Nachdem wir uns in der vergangenen Woche mit dem Film Sie leben von John Carpenter beschäftigt haben, bieten wir diese Woche einen Film mit einer Thematik, die in der Science Fiction äußerst beliebt ist, von Physikern und den meisten Theoretikern aber als unmöglich gesehen wird: Zeitreisen.
Klar, eigentlich jeder kennt die Filme mit einem gewissen Arnold Schwarzenegger, von einem gewissen Regisseur namens James Cameron; auch ein durch eine Trilogie unsterblich gewordenes Auto (der DeLorean DMC-12) ist sicher jedem ein Begriff; aber nicht nur diese haben das Thema Zeitreisen für sich gepachtet.
Ein anderer Darsteller, welcher in den späten 1980ern und den 1990ern hindurch einer der Actionstars schlechthin war, war Jean-Claude Van Damme, und dieser spielt die Hauptrolle im nun vorgestellten Film.
Vorhang auf für den Timecop
Handlung
Im Jahr 2004 sind Zeitreisende Realität geworden. Über Nacht entsteht eine völlig neue Generation von Verbrechern. Mit einem Mal ist es möglich historische Ereignisse zu verändern, Finanzmärkte zu kontrollieren und ganze Nationen in den Ruin zu treiben. Die Angst vor diesem Missbrauch führt zur Gründung der Time-Enforcement-Comission (TEC). Dort gilt ein einziges Gesetz: Niemand darf in die Vergangenheit reisen. Als sich trotzdem jemand die neue Technik zu nutzen macht, wird Timecop Max Walker beauftragt den oder die Schuldigen zu finden…
Quelle: amazon.de
Trailer
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Achtung: Trailer in englischer Sprache!
Achtung: Ab hier sind Spoiler des Films möglich!
Hintergrund
Zeitreisen. Ein Thema, welches in so vielen Science Fiction Filmen und Büchern behandelt wird, dass eine Liste vermutlich ein ganzes Buch füllen könnte. Angefangen von H.G. Wells‘ Die Zeitmaschine (verfilmt 1960 und 2002), über Zurück in die Zukunft I – III (1985-1990), den Filmen der Terminator Reihe oder auch im bisher erfolgreichsten Film aller Zeiten Avengers: Endgame aus dem Jahre 2019 wurden Zeitreisen aufgegriffen.
Die Möglichkeiten einer Zeitreise sind aber auch verlockend: man kann die Vergangenheit noch einmal erleben, um zu forschen; man könnte längst verstorbene und geliebte Menschen noch einmal sehen…oder man könnte wie Fry in Futurama sein eigener Großvater werden; das alles bieten Zeitreisen in der Theorie.
Allerdings bieten Zeitreisen theoretisch auch allerlei Möglichkeiten, das Universum zu zerstören oder Paradoxe zu verursachen; das Großvaterparadoxon – welches von der just erwähnten Serie Futurama herrlich auf die Schippe genommen wird – zeigt das ja eindeutig.
Das Großvaterparadoxon Angenommen, Person A reist in die Vergangenheit zurück, um ihren eigenen Großvater zu töten, bevor dieser den Vater zeugen kann. Der Vater existiert folglich nicht; also ist auch die Existenz von Person A beendet. Wie soll diese dann in die Vergangenheit reisen können, um ihren eigenen Großvater zu töten? |
Eine Gefahr für die Menschheit
Man kann also durchaus davon ausgehen, dass Zeitreisen ein gewaltiges Konfliktpotenzial bieten und jede unnötige Reise in die Vergangenheit eine Gefahr für unsere Existenz ist.
In Timecop wird dieses Potenzial nach einer einleitenden Szene in der Vergangenheit auch direkt erläutert, als der Charakter George Spota den Senatoren erklärt, was man zum Beispiel nicht tun dürfte: Hitler töten. Das würde – nach allem, was die Geschichte gelehrt hat – zu einer Ereigniskette führen, die die Menschheit schwer schädigen oder gar vernichten könnte…so gern wir auch alle den Schnauzträger erledigen wollten.
Eine neue Art von Polizei
Im Film – welcher übrigens auf einem Comic basiert – wird nach Entdeckung der Zeitreisen die TEC gegründet – die Time-Enforcement-Comission – um Veränderungen in der Vergangenheit zu korrigieren bzw. zu verhindern.
Max Walker (Van Damme) ist einer der ersten rekrutierten Polizisten für dieses Programm. Seine Frau Melissa (Mia Sara) kam bei einem Attentat auf das Paar im Oktober 1994 – am selben Tag, an dem das Senatorentreffen stattgefunden hat – in ihrem Zuhause ums Leben, während Max knapp überlebt hat. Dieser wusste bereits zur Zeit des Attentats, dass er für die TEC arbeiten würde.
Allerdings hat er sich mit seiner Verpflichtung als Timecop auch einem Kodex verschrieben: Dinge, die in der Vergangenheit bereits regulär passiert sind, dürfen nicht geändert werden.
Logiklöcher? Da müssen aber Sternenzerstörer durchpassen!
Filme mit Zeitreise-Thematik verursachen häufiger Kopfschmerzen beim Nachdenken; vor allem wenn sie absolut unlogisch klingen. Kleines Beispiel gefällig? Achtung; Spoiler:
Der Supercomputer Skynet im Science-Fiction Meisterwerk Terminator (1984) von James Cameron schickt eine Maschine mit österreichischem Akzent in die Vergangenheit, um seinen Feind zu töten. Die Maschine wird terminiert, deren Chip wird allerdings gefunden und ist die Basis für die Entwicklung des Supercomputers, der 1997 die Welt zerstört und deren Entwicklung man in Terminator 2 – Tag der Abrechnung (1991) verhindern will. Gleichzeitig zeugt ein Soldat aus der Zukunft den zukünftigen Anführer des Widerstandes, welcher besagten Soldat in die Vergangenheit schickte, um seine Mutter vor der Maschine zu retten…und nebenher sich selbst zu zeugen. Spoiler Ende
Vergesst Sternenzerstörer; es sind Todessterne!
Man sieht: Logik darf man von Zeitreise-Filmen mit einem Universum nicht erwarten…komplizierter wird es gar in Multiversen, wie man es aktuell im Marvel Cinematic Universe unternimmt. Avengers: Endgame (2019) (unsere Filmkritik zu diesem Film findet ihr hier) mag ja der finanziell erfolgreichste Film aller Zeiten sein; aber bei der Erklärung der Zeitreisen, die Hulk/Bruce Banner den Charakteren auftischt, raucht einem postwendend der Kopf.
Da in Endgame auch auf den Film Bezug genommen wurde: hat sich noch niemand gefragt, wieso die Eltern von Marty McFly in Zurück in die Zukunft (1985) ihren jüngsten Spross zwar wegen diesem coolen Jungen in ihrer Schule Marty genannt haben; ihn aber nicht erkennen?
Zeitreisen in Timecop
Natürlich ist da auch Timecop keine Ausnahme; der Film ist stellenweise sehr unlogisch. Allerdings ist das durch die Thematik Zeitreise durchaus im Rahmen des Erlaubten, wie wir gerade erklärt haben (raucht euer Kopf auch noch?).
Max Walker – gespielt von Jean-Claude Van Damme, der Ende der 80er bis in die späten 90er einer der Action-Superstars war – reist also aus dem Jahr 2004 als Polizist durch die Zeit, um Veränderungen in der Vergangenheit zu verhindern, die Auswirkungen auf die Zukunft haben könnten.
Nachdem er seinen ehemaligen Partner zur Zeit des Börsencrashs 1929 dingfest gemacht hat, hat er dessen Auftraggeber im Visier: der von Ron Silver (†2009) gespielte Senator Aaron McComb; welcher Reisen in die Vergangenheit unternimmt, um seinen Wahlkampf zum Präsidenten zu finanzieren. Dieser hat im Gegenzug ein recht großes Interesse an Walker.
Nachdem Walker nach einigen Kämpfen mit knapper Not noch einmal in das Jahr 1994 entkommen konnte und festgestellt hat, was seine Frau ihm vor ihrem Tod erzählen wollte, nimmt er den Kampf gegen McComb und seine Schergen auf…
Van Damme’s erfolgreichster und vielleicht bester Film
Timecop ist – bis heute – der finanziell erfolgreichste Film von Van Damme in einer Hauptrolle, und hat gleichzeitig eine echt gute Geschichte zu bieten; trotz Logiklöchern dank Zeitreisen. Man nimmt ihm den durch den Tod seiner Frau gebrochenen Mann wirklich ab. Gleichzeitig stellt er auch seinen Konflikt gut dar: er könnte seine Frau retten; er darf es aber nicht, weil es gegen die Regeln der TEC verstößt.
Regisseur Peter Hyams – welcher unter anderem auch End of Days (1999) mit Arnold Schwarzenegger inszeniert und mehrfach mit Van Damme zusammengearbeitet hat – hat mit Timecop definitiv einen unterhaltsamen Film geschaffen, den man auch heute noch genießen kann.
Auch wenn solche alten Filme – der Film spielt im Erscheinungsjahr 1994 und 2004 – einen immer unfreiwillig zum Lachen bringen; die selbstfahrenden Autos waren erst 2014 und später im Bereich des Möglichen. Aber gut, wir warten auch heute – nach über 31 Jahren – noch auf funktionierende Hover-Boards, nicht wahr?
Altersfreigabe
Dieser Film ist in Deutschland ab 16 Jahren freigegeben.
SciFi Movie-Special