Starfield Test/Review für PC und Xbox

    Neverending Story

    Die Hauptstory wies bei Spielen von Bethesda immer die geringste Qualitätsgüte auf. Während die Spiele teils strotzen vor tollem Grafikdesign, Gestaltungselementen, Sound und Musik, einer lebendigen, authentischen Welt, hatte die Hauptstory immer den Anschein, als hätte sie am Ende noch schnell ein Praktikant zusammengezimmert. Bei Starfield…ist es nicht ganz so schlimm. Dennoch dürft ihr, wir wollen in unserem Starfield Test spoilerfrei bleiben, keine qualitative Spannungsbombe erwarten. Sie weiß zu gefallen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wie die Hauptgeschichte und das Spiel starten, haben wir euch in unserem Ersteindruck geschildert.

    Starfield Constellation Timeline
    Bethesda hat für Starfield eine 280jährige Hintergrundgeschichte geschrieben (Quelle: bethesda.net)

     

    Soviel sei dazu gesagt: es gibt keine Cutscenes, und große Überraschungen oder gar Plottwists dürft ihr nicht erwarten. Auch das Ende lässt eher zu wünschen übrig. Denn es bleibt dabei: Die Stärke des Spiels sind die Nebengeschichten. Hier gibt es wieder kleinere und größere Questreihen, die spannend, unterhaltsam, witzig oder mitreißend sind. Die uns mehr in die Welt von Starfield hineinziehen als die geradlinig erzählte Hauptquest in ihrer Gesamtheit. Die uns interessante NPC-Charaktere mit gut geschriebenen Dialogen und authentischen Motivationen präsentieren. 

     

    Der NPC, mein Freund und Helfer

    Bleiben NPCs in anderen Computerspielen oft eher Mittel zum Zweck, können wir uns bei Starfield wieder in unsere Gesprächspartner hineinfühlen. Unterstützt wird dies durch die Dialogoptionen, auf die die NPCs entsprechend unterschiedlich reagieren. Und nicht nur das: Haben wir ein Crewmitglied dabei, welches das Gespräch verfolgt, kann das zu positiven oder negativen Veränderungen in der Einstellung gegenüber unserem Spieler-Avatar führen.

    Die große Stärke von Bethesda sind also die Dialoge, die zwar nicht so ausschweifend sind wie in manchen Fantasy-RPGs, dafür aber unterhaltsam, authentisch und kurzweilig.

    NPC Begleiter Team
    Man kann leider nur einen NPC mit ins Gefecht nehmen. Aber die unterstützen tatsächlich, und man kann sie auch als erweitertes Inventar nutzen (Quelle: ingame Screenshot)

     

    Ein weiterer Pluspunkt ist das Überzeugungssystem: Durch erlernte Talente im Skillbaum eröffnen sich neue Dialogoptionen. So kann man brenzligen Situationen entkommen oder sein Entgelt für eine Mission erhöhen. Schade bei alledem: Unser Charakter bleibt leider das ganze Spiel über stumm, Half-Life lässt grüßen. Aber: Genau das hatten sich viele Fans nach Fallout 4 gewünscht. Insofern vielleicht doch ein weiterer Pluspunkt für viele Fans von Bethesda-Spielen.

     

    Ich bin Chef – und was sind deine Skills?

    Tatsächlich verrät es schon das Merkmal “Arbeitgeber” bei der Charaktererstellung: ja, man darf mal Chef sein. Also, wenn man das im echten Leben nicht schon ist. Auf eurem Weg könnt ihr ergo NPCs anheuern. Einige folgen euch aus freien Stücken. Für andere müsst ihr ordentlich Geld auf den Tisch legen, je nach Skillset. Allerdings hat Bethesda auf regelmäßige Gehaltszahlungen verzichtet. Ihr müsst also nur eine Einmalzahlung auf den Tisch legen, schon habt ihr einen treuen Arbeitnehmer an eurer Seite. 

    Diese Teammates sind – wie die zuvor bereits erwähnten NPC-Gesprächspartner und Questgeber – liebevoll designt und bisweilen sehr gesprächsfreudig. Sie sind nützlich als erweitertes Inventar, haben häufig eigene Quests im Gepäck, geben euch Ratschläge oder Hinweise und unterstützen in Kämpfen. Die KI ist dabei so solide programmiert, dass die NPCs selten im Weg stehen. Dieses Qualitätsmerkmal hat Bethesda also von Fallout 4 übernommen.

    Gefecht PVE NPC
    Nach der Landesequenz findet hier gleich ein Gefecht gegen viele NPC-Piraten statt – die sich gut in der komplexen Levelstruktur zurechtfinden. Die fps-Mechanik ist zwar einfach, macht aber dennoch Spaß (Quelle: ingame Screenshot)

     

    Die Dialoge mit euren Teammitgliedern sind dabei entscheidend für das Verhältnis zu euch. Sie kann Parameter wie die Effizienz im Kampf beeinflussen, aber auch vielleicht zu einer Romanze oder gar einer festen Beziehung führen. In unserem Starfield Test jedenfalls wurde uns schon recht früh die Option zum „flirten“ angeboten. Dennoch: Große Dramen wie im Aufzug-Showdown von Wing Commander III braucht ihr nicht zu erwarten. Alles bleibt hübsch artig und harmlos.

     

    Sound and Space

    Einen Makel möchten wir nicht unerwähnt lassen: die Lippensynchronisation. Diese entspricht leider zu 0% der deutschen Sprachausgabe. Wer damit ein Problem hat, sollte die englische Sprachausgabe wählen, bei Bedarf mit deutschen Untertiteln. 

    Sehr positiv möchten wir hingegen die Sprecher erwähnen: Sie sind exzellent gecastet und haben eine hervorragende Arbeit abgeliefert. Das gilt nicht nur für die englischen, sondern – und das ist das Besondere – auch für die deutschen Sprecher. Sie schaffen eine tolle Atmosphäre, wenn man über die nicht synchronen Lippenbewegungen hinwegsehen kann.

    Starfield Lippensynchron
    Für die ersten Dialogzeilen des Intros hat man die Lippenbewegung der Audiospur noch angepasst – doch kurz danach sollte man den Gesprächspartnern nicht mehr auf den Mund schauen (Quelle: ingame Screenshot Starfield)

     

    Ebenfalls sehr atmosphärisch, zum Thema “Ton”, sind das Sounddesign und die Musik. Die orchestrale Untermalung passt oft perfekt zur Umgebung oder Situation. Nur selten, in einigen Kampfsituationen, hätten wir uns etwas mehr Dramatik in der musikalischen Untermalung gewünscht. Ansonsten wirkt die Musik selten störend, sondern gibt einem das Gefühl, im eigenen Film zu sitzen. Schon beim Starten von Starfield ist man durch die Titelmelodie sofort im Thema und sieht sich selbst die unendlichen Weiten der Starfield-Galaxis erkunden.

    Auch die Soundeffekte wollen wir kurz erwähnen: Sie passen ebenfalls immer, egal ob es sich um Schiffsturbinen, Anzeigen, Umgebungs- oder Atemgeräusche handelt. Alles zusammen ergibt eine gekonnte Mischung, die das Spielerlebnis noch eine Stufe höher hebt. Einzig bei den Schusswechseln hätte man noch mehr herausholen können. Plus, es gibt keine Einstellungen für den Dynamikumfang oder zur Unterstützung von Hörgeschädigten. Und insgesamt fehlen Starfield wichtige Einstellmöglichkeiten. Dazu später mehr im Abschnitt „Versprochen gebrochen“.

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    Kai Bach
    Kai Bach ist seit den 1980er Jahren Gamer. Angefangen bei C64 und Amiga, hat er seine ersten PC-Spiele 1989 auf einem 286er mit 10MHz und 640kb Arbeitsspeicher gespielt. Schon immer haben ihn Fantasy- und SciFi-Welten am meisten interessiert, weshalb er sogar das erste Wing Commander auf besagtem 286er zum Laufen bekam. Kein Wunder also, dass er schon von Anfang an die Entwicklung von Star Citizen verfolgt und seit 2015 aktiver Unterstützer der Entwicklung ist. Diese Entwicklung begleitet er außerdem als professioneller Sprecher und Youtuber mit Videoproduktionen. Mehr zu Kai und seiner Arbeit als Sprecher erfahrt ihr auf www.stimmehamburg.de