Wreckfest für Nintendo Switch im Test

    Wreckfest

    Wir Deutsche und unser Auto – eine ganz besondere Beziehung. Da darf es keinen Kratzer geben und Samstag wird gewaschen und poliert. Doch Hand aufs Herz: es gibt die gewissen Momente beim täglichen Straßenverkehr, da würde man doch schon mal gerne… Doch während uns im realen Leben die StVO und auch die Sorge um das „heilige Blechle“ vor dieser gewissen Road Rage bremst, darf es im Spiel schon einmal richtig zur Sache gehen. Und genau in diese Kerbe schlägt Wreckfest mit voller Wucht ein. Jetzt endlich dürfen auch Nintendo Switch-Spieler auf den Rennpisten und Schlamm-Arenen die Motoren aufheulen lassen und sich mit vollem Karosserie-Einsatz ins Renngetümmel stürzen.

    Wreckfest

    Wreckfest gibt es bereits seit Mitte 2018 für PC und Xbox Series X/S. Es folgten dann im August 2019 die Versionen für PS4 und Xbox One. Die PS5-Version kam im vergangenen Jahr auf den Markt und den Abschluss bildet nun endlich die Nintendo Switch. Prinzipiell ist die Entscheidung, die Switch-Version so spät zu veröffentlichen, sehr bedauerlich, da es insgesamt auf der Switch nur sehr wenig für Rennspielfreunde gibt.

    Doch das zerstörungsfreudige Wreckfest ist auch nicht nur ein reines Rennspiel. Es geht nicht um hochglanzpolierte Rennboliden, sondern um Crash-Racing a la FlatOut. Bugbear Entertainment zeichnete sich auch für diese legendäre Spielreihe verantwortlich und somit ist die fahrerische Zerstörungswut absolut in den richtigen Händen.

    Spiel- und Schadensphysik

    Lackkratzer? Parkdellen? Hah, darüber kann der Wreckfest-Fahrer nur milde lächeln. Vom Start weg fliegen einem die Fahrzeugteile, sowohl die eigenen als auch die der Mitstreiter, um die Ohren. Vieles wirkt dabei übertrieben, doch macht es einfach nur Laune. Egal ob es der Kotflügel vom Renngegner, oder der neben der Rennbahn aufgebaute Reifenstapel ist. Und während sich die Rennstrecke mit allerlei herumfliegenden Gegenständen füllt, muss man auch noch ordentlich Gas geben, um den Anschluss zum Fahrerfeld nicht zu verlieren.

    Doch auch die unterschiedlichen Rennstreckenbeläge haben Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Auf Matsch und Sand reagiert das jeweilige Fahrzeug eben anders als auf Asphalt. Und immer wieder muss man sich selbst daran erinnern, dass es bei den Rennen nicht auf „sauberes Fahren“ ankommt. Warum also bremsen, wenn man den Gegner als Prellbock für das schnelle Durchfahren der Kurve benutzen kann?

    Karriere

    Ganz klassisch kämpft sich der Einzelspieler durch den Karriere-Modus. Den Start und auch die ersten Fahrversuche machen wir in den Regional Juniors. Und nachdem jeder mal klein anfängt, starten wir mit einem Aufsitzrasenmäher in eine Challenge mit dem bezeichnenden Namen „Friss Dreck“. Die Aufgabenstellung, hier mindestens drei Gegner zu besiegen, wird direkt angegeben, so dass man sich gleich von Beginn an auf seine Aufgabe konzentrieren kann. Und schon fliegen die gegnerischen Spieler im hohen Bogen von ihren Rasenmähern. Spaßiger kann eine Rennkarriere kaum starten. Nach kurzer Zeit ist die Wiese übersät mit herumliegenden Gegnern und brennenden Gartenmaschinen. Anschließend folgt eine Vielzahl von verschiedenen Rennvariationen. Die Strecken werden dabei mit veränderter Streckenführung im Lauf der Karriere auch schon mal wiederverwendet, bieten aber durchaus genügend Abwechslung.

    Mit Teamrennen, Deathmatches und Destruction Derbys steigt man dann weiter auf. Von den National Amateurs über Challengers bis hin zu den Pro Internationals und letztendlich zu den Worldmasters. Insgesamt bedarf es einiger Spielstunden, bis man alles durchgespielt und gesehen hat. Kritik gibt es dann aber auch: Viele Strecken und Aufgaben wiederholen sich oder sind sich sehr ähnlich. Das ist allerdings nur daher negativ belegt, nachdem gewisse Genreführer diesbezüglich zeigen, dass es auch anders und besser geht. Hier kommt einem Wreckfest wie ein kleiner Ausflug in die frühen 2000er-Jahre vor.

    Werkstatt

    Die obligatorische Werkstatt darf auch nicht fehlen. In den Rennen verdient der Spieler  neben diversen Fahrzeugteilen auch Credits, die in Fahrzeuge, Zubehör, Lackierungen usw. investiert werden können. Dem geneigten Bastler steht eine große Palette an Tuning-Möglichkeiten zur Verfügung.

    Notwendig wird die Schrauberei, da die Events immer die Fahrzeugklasse vorschreiben. Das gelingt natürlich auch durch den einfachen Neukauf eines Fahrzeugs. Doch Schrauben gehört halt zum Rennsport dazu und bringt außerdem auch Abwechslung. Die dadurch ausgeführten Fahrzeugverstärkungen sind letztlich nützlich und bringen zusätzlichen Spielspaß. Leider ist die Werkstatt irgendwie fummelig und mit jeder Menge Untermenüs versehen. So verbringt man dort, auch ungewollt, viel Zeit, bis der Bolide wieder auf die Rennpiste darf. So verbessert zwar eine stabile Rammhilfe die Seiten, Heck oder Front, bugsiert das Fahrzeug aber durch das zusätzliche Gewicht in eine niedrigere Leistungsstufe. Also wieder auf die Hebebühne und eine neue oder andere Kombination ausprobieren. Daher ist das Werkstattmodel leider auch etwas aus der Zeit gefallen und hätte durchaus einen moderneren Anstrich vertragen.

    Sound, Musik und Optik

    Es rummst, kracht und scheppert recht eindrucksvoll. Da vibriert die Switch im Handheld-Modus oder auch der Pro-Controller sobald man im TV-Modus spielt schon ganz ordentlich bei jeder Gegnerberührung. Die Motoren hören sich, ganz im Gegensatz zur Crash-Kulisse, dann schon eher schwachbrüstig an. Letztlich stört das jedoch nur anfänglich. Nach fortschreitender Beschädigung des Fahrzeugs verändert sich der Sound beinahe realistisch, bis zum Schluss nur noch ein armseliges Röhren übrig bleibt.

    Musikalisch gibt es hardrockige Rhythmen, die zum Rennspielgenre einfach passen. Eingesetzt wurden keine besonderen Rock-Größen, sondern eher unbekannte Musiker, die ihren Job aber hervorragend erledigen. Wer es ruhiger mag, kann auf die spielbegleitende Musikuntermalung ganz verzichten oder die Musik leiser schalten. Das Einstellungsmenü lässt bezüglich der Soundanpassung kaum Wünsche offen.

    Optisch kann sich die Switch-Version durchaus sehen lassen. Mit stabilen 60 FPS gibt es wirklich nichts zu meckern. Im direkten Vergleich mit der PS5- oder Xbox Series X/S-Version gibt es natürlich Unterschiede. Aber Äpfel mit Birnen zu vergleichen macht einfach niemals Sinn, daher lassen wir das auch einfach. Genau betrachtet sind die Crash-Momente, hier insbesondere die fliegenden Teile und auch die Fahrzeuge detailliert. Die Fahrstrecken, die Wettkampf-Arenen und auch der Zuschauerrand hat hingegen wenig Beachtung bekommen. Da werden die Texturen schon mal unscharf, aber im Eifer des Renngeschehens sind das auch nur Nebensächlichkeiten. Klar ist, dass die Konkurrenz-Konsolen und auch der PC einfach mehr an Grafikleistung zu bieten haben. Insgesamt ist Wreckfest für die Switch aber auch optisch gelungen.

    Das unter diesem Test angehängte Video des Publishers wurde mit Switch-Referenz aufgenommen und gibt das Renngeschehen deutlich wieder. Somit kann sich jeder vorab von der Bild-Qualität selbst überzeugen.

    Massenkarambolage

    Der Mehrspielermodus macht richtig Laune, insbesondere die Deathmatches. Aber auch die Rennen gegen echte Gegner sind durchaus die ein oder andere Session wert. Zum Zeitpunkt des Tests für diese Review waren bereits einige Spieler tatkräftig unterwegs und die Rennstrecken und die Arenen waren ganz gut gefüllt. Jetzt kommt allerdings ein ganz dickes Manko: die Macher haben die Möglichkeiten noch nicht ganz ausgeschöpft. Bislang wurde auf Crossplay gänzlich verzichtet. Ob es diesbezüglich noch Nachbesserung geben wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Schade, da durch die aktuelle Veröffentlichung der Switch-Version ja nun wirklich alle mit- und/oder gegeneinander antreten könnten. Auch, da man selbst Events planen kann, zu denen entweder alle oder auch nur Freunde eingeladen werden können.

    Ziellinie – Unser Fazit

    Wreckfest macht auch auf der Switch viel her. Es macht Laune und als Spieler kann man sich so richtig austoben. Die KI-Gegner sind fordernd und Online mit Spielern aus aller Welt kommt richtig Freude auf. Schade, dass Crossplay bislang nicht möglich ist. Abzug gibt es außerdem für die etwas fummelige Werkstatt und ein leicht veraltet wirkendes Gesamtbild. Wer bei Rennspielen schon mal gerne auf Karambolage fährt, findet in Wreckfest ein zweites Zuhause. Wir sehen uns auf der Piste!

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    Mehr Informationen

    Wreckfest gibt es seit dem 14.06.2018 auf PC und Xbox Series X/S, seit dem 27.08.2019 auf PS4 und Xbox One), seit dem 01.06.2021 auf PS5 und für Nintendo Switch seit dem 21.06.2022.

    Alle Versionen könnt Ihr Euch auf der offiziellen Homepage ansehen.

    Im Test hatten wir die neu erschienene Version für die Nintendo Switch. Wir bedanken uns bei THQ Nordic für die Bereitstellung des kostenlosen Testmusters.

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    Dagmar Götschl
    Ich bin Nintendo-Fan der ersten Stunde und darf mich hier bei den Spieletests und in der News-Sektion austoben. Ich spiele mich gerne durch meine Retrogames-Sammlung, erfreue mich aber auch an den neuesten Spielen für meine Nintendo Switch.