Bereits die erste Ankündigung von Chants of Sennaar machte neugierig. Das gesamte Setting, alles ein wenig kryptisch und mysteriös, Glyphenschriften entschlüsseln. Ja, das machte neugierig und landete dann auch direkt auf meiner Wunschliste. Dann kam vor geraumer Zeit der Testkey und ich konnte mir ein genaues Bild von dem Indie-Titel machen.
Chants of Sennaar
Erwacht in einer fremden Umgebung am Fuß des großen Turms beginnt das Abenteuer. Schnell steht fest: die Bewohner des Turms sprechen eine unbekannte Sprache. Als Fremder unter Fremden muss ich also erst einmal verstehen. Einerseits natürlich die Sprache, andererseits auch die gesamten Umstände. Das Ziel liegt irgendwo in der höchsten Ebene, doch bis dorthin ist es noch ein langer Weg.
Die Macher von Chants of Sennaar haben ihre Inspiration für die Geschichte aus der Bibel. Der Turmbau zu Babel, der Gott erzürnte und die Völker letztlich entzweite, lässt sich in groben Zügen auch entdecken. Letztlich sind es fünf Völker, die den Turm auf den verschiedenen Ebenen bewohnen. Getrennt durch räumliche Distanz und außerdem durch unterschiedliche Sprachen, leben alle zwar gemeinsam, aber dennoch isoliert.
Mit einer überraschenden Wendung und einem kleinen Schreckmoment am Ende, wartet die Belohnung in Form einer tiefgründigen und wundervollen Botschaft auf den Spieler.
Gameplay
Nicht nur der Anfang ist schwer. Der Spieler startet ganz ohne Ein- oder Anleitung in das Abenteuer. Schon bald begegnen dem Spieler die ersten kleinen Aufgaben und auch die ersten Glyphen. Hierbei handelt es sich um Schriftzeichen, die es zu entschlüsseln gilt. Hilfreich erweist sich hierfür die Notizfunktion, die es einem erlaubt, die vermutete Bedeutung der Glyphe aufzuschreiben. Das begleitende Notizbuch der Spielfigur füllt sich an bestimmten Punkten mit Zeichnungen, denen man dann die entsprechenden Glyphen zuordnen muss. Je mehr Stücke der jeweiligen Sprache auf diese Weise entschlüsselt sind, umso besser versteht man die Bewohner.
Gefragt ist hier nicht nur Köpfchen, sondern auch jede Menge Intuition und Beobachtungsgabe. Es gilt verborgene Winkel zu entdecken, aufmerksam zu beobachten und hin und wieder muss der gesichtslose Protagonist sich auch verbergen.
Fünf Völker, fünf Sprachen
Richtig knifflig präsentiert sich Chants of Sennaar, wenn sich schön langsam die Hauptaufgabe herauskristallisiert: Es geht nicht nur um ein Volk, sondern um alle Bewohner des Turms. Der Spieler ist quasi als Botschafter der Völkerverständigung unterwegs. Doch wollen die Völker dies überhaupt? Es bleibt also spannend bis zum Schluss, ob die Mission überhaupt von Erfolg gekrönt wird.
Auf jeder Ebene des Turms befinden sich zwei Terminals, die einerseits als Schnellreisepunkte genutzt, und andererseits ferner der Verbindungspunkt der unterschiedlichen Völker sind. Doch wie das alles funktioniert, muss erst einmal selbst erarbeitet sein.
Steuerung
Die Steuerung der Spielfigur ist denkbar simpel. Auf der Switch gibt es eigentlich nur zwei Knöpfe, die man hauptsächlich benötigt. Mit X öffnet Ihr das Notizbuch. Dies solltet Ihr von Anfang an auch regelmäßig benutzen und Eure vermuteten Übersetzungen eintragen. Die R-Schultertaste zeigt Euch im jeweiligen Spielabschnitt an, ob es Objekte oder z. B. Schrifttafeln gibt, mit denen Ihr interagieren könnt. Mit A löst Ihr vor einem solchen Objekt dann die Interaktion aus. In den Stealth-Abschnitten unterstützt das Spiel durch die Einblendung möglicher Versteckpositionen, die dann ebenfalls durch die A-Taste erreichbar sind.
Bild und Ton
Die wunderschöne Gestaltung ist mit Sicherheit eines der herausragendsten Merkmale von Chants of Sennaar. Ganz schlicht und einfach gehalten, offenbaren sich die vielen Details erst auf den zweiten Blick. Nicht zu unterschätzen sind auch die teilweise verborgenen Wege, die es zu finden gilt. Begleitet von passenden und atmosphärischen Klängen, ist die Gesamtinszenierung einfach anspruchsvoll und eben wunderschön.
Rätsel
Die Umgebungsrätsel sind abwechslungsreich und durchaus fordernd. Neben einfachen Schalterrätsel, die natürlich immer auf entsprechenden Sprachkenntnissen aufbauen, gilt es Labyrinthe zu durchqueren und Formeln zu errechnen. Mit steigendem Level im Turm selbst, steigen auch die Anforderungen an den Spieler. Immer stehen natürlich die Glyphen im Mittelpunkt. Jede Sprache beinhaltet ca. zwischen 30 und 35 Wörter. Dazu kommt noch die entsprechende Syntax, da nicht jedes Volk ihre Sätze nach unseren Sprachregeln aufbaut. Das Spiel selbst bietet keinerlei Hilfesystem. Die Hinweise müssen allesamt selbst gefunden oder erarbeitet werden. Hier hilft nur, die gesamte Umgebung genau im Auge zu behalten, damit einem neue Wege und weitere Hinweise nicht entgehen. Außerdem gibt es trotz mancher gefährlicher Situation kein „Game over“.
Fazit
Chants of Sennaar ist einer dieser Indie-Titel, die zeigen, dass gerade die kleinen Studios mit neuen und frischen Ideen für Furore sorgen können. Das Spiel präsentiert sich gekonnt durch die wunderschöne Optik und die passende musikalische Untermalung. Die Herausforderung liegt natürlich im Erlernen der verschiedenen Glyphen-Sprachen. Die Stealth-Elemente halten sich in Grenzen und die Umgebungsrätsel wirken nie aufgesetzt. Chants of Sennaar kommt mit Herz und Verstand und außerdem einer enorm wichtigen Botschaft daher. Für mich das bislang beste Indie-Game des Jahres!
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Chants of Sennaar ist ab dem 05. September 2023 für PC via Steam, für PS4, XBox One und Nintendo Switch erhältlich.
Wir bedanken uns beim Publisher für die kostenlose Bereitstellung eines Keys für die Nintendo Switch.
Bildquelle: Rundisc