Xenoblade Chronicles 3 – Test

    Xenoblade Chronicles 3

     

    Hat Xenoblade Chronicles 3 endlich die idealen Voraussetzungen dafür, um ein Vorzeige-RPG zu werden? Vieles spricht dafür und nur wenig dagegen. Wir wollten es genauer wissen und stürzten uns mitten rein in die phantastische Spielwelt von Xenoblade Chronicles 3. Unsere zahlreichen Erlebnisse erfahrt ihr hier und jetzt im Test!

     

    Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

    Mehr Informationen

     

    Die Zeichen stehen gut

    Ein kurzer Blick zurück in die noch recht junge und doch so ereignisreiche Vergangenheit von Xenoblade Chronicles:
    Der erste Teil des JRPGs erschien 2010 auf der Wii und zu meiner Schande muss ich eingestehen, dass der erste Streich niemals in meiner Konsole landete. Die konkreten Gründe dafür weiß ich nicht mehr, ich schiebe es einfach mal auf den wahrscheinlichsten – der pile of shame war schon damals ziemlich enorm. Meine ersten, eigenen Erfahrungen sammelte ich erst 2016 mit Xenoblade Chronicles X für WiiU (→ zum Test). Himmel, war das damals ein tolles Spielerlebnis, nahezu perfekt!

    E2017 sollte Teil 2 für Switch erscheinen – was es auch tat, nur leider standen die Vorzeichen nicht in der besten Konstellation. Das Entwicklerteam hatte zeitgleich noch einen weiteren Titel auf der Agenda und zwar keinen geringeren als Zelda: Breath of the Wild! Müßig zu erwähnen, wie die Prioritäten verteilt wurden, was nicht heißen soll, dass Xenoblade Chronicles 2 ein schlechtes Spiel geworden ist, überhaupt nicht! Zwischendurch holte ich dann Teil 1 endlich mal nach, wurde ja auch mal langsam Zeit.

    Womit wir bei Xenoblade Chronicles 3 gelandet wären. Jetzt gilt es, die Ausreden mit zu schwacher Hardware und zu vielen anderen Arbeitstiteln sind keine mehr. Perfekte Ausgangslage also, um eine Punktlandung hinzulegen. Und, so viel sei vorweg genommen, es ist eine ziemlich beeindruckende Landung geglückt!

    Bedrückendes Aionios

    Friss oder stirb, so könnte man kurz das Motto der Spielwelt Aionios umreißen. Nein, das hier ist absolut kein Zuckerschlecken, was die Bewohnerinnen und Bewohner – und somit auch uns – in ihrem kurzen Lebensfenster erwartet. Die beiden feindlichen Fraktionen Keves und Agnus sind in einem unendlich langen und grausamen Krieg gefangen. Ihre Bewohner werden seit Kindesbeinen an nur für einen Zweck trainiert: Den geübten Umgang mit der Waffen und dem Feind gegenüber keine Gnade walten zu lassen. Denn schließlich geht es um das Überleben des eigenen Volkes!

    Im Zentrum dieses Konfliktes stehen die beiden Flammenuhren jeder Fraktion. Sie wollen gefüttert werden – mit getöteten Soldaten! Nur die tapfersten Soldaten und Soldatinnen schaffen es, die geforderten 10 Jahre zu überleben. Und auch nur dann wird ihnen die Ehre zuteil, dass sie „heimkehren“ dürfen und im vollendeten Jenseits landen. So oder so endet also alles Leben nach spätestens einer Dekade wieder. Was für düstere Aussichten…

    Und so katapultiert uns Xenoblade Chronicles 3 mitten rein in diesen sinnlosen Krieg. Wir lernen die Keves-Mitglieder Noah, Eunie und Lanz kennen, die inmitten der Wirren der Schlacht auf die drei Rivalen Mio, Sena und Taion von Agnos treffen. Und urplötzlich wird alles, woran sie bislang geglaubt haben, in Frage gestellt. Eine schicksalshafte Gemeinschaft formt sich und macht sich auf, die Wahrheit hinter all dem zu entdecken.

    Zugegeben: Der Start von Xenoblade Chronicles 3 verläuft etwas langatmig. Wenn wir von diesem Monstrum von Spiel mit rund 200h (!) Spieldauer sprechen, dann umfängt dieser Start mitunter 8-10h. Bis die Story mal richtig an Fahrt gewinnt dauert es. Außerdem laufen etliche Passagen in Videos ab, die eigene Spielzeit ist in den ersten Stunden absolut vernachlässigbar.

    Was wir damit sagen wollen: Ihr müsste Geduld mitbringen. Unbedingt sogar, denn wenn sich das Kampfsystem mal so richtig entfaltet, sich die Welt auftut und ihr Gebrauch von den unzähligen Möglichkeiten Gebrauch machen könnt, erst dann seid ihr so richtig im Spiel angekommen.

    Xenoblade Chronicles 3 Kampfszene Switch

    Spielwelt

    So außergewöhnlich und fremd die Spielwelt Aionios doch wirkt, man wird schnell mit ihr vertraut. Im Verbund mit euren 6 Mitgliedern macht ihr euch auf, diese prachtvoll ausgestaltete Welt mit all ihren Facetten zu erkunden. Dabei werdet ihr auf typische Weltenteile wie Wüsten und dichte Wälder stoßen, aber auch auf unbekanntere, wie z.B. alte Ruinenstädte längst vergangener Tage.

    Unterwegs werdet ihr immer wieder auf kleinere und größere Orte treffen, die euch nicht nur mit Shops und Quests versorgen, sondern auch als Schnellreisepunkt dienen. Oftmals lohnt es sich, auf die Suche nach versteckten Orten zu gehen, denn es winken wertvolle Ereignisse. Nicht nur in Form von Belohnungsboxen, sondern auch in den Gegnertypen. Denn hier findet ihr ab und zu Feinde seltener Art, gar einzigartige Monster.

    Wenn ihr die Augen immer offen haltet, stoßt ihr gelegentlich auf Wracks der sogenannten Ferronis. Dabei handelt es sich um abgehalfterte Wracks mächtiger Kampfmaschinen, die einst enorme Waffenstärke besaßen. Der Clou ist, dass ihr diese mit Hilfe von Äther wieder zurück in eure Dienste nehmen könnt, wobei sie nach ihrer Restauration teils erstaunliche Dienste leisten können.

    Praktisch dabei ist, dass ihr das notwendige Äther unterwegs immer wieder finden werdet. Die mächtigen Maschinen stehen euch fortan ebenfalls als Schnellreisepunkt zur Auswahl und sind obendrein auch noch ziemlich nützlich. Sie dienen als kleine Fabriken und können euch mit wuchtigen Items versorgen. Vorausgesetzt, ihr investiert genügend Taler in die Produktion.

    Trotz der enormen Größe der Spielwelt und den damit verbundenen unzähligen Abschnitten werdet ihr selten Leere verspüren. Überall ist etwas los und in erster Linie werdet ihr auf zahlreiche Monster oder feindliche Soldaten treffen. Neben wunderschönen und dennoch garstigen Standard-Monstern trefft ihr auf Elites, die schon deutlich mehr Taktik von euch abverlangen. Dafür aber sind deren Drops umso kostbarer, logisch. Selte Monster lassen ebenso seltene Goodies fallen und zu guter Letzt schlagt ihr euch auch immer mal wieder mit den bereits erwähnten Uniques herum.

    Hierbei solltet ihr vor allen Dingen die Stärken eurer Mitglieder ausspielen und stets ein Auge auf die Health-Leisten haben. Habt ihr ein solches Vieh erlegt, gibt es nicht nur den obligatorischen Loot, sondern auch einen Grabstein. An diesem könnt ihr das einzigartige Monster jederzeit wieder zum Leben erwecken und euch dem Kampf erneut stellen.

    Xenoblade Chronicles 3 Test Switch

    Kampfsystem

    Auch das Kampfsystem entfaltet seine volle Wucht und Tiefe erst nach einigen Stunden, also müsst ihr hier ebenfalls eure Geduld auf die Probe stellen. Euer Team aus sechs, gelegentlich auch mal bestehend aus sieben, Mitstreitern unterliegt dabei einem bekannten Klassensystem. Grob könnt ihr diese in die drei Klassen Angreifer, Heiler und Verteidiger einordnen. Die Verteidiger ziehen möglichst allen Schaden auf sich, während die Angreifen ihren Damage-output bestmöglichst parallel laufen lassen. Die Heilen sollten im Hintergrund bleiben und können die Gruppe als Ganzes oder einzelne Mitglieder heilen bzw. wieder zum Leben erwecken.

    Tut ihr einfach Nichts, greift ein automatisches Kampfsystem, was man in dieser Form aus MMOs kennt. Der automatische Angriff besteht rein aus der Standard-Attacke und sorgt eher für wenig Schaden. Viel wichtiger sind die Techniken, die für deutlich höheren Schaden sorgen. Alle Sonderangriffe unterliegen einem Cooldown, so dass ihr die entsprechenden Tasten nicht unnötig kloppen müsst. Diese besitzen Besonderheiten, etwa, dass ihr einen Gegner rücklings angreifen sollt. Einige von ihnen bringen auch Statuseffekte mit sich, die mal positive (für euch) und mal negative (für den Gegner) Auswirkungen haben.

    Das volle Potential schöpft ihr schlussendlich mit Kombos aus, die, sofern ihr sie richtig timed und entsprechende Ketten bildet, selbst dem gefährlichsten Monster ordentlich aus die 12 gibt. Kleines Beispiel: Ihr bringt mit dem Tank euren Feind zum Wanken, sorgt anschließend mit dem Mage dafür, dass sie von den Füßen geholt wird und drückt dann mit dem Damage-Dealer ordentlich Schaden rein. Bei solchen oder ähnlichen Ketten könnt ihr zusehen, wie der HP-Balken langsam sinkt und gerade bei den Elites sind diese Kombos schlicht essentiell für das Überleben der Party.

    Nach einigen Stunden könnt ihr die Klassen eurer Mitglieder auch fleißig hin und her wechseln. Wir hatten stets eine ausgeglichene Truppe bei uns, im Grunde könnt ihr aber auch 4 Tanks und 2 Healer haben, ganz so, wie ihr möchtet. Dabei kann jede Figur auf sechs Techniken zurückgreifen: Drei davon gehören zur jeweiligen Klasse und bis zu drei weitere dürfen klassenfremd sein.

    Alle Techniken werden im Spielverlauf immer wuchtiger, was im Umkehrschluss bedeutet, dass sie gelevelt werden können. An dieser Stelle könnte man aus dem „können“ auch ein „müssen“ machen, denn dadurch kommt Grinding mit ins Spiel. Einige wenige Klassen steigern sich deutlich schneller als andere, wenn diese sich nahezu fast ausschließlich über Kampferfahrungen steigern lassen. Das macht sich im Spiel etwa dann bemerkbar, wenn ihr gerade Technik im niedrigen Level habt und euch ein Bosskampf bevor steht.

    Schnell merkt man, dass das Level diverser Angriffe gesteigert werden muss um an Effizienz zu gewinnen. Also sucht man in der Umgebung genügend viele Mobs und legt diese. Kleiner Trostpunkt sind hier die automatischen Kämpfe, die ihr aktivieren könnt. Bei Standard-Gegnern, die man rein zum Leveln aufsucht, sind diese eine nervenschonende Alternative. Sie gelingen auch deshalb, weil sich die KI gar nicht mal so dumm anstellt.

    Neben den zahlreichen Klassen und Subklassen könnt ihr jede einzelne Figur mit Items ausrüsten. Hiermit steigert ihr die klassentypischen Werte und verhelft so mit einem weiteren Boost der Stats. Die Silber- und Goldmünzen, die ihr als Loot in den Boxen findet, sind ebenfalls nützlich. Während ihr mit genügend Silbertalern steigernde Gerichte am Lagerfeuer kochen dürft, könnt ihr mit den Goldmünzen kostbare Juwelen schmieden. Diese bringen ebenfalls dringend notwendige Aufwertungen mit sich und bis zu drei davon könnt ihr in den Slots der Figuren platzieren.

    Damit noch nicht genug, denn die sogenannten Ouroboros haben wir noch gar nicht erwähnt. Dabei verschmelzen zwei Figuren miteinander zu einer besonders mächtigen. Obendrei sind beide für den Zeitraum, in dem der Ouroboros Bestand hat, auch unverwundbar, was ganz praktisch in hitzigen Fights ist.

    In dieser Fusion stehen euch dann ganz andere und nur in dieser Form verfügbare Angriffe und Kombos zur Wahl. Nutzt den Zeitraum optimal aus, denn nach kurzer Phase erlischt die Sonderform dann auch schon wieder. Mit den gesteigerten Stufen wächst das Synchronisationslevel und alle Angriffe bekommen dadurch noch mehr Durchschlagskraft.

    Xenoblade Chronicles 3

    Quests

    Neben der Story, die euch gut und gerne im dreistelligen Stundenbereich beschäftigt, gibt es zahlreichen Nebenquests. Ganz cool ist dabei gelöst, wie ihr an die kleineren und größeren Ausbrüche aus der Hauptmission gelangt. Es gibt nämlich nicht übermäßig viele der berühmten Questmarker über den NPCs. Statt dessen lauft ihr in Städten und Lagern herum, bekommt die Gespräche der Anwohner mit und gelangt so an Infos, die euch neue Quests offenlegen. Von „Erlege Monster X“ bis zu „Sammel 10 von Y“ bekommt ihr hier eher die klassische Kost geboten.

    Es ist eher der Entdeckerdrang, der euch reinzieht in den Sog und weniger das reine Sammeln von den verlangten Items. Denn dadurch tun sich mitunter wieder spannende und unerforschte Bereiche auf, die ihrerseits wiederum neue Fortschritte bieten.

    Dank Navigation bekommen wir immerhin den kürzesten Weg angezeigt. Denn eine Sache ist sicher: Ihr werdet unendlich viele Meilen per pedes zurücklegen. Laufen gehört in Xenoblade Chronicles zum Tagesgeschäft. Oft lohnen sich die langen Strecken allerdings und in ganz besonderer Weise bei den Heldenmissionen. Diese sind dann auch mit Cutscenes unterlegt und fügen sich so völlig natürlich mit in die Story ein, obwohl sie eher Nebensache sind. Bei besagten Heldenmissionen erhaltet ihr nach erfolgtem Abschluss einen weiteren Helden für die Party.

    Das heißt also noch mehr Damage oder noch besseres Healing, allerdings könnt ihr diesen nicht selbst steuern. Während ihr zwischen allen Membern wechseln dürft, kommt dieser siebte Bonus-Charakter als reiner AI-Geselle daher.

    Xenoblade Chronicles 3

    Technikcheck zu Xenoblades Chronicles 3

    Xenoblades Chronicles 3 ist der optisch bisher schönste Teil der Saga. Die Abzüge, die man machen muss, unterliegen da schon eher der vergleichsweise schwachen Hardware der Nintendo Switch. Das merkt man besonders beim Übergang zwischen den Zonen, wo es schon mal stark ruckeln kann. Die Übergänge sind mitunter auch wenig logisch gelöst, etwa dann, wenn man eine komplett andere Klimazone betritt, die beide nur durch einen Tunnel getrennt sind. Vielleicht ging es nicht sauberer zu lösen und, zugegeben, das ist bei einem Fantasy-Epos auch vielleicht gar nicht der Rede wert.

    Hier und da fielen uns ein paar unschöne Texturen auf, besonders in den Zwischensequenzen zu beobachten. Und da Xenoblade Chronicles 3 besonders das erste Dutzend Stunden die Waage zwischen Netto-Spielzeit und Videosequenzen hält, fallen diese dann entsprechend häufig auf. In besagten Szenen fällt die gute Synchronität der Sprachausgabe auf, die wirklich komplett auf den Punkt ist.

    Zu guter Letzt wäre da noch der Handheld-Modus. Wenn ihr uns fragt, dann spielt im Dock-Modus und habt euren Spaß. Mal abgesehen davon, dass die Grafikqualität abnimmt, sind die Texte furchtbar klein, nahezu unleserlich. Ihr werdet also oft die Augen zusammenkneifen müssen, wenn ihr viel unterwegs spielen möchtet. Immerhin klappt in beiden Modi das HD-Rumble ganz hervorragend.

    Der orchestrale Soundtrack ist phantastisch und passt ganz wunderbar ins Setting des Spiels. Dank diverser Remixes und fließenden Übergängen wird er zu keinem Zeitpunkt langweilig, versprüht den nötigen Pathos und weiß an emotionalen Stellen seine Entschleunigung zu nutzen. Großartig und absolut auf dem Niveau von Referenz-Soundtracks wie beispielsweise der von Final Fantasy 7.

    Xenoblade Chronicles 3

    Unser Fazit zum Test von Xenoblade Chronicles 3:

    Was-für-ein-Mammut! Egal, ob Neueinsteger in die Spieleserie oder als Veteran: Mit Xenoblade Chronicles 3 bekommt ihr den bisher besten und ausgewogensten Teil der Reihe. Eine packende Story, bis ins kleinste Detail ausgeschriebene Figuren und einen bombastischen Soundtrack sind nur ein paar Eckpunkte, die euch durch die über 200h begleiten werden. Die wunderbare und detailreiche Spielwelt lädt zu permanenten Erkundungstouren ein, die durch Begegnungen mit tollem Loot belohnt werden.

    Zwar kommt das Kampfsystem erst häppchensweise ins Rollen, dafür aber gibt es euch unfassbar viele Möglichkeiten mit an die Hand. Es macht wirklich Spaß, immer tiefer die Mechaniken einzutauchen und diese schlussendlich auch perfekt zu meistern. Gelegentlich unschönes Grinding und die schlechte Grafik im Handheld-Modus machen dem perfekten Abenteuer einen kleinen Strich durch die Rechnung.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur