Am 05. November dürften Freunde von gepflegten Achterbahnfahrten frohlockend die Hände in die Luft gereckt haben. Entwickler Frontier Developments hat mit Planet Coaster 2 die Fortsetzung seines sehr beliebten Erstlingswerks in die Welt der virtuellen Vergnügungsparks entlassen.
Wer sich nun erneut einen bunten Themenpark mit quirligen Achterbahnen, bunten Karussells, ungesunden Fressständen und irren Angestellten bauen möchte, dem sei zuvor dieser kleine Test ans Herz gelegt.
Denn ob Planet Coaster 2 ebenso gut wird, wie der Vorgänger, welche Neuerungen der Nachfolger mit sich bringt und wo evtl. vorhandene Probleme liegen, schauen wir uns im folgenden an.
Die Welt der Achterbahnen
Fans der Vergnügungspark-Simulationen dürften in den letzten Jahren (im Vergleich zur Durststrecke zuvor) recht zufrieden gewesen sein. Neben dem Primus Planet Coaster, welcher lange Zeit mit neuem Content versorgt wurde, gab es auch immer wieder andere Interpretationen des Genres.
So gab es neben dem misslungenem RollerCoaster Tycoon World vor einigen Jahren auch noch Park Beyond, was eine fantasievollere Interpretation des Parkbaus darstellte.
Wer aber größtmögliche Freiheit beim Bauen von Attraktionen und Kulissen wollte, landete über kurz oder lang immer wieder bei Planet Coaster, denn die Werkzeuge, um seine Welt zu designen, setzten damals neue Maßstäbe.
Achterbahnen konnten bis ins kleinste Detail entworfen werden. Deko- und Ziergegenstände konnten zu tausenden in der Welt platziert werden. Der clevere Editor erlaubte es ganze Häuser, ja sogar ganze Landstriche mit Bergen, Tälern und Tunneln zu entwerfen.
Zudem enthielt das Spiel eine Event-Mechanik, wodurch man Auslöser für bestimmte Aktionen platzieren konnte, was die Achterbahnfahrten noch aufregender machte.
Begabte Spieler stellten spektakuläre Kreationen von Achterbahnen und Geisterhäusern in den Steam-Workshop und auch als Video auf Youtube. Denn jedes Fahrgeschäft konnte aus der Ich-Perspektive bestiegen und selbst erlebt werden, was durch die tolle Grafik eine hohe Immersion ermöglichte.
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So war es wenig überraschend, dass Frontier Developments, nach Ausflügen ins Zoo- und Dinosauriergenre, im Sommer des Jahres den Nachfolger zum beliebten Planet Coaster ankündigte.
Was ist neu, was ist alt?
Durch den Erfolg des Vorgängers ist die Hürde natürlich hoch, ein ebenbürtiges, oder sogar besseres Spiel zu erschaffen. Wie bereits erwähnt, ist der Vorgänger durch zahlreiche DLCs und Community-Inhalte zum Ende hin ein Spiel mit vielen Inhalten gewesen.
Frontier Developments hat sich verständlicherweise dazu entschieden, das Rad nicht neu zu erfinden. Der Kern von Planet Coaster bleibt im Nachfolger erhalten. Wir bauen Achterbahnen, Fahrgeschäfte, Fressbuden, Dekorationen und passen die Landschaft nach unserem Gusto an.
Neu hinzu kommen Features, die wir eher in Freizeitbädern als in Vergnügungsparks erwarten würden. So lassen sich nun Poollandschaften mit Strandfeeling und wilden Wasserrutschen bauen. Die Pools können beliebige Formen und Tiefen haben und außerdem mit Wellenmaschinen zu richtigen Abenteuer-Wellenbecken umgebaut werden.
All das erfordert natürlich hohe Sicherheitsstandards, so gehört die Abdeckung der Wasserflächen durch einen Rettungsschwimmer mit zu den neuen Anforderungen.
Um den Management-Anteil im Spiel zu erhöhen, müssen unsere Attraktionen nun auch mit Strom und Wasser versorgt werden. Die Schwimmbecken wollen an Wasserfilter angeschlossen werden und unsere Fahrgeschäfte benötigen neuerdings Strom, um zu funktionieren.
Entsprechende Filter und Generatoren müssen dann, idealerweise abseits der Blicke von Besuchern, gebaut und auch gewartet werden. Hierfür sind ausreichend viele Techniker einzustellen, die sich theoretisch um alles kümmern sollten. In unseren Spielsessions hat das allerdings häufig nur unzureichend gut geklappt.
Neu sind ebenfalls die Kollaborativen Parks, die es euch erlauben gemeinsam mit Freunden am selben Park zu arbeiten. Das ist allerdings kein echtes Game2Gether, sondern kommt eher einem zeitversetzten arbeiten an demselben Cloud-Dokument gleich. Schade, denn hier wäre sicherlich mehr drin gewesen.
Schöner und bunter
Neben den neuen Gameplay-Elementen gibt es natürlich auch etwas Neues fürs Auge.
Planet Coaster 2 bietet Unterstützung für einige der neueren Grafikeffekte, die sich in den letzten Jahren im Markt etabliert haben. So wird zum Beispiel die Lichtstimmung verbessert, indem Raytracing aktiviert werden kann. Das hat auch Auswirkungen auf den Detailgrad von Schattierungen, die nun deutlich realistischer als zuvor wirken.
Abgesehen davon sind die meisten Asset-Pakete noch einmal deutlich detailreicher als in Planet Coaster 1. Zusammen mit den besseren Lichteffekten erhöht sich so der Detailgrad der Landschaften insgesamt sichtbar.
Die Assetpakete selbst kommen mit einigen bisher nicht genutzten Themen, die allesamt beeindruckend gut aussehen. Zu besagten Themen gehören das Aquatic-Paket, das Mythologie-Paket und das Wikinger-Paket. Bereits jetzt wurde der Steam-Workshop mit hunderten von hochwertigen Prefabs (vorgefertigte Szenerieobjekte) von fleißigen Spielern gefüllt.
Damit bietet uns Planet Coaster 2 erneut die Möglichkeit uns kreativ auszutoben, oder, für Menschen, die weniger Zeit in Details investieren wollen, einfach fertige Objekte von anderen Spielern zu nutzen.
Einziger Nachteil ist, dass wir Assetpakete, die wir womöglich für Planet Coaster 1 erworben haben, nun nicht mehr zur Verfügung haben. Eine Kompatibilität zwischen Workshop-Objekten und Assetpaketen zwischen den beiden Spielen ist leider nicht gegeben.
Auf Los geht’s los
Haben wir uns nun dafür entschieden, mit dem eigentlichen Spiel zu beginnen, steht uns, wie schon im Vorgänger, eine Karriere mit festgelegten Aufgaben zur Verfügung, oder ein freies Spiel, bei dem wir Franchise-Parks eröffnen dürfen.
Entscheiden wir uns für die Karriere, werden wir netterweise mit langsam komplexer werdenden Aufgaben an das Spiel herangeführt. Die Story-Einbettung ist dabei eher mau gelungen, aber Planet Coaster 2 ist ja auch eine Aufbausimulation und kein Rollenspiel.
In kleinen Geschichten wird uns erzählt, warum grade wir den maroden Park unseres Vorgängers übernehmen und retten müssen. Dabei bekommen wir erklärt, welche Managementfunktionen wir im Park anpassen können, wie Personal eingestellt wird, wie wir auf die Gästebedürfnisse achten und natürlich wie wir neue Attraktionen bauen.
Je nach Mission verschiebt sich dieser Fokus mal auf Restauration, mal auf die Art der Attraktion (Wasser vs. klassisch) und mal auf Verbesserung der Parkbewertung. Letzteres lässt sich durch eine Kombination von Faktoren erreichen. So sind die Gästebedürfnisse zu erfüllen, verschiedene Attraktionen zur Verfügung zu stellen und natürlich sollte die Szeneriebewertung durch Dekoobjekte natürlich hoch sein.
Schließen wir die Karriereschritte in verschiedenen Parks ab, erhalten wir Sterne als Bewertung, die mehr oder weniger unseren Fortschritt und unser Können widerspiegeln sollen.
Je weiter wir im Spiel voranschreiten, desto mehr neue Attraktionen und Features lassen sich im Forschungsbaum freischalten, um die Motivation hochzuhalten.
Kann ich bitte den Manager sprechen?
Zwar ist Planet Coaster 2 in all seinen Gestaltungsmöglichkeiten natürlich wieder ein Brett, an dem andere Spiele sich nur neidvoll orientieren können, aber ausgerechnet beim Management-Part zeigt das Spiel mal wieder Schwächen.
So fehlen teils ganz simple Komfortfunktionen, die wir von anderen Spielen seit 20 Jahren kennen. Warum kann ich zum Beispiel mein Personal, wenn ich einen bestimmten Mitarbeiter ausgewählt habe, nicht einfach mit vor oder zurück durchschalten, um zum nächsten Mitarbeiter zu springen? Nein, dazu muss ich mich erst wieder zurück ins Personalmenü navigieren und die Mitarbeiter einzeln durchklicken.
Generell ist die Übersicht darüber, welcher Mitarbeiter grad was tut, suboptimal. Man kann Mitarbeiterzonen im Park erstellen und die Mitarbeiter diesen Zonen zuweisen. Die Zuweisung ist allerdings unnötig kompliziert und verschachtelt.
Zudem muss man immer erst in die jeweilige Zone klicken, um zu sehen, welche Mitarbeiter hier zugewiesen wurden. Das hätte man problemlos in der Kartenübersicht einbauen können, um einen schnellen Überblick zu erhalten.
Im allgemeinen scheint die, im Gegensatz zum Vorgänger, verschachtelte Menüführung in der Community nicht gut anzukommen. Evtl. kann Entwickler Frontier Development hier noch einmal nachbessern.
Was hingegen gelungen und äußerst praktisch ist, sind die Heatmaps, die mir einfach und schnell einen Überblick über so ziemlich alles im Park geben können. Wo ist es besonders schmutzig? Wieso haben die Gäste schlechte Laune oder Hunger? Wo fehlt Strom oder Wasser? An welchen Orten sollte ich meine Szeneriebewertung noch verbessern?
Die Heatmaps zeigen alles leicht verständlich an und helfen mir, bei der Optimierung meines Parks.
Verpasste Chancen
Überraschenderweise bringt Planet Coaster 2 nicht nur ausschließlich Verbesserungen, sondern hat sich mit ein paar Entscheidungen auch etwas in die Nesseln gesetzt.
Was der Spielercommunity vor allem übel aufstößt, sind zwei DLCs, die gleich zum Start mit angeboten wurden. Das hinterlässt beim Käufer natürlich das unbefriedigende Gefühl, eigentlich nicht das ganze Spiel gekauft zu haben, wenn gleich zum Start Inhalte hinter einer Paywall versteckt sind. Hier hätte Frontier Development vielleicht klüger agieren können.
Auch wurden einige Kamerafilter und Shaderoptionen aus dem Vorgänger gestrichen, was uns überrascht hat. Da die Engine im Kern dieselbe ist, hätte es wohl wenig Aufwand mit sich gebracht, hier einige Optionen zu behalten.
Speziell Freunde von VR dürften ein wenig enttäuscht sein, denn auch Planet Coaster 2 bringt nativ keinerlei VR-Unterstützung mit sich.
Obwohl das Feature bereits im Vorgänger vielfach gewünscht war, wurde es nun auch für den zweiten Teil erneut nicht umgesetzt. Das könnte eine verpasste Chance gewesen sein, Achterbahnfans eine nie dagewesene Immersion zu ermöglichen. Denn bei kaum einem anderen Spiel würde sich eine VR-Fahrt in den eigens kreierten Bahnen wohl so klar anbieten, wie hier.
Fazit
Wer den Sandbox-Part aus dem Erstlingswerk mochte, der wird in jedem Fall in Planet Coaster 2 einen gelungenen Nachfolger finden. Alles sieht ein wenig schöner aus, ist ein wenig Detailreicher und farbenfroher.
Zudem bietet Planet Coaster 2 nun auch Attraktionen rund um Freizeitbäder herum, wobei auch hier bereits kritische Stimmen laut wurden, ob das nicht auch als DLC für Part 1 hätte erscheinen können.
Wer auf eine Evolution für den Managementpart des Spieles gehofft hatte, muss feststellen, dass die Reihe auch hier eher im Mittelmaß verbleibt. Die Neuerungen bringen nicht wirklich neue Spieldynamik, die Menüs sind unintiutiv verschachtelt und es fehlen einige Komfortfunktionen, damit sich der taktische Part des Spiels wirklich gut anfühlt.
Zudem hat Frontier Developments sich mit ein paar unglücklichen Entscheidungen den Unmut der Spielercommunity zugezogen.
Nichtsdestotrotz macht Planet Coaster 2 Spaß und das sollte immer der Fokus beim spielen bleiben. Die eigenen Kreationen sind toll anzusehen, der Editor ein Traum für kreative Köpfe und wer schon immer mal einen Park mit Freunden bauen wollte, kann dies nun ebenfalls tun.
Planet Coaster 2 ist seit dem 06.11.2024 für 49,99€ für den PC (Steam, Epic), die PS5 und die Xbox-X erhältlich.