Vor 22 Jahren startete XCOM seine Laufbahn. Natürlich hat sich seitdem einiges getan, die ultimative Frage ist allerdings: Was bietet XCOM 2, um den direkten Vorgänger zu überbieten? Mit einem beherzten Griff an den Kolben unserer Waffe, ziert nur wenige Sekunden später ein „Fuck ya“ in Form von Kugellöchern die Wand im Wohnzimmer.
Herzschmerz oder doch mehr Blutstrom?
Es sind nun 20 Jahre vergangen, seitdem die Staatsoberhäupter der Erde ihre bedingungslose Kapitulation
gegenüber den Aliens angeboten haben. Die letzte Verteidigungslinie, in Gestalt der XCOM, wurde auf das Äußerste dezimiert und zerschlagen.
Wie es eine euphorische Geschichte aber vorsieht, ist nun die Zeit, aus den Löchern zu kriechen und einigen Ratten den Allerwertesten zu verhauen. Warum wenn doch alles so nach strahlender Zukunft aussieht? Die Antwort könnte so aussehen: a) Weil sie es können! b) Weil sie aus der Pubertät nie rausgekommen sind … aber nein, es geht einzig darum, einen finsteren Plan zu vereiteln.
Hinter der Fassade einer angekündigten schillernden Zukunft versteckt sich seitens der Aliens ein finsterer Plan und sie schalten einen jeden aus, der sich der neuen Weltordnung widersetzt. Hach, da hätten die Illuminaten ihre wahre Freude daran.
Die Menschheit hat allerdings noch eine Chance. Am Rande der Ordnung sammelt sich der sogenannte Widerstand, um erneut für die Menschheit zu kämpfen. Ständig auf der Flucht, mit geringer Aussicht auf Erfolg, aber niemals beirrt in ihrem Plan, der Menschheit die Freiheit zurückzugeben, die sie einstmals besaß, versuchen die versprengten XCOM-Einheiten gemischt mit Widerstandskämpfern ihren Plan in die Realität umzusetzen.
[toggle_box title=“Mods aus dem Workshop zum Release“ width=“Width of toggle box“]XCOM 2 bietet Möglichkeiten, per Steam Workshop spielverändernde Mods zu installieren oder zu kreieren. Zum Release sind gleich 3 Mods verfügbar und allesamt von den Machern der bekannten Mod „The Long War“ aus dem Vorgänger Kapitel „Enemy Unknown“.
Muton Centurion
Diese Mod fügt einen neuen Gegnertyp hinzu. Jener Koloss ist nicht nur stärker als andere Mutons, sondern bringt auch noch Boni mit, die seine Verbündeten stärken. Allerdings ist auch bekannt, dass die Long-War Entwickler spielerisch nicht zimperlich sind.
Maschinenpistole
Diese Mod fügt eine neue Waffe hinzu, die eine Alternative für das Standard-Sturmgewehr darstellt. Zwar wird der Waffenträger schneller und schwerer zu treffen sein, insgesamt macht sie aber auch weniger Schaden.
Anführer
Anführer können durch schwieriges Training in dieser Mod das Team verstärken.
Fraglich bleibt die Möglichkeit für ein vollwertiges „The Long War 2“. Wir gehen schwer davon aus, dass es über kurz oder lang aufleben wird, garantieren können wir es leider nicht.
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Nicht viel anders, aber besser als man denkt?
Wer XCOM2 das erste Mal startet, sollte sich tunlichst das Tutorial zu Gemüte führen. Es hilft sowohl erfahrenen Kämpfern als auch Neulingen, das neue Interface und Menüstruktur zu verstehen. Witzigerweise stellt man nach 30-60 Minuten, vielleicht erstaunt, fest: Es ist eigentlich gar nicht so anders als XCOM: Enemy Unknown.
Zugegeben, zuerst werden sich viele am Anfang überfordert fühlen, nach kurzer Zeit aber schon läuft, zumindest für XCOM-Erfahrene, alles ganz geschmeidig. Damit legt Firaxis also weniger Wert auf veränderte Spielmechanik? Nicht ganz, aber bis dahin sehr gut gemacht. Eine wesentliche Änderung liegt unter anderem in der Basis.
Während im Vorgänger noch der gesamte Planet gescannt werden konnte, zwecks extrovertiertem Zeitfluss und der Erkennung von Alarmstufe Rot Arealen, ist unsere Basis nun nicht mehr stationär oder ambulant tätig und gescannt wird auch nur noch in Regionen. Also sprich da, wo unser Hauptquartier gerade die Füße den Boden berühren lässt.
Direkt einher geht damit die Neuerung, ein sogenanntes Widerstandsnetzwerk zu gründen. Anfangs, und nach dem Tutorial, hebt das doch recht imposant wirkende Hauptquartier ab und verfrachtet sich nach Südafrika. Hier beginnt die eigentliche Initiative und wird von den ersten Störangriffen der XCOM begleitet.
Realistisch oder populistisch?
Der Start ist alles andere als einfach und besser wird es auch nicht. Nicht nur die Kampfmechanik muss verinnerlicht werden, auch die Fortschritte halten sich zu Anfang sehr in Grenzen. Man könnte meinen, die Menschheit müsste die Außerirdischen neu kennenlernen. Ganz so falsch liegt man mit der Aussage allerdings nicht.
Aber beginnen wir bei den Truppen. Die Charaktere selbst bleiben wie auch im Vorgänger eher im Hintergrund. Dafür hat sich in den Klassen einiges getan. Der Spezialist, man könnte ihn durchaus auch als Medic betrachten, führt fortan eine Drohne mit sich. Wie wir alle wissen, kann man mit den Dingern einiges anstellen. Nicht nur per Internet bestellte Ware liefern lassen, sondern auch heilen und Elektronik hacken.
Hacken erfolgt, nicht wie man es vermuten würde, in einer Art Minispiel. Das Ergebnis ergibt sich in einem Wahrscheinlichkeitsfaktor basierend auf der Technikstufe des Soldaten und dem Ziel sowie den Absichten. Soll eine Roboter oder ein Geschütz für kurze Zeit nur ausgeschaltet oder gar übernommen werden?
Bei der medizinischen Versorgung der militärischen Kollegen dürfen wir endlich jubeln, denn das funktioniert mittlerweile sogar auf Distanz. Je nachdem wie der Spezialist pro Levelaufstieg geskillt wird, verstärkt es fachmännisch die Heilkraft oder lässt die Drohne als effektiveren Schadensausteiler herhalten. Nebenbei gesagt hat sich beim Scharfschützen und Grenadier merklich wenig verändert, dafür sorgt der Sturmsoldat für coole Action. Beherzt greift er zum Schwert, mit dem wir ihn in gewohnter Manier ausrüsten dürfen, und teilt im Nahkampf wirklich passablen Schaden aus. Für uns war das oftmals sogar eher die Variante stärkere Gegner sterben zu lassen, als das Gewehr in Anschlag zu nehmen.
Hart, härter, Chuck Norris?
Apropos harte Gegner. Wer sich anfangs, also so wie wir, mächtig genug fühlt, wird schnell eines Besseren belehrt. Spätestens wenn der erste Sektoid einen Kameraden übernommen hat, der dann im schlimmsten Falle nahezu das gesamte Team niedermäht, weil er eigentlich für die Rückendeckung gedacht war, und abschließend der Sektoid Tote reanimiert, die dann auf des Gegners Seite kämpfen, darf man sich eines sicher sein: Es wird nicht besser oder einfacher.
Hier kontern die Entwickler aber geschickt mit einer tollen Sache: Man darf schon sehr früh entscheiden, wie man die Priorisierung auf die unterschiedlichen Forschungsgebiete verlegt. So ist es möglich, in unglaublicher Schwierigkeit PSI-Soldaten an die Front zu schicken oder aber auch erst auf rohe Power, also Rüstung und Waffen, zu setzen. Im Übrigen ist der PSI-Soldat keine professionelle Erweiterung bestehender Soldatenklassen. So gesehen ist es eine fünfte Klasse, die zur Verfügung steht.
Diese ganzen spielerischen Freiheiten schenken dem Wiederspielfaktor natürlich einen sehr hohen Bonus.
Noch dazu kommt eine Menge taktischer Vielfalt. Es wäre ja irgendwo wenig vernünftig, per Roundhouse Kick die Tür einzutreten. Als Untergrundkämpfer dürfen wir in Guerilla Manövern erstmal verdeckt taktieren, während die ADVENT-Soldaten Patrouille laufen. Wer seine Soldaten geschickt platziert, darf per Deckungsfeuer Funktion die Gegner abfangen. Während die Gegner also versuchen auszuweichen, werden sie aus allen Richtungen beschossen und das Überleben schrumpft auf eine kleine Delle im Wahrscheinlichkeitswesen.
Hat der Kampf erstmal begonnen, hat jeder unserer Recken in 2 Bewegungspunkten die Möglichkeit zum Laufen, Schießen, Nachladen, die Drohne zu beauftragen und so weiter. Türen öffnen kostet weiterhin keinen Bewegungspunkt, auch wenn ihr schon hinter einer Türe steht und diese nur öffnen wollt, und das finden wir eine gute Entscheidung. Und natürlich bleiben auch die schön gerenderten filmischen Kampfszenen.
Es gibt gute und schlechte Neuigkeiten
Unsere Testversion litt leider unter seltenen Grafikfehlern. Bekannt aus der Let’s play Reihe dürfte wohl vor allem die Sequenz vor dem Eintreffen des Truppentransporters zurück von der Schlacht sein. Diese Art von Fehler tritt zum Glück äußerst selten auf, beeinträchtigt in unserem Resümee den Spielspaß daher kaum bis so gut wie gar nicht. Spielmechanische Fehler, und genau die waren uns besonders wichtig, sind uns keine aufgefallen. Damit sind wir äußerst zufrieden.
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Im Gesamten betrachtet sieht XCOM 2 wirklich so schick aus wie nie zuvor. Ein kleines Manko haben wir
aber noch zum Schluss: Wer auf den maximalsten Einstellungen spielen möchte, wird sich schnell über die FPS Zahlen wundern. Unsere Empfehlung: Wählt eine Einstellung darunter, also „Hoch“, und achtet darauf, dass das Anti-Aliasing auf „FXAA“ eingestellt ist. Es fällt hierbei kaum ein Unterschied auf und man gewinnt ca. 50% mehr FPS.
Ebenfalls gut in Szene gesetzt: Die Arbeiter im Hauptquartier. Ganz so im Hintergrund sitzen sie nun nicht mehr. Die Ingenieure beispielsweise, und gerade bei ihnen herrscht immer zahlenmäßiger Notstand, werden nun direkt eingesetzt, um Räumlichkeiten freizulegen, Bauten zu errichten oder Einrichtungen mit ihren Fähigkeiten zu unterstützen. Ob etwas 14 Tage dauert oder eben doch nur 7 entscheidet durchaus darüber, wer überlegen ist und wer nicht.
Lediglich die Wissenschaftler bleiben so langweilig, wie manche diesen Beruf an sich empfinden würden. Sie erhöhen gerade mal passiv die Forschungsgeschwindigkeit. Dennoch will im Insgesamten gut überlegt sein, wie die raren Ressourcen eingesetzt werden. Gefundene Alien-Technologie, verwertbare Alien-Leichen und Vorräte bringen wir aus der Schlacht mit nach Hause, dennoch erhaschen wir sie nicht in rauen Mengen.
Fazit
XCOM 2 ist eine mehr als gelungene Fortsetzung der Reihe. Auch wenn man sich mit der eingänglichen Situation leicht verarscht fühlt, hinsichtlich des Vorgängers und der Tatsache, dass man die Aliens angeblich doch nicht besiegt hat, stellt der Guerilla Krieg gegen die ADVENT-Soldaten wieder eine tolle Herausforderung dar. Mit den bislang verfügbaren und noch kommenden Mods genießt man ein Strategie Feuerwerk, an dem sich viele eine Scheibe von abschneiden könnten.
Für die Strategen mit dem Bedürfnis nach Actionfeuerwerk, aber auch danach, die grauen Gehirnzellen dabei verwenden zu müssen, können wir diesen Titel nur empfehlen.