Starfield Test/Review für PC und Xbox

    Der Griff zu den Sternen

    Auch wir haben uns ins Abenteuer gestürzt für einen umfangreichen Starfield Test. Viel wurde über das „nächste große Ding“ von Bethesda und seinem Todd Howard (Game Director und Executive Producer) gesprochen. Starfield: Die unendlich große Weltraum-Saga mit 1000 Planeten, die uns einlädt, unser eigenes Abenteuer zu erschaffen. Die Spekulationen wuchsen ins Unermessliche, ebenso der Hype. Das ging so weit, dass Gamer davon träumten, die seit zehn Jahren in Entwicklung befindlichen Spiele „Star Citizen“ und „Squadron 42“ noch vor deren Releases zu erleben. 

    Starfield Exploration Erkundung Gameplay
    Trotz allem: es gibt viel zu entdecken in Starfield (Quelle: Bethesda)

     

    Hier wurde also nicht nur hinsichtlich der Spielentwicklung inhaltlich nach den Sternen gegriffen. Todd Howard und sein Team versprachen auch Entdeckungsreisen durch das Starfield-Universum. Und die Community träumte von einem frei gestaltbaren virtuellen Leben zwischen den Sternen. 

    Inzwischen haben die Besitzer der Premium Editionen von Starfield bereits Zugang zum Spiel. Alle anderen Spieler und auch neue Interessenten folgen am 06. September. Für alle Unentschlossenen unter euch gibt es diesen Test, in dem wir die Details von Starfield unter die Lupe nehmen und kritisch diskutieren. Ist der Griff nach den Sternen gelungen? Oder ist Bethesda mit Starfield doch bodenständiger geblieben, als sie und wir es uns vorgestellt haben?

     

    Es ist ein Bethesda!

    Um es gleich vorweg zu nehmen: Bethesda und Todd Howard haben schlicht zu viel versprochen. Wie ihr in unserem Bericht über den ersten Eindruck des Spiels nachlesen könnt, ist Starfield deutlich eingeschränkter und stringenter als versprochen. In unserem Test mussten wir feststellen, dass man nicht frei durch den Weltraum navigieren kann, wie es in den Vorbildern No Mans Sky oder Star Citizen der Fall ist. Auch das Fliegen über Planeten- und Mondoberflächen ist nicht möglich. Nicht einmal ein Mako (Mass Effect) ist uns vergönnt. Allein zu Fuß können wir fast grenzenlos wandern. Aufregend ist das aber nicht, im Gegenteil: Da wir nicht durchgehend sprinten können und Laufen generell naturgemäß nicht die schnellste Fortbewegungsart ist, kippt die Gefühlsebene von Neugier über Langeweile schnell in Frust und Qual.

    Boost Jump Sprung
    Wie Boba Fett ist das zwar nicht, aber alles ist besser als zu laufen in Starfield (Quelle: ingame Screenshot)

     

    Starfield ist und bleibt ein Bethesda-Spiel. Und die Creation Engine 2 ist und bleibt die Creation Engine: basierend auf Zonen, ergo Level, an deren Übergängen der jeweils nächste Level geladen werden muss. Und das sieht man, sei es durch Animations-Sequenzen oder gar Ladebildschirme. Letzteres ist eines der vielen Ärgernisse des Spiels. Dennoch: Wer Bethesda-Spiele aus der Vergangenheit kennt, weiß eigentlich, was ihn erwartet. Wäre da nicht der Hype. Aber lassen wir das beiseite und betrachten in diesem Test: was sind die Schwächen, und was vor allem die Stärken von Starfield?

    Starfield: Kaufen oder nicht kaufen?

    Aller Anfang ist schwer

    Beginnen wir diesen Starfield Test mit einer großen Schwäche des Spiels: den ersten Spielstunden. Die Story startet eher zäh, und eigentlich wollten wir als angehende Raumfahrer ins All starten und fremde Welten erkunden. Stattdessen erwartet uns eine Wanderung durch ein Bergwerk. Wir müssen sogar Erze abbauen. Wie aufregend. Dann kommt es zu einem ersten Feuergefecht, das an Aufregung und Spannung dem Erzabbau in nichts nachsteht – dazu später mehr.

    Darf man dann endlich in den Weltraum abheben, folgen die nächsten Momente der Ernüchterung und sogar Frustration: Ernüchterung, weil man mit seinem Raumschiff nicht frei navigieren darf, sondern nur mittels Animationssequenz von Punkt A nach Punkt B fliegt. Frustration, weil das an dieser Stelle eingefügte Tutorial so schlecht gestaltet ist, dass es mehr Verwirrung stiftet, als dass es den Einstieg ins Spiel unterstützt.

    Raumschiff HUD
    Das Raumschiff HUD, zu dem übrigens auch die Konsolen unten dazuzählen (Quelle: ingame Screenshot)

     

    Auch die Menüführung ist unübersichtlich und teilweise verwirrend. Dies betrifft sowohl das Headup-Display im Schiff als auch die Menüführung für Inventar, Charakter- und NPC-Teamverwaltung und die Kartennavigation. Wir empfehlen daher, euch möglichst früh mit der Tastaturbelegung vertraut zu machen, um die umständliche Navigation mit der Maus (PC) zu vermeiden.

     

    Held ohne Furcht und Tadel

    Die Erstellung des Spieler-Charakters ist ordentlich. Hier ist Bethesda seit jeher zu Hause und das merkt man auch in Starfield: habt ihr bereits Skyrim oder Fallout gespielt, findet ihr euch sofort zurecht. Wie gewohnt kann man jeden noch so kleinen Gesichtszug gestalten, Farben, Formen und Merkmale für Gesicht und Körper festlegen und sich sogar Gedanken über die Hintergrundgeschichte seines Alter Egos machen. Möchtest du ein Bestienmeister (Kämpfer) sein? Oder Cyberrunner, Diplomat oder Koch? Hier hat sich Bethesda einiges einfallen lassen. 

    Und zu guter Letzt kann man seinem Charakter noch Nerfs und Buffs verpassen, indem man sich bis zu drei Merkmale zulegt. Ist man zum Beispiel ein Empath, kann man die Effektivität seiner NPC-Begleiter im Kampf steigern, wenn man zuvor etwas gesagt oder getan hat, was ihnen gefällt. Dieser Effekt kann sich aber auch ins Gegenteil verkehren. 

    Starfield Charakter Avatar
    Die Charaktererstellung von Starfield ist – ganz Bethesda – sehr umfangreich (Quelle: ingame Screenshot)

     

    Oder wenn ihr ein Faible für „Kinderkram“ habt, gibt es Eltern im Spiel, die ihr besuchen könnt. Für dieses Familientreffen müsst ihr dann allerdings 2% eures wöchentlichen Einkommens an eure „Eltern“ abgeben. Oder seid ihr Weltraumfreaks? Dann sind Sauerstoff und Gesundheit im Weltraum erhöht – auf dem Boden aber reduziert. 

    Die Charaktererstellung ist also sehr umfangreich. Für diesen Starfield Test haben wir bereits eine gute Stunde mit Intro und Charaktererstellung verbracht, bevor wir überhaupt ins eigentliche Spiel einstiegen. Und wir können uns vorstellen, dass es einigen von euch genauso geht. Schließlich wird mit der Erstellung eures Avatars eine Entscheidung für das (virtuelle) Leben getroffen!

     

    Talentbaum im Korsett

    Im Spiel selbst kann man seinen Charakter natürlich weiterentwickeln. Hier ist Starfield ganz RPG. Das Talente-System ist ebenso übersichtlich wie einfach gehalten. Es gibt die fünf Kategorien Physisch, Sozial, Kampf, Forschung und Technologie. Darunter sind die Talente in vier Stufen eingeteilt. Steigt der Charakter im Level auf, kann man einen Fähigkeitspunkt für ein Talent ausgeben. 

    Talentbaum Skilltree
    Die Entwicklungsmöglichkeiten des Spiel-Avatars sind vergleichsweise übersichtlich (Quelle: ingame Screenshot)

     

    Damit das Ganze aber nicht zu einfach wird, hat Bethesda einen Trick eingebaut: Wollt ihr die nächsthöhere Stufe eines Talents erreichen, müsst ihr dafür eine bestimmte Voraussetzung erfüllen. Bei Waffen ist das meist einfach: x Gegner töten für die nächste Stufe. Bei einigen anderen Talenten ist es kniffliger. Beispiel „Gewichtheben“, mit dem ihr eure Tragkraft erhöhen könnt: Um hier Level 2 freizuschalten, müsst ihr 2500 Meter mit mindestens 75 Prozent eurer Tragkraft sprinten. Da kommt man schnell aus der Puste.

    Skill Tree Level
    Zur zweiten Stufe des „Gewichthebers“ müssen wir noch ein paar Sprints einlegen (Quelle: ingame Screenshot)

     

    Ein Wermutstropfen bei diesem System: Ist ein Punkt einmal vergeben, kann er nicht mehr rückgängig gemacht werden. Ein Reset oder Zurückkaufen von Skillpunkten ist nicht möglich. Im Zweifelsfall müsste man einen neuen Charakter und damit ein neues Abenteuer starten. Mit Blick auf die heutige Spielkonkurrenz müssen wir sagen: Dieses starre Korsett wäre nicht nötig gewesen und hemmt auch etwas den Spielspaß und die Experimentierfreudigkeit.

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    Kai Bach ist seit den 1980er Jahren Gamer. Angefangen bei C64 und Amiga, hat er seine ersten PC-Spiele 1989 auf einem 286er mit 10MHz und 640kb Arbeitsspeicher gespielt. Schon immer haben ihn Fantasy- und SciFi-Welten am meisten interessiert, weshalb er sogar das erste Wing Commander auf besagtem 286er zum Laufen bekam. Kein Wunder also, dass er schon von Anfang an die Entwicklung von Star Citizen verfolgt und seit 2015 aktiver Unterstützer der Entwicklung ist. Diese Entwicklung begleitet er außerdem als professioneller Sprecher und Youtuber mit Videoproduktionen. Mehr zu Kai und seiner Arbeit als Sprecher erfahrt ihr auf www.stimmehamburg.de