Grafik
Vom Handheld auf die Switch – ein gelungener Übergang?
Ist Pokémon Schwert und Schild das schönste Switch-Game, das uns in letzter Zeit unter die Augen gekommen ist? Bei Weitem nicht. Doch es ist mit Abstand das schönste Spiel der Serie! Denn selbst der eingefleischteste Pokémon-Fan muss zugeben, dass auch ältere Titel nie zu den grafisch imposanten Vertretern ihrer Art zählten. Klar, die Grafik war immer ordentlich, aber auch Schwert und Schild sind eben kein Xenoblade II. Trotzdem sah die Spielwelt noch nie so gut aus und man staunt schon einmal beim Anblick der von Großbritannien inspirierten Städte und Landschaften.
Gebäude und Straßen sind mit Leben erfüllt und es wird schnell klar, dass die Entwickler mit viel Liebe zum Detail gearbeitet haben. Beispielsweise schaffen Wettereffekte wie Nebel, Schnee oder Regen schon früh eine düstere Atmosphäre. Keine Stadt, Höhle oder Route sieht gleich aus, denn jede erhält durch unterschiedliche Bauweisen, Flora oder spezielle Features ihren eigenen Charme.
Startprobleme auf der Heimkonsole
Ein wenig anders sieht es da in der Naturzone aus. Während das Gameplay in der freien Natur überzeugt, stellt sie den grafisch schwächsten Teil des Spiels dar. Was am meisten auffällt, ist die Leere vor allem im Vergleich zum Rest der Welt. So gibt es nur hin und wieder einen Baum, eine Wiese oder alle paar Minuten mal einen größeren Felsbrocken. Im Wasser vermisst man Objekte jeglicher Art fast gänzlich. Wenn man gerade aus einer der atmosphärischen Städte oder farbenprächtigen Routen kommt, fragt man sich zudem, was hier mit den Texturen passiert ist. Diese sind im restlichen Spiel sauber, es ruckelt seltenst und wirkliche Grafikfehler sind nicht verhäuft aufgetreten.
Ein allgemeines „Problem“ sind die immer wieder wie aus dem Nichts im Graß auftauchenden Pokémon – was bei einem Raupy einigermaßen glaubwürdig ist, sorgt im Fall eines meterlangen Stahlos eher für schiefe Blicke. Schließlich hatte sich Letzteres sicherlich nicht unauffällig im knöchelhohen Graß versteckt… Ähnlich plötzlich wechselt in der Naturzone das Wetter. Hier wäre es schön gewesen, den Übergang von zum Beispiel strahlendem Sonnenschein zu Hagelschauern fließender zu gestalten.
Insgesamt zeigt sich an der Grafik die verhältnismäßig kurze Entwicklungszeit des Spiels. Erst 2017 kündigte man den Beginn dieser an. Zum Vergleich: Zelda BotW war 2 Jahre in Planung und ganze 4 in aktiver Entwicklung. Ein Jahr mehr hätte sicherlich die meisten der Grafikprobleme ausgemerzt und dafür gesorgt, dass die Kombination aus Naturzone und restlicher Welt besser harmoniert.
Sound
Wie klingt Galar?
Der Sound in Pokémon Schwert und Schild ist ordentlich. Es finden sich wie gewohnt einige bekannte, leicht abgewandelte Hintergrundlieder, die zwar keinen musikalischen Preis gewinnen, einem aber auch nicht nach fünf Minuten auf die Nerven gehen.
Ganz nett ist, dass immer wieder einmal die schottischen Einflüsse in Form von Dudelsack und Co. zu hören sind, was das Setting des Spiels passend unterstreicht. Weniger schön, hingegen, ist der Fakt, dass man dieses Mal ein Item benötigt, um die Lautstärke von Hintergrundmusik und Soundeffekten anzupassen. Das „Feature“, das wohl in fast jedem anderen Spiel ganz selbstverständlich noch vor dem Start in den Einstellungen zu finden ist, schaltet man hier erst nach ein paar Stunden Spielzeit frei. Dazu kommt noch, dass man sehr einfach unbemerkt daran vorbeilaufen kann. Uns erschließt sich nicht ganz, warum die Entwickler diese Änderung für eine implementierungswürdige Idee hielten.
Abgesehen davon gefallen die Soundeffekte, hin und wieder hört man den Ruf eines wilden Pokémon oder einen Wettereffekt. Einigen Berichten zufolge soll ein Bug in einem wichtigen Bosskampf die Musik zum Erstummen bringen – wir hatten dieses Problem allerdings nicht.
Preis/Leistung
Der Übergang vom Handheld auf die Nintendo Switch steigert den Neupreis im Vergleich zu älteren Spielen um etwa 20 Euro. Da stellt sich natürlich die Frage, ob Pokemon Schwert und Schild tatsächlich ihre 60 Euro wert sind oder ob man hier lieber zu einem der Vorgänger greift.
Fernab der Kontroversen entscheidet über den tatsächlichen Wert des Spiels wohl am ehesten die Spielzeit sowie der Spielspaß. Erstere hängt enorm von den Gewohnheiten des Spielers ab: Wer achtlos durch die Story rennt und nur eine Handvoll Pokémon fängt, um sein Team zu erweitern, der kann diese in gut zehn Stunden beenden, wie einige Streams bereits bewiesen. Allerdings ließe sich das sicherlich über viele gute Games sagen.
Neben der unterhaltsamen Story bieten Pokémon Schwert und Schild unzählige spannende Features. Ich persönlich benötigte beispielsweise 11 Stunden, allein um den ersten Arenaleiter zu schlagen. Insbesondere die Naturzone lädt dazu ein, viel Zeit mit dem Fangen seltener Pokémon zu verbringen und Raids alleine oder mit Freunden zu bestreiten. Darüber hinaus kann man Zutaten sammeln, kochen, trainieren, kämpfen, tauschen, sich bei der Charakter-Anpassung austoben, mit seinen Pokémon spielen, Jobs annehmen… Der Spielspaß war von Anfang bis zum Schluss hoch und durch einige langersehnte Verbesserungen ist das Spiel fast nie langweilig oder frustrierend. Nur der Post-Game-Content ist dürftiger als beispielsweise in Spielen wie Schwarz/Weiß 2.