Heiß, heißer, Watch Dogs. Kaum ein Spiel machte in den vergangenen Monaten so sehr auf sich aufmerksam wie Watch Dogs von Ubisoft. Im Hinblick auf die allgegenwärtige Überwachung, NSA-Affäre und zahlloser Hackerangriffe könnte das Thema an Brisanz kaum aktueller sein. Wir haben uns mit dem Hauptcharakter Aiden Pearce aufgemacht und uns quer durch das moderne Chicago gehackt.
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Watch Dogs Launch Trailer
Watch Dogs erschien am 27. Mai für PC, Playstation 3, Playstation 4, Xbox 360 und Xbox One. Die Spielversion für Wii U wird zu einem späteren Zeitpunkt erscheinen. Unser Test basiert auf den Versionen für PC und Xbox One.
Watch_Dogs? Wachhunde? Hacken? Worum geht es eigentlich?
Sein Name ist Aiden Pearce und unsere Geschichte startet in einer Umkleidekabine eines Stadions. Schnell wird klar, dass es keine spaßige Sitution ist, denn wir, als Aiden Pearce, halten einem Kerl eine Waffe ins Gesicht. Auf dem Bildschirm erscheint das Kommando zu Feuern. Wir haben keine Wahl und müssen abdrücken… .
Aber eigentlich ist das nicht die ganze Wahrheit. Die Geschichte von Aiden Pearce beginnt einige Zeit früher, die dann zu dem Ereignis im Stadion führt. Als polizeilich gesuchter Hacker hat Pearce Verbindungen zu Leuten, die gefährlich werden können. Als ihm ein großer Hack gelingt, wird jedoch eine unbekannte Gruppe auf ihn aufmerksam und will ihn ausschalten. Bei einem Attentat kommt jedoch Pearces kleine Nichte Lena ums Leben.
Seitdem ist Pearce auf Rache aus und versucht herauszufinden wer dahinter steckt. Ein möglicher Verdächtiger: der Kerl aus dem Stadion, wo wir die Kontrolle über Pearce übernehmen.
So geht es dann immer weiter. Über unsere Kontakte erhalten wir neue Informationen über Leute, die mit dem Attentat auf Pearce zu tun haben könnten, denen wir dann einen Besuch abstatten. Eine Anfangs unbekannte Informationsquelle ist Badboy17, ein Hacker, der uns ab und an kontaktiert und mit Infos versorgt, bis wir uns mit ihm treffen. Dann gibt es noch Jordi Chin, der aber eher die Händler-Rolle übernimmt und uns alles für Geld besorgen kann.
Zudem kommt natürlich unser wichtigstes Tool: Aiden Pearces Smartphone. Damit erledigen wir so ziemlich jeden Hack. Da die Stadt über ein sogenanntes ctOS angebunden ist, können wir uns nahezu überall reinhacken. Seien es Ampeln, Kameras, Alarmanlagen, etc. So sind uns gleich einige Werkzeuge in die Hand gelegt, mit denen wir ein tolles Spiel beginnnen können. Oder etwa doch nicht?
Nanu was ist denn hier los?
Was haben wir uns auf das Spiel gefreut. Die ersten Bilder und Gameplay-Szenen sahen doch so vielversprechend aus. Aber eines nach dem anderen: Installiert und zum ersten Mal angeschmissen, macht das Intro und Menü schon einmal super Eindruck. Sehr coole ASCII-Art-Hintergründe und Animationen machen wirklich Spaß. Sieht alles nach einer Mischung aus Tron und Matrix aus, genial!
Sobald wir aber einmal die Singleplayer Kampagne gestartet hatten mussten wir sofort ein Blick in die Grafikeinstellungen werfen. Was ist passiert? Gut, das Thema ging die Medien hoch und runter. Das Spiel sieht in der Tat weit nicht mehr so gut aus wie bei der E3-Präsentation 2013.
Tagsüber wirken die Texturen matschig, flach und schlecht beleuchtet aus. Das ist etwas merkwürdig, denn in der Nacht zeigt Watch_Dogs wozu es eigentlich im Stande ist. Die Licht -Reflektionen und das Texturen wirken plötzlich plastisch und weit realistischer. Müsste man es in Zahlen fassen würden wir der Grafik Nacht (bei Regen) eine 82, Tagsüber leider nur eine 72 geben. Das ist aber leider nicht alles was technisch zu kritisieren ist.
Angekündigt als ein Open-World Spiel könnte man meinen, dass dem Spieler freie Hand beim lösen von Problemen gelassen wurde.
Das ist auch größtenteils so, allerdings gibt es mehrere Stellen bei denen man so vorgehen muss wie es vom Entwickler gewünscht wird. Beispielsweise erlaubt es uns eine unsichtbare Wand nicht mit Hilfe eines LKW’s über ein Tor zu springen, wir müssen den umständlichen Weg nehmen und erst den Knotenpunkt finden und das Tor Hacken. Unsichtbare Wände trafen wir für ein Open-Word Spiel leider recht häufig an – nicht gut! Es gibt Zahlreiche Punkte die uns das Spielerlebnis trüben. Angefangen bei dem grauenhaften Fahrverhalten der Fahrzeuge, weiter über die unterirdische KI, fehlende Reflektionen in Fenstern und Scheiben und vielen Kleinigkeiten. Wie, dass beispielsweise das Navigationssystem teilweise nicht erkennt auf welcher Straße wir uns befinden, wenn sich unter uns noch ein Tunnel befindet. So wird uns ein ganz falscher Weg angezeigt.
Und die Kehrseite?
Auch wenn uns ständig die Kleinigkeiten auffallen, die wirklich hätten vermieden werden können, bietet Watch_Dogs einen beachtlichen Umfang. Denn neben der Hauptstory gibt es noch genügend in Chicago zu erledigen, wenn man denn wirklich einen „100%-Spielstand“ erhalten will, oder einfach nur Mal zum Spaß etwas nebenher zu erledigen.
Nicht nur Nebenmissionen, sondern auch Mini-Spiele, wie wir es auch Grand Theft Auto kennen, dürfen mittlerweile in einem Open-World-Titel nicht fehlen und das machen sie auch nicht. Aber auch begehbare Gebäude existieren in Watch_Dogs. Außerdem wird uns durch die Bürgerinformation des ctOS Daten und Details über jeden Bürger mitgeteilt, wenn wir sie nur anvisieren. Dadurch erfahren wir diverse (und teilweise auch sehr lustige) Informationen über Chicagos Bürger. Hier und da kann es dann auch einmal sein, dass wir ein Verbrechen vereiteln können, um unseren Ruf zu steigern.
Ansonsten gibt es wie in Assassin’s Creed, Gebiete, die erst auf der Karte aufgedeckt werden müssen. Aber nicht durch das Erklimmen eines Turmes, sondern durch das Hacken einer ctOS-Knotenstation.
Und hier kehren wir leider wieder zu den negativen Aspekten des Spiels zurück. Dieses Ruf-, bzw. Moralsystem scheint sehr fragwürdig zu sein. Denn er sinkt, wenn wir Bürger töten oder verletzten, steigt, wenn wir diese retten oder Beschützen. Töten wir aber einen gesamten Polizeitrupp, passiert nichts. Als würde so ein Vorfall niemanden interessieren und es moralisch egal wäre.
Hacking-Tech
Technisch gesehen ist Watch_Dogs eigentlich gut. Eigentlich? Ja, eigentlich: denn aufgrund der Programmierung existieren nahezu keine Bugs in diesem Spiel, was in den heutigen Tagen sehr erfreulich ist. Andererseits finden wir immer wieder kleinere Fehler, wie die oben genannten Reflektionen oder Ähnliches, die dann doch etwas enttäuschend sind. Hier bekommt man den Anschein, dass das Spiel mit wenig Liebe zum Detail zusammengebaut wurde. Ein anderes Thema ist die Performance. Sowohl auf Konsole, als auch auf dem PC kommt es zu Performanceeinbrüchen. Bei der PC-Version hat der Grafikkartenhersteller Nvidia stark mitgewirkt und über Gameworks seinem Konkurrenten AMD das Leben schwer gemacht. Aber auch mit Nvidia-Karten hat ein PC schwer mit dem Spiel zu kämpfen. Mit unseren Testsystemen konnten wir das Spiel ohne Probleme auf den Einstellungen Hoch-Ultra in Full-HD mit 40-60 FPS spielen. Für komplette Ultra-Einstellungen und 4K-Auflösung wird jedoch ein System mit einer High-End-Karte, die mindestens 6GB Grafikspeicher bietet, denn der Speicher wird schnell voll geschrieben. Aber auch hier gibt es die sogenannten „Nachlade-Rucklern“, bei denen sich auch Nvidia zu Wort gemeldet hat, ein Performance-Patch soll noch nachgereicht werden. Wobei es fraglich ist, wohin mit der Leistung, denn übertrieben gut sieht Watch_Dogs nun auch wieder nicht aus.
Du wirst gehackt! Der Multiplayer
In sechs unterschiedlichen Mehrspieler-Modi können Spieler in Watch Dogs gegeneinander antreten. Von dem höchst populären 1vs1 Online Hacking über Verfolgungsmodus, Teamspiel und Rennen bis hin zum Checkpoint-Race gegen einen Spieler der einem über ein Tablett oder Smartphone die Polizei und Sicherheitseinrichtungen der Stadt entgegenstellt.
Dabei erlaubt das nahtlose Eindringen in die Einzelspieler-Session durch Andere während des 1vs1 Hackings eine Verschmelzung zwischen Einzel- und Mehrspielererfahrung. Ist das eigene Spiel von einem anderen Spieler infiltriert, ist man plötzlich nicht mehr in der Lage, eine Einzelspieler-Mission zu starten, sondern muss sich des Angreifers erwehren. Ist der Online Hacking Modus auf das Anschleichen und Verstecken ausgerichtet, geht es im Decryption-Mode zur Sache. Dort vereinen sich Elemente aus Team Deathmatch und Capture The Flag, und zwei Teams (oder bei wenigen Spielern jeder für sich) kämpfen mit allen Mitteln um eine Datei, die es zu Entschlüsseln (sprich: eine Zeitlang im Besitz halten oder in ihrer Nähe aufhalten) gilt. Der Verfolgungsmodus erfordert wiederum Agenten-Skills, denn es gilt dem gegnerischen Spieler unentdeckt zu folgen. Online Races sind genau der Klassiker, den man hinter dem Namen erwartet, angereichert durch die Möglichkeit, unterwegs „hackbare“ streckennahe Objekte zu sprengen und so den Verlauf des Rennens zu beeinflussen. Desweiteren bietet Watch Dogs die Einbindung mobiler Endgeräte mit der Mobile Challenge. Die kostenlose Companion App erlaubt es Besitzern von Tablets und Smartphones gegen Watch Dogs Spieler anzutreten, auch ohne selbst das Spiel zu besitzen. Dabei steuert der Spieler über die Companion App einen mit einem Scharfschützen bewehrten Hubschrauber und schickt Polizeieinheiten dem Watch Dogs Spieler entgegen. Zudem hat er genauso wie sein Widersacher auf dem Boden die Möglichket, hackbare Technologie wie Ampeln und sprengbare Dampfrohre auszulösen. Ziel ist es, den Watch Dogs Spieler daran zu hindern, sein Checkpoint Rennen abzuschliessen bevor dessen Zeit abläuft. Und schliesslich gibt es auch einen Free Roam Modus, in dem bis zu acht Spieler gemeinsam Chicago unsicher machen können. Der Multiplayer wird durch ein Online-Ranking System abgerundet, der die eigenen Fähigkeiten als Hacker mit allen anderen Spieler messen lässt. Zusammenfassend bietet der Mehrspielermodus dauerhaften und abwechslungsreichen Spaß, und es gelingt ihm vertraute und neue Elemente zu einem sinnvollen Ganzen zu verschmelzen.
Auch für Xbox One
Auf dem PC sieht Watch_Dogs in ultrahoher Auflösung natürlich am schönsten aus, aber auch auf der Xbox One macht das Spiel optisch gar keinen schlechten Eindruck, auch wenn es „nur“ in 790p erstrahlt. Ganz an das Niveau der wohl möglichen NextGen Grafik reicht Watch_Dogs nicht heran. Man merkt deutlich, dass die neue Konsolengeneration noch in den Kinderschuhen steckt. Eigentlich stört es nur, dass die große Spielwelt und die damit verbundene Masse an Texturen dazu führt, dass gelegentlich Grafiken nachgeladen werden. Gerade bei der Flora rund um Chicago merkt man das gehäuft. Man merkt außerdem, dass sich die Designer auf die Kerngebiete der Stadt konzentriert haben, teilweise erblickt man bei schwer zugänglichen Hinterhöfen eine wahre Texturenarmut. Immerhin scheint alles sauber programmiert zu sein, die Konsole blieb die gesamte Spielzeit über ohne Abstürze oder dergleichen. Tearing, Clippingfehler oder sonstige Bugs gab es so gut wie keine, in jedem Fall keine nennenswerten.
Beim Sound gibt es für die Konsolenversion nichts zu meckern, bis auf die Tatsache, dass ein paar Motorengeräusche deutlich fehlplatziert sind oder schlicht den falschen Fahrzeugtypen zugeordnet wurden. Die deutsche Synchro ist gut gelungen und dafür danken wir, denn gerade bei einem so ausschweifenden Abenteuer wie Watch_Dogs trägt die Leistung der Sprecher ihr übriges zum Ambiente bei.
Richtig schick ist die Lebhaftigkeit von Chicago. Auf den Straßen tummeln sich Menschen und Fahrzeuge, die Szenerie wirkt in sich sehr stimmig. Die Reaktionen aller Einwohner sind ebenfalls viel glaubwürdiger, als man es aus so manch anderem open world Spiel her kennt. Zerrt man einen Fahrer aus seinem Vehikel, gibt sich dieser mit nichten kampflos geschlagen und lässt uns einfach davonziehen. Ähnlich verhält es sich, sofern man auf dem Gehweg mal einen Ballermann zieht und damit umherlaufende Passanten verschreckt. Diese alarmieren nämlich im Nu die Cops und schneller als uns lieb ist haben wir die Gesetzeshüter am Allerwertesten.
Die Buttonbelegung auf dem Controller der Xbox One ist anfangs etwas kompliziert, man hat mit leichten Eingewöhnungsschwierigkeiten zu kämpfen. Also sollte man bei Watch_Dogs am besten bei der Stange bleiben und kein anderes Spiel zwischenzeitlich zocken, sonst wird ein Blick in die Optionen zur Pflicht, wenn man die Konfig nachlesen muss. Der Multiplayer läuft selbst bei langsameren Breitbandverbindungen stabil und bricht nicht ab. Der Einstieg in laufende Multiplayerspiele klappt zuverlässig und bietet eine schöne Abwechslung zum Solospiel.
Ein Spiel als moralische Instanz?
Lassen wir mal für einen Augenblick die Technik, die Grafik und auch sonst alles beiseite. Wir hatten während der Spielzeit immer einen permanenten, stets unsichtbaren Begleiter im Hinterkopf: Die Moral. Vor gut einem Jahr entstand in der Bevölkerung ein neues Wertedenken bezüglich unserer digitalen Freiheit, als klar wurde, dass Big Brother tatsächlich an jeder Ecke unsere gesendeten Bits und Bytes nachverfolgt oder es zumindest kann. In Watch_Dogs bekommen wir die Gegenseite präsentiert, wir sind nicht Opfer, sondern Nutznießer dieser allgegenwärtigen Verfolgung. Jeder noch so unwichtige Passant wird auf Knopfdruck hin durchleuchtet und Ubisoft bringt ein erschreckendes Szenario ins Rollen, das gar nicht mal so weit entfernt vom wirklichen Leben liegen dürfte. Passant A schreibt gerne Liebesbriefe – geschenkt. Passant B hat kürzlich für die Oma eingekauft – sehr zuvorkommend. Passant C liest gerne rechtsradikale Blogs – bitte was? Schwups, die Knarre gezogen und abgedrückt, dieses rechte Miststück ist Geschichte. Das eigene Wertedenken bekommt in Watch_Dogs eine ganz neue Dimension, denn im virtuellen alter ego können nicht bloß Worte, sondern auch ganz schnell Taten folgen. Aiden Pearce mutiert so fast schon zu einer Art Über-Ich, sofern es der Spieler möchte. Gleichzeitig wird einem aber auch immer mehr bewusst, wie voyeuristisch dieser moderne Alltag sein kann. Keiner von uns mag genau wissen, wie weit entfernt oder wie dicht dran wir schon sind, aber es ist beängstigend.
Fazit (Moritz)
Etwas sprachlos betrachte ich Watch_Dogs mit geteilten Gefühlen. Es hat mir teilweiser wirklich Spaß gemacht, allerdings überwiegt die Enttäuschung recht deutlich. Das simple „Q“ drücken zum Hacken macht kein Spaß. Das Fahren macht kein Spaß. Die Story ist unspektakulär und austauschbar. Und dann kommen noch die vielen technischen Mängel hinzu. Nein, Ubisoft verpasst hier zu liefern was versprochen wurde. Man bekommt hier ein abgespecktes GTA geboten, das es nicht schafft durch den eigentlichen Aufhänger (Das Hacken) zu überzeugen. Die Spielzeit mit knapp 35 Stunden ist dafür wirklich okay. Wer die Hauptgeschichte allerdings durchhämmert bekommt ca. 10 Stunden Spielzeit geboten. Im Mutiplayer kann man hingegen doch einige recht spaßige Stunden verbringen. Autorennen, Hacken das macht gegen echte Gegner wirklich Spaß was vor allem an der saudummen KI im Singleplayer liegen mag. Abschließend würde ich raten sich das Spiel vor dem Kauf einmal anzusehen. 15 Minuten reichen da vollkommen aus denn es ist über die meiste Zeit das Selbe. Q-drücken, Fahren, Ballern bis man dann wieder Q-drücken muss.
Fazit (Gustav)
E3 2012: Verblüfft schaue ich den ersten Trailer von Watch_Dogs und bin einfach sprachlos. Doch nach und nach wurde der Hype immer größer, Watch_Dogs wurde schließlich verschoben und ich wurde misstrauisch. Nach dem ersten Start war ich etwas erstaunt, denn es sieht bei Nacht und Regen wirklich nicht schlecht aus, spielt sich jedoch sehr, sehr schwammig mit Maus und Tastatur. Bei Tag habe ich mich dann immer wieder gefragt: Wozu braucht das Spiel so viele Ressourcen, wenn es nur mäßig gut aussieht?
Nach einer paar Stunden in Chicago wurde aber schnell klar: Watch_Dogs hat einige wirklich tolle Ansätze, schafft aber den Sprung nicht. Denn so viele Kleinigkeiten, die auffallen und hätten vermieden werden können, oder am ehesten: Eine interessantere Story und besseren Figuren, denn Aiden Pearce scheint etwas langweilig zu sein und der Funke der Geschichte scheint nicht überzuspringen. Auf YouTube gibt es zum Thema „Kleine Fehler“ ein interessantes Video: https://www.youtube-nocookie.com/embed/idA9BEA4Hxs
Kurz gesagt: Watch_Dogs ist für mich nur ein schlechter GTA-Klon, der nur mäßig Spaß macht und Opfer eines großen Hypes wurde.
Fazit (Christoph)
Ich zähle mich auch eher zu der Fraktion, die von Watch Dogs schlussendlich etwas enttäuscht wurden. Das ist eben die Kehrseite der Medaille, wenn eine neue IP einen derart großen Medienrummel genießt: Dann ist die Erwartungshaltung naturgemäß auch extrem hoch. Ganz nüchtern betrachtet dachte ich mir nach den ersten rund 5h Spielzeit, dass Watch Dogs irgendwie versucht, die Mechaniken von Assassin’s Creed (besonders spürbar beim Freischalten von neuen Arealen) in ein modernes Setting mit GTA-Flair zu bringen. Und ja, das Spiel bringt einige nette Features mit sich, aber diese sind nicht wirklich ausgereift und kratzen zu sehr an der Oberfläche, als dass man hier von einem wahren Bahnbrecher sprechen kann. Das Hacken ist letztlich nichts anderes, als das tumbe Drücken einer Buttontaste und bietet zu wenig Tiefgang. Daher rührt die Hoffnung: OK, auch ein Assassin’s Creed 1 war damals nicht perfekt und man hat die Serie stetig in die richtige Richtung weiterentwickelt – vielleicht dürfen wir das bei Watch Dogs auch erwarten. Bleibt festzuhalten: Watch Dogs ist kein schlechtes Spiel, aber es ist eben auch nicht der Burner, den ich mir erhofft hatte. Ich würde eine konsequente Weiterentwicklung begrüßen, denn es tun sich Passagen im Spiel auf, die noch einige Luft nach oben zeigen und der Seele des Titels gut tun würden.
Fazit (Niko)
Die Präsentation auf der E3 2012 hat mich umgehauen. Seit dem habe ich auf Watch Dogs gewartet und natürlich wusste ich dabei auch, dass Watch Dogs nicht mit dem ersten Teil direkt an ein GTA 5 ran kommt, das ja immerhin schon mehr als genug Vorgänger hatte. Aber war ein Assassins Creed mit dem ersten Teil gleich perfekt? Für mich ist Watch Dogs eine gelungene Mischung aus Far Cry, Assassins Creed und GTA. Ubisoft hat es genau richtig gemacht, um eine neue Marke zu etablieren und ich freue mich hoffentlich in einigen Jahren auf einen Nachfolger.
Watch Dogs hat trotz vieler kleiner Probleme sehr viel Spaß gemacht und ich würde Watch Dogs als den bisher besten Titel auf der Playstation 4 bezeichnen.
Fazit (Martin)
Fünfeinhalb Jahre Entwicklungszeit, zwei Jahre seit der Vorstellung auf der E3 2012. Viel ist seitdem über Watch Dogs geschrieben und gesprochen worden. Kaum ein Spiel der letzten Jahre war in der Lage, die Erwartungen so hoch zu schrauben. Bei seiner Vorstellung 2012 versprach Ubisoft, dass Watch Dogs die Art und Weise wie Spieler miteinander interagieren, revolutionieren werde.
Der Mehrspieler-Aspekt von Watch Dogs geht tatsächlich neue Wege und hat mich bedingungslos begeistert. Tatsächlich habe ich es noch nicht geschafft, den Hauptstrang der Kampagne zu Ende zu spielen, da ich immer wieder zu viel Spass am Hacken anderer Leute habe.
Technisch wirkte das Spiel auf mich robust, wenn auch nicht herausragend. Das Interface ist meiner Ansicht nach gut gelungen, die Stadt wirkt auf den ersten Blick lebendig, die Sprachsynchro ist gut und glaubwürdig, bis zu dem Punkt dass es einfach Spass macht, zufällige Passanten „abzuhören“. Die Vielzahl „hackbarer“ Objekte verleiht der Stadt eine zusätzliche Tiefe, und obwohl das Hacken oft nicht zwingend notwendig ist, um ein Ziel zu erreichen, so bietet es einen alternativen Lösungsweg, der zudem auch meist der spannendste ist. Dabei wäre zu wünschen dass die Hacking Minigames/Puzzles zahlreicher und schweriger wären, denn zu oft ist das Hacken ein einziger Knopdruck und damit etwas zu trivial. Auf der anderen Seite bremst das einfache Hacken der Ampeln während Hochgeschwindigkeitsfahrten oder Sprengen von Transformatoren mitten im Gefecht nicht den Spielfluss.
Grafisch enttäuscht das Spiel meine Erwartungen deutlich. Es überrascht zwar nicht, wenn man die Einbindung von PS3 und Xbox360 als Platformen bedenkt, Gerüchten zufolge wurde das Spiel in seiner Komplexität massiv reduziert um die Performance auf den alten Konsolen zu gewährleisten.
Schwächen zeigt Watch Dogs auch bei der Story der Hauptkampagne. Die Gedanken des Hauptcharakters – im Film-Noire Stil vom Protagonistion aus dem Off eingesprochen – wirken auf mich stellenweise willkürlich und wirr. Doch ist Aiden Pearce kein Held. Er ist ein kaputter, zerrissener, von Rache umtriebener und um Menschlichkeit ringender Antiheld. Vielleicht ist die Umsetzung einer solchen Persönlichkeit als Protagonist ein Problem für sich. Die Handlung ist weitgehend vorhersehbar, die Nebencharaktere sind plakativ. Doch einfache, vertraute Handlungsstränge sind oft die, mit denen wir uns am ehesten identifizieren können. Rache nehmen für persönlichen Verlust, gegen die eigene Natur handeln um etwas Wichtiges zu erreichen oder um jemanden Wichtigen zu retten, das kann jeder nachvollziehen. Das ist nicht unbedingt Faulheit bei der Ausgestaltung. Je einfacher der Plot, desto mehr Menschen werden es einfach haben, sich in ihm wiederzufinden. Das ist nicht originell, aber es funktioniert.
Insgesamt bleibt Watch Dogs deutlich hinter den Erwartungen zurück – was nicht überrascht, denn diese waren in astronomische Höhen geklettert. Trotzdem ist es für mich eines der besten Spiele des Jahres, in dem genug Unterhaltung steckt um den Preis sehr gut zu rechtfertigen, nicht zuletzt auch wegen der innovativen Mehrspieler-Funktionen, die einen Langzeit-Spassfaktor versprechen.