Wildgate , der neue Koop-Extraction-Shooter, entführt uns in schweißtreibenden Schlachten ins Weltall. Mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet liegt uns nun die Vollversion für Playstation 5 vor. Zeit also, uns das finale Werk etwas genauer anzusehen. Und damit Willkommen bei unserem Test zu Wildgate!
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Extraction im Weltraum
Es ist mittlerweile bereits vier Jahre her, dass Mike Morhaime als Legende Blizzard verließ. Allen Unkenrufen zum Trotz schnappte er sich ein paar ehemalige Mitarbeitende und gründete die neue Spieleschmiede Dreamhaven. Deren erste Werk, gemeinsam mit Moonshot Games, steht nun in den Startlöchern und verspricht viel. Wildgate möchte euch als Egoshooter in den dynamischen Weltraum entführen und packt dieses Szenario in einen Koop-Extraction-Shooter. Mehr noch: Jede Runde soll sich wie eine neue Expedition in fernen Welten anfühlen und euer Können auf die harte Probe stellen.
Das klingt nicht nur komplex, sondern ist es wenig überraschend auch. Zum Glück bietet Wildgate ein umfassendes Tutorial, das euch Schritt für Schritt an die Spielmechaniken heranführt. Gut so, denn es gibt eine ganze Menge zu beachten, um hier bestehen zu können.
Besagtes Tutorial zeigt euch allerdings nur die Grundfunktionen des Spiels. Bewegungen, Skills, Bergbau und das Management der Ausrüstung bekommt ihr umfangreich erläutert, was allerdings nur an der Oberfläche vom Großen Ganzen kratzt. Wildgate möchte von euch, dass ihr selbst herausfindet, wie man mit Situationen umgeht, wie man sie handelt und wie man sie letztlich auch erfolgreich abschließt. Insofern dürft ihr euch darauf einstellen, dass ihr die ersten Matches bevorzugt schaut, was eure Mitspieler zu treiben. Das mündete bei uns schon mal in einem kleinen Chaos, anfangs auch echter Frust. Aber: Wildgate hat gleichzeitig auch eine steile Lernkurve! Mit jeder neuen Session sitzen die Mechaniken besser, also dranbleiben und nicht vorschnell das Handtuch werfen.
Worum geht es überhaupt?
Möchte man Wildgate auf ein Genre herunterbrechen, dann käme am Ende Eine Wortschöpfung wie Koop-Extraction-Shooter dabei heraus. Im Grunde aber trifft es das ziemlich gut und man bekommt eine grobe Ahnung, was Wildgate sein möchte.
Im Spiel tretet ihr gemeinsam mit eurem Team bestehend aus vier Spielerinnen und Spielern gegen vier weitere Teams an, was pro Match eine Summe von 20 Akteuren ergibt. Alle verfolgen dabei das gleiche Ziel: Ihr sollt im sogenannten Reach ein Artefakt bergen und anschließend lebend entkommen. Besonderer Fokus liegt hier im Teamwork. Nur mit Absprachen und koordiniertem Vorgehen werdet ihr eine Chance haben, das Ziel zu erreichen. Wer lieber sein Solo-Ding durchzieht, ist hier völlig fehl am Platz.
Eurem Raumschiff kommt dabei eine besondere Rolle zu. Innerhalb dieser fliegende Festung übernimmt jeder Spieler eine eigens zugedachte Rolle und füllt diese bestmöglich aus. Ingenieur, Captain, Schütze, Scanner,… sucht euch einen Job, der zu euch passt.
Beim Sprung in den Typhoon Reach trefft ihr zunächst auf verlassene Raumstationen und Außenposten. Dort bekämpft ihr die gegnerischen NPCs und sammelt fleißig Loot, mit dessen Hilfe ihr euer Schiff und die Ausrüstung upgradet. Mindestens genauso wichtig sind allerdings auch die Ressourcen Treibstoff und Eis, denn sonst könnt ihr euren Koloss nicht weiter durch das All bewegen. Genauer gesagt benötigt ihr Eis zur Reparatur und Treibstoff für einen Geschwindigkeitsboost. Anfangs macht man den Fehler und übersieht die Ressourcen nur all zu schnell, nur seid euch sicher, dass ihr von eben jenen später im Gefecht mehr als genug benötigen werdet.
Natürlich auch Loot
Zum Sammeln begebt ihr euch via Jetpack aus dem Raumschiff und nutzt Spezialwerkzeuge zum Abbau auf Asteroiden. Egal, was ihr sammelt, ob Ressource oder Waffenturm: Verstaut alles direkt auf eurem Schiff! Neue Waffensysteme sollten fix integriert werden und die wichtigen Ressourcen da abgelegt werden, wo potentielle Eindringlinge sie nicht zuerst vermuten. Denn hier beginnt jetzt der eigentliche Kern des Ganzen. Die anderen Teams machen nämlich genau das gleiche und irgendwann kommt es unweigerlich zum Aufeinandertreffen.
Und spätestens jetzt kommt Hektik auf! Begebt euch schnellstmöglich zurück ins Schiff und übernehmt eure Rolle. Geschütztürme werden besetzt und nehmen das feindliche Schiff unter Beschuss. Währenddessen setzt der Captain geschickte Flugmanöver ein, während andere Feuer löschen oder sich auf ein Enterkommando vorbereiten. Umgekehrt verhält es sich natürlich ebenso, auch wir können das feindliche Teamschiff entern, deren Crew in bester Shooter-Manier umnieten und uns deren Schätze unter den Nagel reißen. Entweder geht man bei dem Versuch drauf oder man entflieht der Szene, beides kam zu Genüge in unseren Matches vor. Im Idealfall hat man nach einer solchen Schlacht etwas Luft und kann sich um die Schäden am eigenen Schiff kümmern.
Nach einiger Spielzeit kommt dann auch das Endziel, das Artefakt, ins Spiel. Früher oder später findet es natürlich eins der fünf Teams und ab jetzt beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Während das Team mit dem Artefakt versucht, aus dem Reach zu entkommen, starten alle anderen die Verfolgungsjagd. Und es kommt natürlich zum großen Clash, wenn final die Teams alle in einer riesigen Schlacht aufeinandertreffen. Auch hier darf man sich keine Sekunde zu sicher fühlen. Beispielsweise dachten wir innerhalb der ersten Partien: OK, alle gegen einen! Aber denkste, statt dessen gab es immer wieder unvorhersehbare Momente, wo sich plötzlich ein Schiff gegen uns als Verfolger wandte und wir vom Hauptziel abdrehen mussten, um nicht in einem Feuerball zu münden.
Unvorhersehbarkeit als Spannungsbogen
Vielleicht ist das der Kernpunkt des ganzen, der Wildgate auf seine Art wirklich faszinierend macht: Die Unvorhersehbarkeit. Man kann sich nur versuchen, auf jede Eventualität einzustellen – und es kommt meist doch ganz anders. Zahlreiche Koop-Shooter folgen einem relativ striktem Ablauf. Nicht so bei Wildgate, hier werdet ihr jede Runde neu auf die Probe gestellt.
Ein Element dabei ist natürlich der Faktor der Teams, bei denen man nie sicher sein kann, welchen Plan die anderen gerade aushecken. Dazu gesellen sich die prozedural generierten Maps, die unfassbar viel Spaß machen. Dadurch wird jedes Match zu einem Unikat. Die Entwickler selbst sprechen von einer „emergenten“ Erfahrung und das trifft es ziemlich gut. Man ist permanent in Alarmbereitschaft, sieht sich mit neue Herausforderungen konfrontiert und muss ständig improvisieren. Die besten Matches habt ihr dann, wenn alles ganz anders läuft, als ihr plant.
Auch der Spielfluss bleibt angenehm hoch. Selbst dann, wenn ihr mit randoms aus dem Internet spielt, nach wenigen Minuten hat irgendwie jeder seine Aufgabe gefunden und die Mission nimmt ihren Lauf. Und dann müsst ihr Grunde auch darauf hoffen, dass sich die Crew an ihre Regeln hält, sonst sieht es nämlich ganz fix düster für alle aus. Beispielsweise dann, wenn sich alle hinter den Geschütztürmen aufhalten und niemand bemerkt, dass man heimlich von einer anderen Crew infiltriert wurde, die klammheimlich Module und Ressourcen mopst oder gar das Schiff sabotieret bis zur Selbstzerstörung. Diese vielen Ebenen machen Wildgate befördern die dichte Atmosphäre und die taktische Weitsicht.
Etwas Feinschliff bitte
Die bunte, fast schon Cartoon-artige Grafik sieht optisch ansprechend aus, funktioniert aber nicht perfekt. Mehrere Male erlebten wir Explosionen, deren Effekte plötzlich komplett verschwanden. Auch blieben wir mehrere Male an Objekten auf Asteroiden hängen und konnten uns dann irgendwie durch wildes Buttonsmashing erst wieder befreien. Solche Clipping-Fehler sind besonders in hektischen Situationen extrem nervig und können dem gesamten Team den Spaß versauen.
Das Matchmaking dürfte ebenfalls noch etwas optimiert werden. Derzeit wird nicht gefiltert, ob man als Solospieler oder Mitspieler eines Teams geführt wird. Wer sich als Einzelperson in einem Zufallsteam gleich mehreren festen Teams gegenüber sieht, der hat, Überraschung, fast immer das Nachsehen. Logisch, dass mit dem Spielverlauf auch die Lernkurve steil nach oben zeigt. Eine Option wäre sinnvoll, dass man sich z.B. nur mit Zufallsteams messen möchte bzw. umgekehrt, dass sich nur fixe Teams bekämpfen.
Das Gameplay an sich lässt keine Wünsche offen, nur die Shootings spielen sich vergleichsweise blass. Viele Ballermänner geben kaum bis gar kein Feedback. Das ändert sich später, wenn ihr durch das Hochleveln neue Waffen besitzen könnt. Hier wäre es auch für Neueinsteiger cool, wenn die Kämpfe bereits ab der ersten Runde ihre spätere Wucht entfalten würden.
Fazit
Auf dem Papier folgt Wildgate einem einfachen Muster: Als Team sammelt ihr Ressourcen, plündert NPC-Stationen und sucht ein Fragment. Klingt nach einem simplen Ablauf. Die Realität im Spiel sieht allerdings völlig anders aus und spielt sich ganz wunderbar!
Wildgate entpuppt sich als getriebener Team-Extraction-Shooter mit zahlreichen Facetten. Kein Match gleicht dem anderen und man kommt immer und immer wieder in schweißtreibende Sequenzen, die den Puls in die Höhe schnellen lassen. Zum Glück bietet das Spiel auch seine Ruhephasen, aber man darf sich zu keinem Zeitpunkt auf der sicheren Seite fühlen.
Leider ist die Hürde beim Einstieg fast schon zu hoch und man ist verführt, das Spiel zu schnell in die Ecke zu legen. Wer sich die ersten Stunden zähneknirschend durchbeißt, wird sich immer besser zurecht finden und die ersten Erfolge stellen sich ein. Ab diesem Moment entfaltet Wildgate sein volles Potential und man fällt in ein kleines rabbit hole.






