The inner World

    The Inner World ist das erste Point & Click Adventure aus der deutschen Entwicklerschmiede Fizbin. In unserem Test zeigen wir, wie es der Neuling bis ganz oben aufs Siegertreppchen schafft und sich keinesfalls vor namhaften Genre-Größen verstecken muss.

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    The Inner World – Der Release Trailer

    Wäre Daedalic damals nicht mit erstklassigen Adventures wie Deponia und Co. in die Bresche gesprungen, hätten wir dem Genre Point & Click eine wohl eher düstere Zukunft prophezeit. Seit den Klassikern von Lucasarts waren die liebevoll erzählten Klick-Geschichten nie wieder so hoch im Kurs, wie derzeit. Umso schöner, wenn sich mit The Inner World jetzt ein Hochcharäter dazu gesellt und das, obwohl das Entwicklerstudio Fizbin erst seit rund 2 Jahren besteht.

     

    Die innere Welt

    Der Name The Inner World kommt nicht von ungefähr, denn die Spielwelt liegt nicht auf der Oberfläche, sondern im Inneren des Planeten. Aposien heißt diese Welt und gleicht einem riesigen Hohlraum. Inmitten der Idylle sorgen drei riesige Windbrunnen für die nötige Luftversorgung der Bewohner. Hauptcharakter Robert lebt sein ganzes Leben schon wohlbehütet im Windpalast unter der Obhut des geistigen Conroy, der ihn unter dem Vorwand seines eigenen Schutzes nicht aus dem Palast lässt. Denn Robert ist anders: Statt einer gestreiften hat er eine gepunktete Flötennase und das würde ihn vor der Tür zum Gespött machen. Mit Friede, Freude und Eierkuchen ist aber schlagartig schluss, als zwei der Windbrunnen plötzlich ihren Dienst versagen. Und als ob das nicht schon genug Probleme wären, stiften die Basylen, ihres Zeichens Windgötter, einige Unruhe und verwandeln friedliche Bewohner in Statuen aus Stein. Durch die (un)glückliche Verkettung einiger Ereignisse gelangt Robert schließlich mehr unfreiwillig als gewollt aus dem Palast und plumpst in die Gassen von Aposien – und trifft dort auf die tollkühne Diebin Laura. Hier beginnt für Robert der Lauf seines großen Abenteuers, gemeinsam mit der bewundernswerten Laura und der aberwitzigen Taube Heck macht er sich auf, um dem Geheimnis der Windbrunnen auf die Schliche zu kommen.

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    Die inneren Helden

    In bester Point & Click Gewohnheit tasten wir uns fortan immer weiter vor und erfahren schnell von Lauras Motiven. Sie vermutet hinter all dem eine große Verschwörung, in der Conroy eine Schlüsselrolle zu spielen scheint. Der gutherzige und leicht naive Robert seinerseits hinterfragt ihre Theorie zunächst nur wenig, er genießt lieber den Trip durch die für ihne fremde Welt Aposien, bestaunt Bauten und Mitbürger und hat ohnehin fast nur noch Augen für Laura. Der heimliche Star des Trios ist aber eigentlich die Taube Heck, die zwar genau genommen nur eine untergeordnete Rolle spielt, durch ihr fröhliches und lustiges Gemüt aber immer wieder die Szenerie aufzulockern weiß.

    Auf dem Weg, das große Geheimnis zu lüften, verschlägt es uns an allerhand verschiedene Ort in Aposien. Wie es sich genretypisch gehört, hangeln wir uns von Rätsel zu Rätsel, kombinieren Items, untersuchen die Umwelt und entkommen brenzligen Situationen. Für viele Rätsel gibt es einen finalen Lösungsweg, die kleinen Mini-Lösungen auf dem Weg dorthin dürfen allerdings kreuz und quer erledigt werden. Die spielerische Freiheit steht hier im Vordergrund und sie sorgt für stetigen Spielfluss. Hängt der Spieler mal fest, kann er an anderer Stelle nochmals neu ansetzen und gelangt vielleicht so besser an das Unterziel. In der Gesamtsumme halten wir fest, dass ausnahmslos keines der Rätsel in The Inner World unfair ist oder man an der Lösung stundenlang herumdoktern muss. In puncto Schweregrad hätte man sogar noch eine Schippe mehr Kniffligkeit draufpacken dürfen, einige Knobeleien sind zu vorhersehbar und damit schlussendlich auch zu leicht.  Dennoch bietet The Inner World ein Hilfesystem für den Fall, dass der ein oder die andere Einsteigerin irgendwo festhängt. Auch diese Hilfe ist sehr fair gehalten und führt den Spieler mit immer deutlicher werdenden Hinweisen an der Hand.

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    Die innere Ruhe

    Das wirklich Phantastische an The Inner World ist die unglaubliche Ruhe, die man als Spieler erfährt. In Zeiten, wo nicht nur Videospiele immer höher, schneller und weiter sein sollen, kommt The Inner World als facettenreiches Kontrastprogramm und bietet die totale Entschleunigung. Und das ist dem Gesamtkonzept des Spiels zu verdanken, an dieser Stelle kann man dem jungen Entwicklerteam Fizbin nur ein großes Kompliment machen. An erster Stelle steht für uns die großartige Vertonung, die vom ersten bis zum letzten gesprochenen Wort keine Wünsche offen lässt. Man fühlt sich als Teil einer interaktiven Märchenwelt und die sanfte, ruhige Stimme des Erzählers sorgt für warmherziges Großvater-Ambiente.  Daneben machen auch alle weiteren Sprecher einen guten Job und verleihen den Figuren authentische Stimmen, die ihre Charakterzüge unterstreichen. Von der kecken Laura, über den gutherzigen Robert bis zu den NPCs stimmt hier einfach nahezu alles. Da stört es auch nicht, dass Dialoge mitunter mehrere Minuten in Anspruch nehmen, bis man weiter durch Aposien streifen darf. Der vorzügliche Humor, der immer den richtigen Ton trifft und nie in albernen Slapstick verkommt, entschädigt selbst den ungeduldigsten Spieler.

    Grafisch bedient sich The Inner World handgezeichneter Landschaften und Figuren im Comicstil. Charmant und mit erstaunlich viel Liebe zum Detail bekommt das Spiel so seine ganz eigene Note und wirkt frisch. Die Zwischensequenzen sind ähnlich gehalten und wissen auf ganzer Linie zu überzeugen. Einziger Wehrmutstropfen ist das gelegentliche Ausbleiben von Hintergrundgeräuschen, weobei wir hier einfach mal auf einen Patch hoffen sollten.

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    Fazit

    G2G_Gold_AwardThe Inner World ist buchstäblich ein fabelhaftes Point & Click Adventure, dass sich in keinster Weise vor der große Konkurenz etablierter Studios verstecken muss. Neben der leichtfüßigen Geschichte und den süßen Hauptfiguren erzeugt die unglaublich gute Sprachausgabe in Kombination mit der phantastische Erzählweise eine enorme Entspannung beim Spieler, wie man es in dieser Form selten geboten bekommt. Der Humor trifft den Nagel auf den Kopf und wirkt niemals aufgesetzt oder gekünzelt. Für unseren Geschmack waren die Rätsel etwas zu leicht, was Einsteigern wiederum entgegenkommt. Das traurigste an The Inner World ist, dass das Abenteuer in Aposien nach rund 7 Stunden auch schon wieder zu Ende ist. Kein Adventure-Fan auf dieser Welt sollte sich die knuffige Geschichte rund um Robert, Laura und Heck entgehen lassen – keiner!

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    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur