Klassiker in Neuauflage, so weit das Auge reicht. Derzeit gibt es wohl kein Spielsystem, für das Retro-Spiele nicht eine kleine Renaissance erleben. Aber wir lieben sie doch, diese simplen Spiele, mit denen wir groß geworden sind und die Wegbereiter für viele heute noch funktionierende Spielmechaniken sind.
Wenn man eine Palette an Klassikern aufzählen soll, dann fällt mit großer Wahrscheinlichkeit auch der Name North and South. Wir von Game2Gether hatten dem Spiel vor geraumer Zeit einen Sonderartikel gewidmet, den wir euch gerne ans Herz legen möchten. Den Retro-Artikel zu North and South findet ihr hier. (Leider sind durch einen Datenbankfehler die Bilder verloren gegangen, wir arbeiten diese bei nächster Gelegeheit auf.)
bitComposer Games schicken die Nord- und Südstaaten in eine neue Runde mit ihrer Version von North and South. Das Spiel ist neben unserer hier vorgestellten Version für PC auch für Apples iPad erhältlich und für das Touch Device optimiert. Auf das wohl hinlänglich bekannte Gameplay wollen wir an dieser Stelle nicht weiter drauf eingehen, wer North and South nicht kennt, der schaut fix in den weiter oben verlinkten Artikel, dort stehen alle Infos zum Ablauf des Spielmusters.
Bei gleichgebliebenem Spielprinzip haben sich nunmehr 3 Dinge verändert: Die Steuerung, die Optik und die Minispiele.
Zäumen wir das Pferd von hinten auf und gehen zunächst auf die Minispiele ein. In der ursprünglichen Variante gab es derer zwei. Beide spielten sich ziemlich ähnlich, in einem seitlich scrollenden Level mussten wir unseren Soldaten entweder ans vordere Ende eines Zuges oder an eine Fahne im feindlichen Fort bringen. Unterwegs stürmten uns gegnerische Soldaten entgegen und wollten uns ans Leder. Diese beiden Spielvarianten wurden komplett ersetzt. Nach wie vor ist zwar immer noch das Ziel, einen eigenen Soldaten von A nach B zu bringen, diesen aber steuert man nicht mehr selbst, sondern unterstützt ihn vielmehr auf seinem Weg. In bester Moorhuhn-Manier nehmen wir Kimme und Korn auf alle Gegner, die aus den Fenstern blicken und ihrerseits das Feuer auf uns eröffnen. Wir gewinnen, wenn unser Recke das Ziel erreicht und verlieren, sobald wir 5 mal getroffen wurden. Schüssen können wir durch in Deckung gehen ausweichen, was auch gleichzeitig dem Nachladen dient. In Deckung bewegt sich unser Soldat allerdings keinen Meter, der Countdown zum Erreichen des Ziels tickt indes unermüdlich weiter. Wo im Klassiker Zug und Fort das Szenario gaben, sind es jetzt Fort und Flussdampfer, was aber keinerlei sonstige Unterschiede mit sich bringt.
Apropos Dampfer: Dieser übernimmt die Versorgung mit zusätzlichen Geldsäcken und damit auch der Nachschubtruppen. Stellt euch statt der Zugstrecke einen Fluss auf der Karte vor, denn nur das ändert sich faktisch.
Die zweite Änderung betrifft die Optik. Diese wurde ordentlich aufpoliert und kommt farbenfroh daher. Wermutstropfen für PCler ist die nicht optimierte Darstellung am heimischen Bildschirm. Mit einem 16:9 Bildschirm muss man sich also mit schwarzen Seitenbalken begnügen und North and South in 4:3 genießen, eine Option zur Einstellung der Auflösung fehlt ebenfalls. Hier merkt man sehr deutlich, dass die Optimierung für das iPad Priorität hatte.
Last but not least kümmern wir uns um die Steuerung. Das geht nämlich auch am Rechner so ganz ohne Touchscreen. Wo man am mobilen Gerät per Wisch- und Tippgesten seine Truppen in den Sieg führt, geht es am PC mit Maus und Tastatur. Leider ist die Steuerung per Maus äußerst unbequem und fühlt sich völlig aufgesetzt an. Daher raten wir zur ausschließlichen Nutzung der Tastatur. Dann fluppt alles in gewohnter Weise.
Fazit
Die Neuinterpretation von North and South spielt sich recht gelungen und macht einen gediegenen Spagat zwischen Retro und Moderne. Wegen der Einbußen am PC empfehlen wir, dass man bevorzugt zur iPad Version greifen sollte, sofern man die Möglichkeit dazu hat. Die Auflösung am PC ist suboptimal und auf eine Steuerung mit der Maus kann man gerne verzichten. Uns hätte es gefallen, wenn man bei den Minispielen die Wahl im Hauptmenü gehabt hätte, ob man die neue „Moorhuhn“ Variante spielen möchte oder beim Original bleibt. Durch die Optimierung für iPad und des Touchscreens ist aber die modernere Variante die logische Konsequenz und sie spielt sich einfach leichtfüßiger. Bleibt die Erkenntnis, dass man mit der vorliegenden Version das Spiel natürlich nicht neu definiert, aber sowohl Retro- als auch „Frischlinge“ gleichermaßen anspricht.
North and South kostet als PC-Version 9,99€ (North and South bei Amazon bestellen) oder für Apple iPad derzeit 3,59 über iTunes.