Es gibt Spiele, die wirken so, als hätte jemand die prägendsten Serien, Filme und Spiele der Jugend genommen, sie auf einen Tisch geworfen, kräftig durchgeschüttelt und dann in eine völlig neue, aber vertraut wirkende Form gebracht. Demonschool gehört in genau diese Kategorie. Es ist gleichzeitig Reminiszenz und eigenständiges Kunstwerk, eine Mischung aus augenzwinkerndem Horror, taktischem Anspruch und Coming-of-Age-Drama. Es fühlt sich an, als wären Elemente aus Buffy, Daria, frühen Persona-Teilen und surrealen College-Komödien miteinander verschmolzen und hätten einen sehr eigenen Rhythmus entwickelt.
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Ein Campus an der Schwelle zur Hölle
Zu Beginn findet man sich auf einer isolierten Insel wieder, auf der eine Universität steht, die schon vom ersten Moment an ein ungutes Gefühl vermittelt. Der Campus wirkt nicht einfach wie ein gewöhnlicher Studienort mit übernächtigten Erstsemestern und strengen Professoren. Stattdessen schwebt eine Atmosphäre über dem Gelände, die an alte Mystery-Serien erinnert. Das Spiel verliert wenig Zeit, bevor es klar macht, dass hier etwas nicht stimmt.

Man schlüpft in die Rolle von Frey, die bereits Erfahrung im Umgang mit Dämonen hat. Zusammen mit ihrer schüchternen, aber neugierigen Kommilitonin Namako wird sie schneller in unheimliche Ereignisse verwickelt, als ihr lieb ist. Türen führen in vergessene Bereiche der Universität, Professoren zeigen sich auf merkwürdige Weise zu distanziert, und eine Reihe von merkwürdigen Todesfällen lässt erahnen, dass irgendetwas auf der Insel erwacht ist. Die Welt ist durchzogen von Andeutungen, kleinen Szenen und versteckten Dialogen, die Lust auf Erkundung machen. Selbst harmlose Orte wie ein Campus-Café scheinen eine verborgene Geschichte zu erzählen. Diese Mischung aus charmantem College-Alltag und übernatürlichem Grauen macht den Reiz aus.

Figuren, die im Kopf bleiben
Der vielleicht größte Triumph von Demonschool liegt in seinem Ensemble. Statt die üblichen Abziehbilder einer Teenie-Clique überzustreifen, gibt man jeder Figur echten Raum. Alle haben Schwächen und Ambitionen, Geheimnisse und kleine Tragödien, die nie melodramatisch aufgeblasen werden. Frey trägt eine Schwere in sich, die spürbar wird, ohne dass das Spiel sie penetrant betont. Namako entwickelt sich vom Zaungast zur aktiven Mitstreiterin. Andere Charaktere bringen humorvolle, melancholische oder völlig exzentrische Eigenheiten mit, die stets glaubwürdig bleiben. Die Dialoge glänzen oft durch trockenen Witz, aber auch durch ehrliche Momente, die eine überraschende Tiefe entfalten. Besonders gelungen ist die Balance zwischen Nostalgie und Innovation. Ja, die Charaktere erinnern an ikonische Serienhelden früherer Jahrzehnte, doch sie sind nie reine Kopien. Demonschool zitiert, aber es übernimmt nie blind.

Ein Stil, der sofort fesselt
Optisch ist Demonschool ein Fest. Die isometrische Pixelgrafik erinnert an die PSX-Ära, wirkt aber viel moderner, kantiger und farblich mutiger. Man bewegt sich durch leuchtende, surreal wirkende Räume, die manchmal wie Szenen aus einem Traum erscheinen. Das grelle Farbdesign betont die Unwirklichkeit des Campus und schafft einen Look, der gleichermaßen nostalgisch wie eigenständig wirkt. Die Benutzeroberfläche wirkt wie aus einem alten, verfluchten VHS-Tape ausgeschnitten. Glitches, schiefe Linien und flackernde Texte verstärken den Stil, sind aber nie störend. Alles wirkt bewusst gesetzt und erzeugt eine düstere, fast halluzinatorische Stimmung, die perfekt zur Geschichte passt.

Kampf als taktisches Puzzle
Im Kern ist Demonschool ein taktisches Rollenspiel, aber eines, das sich spürbar anders spielt als Genregrößen wie Fire Emblem oder Final Fantasy Tactics. Statt auf traditionelle Erfahrungspunkte zu setzen, basiert das Spiel auf strategischer Planung. Man kämpft auf Rasterfeldern, doch die Runden basieren auf einer Planungsphase und einer Ausführungsphase. Der Spieler legt fest, wohin jede Figur geht, wen sie angreift oder welche Fähigkeit sie einsetzt. Mit einem Knopfdruck sieht man dann, wie die gesamte Runde simultan abläuft. Dieses Prinzip verwandelt jeden Kampf in ein Rätsel. Fehler lassen sich per Zurückspulen korrigieren, was dazu führt, dass das Spiel eher zum Experimentieren einlädt als zum reinen Mastern. Die niedrigen HP-Werte aller Charaktere sorgen dafür, dass kleine Fehler fatal sein können, weshalb taktisches Vorausdenken unverzichtbar wird.

Die Elementarmechaniken bringen zusätzlichen Tiefgang. Neben klassischen Feuer- oder Elektroeffekten gibt es ungewöhnliche Kombinationen wie Blut oder Rost. Diese ergeben neue Möglichkeiten, die Gegner auf kreative Weise auszuschalten oder Bewegungsketten auszulösen, die ein einzelnes Teammitglied plötzlich zu einer fast tänzelnden Kampfmaschine machen. Bosskämpfe setzen dem Ganzen die Krone auf. Sie sind nicht nur schwieriger, sondern auch filmreif inszeniert und bringen überraschende Mechaniken ins Spiel, die das taktische Denken herausfordern, ohne unfair zu wirken.
Zwischenkampf, Campusleben und kleine Skurrilitäten
Das Spiel durchbricht seinen Ablauf immer wieder mit Minispielen, kleinen detektivischen Einlagen oder sozialen Interaktionen. Man organisiert einen Club, untersucht merkwürdige Geräusche oder spricht mit Studierenden, die eindeutig mehr wissen, als sie zugeben. Diese Abschnitte geben den Figuren Raum und lockern den taktischen Fokus angenehm auf. Die Welt fühlt sich organisch an, weil sie mehr bietet als reine Kämpfe. Die Universität ist nicht nur Kulisse, sondern ein Ort, den man wirklich kennenlernen will.

Die Musik ist ein weiterer Höhepunkt. Synthesizer wabern durch die Gänge, perkussive Rhythmen treiben Bosskämpfe an, schwebende Melodien unterstreichen die melancholischen Momente. Die Soundeffekte sind ebenso stimmig und sorgen mit dämonischem Flüstern, verzerrten Stimmen und seltsamen Klackgeräuschen für eine konstante Unruhe. Demonschool ist audiovisuell eines der kohärentesten Spiele seiner Art. Alles greift ineinander. Musik, Grafik, Dialoge und Kampfdesign wirken wie Komponenten eines einzigen künstlerischen Gedankens.
Fazit
Demonschool ist ein seltenes Beispiel für ein Spiel, das Mut beweist, aber trotzdem zugänglich bleibt. Es setzt auf Hommagen, ohne sich abhängig davon zu machen, und vertraut darauf, dass Spieler bereit sind, sich in eine merkwürdige, unheimliche und zugleich charmante Welt zu stürzen. Es ist ein taktisches Rollenspiel, das Puzzle-Freude über stundenlanges Grinding stellt, und ein Mystery-Drama, das mehr durch Atmosphäre und Charaktere überzeugt als durch Schockeffekte. Wer taktische RPGs liebt, wird an Demonschool lange Freude haben. Wer schräge, stilvolle Coming-of-Age-Geschichten mag, wird sich in diesen Campus sofort verlieben. Und wer beides sucht, könnte hier eines der originellsten Spiele des Jahres finden.

