CHRIS HEMSWORTH spielt THOR in MARVEL’S THE AVENGERS
FRAGE: Waren Marvel Comics in Ihrer Jugend ein Thema?
CHRIS HEMSWORTH: Ich las als Kind kaum Comics, war aber ein großer Fan von Fantasy-Literatur und übersinnlichen Themen – zum Beispiel Der Herr der Ringe und Ähnliches. Als Kind las mir zum Beispiel mein Vater Der Hobbit vor. Natürlich rannte ich auch durch die Gegend und spielte Fantasiefiguren nach, aber nicht einen speziellen Helden. Als Kind dachte ich ohnehin, dass SPIDERMAN der einzige Superheldenfilm wäre, den es gibt. Uns ging es beim Spielen einfach darum, so zu tun als hätten wir alle Superkräfte. Wir liefen rum, hatten ein Handtuch um den Kopf gewickelt und benutzten die Pullis unserer Väter als Capes. Dann ließ man sich eben eine tolle Superkraft einfallen – aber wie gesagt, nicht auf einen bestimmten Superhelden beschränkt.
FRAGE: Können Sie die Leidenschaft der Hardcore-Fans nachvollziehen?
CHRIS HEMSWORTH: In gewisser Weise können wir das doch alle, oder? Jeder, der in diesem Film mitspielt, wurde schon lange vor Drehbeginn von hingebungsvollen Fans unter die Lupe genommen. Ich denke wir haben alle den Fehler gemacht, im Internet zu surfen und uns die Meinungen der Fans zu unserer Besetzung durchzulesen – und einiges davon war echt brutal! Ich erinnere mich noch an einen Post… „Er war bei ‚Dancing with the Stars!‘ Thor tanzt nicht! Sie hätten einen wahren nordischen Gott anheuern sollen!“ Aber natürlich gibt es da immer noch die leidenschaftlichen Fans, die mehr über die Rolle wissen, als man selbst. Irgendwann hört man auf, die Internetkommentare zu lesen und konzentriert sich darauf, den Job so gut wie möglich zu machen… Man zieht den Kopf ein und schafft seine eigene Version. Natürlich berücksichtigt man alle verschiedenen Quellen und Hintergründe, aber schlussendlich gehört dir die Figur nicht und man muss sich von allem distanzieren.
FRAGE: Was haben sich die Fans Verrücktes einfallen lassen, um aufzufallen?
CHRIS HEMSWORTH: Die Mega-Fans tauchen bei den Premieren in ziemlich beeindruckenden, selbstgemachten Kostümen auf – mit Papp-Hämmern und solchem Zeug.
FRAGE: Sie und Ihr Bruder feiern gerade Riesenerfolge. Sprechen Sie miteinander über Ihre Karriere?
CHRIS HEMSWORTH: Natürlich erlebt man die vielfältigsten Dinge. Aber abgesehen von den Premieren verläuft der Alltag relativ normal: man arbeitet, trifft Freunde und die Familie. So ist es eben. Wir sind natürlich schon manchmal perplex und sagen ‚das hätten wir uns nie träumen lassen! Wie konnte uns das passieren?‘ Schließlich ist es an sich schon ein Erfolg, in Amerika zu arbeiten, wenn man wie wir aus Australien kommt. Die Vorstellung, dass wir beide zur gleichen Zeit einige Filmrollen bekommen haben, ist ziemlich bizarr!
FRAGE: Kämpfen Sie miteinander?
CHRIS HEMSWORTH: Klar! Oh, ich dachte körperlich… natürlich ziehen wir uns gegenseitig auf! DIE TRIBUTE VON PANEM gegen MARVEL’S THE AVENGERS – das sind doch keine Gegner! (lacht) Das sind bewaffnete Kids gegen Superhelden, das kann doch nicht ihr Ernst sein!
FRAGE: Haben Sie und Ihr Bruder sich für dieselben Rollen beworben?
CHRIS HEMSWORTH: Da gibt es ein paar Projekte, für die wir wohl zur selben Zeit vorgesprochen hatten – wir und noch ein paar tausend andere Typen! Aber für Thor war es tatsächlich so, dass wir beide beim Casting waren – ich fiel aus der engeren Auswahl raus und er war drin, bis zu den letzten Vier! Dann aber warfen Sie alle wieder raus und starteten die Besetzung neu. Mein Manager rief an und erzählte ihnen, dass Liam einen älteren Bruder hätte und half mir damit wieder rein. Ich arbeitete zudem damals gerade mit Joss Whedon an The Cabin in the Woods, also rief er Kenneth Branagh an und erzählte ihm von mir. Das war mein Ticket. Danach rief ich Liam an und ließ mir verraten, wie das Casting abgelaufen war, worauf Kenneth geachtet hatte und wie er sich gefühlt hatte. Die Rolle war also quasi ein Gemeinschaftserfolg und kein Kopf-an-Kopf-Rennen. Jeder hatte seinen Moment.
FRAGE: Wie halten Sie sich fit?
CHRIS HEMSWORTH: Durch die richtige Ernährung, aber ansonsten kommt es auf die Rolle an: für Thor musste ich Gewichte stemmen, für die anderen Rollen eher laufen und das Gewicht wieder runter schwitzen.
FRAGE: Joss Whedon hat angekündigt, ein etwaiges Sequel etwas kleiner, persönlicher und emotional schmerzhafter zu machen. Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?
CHRIS HEMSWORTH: Ich habe davon auch nur online erfahren, als Zitat auf die Frage, was er im Falle einer Fortsetzung ändern würde. Ich weiß es nicht. Was ich weiß ist, dass er sich bei diesem Film absolut darauf konzentriert hat, ihn wahrhaftig, echt und intim zu gestalten. Es ging ihm um die Beziehung zwischen den Charakteren, mehr als um die Special Effects. Ich habe den Film gesehen und über die gigantischen Effekte gestaunt. Man hätte das beim Dreh gar nicht erwartet. Ihm geht viel im Kopf herum.
FRAGE: Sie haben viele Actionfilme gedreht. Wollen Sie so weitermachen oder planen Sie eine Mischung der Genres?
CHRIS HEMSWORTH: Mir gefällt an MARVEL’S THE AVENGERS und SNOW WHITE & THE HUNTSMAN, dass beide Actionfilme sehr stark auf die Charaktere eingehen. In Thor spielte ich neben Natalie Portman und Anthony Hopkins, bevor ich mit diesem Projekt anfing. Als nächstes?
Wichtig ist, dass eine gute Hauptfigur und eine tolle Story im Zentrum stehen. Mein neues Projekt Rush ist ein viel intimerer Film, der auf die Persönlichkeiten eingeht. Ich habe mich wirklich darauf gefreut, nicht vor einem Green Screen zu drehen und große Stunts zu absolvieren. Klar waren Rennszenen auch eine Art Action, aber eine viel realere Version. Es ging um die Leute und das war toll! Trotzdem sind mein Arbeitsstil und meine Prinzipien dieselben wie bei einem großen Blockbuster. Ich liebe diese Vielfalt zwischen Actionfilmen und intimeren Produktionen und bin froh darüber, nicht nur Actionfilme machen zu dürfen. Ich denke, alle meine Filme haben jede Menge Integrität und Charakter.
FRAGE: Wie waren die Dreharbeiten zu Rush mit Daniel Brühl?
CHRIS HEMSWORTH: Fantastisch! Uns faszinierten diese widersprüchlichen Typen, der Kontrast zwischen beiden – James Hunt und Niki Lauda. Der eine, Niki Lauda, betrachtete das Leben und den Rennsport von der intellektuellen Seite. James Hunt ist vielmehr ein intuitiver Bauchmensch, auf der Rennstrecke und im Leben. Sie hätten nicht gegensätzlicher sein können, aber respektierten einander. Dieses Yin und Yang erweckte in beiden etwas. Ihre Rivalität oder die Geschehnisse des Jahres 1976 sind nichts, was man sich hätte einfallen lassen können. Was da ablief war so verrückt, dass all diese Gespräche und Ereignisse, von denen wir von den Fahrern und Familienmitgliedern erfuhren, wie ausgedacht klangen.
In den 1970ern starben in der Formel 1 jährlich fast drei oder vier Fahrer – und das aus einer Gruppe von 20 oder 25 Leuten – und das ist schon ein mächtiges Risiko, das sie für den Spaß eingingen. Aber die Fahrer brauchten das. Die Gespräche mit den Fahrern und die Bücher über sie machten das deutlich und halfen mir, in das Gefühl einzutauchen. Senna sagte ja immer, dass er sich in Grenzsituationen ‚Gott nahe‘ fühlte – eine Art spirituelle Nahtoderfahrung.
Wenn man das einmal erlebt hat, wird man süchtig danach, man will das Erlebnis wiederholen, denn außerhalb der Rennen wird das Leben plötzlich langweilig. Also versuchte James Hunt mit all seinen Exzessen, dem Feiern und all dem anderen, diesen Zustand auf der Rennstrecke wiederherzustellen. Ich fand es toll, dass er einfach machte, was er wollte; ob es nun richtig war oder nicht.
FRAGE: Sind Sie ein Adrenalinjunkie?
CHRIS HEMSWORTH: Man sagt, dass man erst erkennt, wie kostbar das Leben ist, wenn man merkt, wie schnell es vorbei sein kann. Ich finde das Adrenalin ist in diesem Business dasselbe wie beim Surfen oder anderen Aktivitäten, bei denen man sich in einem besonderen Zustand erhöhter Sinneswahrnehmung befindet.
FRAGE: Hatten Sie schon Probleme mit übereifrigen Fans?
CHRIS HEMSWORTH: Das blieb mir bisher erspart. Ich klopfe auf Holz, dass das so bleibt. Paparazzi sind eine negative Begleiterscheinung, aber das kommt in Wellen… wenn man gerade einen Film draußen hat oder die Frau schwanger ist. Dann ist das Interesse höher. Ich habe mich mit Matt Damon darüber unterhalten. Er hatte immer einen guten Draht zur Presse und den Paparazzi und er versteht das Geschäft. Matt sagt, er führt so ein normales Leben, dass das die Leute langweilt. Solange man nicht irgendwelche verrückten Dinge macht, ist man davor also sicher. Der Clou ist: normal bleiben!
Mehr von Chris Hemsworth gibt es in MARVEL’S THE AVENGERS ab 13. September 2012 auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray sowie als Download zu sehen!