LEGO und Videospiele, das ist eine erfolgreiche und beständige Liebesgeschichte. Neben den knuffigen Abenteuerspielen steht nun endlich mal wieder mit LEGO 2K Drive ein Rennspiel an der Startlinie. Ob der Racer eine gute Figur auf dem Asphalt macht, das erfahrt ihr hier bei uns im Test!
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Für diesen Testartikel spielten wir LEGO 2K Drive auf Playstation 5
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Macht nicht den Fehler und erwartet bei LEGO 2K Drive einen direkten Vergleichskandidaten. Wenn man sich zu einem Äquivalent hinreißen lassen möchte, dann muss man zwingend mischen. Am ehesten trifft man es, wenn man sich einen Mix aus Mario Kart, Forza Horizon, einer Prise Burnout und LEGO Baugarage vorstellt. Ein Abenteuer-Racer innerhalb einer freien Welt mit nahezu unendlichen Möglichkeiten, die bunten Steinchen aufeinander zu setzen – und auch wieder zu zerstören.
Die offene Spielwelt besteht grob gesagt aus vier unterschiedlichen Bereichen, wobei der erste Abschnitt als eine Art Tutorial dient. LEGO 2K Drive ist kein Spiel, bei dem ihr euch zig Buttonkombinationen merken müsst, aber die obligatorische Hilfe zum Spielstart sollte schon sein. Zumal sich das Spiel durchaus an das jüngere Publikum wendet und selbst wenige Knöpfe können hier schon über Sieg und Niederlage bestimmen.
Der Start als Renn-Rookie
Aller Anfang ist bekanntlich schwer und so starten wir im Karriere-Modus als kleiner Niemand in der Welt Bricklandia. Einer losen Story folgend müssen wir uns in abwechslungsreichen Rennveranstaltungen ein ums andere Mal an die Spitze des Fahrerfeldes kämpfen. Als Belohnung für erfolgreiche Platzierungen gibt es kleine Fähnchen. Sammelt ihr in den Einzelrennen genügend davon, schaltet ihr das Finale für jede Region frei: Ein spektakuläres Show-Rennen.
Währenddessen gibt es scheinbar unendlich viel zu entdecken. Würde man die reine Spielzeit der Hauptkampagne auf das Nötigste runterbrechen, würdet ihr in etwa bei 10-12h liegen. Dadurch, dass ihr aber permanent auf Aufgaben, Nebenquests und Herausforderungen stoßt, schraubt sich die Dauer um ein Vielfaches nach oben. Dabei sind die vielzähligen Nebenjobs mal mehr und mal weniger ersichtlich. Abwechslungsreich sind sie allemal. Mal müsst ihr im Sinne einer Sammelquest beispielsweise für einen Bauern seine entlaufenen Schweine wieder einsammeln. Ein anderes Mal ist euer Geschick gefragt, wenn ihr ein Ei in eine Pfanne befördern sollt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist sind die Missionsbeschreibungen, da sie nicht immer eindeutig formuliert sind. Hier und da kommt man durch schieres Ausprobieren dahinter, welcher Weg zum Ziel führt. Gerade für Kinder kann sich hier etwas Frustpotential festsetzen, wenn sie mit solchen Spielmechaniken noch nicht 100%ig vertraut sind.
Das Gaspedal am Anschlag
Die Rennen selbst ähneln in gewissem Maße dem Platzhirsch Mario Kart. Die Tracks sind klar definiert, bieten hier und da Abkürzungen und natürlich genügend Power-Ups. Mit diesen offensiven und defensiven Gimmicks versucht ihr, euren Mitstreitern das Klötzchenleben möglichst schwer zu machen. Im Grunde sind die Funktionen aller Items selbsterklärend, die Icon-Zuordnung muss allerdings gelernt werden. Diese hat man nach ein paar Runden auch schnell im Kopf, lediglich die ersten Runden muss man mit Experimentieren verbringen. Im Grunde umfasst das Arsenal hier die üblichen Verdächtigen, von daher ist man schnell mit der Materie vertraut. Spinnennetze verdecken den Gegnern die Sicht, Raketen treffen den Vordermann usw.
Was etwas nervt ist die hinlänglich bekannte Mechanik des Gummibandes oder des Rubberbandings. Man kann also weder vorne wegdüsen, noch verliert man vollständig den Anschluss ans Fahrerfeld, was sozusagen künstlich zusammen gehalten wird. Einerseits ist das für Renn-Enthusiasten wirklich frustrierend, andererseits fallen so weniger geschickte Spielerinnen und Spieler hinten über. Da sich die Zielgruppe von LEGO 2K Drive wohlgemerkt aber an Kinder und Jugendliche richtet, mag man das verzeihen können. Jedenfalls kommen Frischlinge so in den Genuss, potentiell immer vorne mit dabei sein zu können.
Die abwechslungsreichen Parcours sind nicht nur wunderschön gestaltet, sondern verfügen auch über ständig wechselnde Untergründe. Ganz im Sinne der Transformers baut sich euer Vehikel binnen Sekundenbruchteile in genau das um, was gerade benötigt wird. Auf dem Asphalt fahrt ihr ein Rennauto, geht es offroad weiter, wird daraus ein Quad und wenn ihr über eine Schanze im Wasser landet, verwandeln sich die Klötze in ein Boot. Der Speed bleibt dadurch über die gesamte Renndistanz erhalten, da die Verwandlungen völlig automatisch ablaufen.
Gleichwohl werdet ihr mit waghalsigen Drifts und Doppelsprüngen belohnt, in dem sich euer Boost auflädt. Diesen zündet ihr am Besten auf langen Geraden und seid so recht fix wieder ganz vorne an der Spitze. Das Driften scheitert etwas an der recht groben Steuerung, die scheinbar vollständig auf Geschwindigkeit ausgelegt ist. Filigrane Lenkmanöver sind etwas knifflig und misslingen besonders anfangs gerne mal. Glücklicherweise verzeiht das Spiel bzw. das Streckendesign hier so einiges an Fehlmanövern. Entweder touchiert ihr kurz die Bande oder rast einfach durch umliegende Objekte, wie Bäume oder Zäune, hindurch. Letzteres ist sogar noch unterhaltsam, da die Umgebung dann stilecht in tausend Einzelklötze zerspringt.
Virtuelles Klötzchenstapeln
Während sich innerhalb der Rennen euer fahrbarer Untersatz automatisch anpasst, dürft ihr in der Garage selbst Hand anlegen. Und natürlich dürft ihr das auf die beste Art und Weise, denn was wäre schon ein LEGO-Spiel ohne seiner Kreativität freien Lauf zu lassen?
Ob ihr dabei völlig neu anfangt oder ein bereits bestehendes Modell modifiziert, ist euch überlassen. Wohlmöglich ist das auch der große und erwähnenswerte Unterschied zu den LEGO-Spielen aus dem Hause TT Games. Wo dort nämlich per Tastendruck automatisch zusammengebaut wird, erledigt ihr hier in LEGO 2K Drive wirklich alles selbst. Dutzende Steinchen in allen Formen, Größen und Farben stehen euch zur Wahl. Dreht, stapelt und versetzt diese und freut euch am Ende über ein hoffentlich gelungenes Gefährt.
Natürlich kann man auch allerhand skurriler Fahrzeuge bauen und diese dann in der Spielwelt hinreichend testen. Für die Rennen empfehlen sich trotz Rubberband-Mechanik auch schlussendlich nur solche Vehikel, die auch wirklich sauber fahren können. Das Bauen ist übrigens völlig optional! Ihr könnt euch im Editor frei austoben, müsst es aber nicht, wenn ihr darauf keine Lust habt. Hier und da können Eigenkreationen hilfreich bei manchen Missionen sein. Erinnert ihr euch noch oben an die Ei in Pfanne Erwähnung? Das geht beispielsweise recht fix mit einem Eigenbau mit Schubobjekt an der Front zu erledigen.
Saubere Technik und spaßiger Multiplayer
Nicht nur das Gameplay weiß zu überzeugen, sondern auch die Technik. LEGO 2K Drive läuft zu jedem Zeitpunkt absolut flüssig und butterweich. Während unseres Testzeitraums gab es keinerlei Abstürze, Bugs oder Clippingfehler – super! Die knalligen Farben lassen Kinder und Erwachsene gleichermaßen ab dem Spielstart tief in die prächtige Klötzchenwelt eintauchen und darin versinken. Gelungene Effekte, wie beispielsweise aufspritzender Schlamm oder Wasser, runden den sehr guten Eindruck ab.
Kleine Punktabzüge gibt es für die Dialoge. Im Grund erwartet uns hier der übliche LEGO-Humor, allerdings zünden hier und da die Gags leider überhaupt nicht. Selbst Kinder (wir spielten mit einer 11- und einer 7-Jährigen) konnten über so manchen Toilettenwitz noch nicht mal schmunzeln.
LEGO 2K Drive unterstützt im Multiplayer volles Crossplay. Sofern ihr über ein 2K-Konto verfügt, könnt ihr euren eigenen Fortschritt sogar mit auf andere Plattformen nehmen. Die Lobby war zu jedem Zeitpunkt schnell gefüllt und schon jetzt kristallisieren sich die Pro’s heraus, die schon zig Abkürzungen für sich entdeckt haben.
Ebenso aber könnt ihr auch im lokalen Splittscreen eure Freude haben, nicht nur für einzelne Rennen, sondern auch für die Kampagne. Hier seid ihr auch nicht zwingend darauf angewiesen, euch immer im gleichen Bereich zu bewegen. Ähnlich wie bei der LEGO Star Wars: Skywalker Saga agiert ihr völlig frei und könnt sogar andere Biome betreten, wenn ihr möchtet.
Fazit
Abgesehen von ein paar Macken ist LEGO 2K Drive ein starkes Debut einer hoffentlich langen Spielserie. Besonders Kindern macht das leichtfüßige Abenteuer sichtlich viel Spaß. Überall gibt es etwas zu entdecken, die Spielwelt ist absolut lebhaft und lässt keine Wünsche offen.
Erwachsene hingegen mit einem geschärften Blick werden die Gummiband-Mechanik schnell als überflüssig, ja sogar hinderlich, empfinden. Das und die Tatsache, dass einige Missionen viele Fragen offen lassen, sind schon Punkte, die man bemängeln muss. Hier können wir nur darauf hoffen, dass 2K Games mit ein odere mehreren Patches nachbessert.