[Foto: Oetinger Verlag für Benecke.Com]
Du wirst ja auch sehr oft als Sachverständiger hinzugezogen. Dabei bist du mit berüchtigten Serienmördern wie Luis Alfredo Garavito zusammengetroffen. Wie ist das?
Serientäter sind zutiefst langweilig. Das, was man an ihnen in Filmen so spannend findet, ist überhaupt nicht vorhanden. Ich habe Garavito in einem Gefängnis in Kolumbien getroffen. Der Mann hat über 300 Jungs totgefoltert. Und was macht der? Will mir erzählen, dass er jetzt ein besserer Mensch sei und solche Dinge nicht mehr tun würde. Ich sagte nur: „Das glaubt Ihnen doch kein Mensch.“ Er meinte: „Doch, das war ein Dämon, und der ist jetzt verschwunden.“ Garavito ist der Inbegriff eines paraphilen, antisozialen Täters: er hat keinerlei Emotionen gegenüber seinen Opfern und kann sich an jede einzelne Tat erinnern, ohne jemals eine Aufzeichnung gemacht zu haben. Er kennt das Alter der Kinder, weiß, wo sie begraben sind – alle Details. Im Grunde ist das eine stinknormale Serientäter-Geschichte: Der Vater war Säufer, schon als Kind hat Garavito sexuelle Übergriffe erlebt – das ganze Programm eben. Die genetischen Einflüsse kennen wir nicht. Er ist jedenfalls antisozial, was aber keiner gemerkt hatte. Weil das Land so groß ist und dort solch ein Chaos herrscht, kam es zu dieser hohen Opferzahl.
So langweilig klingt das jetzt gar nicht.
Na ich weiß nicht: Ein Mensch, der in seinen Zwängen gefangen ist und aus ihnen nicht ausbrechen kann… aus der Sicht des Täters doch ein langweiliges Scheißleben, oder? Er würde vermutlich lieber auf seinem Balkon sitzen und in seelischer Ruhe ein Feierabendbierchen trinken und mit seinen Kids Quatsch machen oder Entscheidungen treffen, die nichts mit seinen „Dämonen“ zu tun haben… nichts davon kann er aber wegen seiner Störungen.
Noch ein paar letzte Worte an die Leser?
Heulen hilft nix.