Battlefield 2042 – Test

    Battlefield stand einst für die Multiplayer-Shooter Serie schlechthin. Nachdem man im Vorfeld nicht nur unbedingt Positives über das brandneue Battlefield 2042 lesen durfte, konnten wir Hand ans fertige Produkt legen. Hier im Test erfahrt ihr, warum nicht alles Gold ist, was glänzt.

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    Für diesen Test spielten wir Battlefield 2042 auf Playstation 5.

     

     

    Der Anspruch an Battlefield ist mit jedem neuen Ableger nicht weniger als das Maximum. In ewiger Konkurrenz zu Call of Duty möchte man uneingeschränkter Platzhirsch sein, wenn die Spielerinnen und Spieler rund um den Globus vom besten Multiplayer-Shooter  sprechen.

    → Passend dazu: Call of Duty Vanguard bei uns im Test (Link)

     

    Battlefield 2042 – Nichts für Solisten

    Manchmal liegen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Die Vorberichterstattung für Battlefield 2042 las sich teilweise hanebüchen, besonders das Spielerfeedback aus den Betas war zutiefst vernichtend. Also entschloss man sich kurzerhand, die gröbsten Patzer schnell aus dem Endprodukt zu fixen. Aber reicht das für ein solches Mamutwerk?

    Um es vorweg zu nehmen: Nein, das reichte nicht wirklich. Einige Dinge wurden verbessert und etliche Bugs wurden gepatched, den mittlerweile üblichen Day 1 Patch gab es natürlich auch noch gleich hinterher. Dennoch scheitert das Spiel oft an sich selbst. Oder eben an seinem eigenen Anspruch, siehe oben. Wirklich schlecht ist es dadurch aber automatisch nicht!

    Seid ihr auf eine spannende Kampagne aus, die euch für einige Stunde im Singleplayer fesselt, dann müsst ihr einen großen Bogen um Battlefield 2042 machen. Das Spiel ist rein auf den Multiplayer fokussiert, Inhalte für Solisten gibt es hier gar keine. Dafür gibt es dann aber für den Mehrspieler umso mehr zu entdecken und erledigen. Auf alle wichtigen Punkte gehen wir nun separat ein.

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    Battlefield 2042 – Die Spezialisten und Spezialistinnen

    Großen Wirbel gab es im Vorfeld um die Spezialist:innen, wir versuchen mal etwas Licht in den Nebel zu bringen. Ganz grob kann man festhalten, dass es keine typischen Klassen gibt, sondern diese eben durch die Spezis ersetzt werden. Während der Beta waren derer nur vier spielbar, weshalb die Sorge groß war, dass sich zahlreiche Gamerinnen und Gamer auf ein und den selben Typus festlegen und dadurch die Vielfalt verloren geht. Das stimmte auch für die Beta, nicht jedoch für die Endversion. Die Auswahl ist von vier auf zehn erhöht worden und, zumindest in unseren zahlreichen Spielrunden, konnten wir keine Fokussierung auf nur einen Spezialisten feststellen. Im Gegenteil: So ziemlich jeder und jede wurde gepickt.

    Jeder und jede der Spezialisten hat eigene und dadurch einzigartige Fähigkeiten. Perks und Gadgets, die nur ihnen zustehen, gesellen sich ebenfalls ins Repertoire. Im Grunde ist das aber nur Augenwischerei, denn natürlich handelt es sich hierbei sehr wohl um Klassen. DICE war daran gelegen, die hüllenlosen Klassensoldaten durch markantere Figuren zu ersetzen, das Stichwort hierbei lautet demnach Individualität. Alle Heldinnen und Helden erfüllen auch sehr wohl ihren Einsatzzweck gut, sofern das vom Spieler überhaupt gewünscht ist. Man kann nämlich auch ganz klassenfern agieren. Das ist dann wenig teamdienlich und hat man derer dann zu viele auf seiner Seite, wird es auch ganz schnell eng für den Sieg.

    Neben diesem Problem ist es ein weiteres, dass die 10 Heldinnen und Helden in jedem Modus spielbar sind. Während sie bei Hazard Zone total Sinn machen, müssen sie aber eben auch im All-Out Warfare ran. Was letztlich nichts anderes bedeutet, als dass die Individualität durch das Festlegen auf nur 10 Figuren eben total flöten geht. De facto trifft man seine eigene Spielfigur gefühlt an jeder Ecke der Map wieder. Besonders absurd wird es, wenn man in einem Trupp spielt der nur aus den gleichen Spezialisten besteht. Man sieht sein identisches alter ego gleich mehrfach und jeder haut auch noch in der gleichen Stimmlage die gleiche Phrase raus. Also: Eher suboptimal das Ganze.

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    Battlefield 2042 – All-Out Warfare

    Der All-Out Warfare Modus, jeweils in Eroberung und Breakthrough unterteilt, ist die eigentliche Kerndisziplin von Battlefield: Große Map, viele Spieler und ab geht die Post. Sie sollte es zumindest sein, in Battlefield 2042 ist es faktisch der Modus mit den meisten Knackpunkten. Hier müssen die Macher dringend nachbessern, denn was gibt es Schlimmeres, als im Aushängeschild zu patzen?

    Auf dem Papier klingt der Modus mit bis zu 128 Spielerinnen und Spielern nach verdammt viel Spaß. 64 gegen 64, was könnte da wohl eine Spaßbremse sein? Es ist, und das ist das Verrückte, die Karte bzw. die Karten. Denn die meisten der neuen Maps (später dazu mehr) sind so extrem groß, dass viel Leerlauf und toter Raum zwischen den Gefechten liegt. Nach einem Respawn findet man sich zu oft an einem Punkt wieder, der fernab der eigentlichen Action liegt. Eigentlich ein Klacks, denn schließlich kann man Fahrzeuge fast nach Belieben spawnen. Aber eben nur fast: Für das Team unterliegt ihr einem Limit von 10 Fahrzeugen, was bei 64 Spielern pro Seite natürlich schnell erschöpft ist. Nur all zu oft hieß es, dass kein Fahrzeug verfügbar sei und dann heißt es eben: Füße benutzen.

    Ganz blöd wird es dann, wenn man nach minutenlangem Rennen endlich in der Nähe des Capture Points angekommen ist und dann ein Sniper, ein feindlicher Heli oder sonst ein Irrläufer dem Treiben auch schon wieder ein Ende setzt. In solchen Momenten gleicht All-Out Warfare einer reinen Zeitverschwendung. Die Tatsache, vom Spiel unnötig lange Laufwege vorgesetzt zu bekommen, nur um dann irgendwo sinnfrei zu sterben ist eine fatale Kombination. In Spielen wie diesen will man Teil des Erfolgs sein und sinnvoll für das Team agieren – und dann sowas. Schade, dass man so oft und so ungeniert aus dem Spielfluss gezerrt wird.

    Bevorzugt entsteht diese Leere im Modus Eroberung, bei Breakthrough geht es etwas actionreicher zu. Das liegt auch am Modus, denn in Breakthrough gibt es eine oder mehrere definierte Fronten, so dass man keine Gegenspieler suchen muss. So wirklich glücklich sind wir aber auch hier nicht, was primär an den Spezialisten und -innen liegt, siehe oben.

    Beeindruckende Größen führen zu Leerlauf beim Gameplay

     

    Battlefield 2042 – Hazard Zone

    Der Hazard Modus war schon im Vorfeld augenscheinlich der spannendste aller Modi und siehe da – auch in der Endversion kommt hier richtig Laune auf. Kurz zur Erläuterung, was es mit Hazard Zone überhaupt auf sich hat:

    Ihr spielt im Squad und habt die Aufgabe, mehrere Datenträger aus abgestürzten Sateliten zu sichern. Habt ihr diese eingesackt, müsst ihr extrahieren, also aus der Map entkommen. Dabei kämpft ihr nicht nur gegen feindliche Squads, sondern auch gegen KI-Truppen und unvorhergesehenen Umweltereignissen.

    Da Hazard Zone deutlich taktischer und insgesamt auch langsamer ist, kommen hier die Spezialisten endlich auch wirklich zum Tragen. Eine gute Kombination derer ist schon die halbe Miete, um einigermaßen erfolgreich die Datenträger zu sammeln. Wo wir eben noch schrieben, dass im All-Out Warfare die Kämpfe oft sinnlos erscheinen, da sie nicht zum Spielgeschehen beitragen, bekommen sie in Hazard Zone umso mehr an Bedeutung. Jede Entscheidung will hier klug überlegt sein und dank der Einsatzziele bekommen die großen Maps endlich ihre Daseinsberechtigung. Gebäude machen plötzlich Sinn und sind mehr als nur Hindernis.

    Einziger Knackpunkt: Die Downtime ist recht hoch und mitunter wartet man deutlich länger in der Lobby, bevor die Runde startet, als in anderen Modi. Das könnte sich aber mit der Zeit legen, sobald mehr Spielerinnen und Spieler die Server bevölkern und sich der jetzt schon beliebte Hazard Modus als einer der Favoriten herauskristallisiert.

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    Battlefield 2042 – Battlefield Portal

    BF Portal war eine verrückte, zugleich aber auch kreative Idee der Entwickler, etwas ganz frisches und unverbrauchtes ins Spiel zu bringen. Im Grunde gibt es hier keine Vorgabe an Regeln, ihr bestimmt diese einfach selbst. Ein riesiger Baukasten steht euch dafür zur Verfügung und ihr könnt buchstäblich aus dem Vollen der Battlefield Historie schöpfen. Aktuelle Karten aus Bad Company 3, rostige Panzer aus Battlefield 1942, futuristische Soldaten aus BF 2042 – ihr seid der Chef! Besonders die alten Maps bekommen in moderner Auflösung, flotter Framerate und dem originalen Soundtrack einen ganz neuen Charme.

    Mitunter kann man Stunden in der Sandbox spaßgeladen vertrödeln, bis man sein persönliches Gefecht zusammengeschustert hat. Habt ihr darauf keine Lust, dann bedient euch am stetig wachsenden Pool User-generierter Customs. Ein Blick in unsere Glaskugel prophezeit, dass der Strom an irrwitzigen Inhalten vorerst nicht abreißen wird. Für uns ist Hazard Zone der unterhaltsamste Modus aller drei Multiplayer-Modi. Wünschenswert wäre es, wenn DICE in der Zukunft noch mehr Inhalte nachliefern würde. Man mag sich gar nicht ausmalen, welch kreativen Ergebnisse die Spielerschaft liefern würde.

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    Battlefield 2042 – Grafik, Sound und Co.

    Während unserer gesamten Spielzeit geisterte über unserem Kopf das Schild „Was wäre wenn“. Was wäre, wenn man nicht dem Zeitdruck des Weihnachtsgeschäftes unterliegen würde, um möglichst optimale Verkaufsergebnisse erzielen zu können? Was wäre, wenn das Qualitätsmanagement gesagt hätte „Stop, so können wir das Spiel nicht auf den Markt bringen!“? Was wäre, wenn man nicht dem Motto „Alles muss irgendwie noch größer werden“ gefolgt wäre?

    Drei mal haben wir das Wort ’nicht‘ markiert und, man ahnt es bereits: Battlefield 2042 hat einfach unnötig viel Potential verschenkt. Das habt ihr beispielsweise eben bereits gelesen, als es um die Größen der Karten ging, bei denen viel Leerlauf entsteht.

    Mit Blick auf das Userinterface stellen sich die Nackenhaare hoch. Die Wahl und Ausstattung der Spezialisten ist ein echter Graus, die man in einer solch verkorksten Gestaltung selten gesehen hat. Man wühlt sich unnötig Lange durch Menüs und Varianten, dass man binnen kürzester Zeit 1. die Übersicht und somit 2. die Lust verloren hat. Gleiches gilt auch für das UI im Spiel, das viel zu wenig Feedback liefert. Die Bedienelemente sind schlecht verteilt und das verzögerte Scrollen durch konfuse Ausrüstungsgegenstände sind eine Zumutung.

    Eine Sache noch zu den Maps. Dass ihre Größe nicht für jeden Modus optimal ist – geschenkt. Leider hat man es erneut nicht geschafft, Elemente wie Hochhäuser und Ähnliches so zu integrieren, dass sie einen echten Mehrwert hätten. Das gilt mit Ausnahme auf den Hazard Zone Modus. Die Adrenalin-geladenen Trailer wirken wie ein glattes Gegenstück zu dem, was man tatsächlich innerhalb der Karten zerstören kann. Hier und da kann man zwar Objekte in die Luft jagen, aber konkrete Auswirkungen auf den Spielverlauf hat das so gut wie nie. Vielleicht ist dieses Nicht-Feature der Tatsache geschuldet, dass man für die alte und die neue Konsolengeneration zeitgleich entwickelt hat. Mit Sicherheit wären PS5 und Xbox Series in der Lage gewesen, dass man als Spieler auf den Maps Tabula Rasa machen dürfte.

    Und grafisch? Nun, auch da bemerkt man den Gap zwischen beiden Konsolengenerationen. Spiele, die ausschließlich für Current-Gen entwickelt wurden merkt man das im Positiven an. Battlefield 2042 merkt man es eben im Negativen an. Es nerven einfach die banalen Dinge wie plötzlich auftauchende Gebäude im Hintergrund, kleinere Ruckler und diverse Clippingfehler. Von den zahlreichen Bugs wollen wir erst gar nicht anfangen. Wobei man hier fairerweise sagen muss, dass diese scheinbar deutlich weniger dramatisch sind, als in der PC-Version. Aber auch auf der Playstation 5 zeigten tote Soldaten sonderbare Ragdoll-Effekte, fielen Panzer einfach am eben durch den Boden der Karte oder tanzten Ospreys wirr durch die Luft.

    Immerhin gibt es beim Sound wenig, eigentlich nichts, zu meckern. Waffen und Explosionen kommen wuchtig rüber, die Vertonung ist gelungen und der dynamische Soundtrack passt gut. Manchmal konnten wir nahe Gegner nicht auditiv orten, da keinerlei Fußgeräusche wahrzunehmen waren, aber das war dann doch eher die Ausnahme.

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    Fazit

    Und jetzt sitzen wir hier und denken: Menno! Nachdem uns schon CoD Vanguard nicht aus den Socken gerissen hat, lag alle Hoffnung auf Battlefield 2042. Es ist in viel zu vielen Punkten schlicht unfertig.

    Im Grunde hat DICE hier alle Trümpfe in der Hand, denn das, was Battlefield 2042 sein kann und möchte, verspricht einen deutlichen Mehrwert im Vergleich zur Konkurrenz. Nur hätte man sich dafür etwas mehr Zeit gönnen müssen. Sicherlich wird es in der nahen Zukunft etliche Bugfixes und Updates geben, die für besseren und zuverlässigeren Spielfluss sorgen werden. Mit Battlefront 2 zeigte man bereits vor wenigen Jahren, dass man aus einem unfertigen Spiel einen echten Klassenkönig zaubern kann. Dennoch ärgert es, dass man ein so unvollendetes Produkt auf den Markt loslässt. Cyberpunk 2077 lässt an dieser Stelle schön grüßen.

    Bei all der Kritik bleibt festzuhalten, dass Battlefield 2042 ein riesiges Potential hat. Jetzt müssen die Macher eben nur zeigen, dass man dieses auch in absehbarer Zeit voll ausschöpfen kann.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur