Behind the Streams – Bukanier im Interview

In der zweiten Ausgabe von Behind the Streams, sprechen wir mit Variety Streamer Bukanier

In unserer Interview-Reihe „Behind the Streams“ kommen wir mit Streamern und Streamerinnen ins Gespräch, um mehr über ihre ersten Schritte in der Gaming-Welt zu erfahren und herauszufinden, was sie an der Rolle des Content Creators so begeistert. In der zweiten Ausgabe des Formats sprechen wir mit dem Variety Streamer und Autor Bukanier.

Hi Bukanier, magst du dich unseren Lesern einmal kurz vorstellen?

Ahoi! Das musste bei dem Namen jetzt wohl einfach sein. Ich bin Martin, gehe stramm auf die 49 Jahre zu und komme aus dem sogenannten „Ruhrpott“, im Herzen von NRW. Ich bin früher Polizist gewesen, schied dann allerdings krankheitsbedingt aus dem Dienst aus. Ich bin passionierter Schlagzeuger, momentan allerdings auch da leider nicht mehr aktiv. Ich bin Fan des VfL Bochum und der Philadelphia Eagles. Ich bin glücklich verheiratet (sagt meine Frau) und habe zwei bereits erwachsene Kinder. Abgerundet wird das Bild von meinen Katzen Mara und Leviathan. Nebenbei bin ich auch als Autor unterwegs.

Woher kommt dein Name und hat er eine besondere Bedeutung?

Ich habe seit frühester Kindheit eine große Affinität zum Meer und zur Seefahrt. Natürlich faszinieren dann auch die Piraten! Ursprünglich sollte der Name des Kanals „Störtebeker“ lauten, nach jenem berühmten rothaarigen deutschen Piraten, von dem wohl jeder schon mal gehört hat. Zumindest von der Legende, dass dieser Mann bereits geköpft noch an etlichen Männern seiner Mannschaft vorbeilief, um sie so begnadigen zu lassen. Der Name war allerdings leider schon vergeben, also suchte ich etwas anderes „piratiges“. Bukaniere waren die westindischen Piraten des 17. Jahrhunderts. Das fand ich passend … auch wenn mich meine Community – die Freubeuter (Ganz wichtig! Nicht Freibeuter!) meist nur „Buki“ nennen.

Gezockt habe ich vorher schon, also warum nicht versuchen, Leute zu unterhalten?

Bist du seit jeher Gamer? Wie bist du zu Videospielen gekommen? Was war dein erstes Spiel?

Uff. Ich bin ja schon etwas über 20.*grinst* Mein erster Computer war wohl der Texas Instruments, dicht gefolgt vom Commodore 64, dem sogenannten Brotkasten. Der hat mich tatsächlich schon immer fasziniert. Gerade weil man da sogar noch selber programmieren konnte. Es gab da auch Zeitungen, in denen es das „Listing des Monats“ gab, welches man „nur“ abtippen musste, um ein neues Spiel zu bekommen. Und dann fing die Fehlersuche beim ersten Start an. „Fehler in Zeile 5“… „Fehler in Zeile 7“ …. Aber Spaß hat es dennoch gemacht.
Das wirklich erste Spiel kann ich nicht mehr sagen, da müsste ich lügen. Aber ich glaube „Maniac Mansion“ war ganz vorne mit dabei. Das habe ich damals schon sehr geliebt. Komischerweise haben mich die Konsolen nie wirklich berührt, aber ich weiß nicht, warum. Ich fand Computer immer etwas besser.

Und wie bist du zum dann Streaming gekommen?

Wie ich ja bereits erwähnt habe, bin ich gesundheitlich schon länger nicht mehr in der Lage zu arbeiten. Ich habe, solange es ging, dann noch viel ehrenamtlich gearbeitet. Sterbebegleitung, Seniorenbetreuung, solche Dinge. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und mich sehr erfüllt. Als das dann schließlich auch nicht mehr ging, habe ich mir andere Dinge gesucht. Ich bin der Meinung, man braucht einen geregelten Tagesablauf, etwas zu tun. Dann habe ich überlegt und habe begonnen ein Buch zu schreiben. Ziemlich zeitgleich habe ich mit dem Streaming begonnen. Gezockt habe ich vorher schon, also warum nicht versuchen, Leute zu unterhalten?

Welchen Part des Streamings findest du persönlich am spannendsten?

Tatsächlich das Unterhalten der Zuschauer. Ich finde das total spannend, mit anderen Leuten zu interagieren und zu sehen, was sie über das Spiel denken, was gerade gespielt wird und wie sehr das von meiner Meinung abweicht. Daneben genieße ich es, dass es so viele Stammzuschauer gibt, mit denen man sich wirklich über alles unterhalten kann. Ich nehme Anteil an ihrem Leben und sie an meinen. Das ist für mich das tollste. Ich komme aus einer Zeit VOR dem Internet. Es war für mich anfangs etwas unwirklich, Leute kennenzulernen, ohne sie in Persona vor sich sitzen zu haben. Ich kenne etliche Leute aus meiner Generation (nicht alle, wohlgemerkt), die das als komisch erachten. Ich finde es toll, dass ich es nun besser weiß.

Als Streamer betrete ich fantastische Spielewelten und sehe mir mit meinen Zuschauern gemeinsam wahnsinnig faszinierende Geschichten an.

Was gibt es auf deinem Kanal zu sehen?

Angefangen habe ich damals mit Final Fantasy XIV, einem MMORPG von Square Enix. Mittlerweile habe ich mich aber dem „Variety“ entschieden, ich versuche also mich nicht auf ein oder zwei Spiele festzulegen, sondern eine große Bandbreite zu präsentieren. Final Fantasy XIV ist aber immer noch dabei, und ich finde es auch immer noch grandios!

Was war der schönste Moment in deiner Karriere?

Uff. Da gibt es einige. Als tatsächlich mal HOLY Energy angefragt hat, ob ich eine Kollaboration mit ihnen eingehen möchte, z.B. Das sind nun 3 Jahre und ich finde die Jungs und Mädels immer noch spitze. Oder das ich mal Teil der „Abenteurergilde“ war, das ist ein Zusammenschluss aus Streamern, eine Art „offizielles Streamteam“ von Square Enix Deutschland. Da bin ich aber mittlerweile nicht mehr dabei. ich hätte ihnen leider nicht gerecht werden können, wegen der Krankheiten, meinem eigenen Kanal und der Autorentätigkeit. Also bin ich auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Aber da war ich schon ziemlich stolz drauf. Und besonders genieße ich es, wenn mir bewusstwird, wie lange manche „Freubeuter“ schon dabei sind, und mir so oft wie möglich zuschauen. Das ist toll, eine wirklich treue Gemeinschaft zu haben.

Gibt es Themen, die dir wichtig sind und die du deinen Zuschauern vermitteln möchtest?

Ja. Das alle Menschen gleich sind und man andere Meinungen haben kann, ohne sich direkt an die Gurgel zu gehen. Ich finde das sehr wichtig, dass man bei mir im Chat über alles diskutieren kann und dabei sachlich bleibt. „Ich teile diese eine Meinung von dir nicht, aber ich mag dich als Mensch trotzdem, weil diese eine Meinung nicht dich als Menschen ausmacht“. Das finde ich wichtig, und das geht mittlerweile in der Gesellschaft leider etwas unter. Daher versuche ich, diese Werte in meinem Stream zu propagieren. Politik allerdings ist bei mir im Kanal sozusagen verboten. Ich möchte unterhalten, der Kanal soll eine Insel sein, für Leute, die einfach mal abschalten wollen.

Warst du während deiner Karriere mit Hate-Kommentaren konfrontiert? Wie gehst du damit um?

Ab und zu. Aber ich habe ein dickes Fell. Ich bin eher der Typ, der sich dann humoristisch damit auseinandersetzt, und meistens verlieren diese Leute dann ganz schnell die Lust. So etwas berührt mich nicht. Außerdem habe ich ein sensationelles Moderatorenteam. Die helfen mir sehr gut, wenn es mal entgleiten sollte. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an mein Team!

Ich finde das total spannend, mit anderen Leuten zu interagieren und zu sehen, was sie über das Spiel denken, was gerade gespielt wird und wie sehr das von meiner Meinung abweicht.

Welchen Tipp würdest du neuen Streamern mit auf den Weg geben?

Machen. Klingt etwas doof, ist aber so. Und Geduld haben. Nicht direkt die Flinte ins Korn schmeißen. Regelmäßigkeit kann ich empfehlen, da können sich interessierte Zuschauer drauf einstellen. Und spielt nur die Spiele, die euch gefallen, nicht die, die gerade angesagt sind. Man merkt einem Streamer sehr schnell an, ob er Spaß hat oder nicht.

Wie denkst du über die Vorbild-Funktion der Streamer?

Schwieriges Thema. Gerade wenn ich mal in die Welt der großen Streamer reinschaue, scheint das ja nicht wirklich gut zu klappen. *lacht*
Prinzipiell denke ich, jeder soll leben, wie er mag. Ja, man hat natürlich auch eine gewisse Verantwortung, aber es kann nicht die Funktion eines Unterhalters sein, permanent mit einem erhobenen Zeigefinger den Leuten zu sagen, was gut und was schlecht ist.
Wenn wir es auf mich beziehen: Ich will einfach so leben, dass ich später zurückschauen und sagen kann: „Ja, das war ein gutes Leben. Es waren Fehler dabei, aber prinzipiell warst du ein guter Mensch.“ Das mache ich aber natürlich unabhängig von meiner Tätigkeit als Streamer.

Du bist ja nicht nur Streamer, sondern auch Autor wie kam es dazu?

Wie ich vorhin schon gesagt habe, durch meine Gesundheit, oder besser, die nicht vorhandene Gesundheit. *lacht*. Ich habe damals auf Facebook schon gerne Kurzgeschichten geschrieben und immer wieder kamen die Kommentare, die meinten „Schreib doch mal ein Buch!“. Ich hatte das aber immer wieder abgetan. Eine Kurzgeschichte ist was ganz anderes als ein Buch. Aber irgendwann hatte meine Frau es satt, mir beim Zweifeln zuzusehen und forderte mich auf: „Schreib jetzt das Buch!“. Und dann schrieb ich das Buch. *lacht* Mittlerweile sind es neun Bücher und ich hoffe vor Weihnachten das zehnte zu veröffentlichen.

Die Protagonistin Freya Warmherz aus deinem Buch „Der Mahlstrom“ findet sich in deinen Streams als Final Fantasy XIV Charakter wieder. War die Miqote die Inspiration für den Charakter?

Nein, absolut nicht. Freya Warmherz basiert auf einer Hauskatze von mir, die leider schon lange tot ist. Sie war mein Seelentier und hatte einen großen Einfluss auf mich. Im Prinzip basiert der FFXIV Charakter auf der Hauskatze, genau wie die Freya Warmherz in den Büchern. Vom Wesen her ist Freya Warmherz eine menschliche Version meiner Hauskatze, mit allen Eigenheiten. Die Final Fantasy Version ist aber die optische Version von dem Charakter aus den Büchern. Wobei ich sehr bewusst darauf achte, dass auf den Buchcovern Freya selber nie zu sehen ist. Ich finde es viel spannender, wenn jeder Leser sich eine ganz eigene Freya Warmherz in seinen Gedanken ausmalt.

Benötigt man Know-How in der Welt von Eorzea, um den Roman zu verstehen? Oder gibt es Anspielungen oder Referenzen zu FFXIV?

Die Bücher sind völlig losgelöst von FFXIV zu betrachten, die haben gar nichts miteinander zu tun. Ich verstehe, dass einige Leute diese Assoziationen haben, gerade weil es ja dort auch eine Freya Warmherz gibt. Aber es sind zwei Welten in komplett unterschiedlichen Universen. Ich weiß aber auch, dass einige Leser sich Assoziationen schaffen. Wenn eine Küstenstadt in den Büchern auftaucht, stellen sie sich Limsa Lominsa vor. Aber das ist dann wohl eher der eigenen Fantasie geschuldet, weil sie eben auch das Spiel kennen.

Beeinflusst das Streamen deine Arbeit als Autor oder umgekehrt?

Das würde ich verneinen. Das sind zwei komplett andere Themengebiete, die ich auch gut voneinander trennen kann. Beides sind sehr kreative Tätigkeiten, aber doch grundsätzlich verschieden. Als Streamer betrete ich fantastische Spielewelten und sehe mir mit meinen Zuschauern gemeinsam wahnsinnig faszinierende Geschichten an. Als Autor erschaffe ich eigene Abenteuer und hoffe, dass die Leser ebenso begeistert von meinen Büchern sind, wie ich von diesen Spielen.

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