Mit Diablo 4 kehrt eine der ikonischsten Spielereihen zurück auf die Bildfläche. Frisch aus der Hölle zurück sind wir bereit für unseren Erfahrungsbericht. Hier im Test von Diablo 4 erfahrt ihr, ob Blizzard erneut einen Meilenstein abgeliefert hat.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Für diesen Test spielten wir Diablo 4 auf Playstation 5
Die große Frage war, ob Blizzard erneut wieder abliefern kann. Schließlich hat man einen der größten und klangvollsten Namen aufs Bankett geführt, es gibt wohl kaum einen Spieler bzw. Spielerin ohne einen der Diablo-Teile gespielt zu haben. Diablo 4 tritt jedenfalls in große Fußstapfen, die die Vorgänger sogar jetzt noch teilweise hinterlassen. Diablo 3 hatte bis zum Release von Teil 4 noch eine sehr aktive Spielerschaft, wobei sich das jetzt wahrscheinlich ändern wird. Selbst Diablo 2 wird dank des Remasters noch fleißig hoch und runter gespielt.
Mit den Betas hat sich Blizzard jedenfalls einen Gefallen getan. Es gab enorm viel Feedback vorab, die eingeschworenen Zocker dieser Welt probierten Builds und Klassen stundenlang aus und halfen so aktiv mit beim letzten Feinschliff. Und sie gaben einen entscheidenden Einblick in die Welt und das Gameplay, so dass die eingangs gestellt Frage schnell beantwortet wurde: Ja, Blizzard hat abgeliefert!
Story
Inarius und Lilith haben vor dem ewigen Konflikt zwischen den Hohen Himmeln und den Brennenden Höllen Zuflucht gesucht und Sanktuario gebildet, um den Nephalem mit dem gestohlenen Weltstein Leben zu schenken. Lilith fürchtete, ihre Nachkommen könnten vernichtet werden, und beschützte die Nephalem mit brutalen Taten. Daraufhin wandte Inarius sich von ihr ab, verbannte sie in den Abgrund und seitdem sind die beiden verfeindet. Liliths Rückkehr leitet ein Zeitalter der Finsternis und der Verzweiflung ein.
Es ist eine typische Diablo-Geschichte direkt aus dem Höllenfeuer geschrieben. Die große Jagd nach Lilith bietet neben klassischen Elementen samt schicken Zwischensequenzen auch ein paar Wendungen, die für kleine Überraschungen sorgen. Quer durch die Story hinweg gibt es auch immer wieder Anspielungen auf bereits Erlebtes. Etwa ein dunkler Traum über Tristram oder das Auftauchen bekannter Gesichter. Fans des Gesamtwerkes und Kenner des Lores können sich somit auf ein paar Querverweise freuen.
Für einen Durchlauf der Kampagne seid ihr für gut 20 Stunden beschäftigt, sofern ihr auf alle Nebenaufgaben verzichtet. Schnappt ihr euch die zahlreichen Nebenaufgaben dieser düsteren Welt, dann steigt die Spielzeit exponentiell an. Ohnehin werden es die meisten von uns auch nicht bei einem Durchlauf belassen. Loot und Skills verlangen stets nach maximaler Steigerung und die gibt es eben nur durch XP.
Klassen und Talente
Bei den spielbaren Klassen geht Blizzard in Diablo 4 keine neue Wege. Die Truppe der glorreichen Fünf besteht aus Barbar, Jäger, Druide, Totenbeschwörer und Magier. Im Charaktereditor dürft ihr beim Aussehen dann Feinschliff anlegen und euer alter ego in den üblichen Facetten optisch anpassen.
Das Levelsystem mit seinen Talentbäumen macht wieder die Rolle rückwärts und ähnelt mehr dem von Diablo 2 als dem von Teil 3. So wurde beispielsweise die strikte Trennung nach Klassenkategorien ad acta gelegt. Sieben Knotenpunkte mit nachfolgenden Ästen für neue (Sub-) Skills warten darauf, dass ihr sie mit Punkten füttert. Ganz grundsätzlich gibt es die bekannten aktiven und passiven Boni, neue Zauber, neue Angriffe und den kompletten Fundus, den Diablo eben so hergibt.
Fleißige Lieschen hatten bekanntlich bereits nach wenigen Stunden das maximale Level von 100 erreicht. Und so war es nur natürlich eine Frage der Zeit, bis die ersten Build Guides auftauchten. Alle Skills oder potentielle Kombos hier per Text vorzustellen würde den Rahmen sprengen. Glücklicherweise müssen wir das gar nicht, denn die Seite Diablo 4 builds (hier) setzt sich genau mit diesem Thema auseinander. Dort könnt ihr euch auch die kompletten Skilltrees anschauen, die im Spiel erst schrittweise aufgedeckt werden.
Sollte es passieren, dass ihr mitten im Spiel Talentpunkte neu vergeben möchtet, so benötigt ihr in Diablo 4 dafür Goldmünzen. Im Falle eines Falles müsst ihr dann nicht zwingend alle Punkte neu verteilen. Es ist euch gestattet, auch nur einzelne Zweige zu resetten. Gerade später ab dem Mid Game mit zahlreichen Punkten zur Vergabe eine echte Erleichterung! Die Anzahl von Spezialtalenten wurde halbiert, statt vier dürft ihr nur noch zwei mit ins Feld führen. Auch hier gibt es je nach Klasse zahlreiche Varianten, beispielsweise ein Eisregen, der alle 15 Sekunden automatisch aktiviert wird. Sets dürfen natürlich ebenfalls abgespeichert werden, hier ist die Limitierung etwas weniger streng. So kann euer Kleiderschrank gleich fünf Kleidungssets unterbringen, was natürlich ebenfalls erst später im Spiel sinnvoll ist.
Düstere Spielwelt
Die offene Spielwelt ist eines der Prunkstücke von Diablo 4 und zugleich die wohl größte Evolution der gesamten Spielreihe. Mit Blick auf die Geschichte war Teil Diablo 1 ein einziger Dungeon, Teil 2 bot viel Oberwelt und etliche Höhlen und Teil 3 nahm spürbar an Größe und Lebhaftigkeit zu. Diablo 4 nimmt das Beste aus allen Spielwelten unter ein Dach und packt all das in eine riesige und offene Spielwelt. Genau das führt dazu, dass sich die Welt nun auch erstmals komplett wie ein zusammenhängendes Ganzes anfühlt.
Das Sanctuary fühlt sich dadurch kohärenter und immersiver an, als jemals zuvor. Der unmittelbare Vorgänger war noch durch Akte „zerhackstückelt“ und ziemlich Hub-lastig. Natürlich auf eine sehr gute Art, aber es nimmt dem Gesamtwerk immer ein Stück weit den Zusammenhang als ein Gebilde. Diablo 4 schafft das – auf eindrucksvolle Weise! Ganze Landstriche gehen nun fließend ineinander über. Wüsten werden zu Berglandschaften, werden zu Wäldern, werden zu eisigen Klüften.
Die ganze Erfahrung der Studios macht sich ebenfalls in den zahlreichen Dungeons breit. Mit regionalem Bezug gibt es hier gewohnt kleine Keller mit einer Hand voll Gegner bis hin zu ganzen Städten unter Tage inklusive mehrerer Etagen. Freut euch auf viel Abwechslung, die typischen Gefangenen befreien und Schlüssel finden sind wieder mit dabei. Dennoch sind die Grundstrukturen und Laufwege diesmal völlig anders – dem cleveren Design sei Dank. All zu oft waren große Dungeons geprägt von Backtracking und stetiger Suche nach der nächsten Tür. Das hat sich nun erledigt, denn obwohl ihr nach wie vor in sämtlichen Gängen eine Blutspur hinterlasst, führen schlussendlich alle Wege immer zum nächsten Ziel.
Bewährtes Gameplay
Wer direkt von Teil 3 auf Diablo 4 rüber springt, wird sich kaum bei der Steuerung umstellen müssen. Dafür allerdings beim Gameplay, denn D4 wird deutlich taktischer gespielt als jeder der Vorgänger. Umso wichtiger wird es mit dem Spielverlauf, immer tiefer, besser und zuverlässiger die eigenen Skills und deren Auswirkungen zu kennen. Cooldowns und Effekte gehen in Fleisch und Blut über, die Reaktionszeiten habt ihr nach ein paar Dungeons raus. Das Bewusstmachen der Stärken und Schwächen eurer Charakters ist das A und O, um überhaupt auf den höheren Weltenstufen eine Chance haben zu können. Was das angeht, ist Diablo 4 schon recht hart und unnachgiebig, zu keinem Zeitpunkt aber unfair.
All die Hiebe, Pfeile und Zauber setzt ihr gepflegt an einer Unzahl verschiedener Mobs mitten ins untote Fleisch. Dabei geht es ganz abwechslungsreich zu: Meist tummeln sich dutzende Gegner auf dem Bildschirm, manchmal sind es aber auch nur wenige, dafür starke. Die Kür bilden die unterschiedlichen Mini- und Endbosse. Angefangen bei noch einigermaßen leichten Gesellen steigert sich Diablo 4 dann auch schon recht bald zur Dämonen-Kategorie. Hierbei steigert nicht nur das Level und somit der Anspruch, sondern auch die Länge der Kampfphasen. Ganz oben auf der Liste stehen dann die Weltenbosse, denen ihr niemals alleine begegnen solltet. Nur in der Gruppe mit 12 habt ihr überhaupt eine Chance, an den kostbaren Loot zu kommen. Rechnet man jetzt noch das knackige Zeitlimit dazu, dann kommen die Profigamer schon jetzt voll auf ihre Kosten.
Überhaupt ist die Skalierung der Gegner durch die Bank weg gut gelungen. Es wird nur auf der leichtesten Stufe fast schon zu leicht, bereits auf Stufe 2 werdet ihr gefordert. Die Skalierung betrifft das komplette Spiel, egal, ob ihr Solo oder im Team unterwegs seid. Und schon jetzt in diesem noch recht frühen Stadium fühlt sich Diablo 4 schon sehr rund an. Sicherlich werden (und wurden bereits) Patches am Fließband nachgeliefert. Aber man merkt Blizzard auch hier die gnadenlose Erfahrung an, die sie im Laufe der Jahre gesammelt haben.
Loot und Inventar
Der Loot hingegen scheint etwas ungleichmäßig verteilt zu sein. So ist jedenfalls unser subjektiver Eindruck, ohne es final anhand irgendwelcher Algorithmen beweisen zu können. Es war egal, mit welcher Klasse wir starteten, wir fanden immer deutlich mehr Kleidungsstücke als neue Waffen. Zum Glück wartet der nächste Händler nicht weit entfernt und man kann gesammelten sinnlosen Krempel schnell in Gold tauschen. Alternativ greift ihr bei Waffenhändlern einfach selbst zu neuen Klingen und Bögen, wobei diese sehr schnell sehr teuer werden – je nach Statistik und Zusatzeffekt.
Alle Gepäckstücke findet ihr in eurem Inventar, natürlich mit begrenztem Platz. Wird dieser mal eng und kein Händler ist in Sicht, verwertet ihr kurzerhand unnötigen Ballast zugunsten von Rohmaterialien, die ihr für Upgrades weiterverwenden werdet. Gewohnt übersichtlich funktioniert der Vergleich zwischen Dingen im Inventar und angelegten Gegenständen. So habt ihr direkt alles im Blick und seht sofort, ob sich ein Tausch lohnt oder eben nicht.
Übersichtlichkeit spielt auch beim UI eine große Rolle. Alle sitzt genau da, wo es sitzen sollte. Kein Icon dringt sich zu stark auf und alles fühlt sich einfach genau so an, wie es sich anfühlen soll. Instinktiv habt ihr die Lebens- und Mana-anzeigen im Augenwinkel immer im Blick, während ihr unten in der Mitte eure ausgewählten Skills samt Cooldown übersichtlich anordnet. Dazu gesellen sich die Minimap und aktive Quests.
Technik und Shop
Auf der Playstation 5 hatten wir beim unmittelbaren Start noch ein paar Ungereimtheiten. Zwei Abstürze und ein recht verbuggter Multiplayer sorgten für Stirnrunzeln. Blizzard war fleißig und hat mittlerweile schon diverse Patches nachgeliefert und siehe da, alles läuft jetzt absolut rund und flüssig. Keine Abstürzte plagen uns mehr und auch der Multiplayer läuft anstandslos gut. Die triste und fesselnde Spielwelt sitzt auf den Punkt und saugt euch förmlich mitten rein in die Finsternis. Die depressive Stimmung wird vom orchestralen Soundtrack ebenfalls wunderbar umrandet. Alles eine Spur epischer als noch in Teil 3 und die Crescendos zaubern euch immer wieder eine leichte Gänsehaut auf den Körper.
Der Blick in den ingame-Shop vermag Kopfschütteln auszulösen. Sicher, es handelt sich hierbei um rein kosmetische Artikel, in so fern kann man den Shop bei Nichtgefallen auch einfach unbeachtet lassen. Aber das hier teils langweilige Rüstungs-Skins für knapp 20€ angeboten werden, ist schon etwas grenzwertig. Wie gesagt, alles ist rein optional, aber schon sehr auf Monetarisierung getrimmt. Man mag hier eher von Macro- und keinen Microtransaktionen sprechen.
Fazit
Diablo 4 macht einfach das, was es am besten kann: Ein Diablo in seiner besten und schönsten Form sein! Man merkt dem Spiel in jeder Faser seinen langjährigen Werdegang an, hier steckt einfach sehr viel Erfahrung mit drin.
Schon ab den ersten Stunden weiß Diablo 4 zu fesseln und lässt bis hin zum Endgame auch nicht locker. Für einen Langstreckenläufer auch ein absolutes Muss, denn Diablo 4 wird eine lange Laufzeit vor sich haben, wie alle Vorgänger gezeigt haben.
Andererseits geht ihr große Innovationen suchen und werdet sie nicht finden, vielleicht mag man das dem Spiel ankreiden. Sicherlich wäre das auch ein valider Punkt, aber die Tatsache, dass D4 so unfassbar viel Spielspaß bietet, macht ihn letztlich zunichte. Es ist dieses typische „Nur noch diesen einen Dungeon!“ Gefühl, was viele von uns noch aus frühen Jugendzeiten her kennen – und das ist großartig!