler investieren Materialien und Geld, um die Warenbestände der Händler zu erweitern. So wächst das Angebot an Ausrüstung und Gegenständen dynamisch mit dem Spielfortschritt.

    Präsentation und technische Umsetzung

    Auf moderner Hardware läuft das Remaster stabil mit flüssiger Bildrate und klaren Texturen. Charaktermodelle und Effekte wirken deutlich schärfer, und die Farbgestaltung bleibt dem Stil des Originals treu. Die Zwischensequenzen, teils in 3D, teils als Anime-Sequenzen umgesetzt, wurden überarbeitet, um die höhere Auflösung und das Bildformat moderner Displays zu unterstützen. Die Benutzeroberfläche ist dezent modernisiert worden, ohne das vertraute Layout zu verändern. Fans der Originalversion finden sich somit sofort zurecht, während neue Spieler von einer übersichtlicheren Struktur profitieren.

    Fazit

    Mit Tales of Xillia Remastered kehrt ein zentraler Titel der Reihe in zeitgemäßer Form zurück. Die überarbeiteten Systeme erleichtern den Einstieg und machen den Titel auch für Neulinge der Serie zugänglicher, während das Kerngefühl und die Mechaniken erhalten bleiben. Die Remaster-Version dient damit sowohl als nostalgische Wiederentdeckung für langjährige Fans als auch als Einstiegspunkt in eine der traditionsreichsten JRPG-Serien. Besonders im Zusammenhang mit dem laufenden Jubiläumsprojekt zeigt sich, dass Bandai Namco auf eine schrittweise und behutsame Modernisierung der älteren Tales-Titel setzt, ohne deren Identität zu verändern.