F: Wie gestaltete sich die Arbeit mit Regisseur John Lee Hancock?
A: Ich weiß nicht, woran es liegt, aber normalerweise sind Regisseure Besessene. John war früher Anwalt. Vielleicht besitzt er deshalb diese ruhige Bereitschaft, eine unfassbare Arbeitsleitung zu bringen, um das Projekt schon im Vorfeld zum Laufen zu bringen. Der Typ war cool bis ins Letzte und perfekt vorbereitet. Wir filmten viel in Disneyland und das ist absolut kein einfacher Ort zum Drehen. Wir brauchten jede Menge Statisten und ständig veränderte sich der Stand der Sonne. Aber alles war ins Detail austariert, so dass wir uns nie beeilen oder etwas überstürzen mussten. Wir bekamen immer genug Zeit, um die ideale Herangehensweise auszuloten und er vermittelte stets das völlige Vertrauen, dass wir das auch schaffen würden.
Man musste mich nicht lange davon überzeugen, diesen Film mit John Lee Hancock zu machen. Das Drehbuch war fantastisch! Wir trafen uns einmal im Vorfeld und telefonierten dann ein paar Mal und das überzeugte mich davon, dass er es drauf hatte.
F: Ändert P.L. Travers, die Autorin der MARY POPPINS Bücher, im Film jemals ihre Einstellung?
A: P.L. Travers ist ein gebranntes Kind und dem kann sie nicht entfliehen. Sie hat eine besondere Geschichte, ist voller Schmerz und Schuld und wird von der Erinnerung an den Verlust ihres Vaters geplagt, der ihr viel bedeutet hatte. Als Walt ihr verständlich machen kann, wie er mit seinem Schmerz umzugehen lernte, versteht sie das. Dieser Mann, den sie immer als absolut antagonistisch zu sich selbst empfunden hatte – Walt Disney mit seiner Gelddruckmaschine namens Disneyland, den tanzenden Schweinen und den Pinguinen – hatte auch keine glückliche Kindheit gehabt!
Sie erleben diesen Moment der Wahrheit gemeinsam und daraufhin kann auch sie sich damit abfinden, nicht ständig alles unter Kontrolle zu haben. Im ganzen Film sprechen die beiden nie auf Augenhöhe miteinander, bis zu diesem Moment. Für einen kurzen, flüchtigen Augenblick spürt sie sogar so etwas wie Vertrauen. Walt verspricht ihr sogar, sie nicht hängen zu lassen. Dieser Moment ist ein Einschnitt für P.L. Travers und Emma Thompson hat das an diesem Tag auch absolut wunderbar dargestellt.
F: Der Film transportiert jede Menge Humor. Wie viel davon basiert auf der Abbildung von P.L. Travers?
A: P.L. Travers war eine von ganzem Herzen bösartige Person, die stets als Sieger davonkommen wollte. Ich kann es verstehen, wenn jemand seine eigene Schöpfung leidenschaftlich verteidigt – aber sie war komplett von der Rolle. Sie war eine dieser verrückten Ladies in der Nachbarschaft, die zwar spinnt, deren Worte dich aber den Rest deines Lebens begleiten, weil sie so abgedreht sind. Schlussendlich stellen wir die Entstehung von MARY POPPINS als fröhliche, witzige, emotionale Achterbahnfahrt dar, die dennoch aufgrund der verschiedenen, leidenschaftlich für ihre Sache kämpfenden Gegenspieler – und Travers ist die Quelle davon – eine ziemlich anspruchsvolle Arbeit war. Es macht Spaß, Menschen dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig zerfleischen, weil jeder sein Anliegen für das Wichtigere hält. Die Welt dreht sich weiter, aber Walt weiß, dass das Publikum sie mit anderen Augen sehen wird, wenn es MARY POPPINS endlich zu sehen bekommt. Auch Travers ist sich dessen bewusst, aber die unterhaltsamen Kriege, die sie mit allen führt, sind großartig, denn sie will es um jeden Preis genauso haben, wie sie es sich vorstellt.
Am 06. März 2014 bringt dann SAVING MR. BANKS die gefühlvoll inszenierte Geschichte über MARY POPPINS‘ langen Weg auf die Leinwand in die deutschen Kinos. MARY POPPINS erschien am 20. Februar 2014 endlich digital restauriert erstmalig in perfekter Bild- und Tonqualität auf Disney High-Definition Blu-ray™.
Quelle: PM