Starfield Test/Review für PC und Xbox

    Versprechen gebrochen

    Die visuelle Welt von Starfield kann leider nicht mit den gezeigten Demos und Screenshots mithalten. Sie ist weder bahnbrechend noch State of the Art. Nähert man sich einzelnen grafischen Assets wie der Vegetation, stellt man schnell fest, dass es sich lediglich um zweidimensionale Texturen handelt. Die Bodentexturen wirken selbst bei hohen Auflösungen in Teilbereichen verwaschen. Volumetrischer Nebel fehlt und auch Schatten sind, wenn überhaupt, nur statisch assetgebunden eingefügt. Dynamik? Fehlanzeige. Das Wasser ist das Lowlight und wirkt wie aus Morrowind exportiert. Und auch Popup-Effekte sind teilweise deutlich vorhanden, ganz im Gegensatz zu heute eigentlich üblichen Details wie Fußspuren auf sandigem Boden. 

    Baum Textur 2D
    Man kann deutlich die 2D-Texturen der Zweig-Assets erkennen. Und die großen Äste des Baums sind nicht rund, sondern lediglich Kästen (Quelle: ingame Screenshot)

     

    In den Grafikeinstellungen weiterhin findet man keine Einstellmöglichkeiten für Kontrast, keine Helligkeit, kein Gamma, keinen FOV-Slider. Und Bethesda geht sogar noch einen Schritt weiter, denn die Begriffe „Inklusion“ oder „Barrierefreiheit“ scheinen im Vokabular des Unternehmens noch nicht angekommen zu sein. So bleiben farbenblinde oder hörgeschädigte Menschen bei den Einstellmöglichkeiten außen vor. Die Wahl eines Dynamikumfangs oder Anpassung an das angeschlossene Audiosystem sucht man vergebens. Hier hat Bethesda ganz klar seine Hausaufgaben nicht gemacht.

     

    Technik Check XBox

    Starfield läuft auf der Xbox Series mit konstanten 30 Frames. Einen Performance-Modus gibt es nicht, die 30 Bilder pro Sekunde sind also fix. Was an Bildrate fehlt, macht das Spiel mit Grafik wieder wett, kurz: Starfield sieht hübsch aus. Die Städte, die planetaren Oberflächen und nahezu alle Objekte innerhalb des Spiels sind in der Tat schön  anzusehen. So manche Gesichtstextur fällt da etwas stümperhaft, ja fast schon grob gezeichnet auf. Insbesondere in der Nahansicht bei Dialogen fällt das Design hier und da ab. 

    Gesichter Grafik
    Die Gesichter in Starfield wirken häufig wie Gummimasken (Quelle: ingame Screenshot)

     

    Innerhalb unserer Sessions kam es mehrfach zum Nachladen von Texturen, auch kleinere Ruckler waren regelmäßig spürbar. Mitunter sind sie sogar reproduzierbar, z.B. beim Landen auf einem Planeten geriet Starfield immer kurz ins Stocken. Steigt man dann aus dem Schiff, machen sich auf der Planetenoberfläche kurze Pop-Ins bemerkbar. Vorab ließ Phil Spencer verkünden, dass Starfield von allen Bethesda-Spielen die wenigsten Bugs enthalte. Gänzlich frei von Bugs ist das Spiel dennoch nicht: Unphysiologische Ragdoll-Effekte und Clippingfehler stießen uns mehrfach auf. Einmal mussten wir das Spiel neu starten, weil beim Umschalten von 3rd in 1st Person das UI nicht mitkam und der Bildschirm voller unsinniger Informationen war. Komplette Spielabstürze gab es keine.

     

    Zusammenfassung

    Teile dieses Starfield Tests lesen sich sicherlich nicht sonderlich ermutigend. Und die Sache mit der Inklusion hat Bethesda wirklich ordentlich in den Sand gesetzt. Aber abgesehen davon gilt auch bei all den kritisch betrachteten Aspekten: Überlegt euch, was ihr wollt. Erwartet ihr eine Grafikbombe, die technisch auf dem neuesten Stand ist? Ihr wollt physikalisch korrekt und völlig frei durch Weltraum und über Planeten reisen? Dann seid ihr bei Starfield an der falschen Adresse.

    Starfield Gameplay Release 2023
    Ab 06. September 2023 ist Starfield für alle interessierten RPG-Gamer verfügbar (Quelle: Bethesda)

     

    Sucht ihr aber ein RPG mit SciFi-Setting, in dem spannende Charaktere mit interessanten Quests Hauptbestandteil sind, abwechslungsreiche Geschichten und arcadig-launige Kämpfe – dann ist Starfield euer Spiel. Das Herumfliegen auf den Monden hat zwar nichts mit SciFi-Games zu tun, ist kein Vergleich zu No Mans Sky, Elite Dangerous oder Star Citizen. Aber es ist ein kleines Beiwerk, das die reichhaltigen und vielfältigen Geschichten ergänzt. Und der Raumschiff-Builder macht Laune. Unter diesen Aspekten bietet Starfield also trotz allem ein schönes Spielerlebnis.

     

    Starfield Test Fazit Christoph

    Starfield ist kein neuer Meilenstein, sondern die Summe aller Bethesda-Formeln ins Weltall transportiert – mit all seinen Vor- und Nachteilen. Der große Neuanfang bleibt leider aus, auch wenn sich das viele von uns erhofft hatten.

    Zumal der Einstieg und die ersten Spielstunden zäh und teilweise lähmend unspektakulär sind. Starfield entfaltet seinen wahren Geist erst nach rund 10 Spielstunden, was einfach zu lange dauert. Sobald ihr die zahlreichen Mechaniken verstanden habt, tut sich vor euch eine glaubhafte, spannende und teilweise wunderschöne Spielwelt auf. Diese ist leider zerhackstückelt, was wirklich schade ist, da uns die Trailer durchgängige und zusammenhängende Welten(übergange) suggerierten. Starfield ist ein gutes SciFi-RPG geworden, aber meilenweit weg von einem perfekten.

     

    Starfield Test Fazit Kai

    Bethesda hat es mir mit ihrem jüngsten Spross nicht leicht gemacht. Zum einen waren da meine eigenen Erwartungen, die zugegebenermaßen auch durch Todd Howard und seine vollmundigen Erklärungen in die falsche Richtung gelenkt wurden. Die ersten zwei Stunden waren also hart, und hätte ich das Spiel nicht testen müssen – ich hätte es zurückgegeben. So aber habe ich mich immer wieder neu hineingekniet und mich durch alle Hürden und Unzulänglichkeiten gekämpft.

    Nach und nach fand ich mich in das Spiel ein, und nach zehn Stunden begann es mir Spaß zu machen: Ich mochte die NPCs, verfolgte die Gespräche immer aufmerksamer und wollte wissen, wie die aktuelle Geschichte weitergeht und wo die nächste beginnt. Das ist eigentlich die Essenz aller Bethesda-Spiele. Schade nur, dass viele Kernelemente des Gameplays so unglücklich gestaltet sind.

    Aber wie so oft: Die Modding-Community ist schon fleißig und bringt über 100 neue Mods heraus – jeden Tag! Ich bin gespannt, was sie in den nächsten Monaten aus Starfield machen werden. Eines ist sicher: Die Möglichkeit, das Spiel durch Mods im gegebenen Rahmen zu verändern, wird auch Starfield ein langes Leben bescheren. Denn im Kern bereitet das Entdecken vor allem der liebevoll designten Städte und das Erleben der Geschichten sehr viel Freude.

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    Kai Bach
    Kai Bach ist seit den 1980er Jahren Gamer. Angefangen bei C64 und Amiga, hat er seine ersten PC-Spiele 1989 auf einem 286er mit 10MHz und 640kb Arbeitsspeicher gespielt. Schon immer haben ihn Fantasy- und SciFi-Welten am meisten interessiert, weshalb er sogar das erste Wing Commander auf besagtem 286er zum Laufen bekam. Kein Wunder also, dass er schon von Anfang an die Entwicklung von Star Citizen verfolgt und seit 2015 aktiver Unterstützer der Entwicklung ist. Diese Entwicklung begleitet er außerdem als professioneller Sprecher und Youtuber mit Videoproduktionen. Mehr zu Kai und seiner Arbeit als Sprecher erfahrt ihr auf www.stimmehamburg.de