Im Jahr 2006 hatte ich mir meine Nintendo Wii vorbestellt. Mit im Paket lag Wii Sports, welches auch als erstes Spiel in der brandneuen Wii gespielt wurde. Obwohl ich ansonsten eher im eigenen Zimmer an PC oder Konsole gespielt hatte, hielt die Wii Einzug im gemeinschaftlichen Wohnzimmer und wurde von der gesamten Familie intensiv bespielt. Einfach, intuitiv, spaßig. Mehr war gar nicht notwendig. Doch kann ein so simples Spielprinzip auch heute, 16 Jahre später, überzeugen? Wir haben Nintendo Switch Sports jetzt auf Herz und Nieren getestet und verraten Euch in unserem Test das Ergebnis.
Der Beginn
Der Einstieg ist, wie seinerzeit auf der Wii, denkbar einfach. Die Steuerung setzt auch hier auf einfache und intuitive Bewegungen. Doch dazu später mehr. Als erstes wird auch hier ein Spielcharakter erstellt. Die zunächst bescheidene Auswahl an verfügbaren Haar-, Augen- und Gesichtsmodellen erweitert sich im späteren Spielverlauf, so dass die erste Figur, auch mit besonderer Hingabe, kaum dem eigenen Ich entsprechend gestaltet werden kann. Aber Ihr könnt auch, ganz wie früher, ein Mii von Euch selbst erstellen. Interessanterweise sind in den Online-Spielen die Miis eher selten anzutreffen. Scheinbar kommen die etwas moderner gestalteten Spielfiguren bei den Spielern doch besser an. Aber Ihr habt hier die freie Wahl.
Das war es dann auch schon an Spielvorbereitung. Anschließend bekommt Ihr den, sich ständig wiederholenden Hinweis, doch die Handgelenkschlaufen zu verwenden. Nervt zwar, aber wir hatten ja auch schon von den ersten beschädigten Fernsehgeräten berichtet.
Als nächstes muss nur noch gewählt werden, ob alleine oder mit Freunden Zuhause, mit Freunden online oder mit Fremden weltweit online gespielt werden soll. Egal, wie hier die Entscheidug ausfällt, landet man im farbenfrohen Spocco Square Sportcenter und kann dort aus derzeit sechs Sportarten, die wir Euch näher vorstellen, auswählen.
Volleyball
Wie alle enthaltenen Sportarten steuert sich auch Volleyball sehr intuitiv, wenngleich die verschiedenen Bewegungsabläufe wie Aufschlag, Baggern, Pritschen und Blocken durchaus komplexer sind und erst etwas Übung erfordern. Das Tutorial ist recht kurz, beinahe schon etwas zu kurz. Es dauert somit, bis die Spielabläufe richtig sitzen. Die Spielfigur läuft automatisch zum Ball, kann aber noch kurz selbst, quasi im letzten Moment korrigiert werden.
Hilfreich ist während des Spiels auch der kurz eingeblendete Hinweis auf die nächste Aktion. Erscheint also „Blocken“, weiß man, was zu tun ist.
Im lokalen Mehrspielermodus teilt man sich den Bildschirm und im Splitscreen wird es leider etwas unübersichtlich. Dennoch war Volleyball im Test der heimliche Liebling.
Badminton
Federball mit mehr Tempo. So könnte man Badminton kurz zusammenfassen. Der Controller wird zum Schläger. Mehr ist eigentlich schon gar nicht zu tun, bis auf den Stoppball, der via Tastendruck aktiviert wird. Alles andere erledigt die Spielfigur selbst mit der Bewegung des Spielers.
Bowling
Auch hier ist es lediglich der Bewegungsablauf, der die Kugel rollen lässt. Vorab kann, z. B. der Winkel und die Ziellinie festgelegt werden. Das erleichtert unter anderem das gezielte Treffen eines einzelnen, nach dem ersten Wurf verbliebenen Pins. Durch Controller-Drehung bekommt der Ball noch entsprechenden Drall und daher fühlt sich das Ganze so herrlich vertraut an.
Im Online-Multiplayer wird gegen 15 Mitspieler gebowlt. Das kann durchaus recht herausfordernd sein. Je nach erzielten Punkten geht es im Ausscheidemodus weiter, oder eben nicht.
Im Einzelspieler-Modus gibt es außerdem noch die Kategorie „Spezial Bowling“. Dabei handelt es sich um Bowling mit verschiedenen Hindernissen.
Fußball
Für Fußball benötigt man zwei Joy-Cons pro Mitspieler und als Einzelspieler auch den mitgelieferten Beingurt. Mit einem Controller im Gurt und einem am Handgelenk muss der Einzelspieler im Shootout-Modus die Figur und die Kamera selbst bewegt werden. Der Shootout-Modus führt den Spieler durch einen immer schwieriger werdenden Parcours, bei dem die Schüsse dann mit dem am Bein festgeschnallten Controller ausgeführt werden.
In den Matches geht es entweder in 1:1 oder auch in 4:4-Turnieren gegeneinander. Die Steuerung der Figur und der Kamera erfolgt mit beiden Controllern in den Händen.
Chanbara
Chanbara ist ein Schwert-Kampfsport allerdings mit Stöcken. Ziel des Spiels ist es, den Gegner mit Angriffen, Blocks und Kontern von der über Wasser stehenden Plattform zu stoßen. Zur Auswahl stehen normale Schwerter, Energie- und Zwillingsschwerter.
Für den Einsatz des Zwillingsschwerts braucht es dann auch zwei Joy-Cons pro Person. Als Besonderheit lädt sich das Energieschwert durch den Block eines Angriffs mit Energie auf, die dann beim Angriff wieder entladen wird.
Tennis
Auch beim Tennis fühlen sich alte Wii Sports-Veteranen direkt wieder Zuhause. Die Bewegungssteuerung tut genau das, was sie soll. Das geringere Gewicht der Joy Cons, im Gegensatz zu den Wii-FBs, fühlt sich nur im direkten Vergleich etwas anders an.
Einen richtigen Einzelspielermodus gibt es allerdings nicht mehr. Gespielt wird immer im Doppel. Dabei ist dann beim alleinigen Spiel die Spielfigur doppelt auf dem Platz. Der Spiel-Zwilling muss dann selbst zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden, je nachdem, welche Figur näher am Ball ist.
Was gibt es sonst noch in Nintendo Switch Sports?
Mehr Sportarten gibt es derzeit leider noch nicht. Allerdings ist für den Herbst 2022 noch Golf als weitere kostenlose Sportart angekündigt. Ob es noch weitere Sportarten geben wird, wurde bislang von Nintendo nicht kommuniziert. Die Möglichkeit dazu wäre aber denkbar, evtl. auch mit einem kostenpflichtigen DLC.
Der Herbst-DLC bringt aber auch den Beingurt ins Fußballmatch. Dies wurde bereits von Nintendo angekündigt.
Grafik, Musik, Steuerung und Spielspaß
Wer bei Nintendo Switch Sports jetzt eine Hammergrafik erwartet hat, mag enttäuscht werden. Allerdings ist auch der Wii Sports-Look total entstaubt worden. Das Spiel kommt zeitgemäß und frisch daher. Es ist bunt, ohne dabei aufdringlich oder grell zu sein. Das gleiche gilt auch für die musikalische Untermalung. Die Steuerung ist, auch wenn das schon erwähnt wurde, einfach intuitiv und eignet sich sowohl für Spielanfänger, die jüngsten Spieler oder eben komplette Non-Gamer. Da kann wirklich wieder jeder mitspielen.
Genau wie Wii Sports ist auch Nintendo Switch Sports für die ganze Familie oder für den gelungenen Spieleabend mit Freunden. Aber auch der Solo-Spieler kommt ins Schwitzen dank des Online-Multiplayers. Werden einmal keine echten Mitspieler im Internet gefunden, ergänzt das Spiel die freien Plätze auch durch Bots. Also ist eigentlich immer jemand da, gegen den man antreten kann.
Ferner sammelt man durch die Online-Spiele Punkte, die gegen diverse Gegenstände, Kleidung, Emoticons oder Figurenupgrades, wie Haarfarben u. ä., eingetauscht werden können. Für Nintendo sicherlich eine absolute Neuerung, dass der Online-Multiplayer komplett im Vordergrund steht. Allerdings ist dies auch durchaus beabsichtigt, da zum Online-Spielen auch der kostenpflichtige Nintendo Switch Online-Service notwendig ist. Wer diesen nach wie vor verweigert, muss sich mit den dann sehr eingeschränkten Möglichkeiten begnügen. Zwar kann auch ohne Online-Zugang mit bis zu vier Spielern in den eigenen vier Wänden gespielt werden, allerdings sorgt der doch sehr vordergründige „Online-Zwang“ für Punkteabzug in der Bewertung.
Fazit
Es ist, was es ist; es tut, was es soll und macht dabei auch noch richtig Laune. Punkteabzug gibt es für den „beinahe Online-Zwang“. Dieser ist zwar nicht Voraussetzung, aber um in den kompletten Genuss des Spiels zu kommen, eben doch erforderlich. Zu Bemängeln ist weiter außerdem, dass das Spiel keine wirklichen Innovationen aufweist. Einerseits muss sich Nintendo Switch Sports sicher nicht hinter Wii Sports verstecken, andererseits hätten wir uns doch auch noch ein paar komplett frische Ideen gewünscht.
Letztlich bleibt nur noch die Frage, wieso es so lange gedauert hat, bis wir wieder in den Genuss des Heimsports gekommen sind. Für mich ist Nintendo Switch Sports ein Titel, der eigentlich zu jeder Switch gehört, wie seinerzeit Wii Sports mit jeder Wii ausgeliefert wurde. An dem weiteren kleinen Wermutstropfen, genauer gesagt, dem Fehlen der Sportarten Boxen und Baseball, könnte ja noch gebastelt werden. Eventuell hat da Nintendo ja noch was in petto? Die Golf-Erweiterung im Herbst macht jedenfalls auch diesbezüglich Hoffnung. Also, liebe Couchpotatoes, worauf wartet Ihr noch? Mit diesem Spiel kommt wieder Leben und Bewegung in die Bude!
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Wir bedanken uns bei Nintendo für die Bereitstellung des Testmusters.