The Last of Us

    The Last of Us

    Kennt ihr den Spruch „Das Beste kommt zum Schluss“? Es gibt kaum einen Satz, der besser auf The Last of Us zutreffen könnte. Mit der auslaufenden Ära Playstation 3 bekommen wir ganz großes Kino von Sony und Naughty Dog geboten. Hier in unserem Test könnt ihr erfahren, warum wir auf The Last of Us eigentlich nur eine riesengroße Lobeshymne singen können – mit einer kleinen Ausnahme.

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    Der Launch Trailer zu The Last of Us

    20 Jahre sind vergangen, seit die Seuche ausbrach. Pilzsporen haben den Großteil der Bevölkerung ausgelöscht oder sie zu grausamen und entstellten Monstern mutieren lassen. Und die, die der Epidemie bislang entrinnen konnten, müssen täglich um ihr Überleben kämpfen. In dieser Welt existiert kaum noch Menschlichkeit, hier dominieren Verbitterung und Brutalität, der allgegenwärtige Tod weckt die niedersten Instinkte in den Überbleibsel der Menschheit.

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    Joel und Tess haben der Pilzseuche bislang erfolgreich getrotzt, aber zu welchem Preis? Mit jeder weiteren Spielminute tauchen wir weiter und tiefer in die Gefühlswelt von Joel ein. Er hat die Epidemie von Anfang an mitbekommen, er ist durch die Ereignisse ein gezeichneter, ja fast schon gebrochener Mann. Ein Säufer. Jemand, bei dem die letzten Anzeichen einer Emotionalität wahrscheinlich schon erloschen sind. Und wenn es drauf ankommt auch ein kaltschnäuziger Killer ohne Kompromisse. Joel und Tess halten sich mit kleineren Aufträgen diverser Gruppierungen über Wasser. Der nächste Job der rebellischen Fireflies klingt lukrativ: Die 14-jährige Ellie soll sicher nach Pittsburgh geleitet werden.

    Ellie steht im direkten Kontrast zu Joel. Er, der alte Grisgram, der die Schönheit dieser Welt kannte und mit ansehen musste, wie ihm die Pilzepidemie alles nahm, was ihm lieb und teuer war. Ellie hingegen kennt nur diese verseuchte Welt. Sie wirkt kindlich naiv, sogar recht gut gelaunt in diesem düsteren Szenario. Und dennoch hat sie es faustdick hinter den Ohren, wie wir im Spielverlauf erfahren dürfen. Denn auch Ellie hat keinerlei Skrupel von Waffen gebrauch zu machen. Warum auch, sie kennt es ja nur so, für sie ist das der ganz normale Alltag.

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    Es ist die Beziehung zwischen Ellie und Joel, die sich in ihrem vollen Umfang und mit all ihren Facetten in den Vordergrund rückt. The Last of Us zeigt beeindruckend, wie sich bei den beiden gegensätzlichen Charakteren allmählich eine Freundschaft anbahnt. Wie Ellie es zu schaffen scheint, wieder Emotionen in Joel zu wecken. Mehr möchten wir an dieser Stelle nicht verraten, diese Achterbahnfahrt zwischen tiefster Trauer und bedingungslosem Vertrauen darf sich einfach kein Zocker entgehen lassen.

    Die fiktionale Spielwelt in The Last of Us erinnert an eine Mischung aus „I am Legend“ und der TV-Serie „The Walking Dead“. Nach 20 Jahren Tod, Verwüstung und ungezähmter Naturgewalten bekommen wir ein düsteres Endszenario auf der Mattscheibe geboten. Die verbleibenden Überreste der Menschen haben sich zu Gruppen zusammengepfercht  und reißen sich alles unter den Nagel, was in irgendeiner Form ihr Überleben sichert. Oft ist der einzige Weg zum Ziel der über den Einsatz von Gewalt, Güter sind echte Mangelware in dieser verstörten Welt. Es wird um jeden Tropfen Wasser gekämpft, jede Scheibe Brot und jedes noch so kleine Medikit wird zum Streitobjekt.

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    Die Umwelt ist phänomenal in Szene gesetzt. Das ganze Ausmaß der Zerstörung wird dem Spieler nach und nach immer bewußter, denn mit der Zeit werden neue Gebiete offengelegt. Man ertappt sich gerne dabei, dass man einfach in Ruhe die Kamera schwenkt, um die Spielwelt förmlich aufzusaugen. Dabei ist es völlig egal, ob wir durch die einst dichtbesiedelte Metropole Boston jagen oder quer Feld ein durch die Prärie der USA, man merkt an jeder Ecke, mit wie viel Liebe zum Detail Naughty Dog gewerkelt haben. Hier bröckelt die Fassade an einem Haus, während sich im Inneren langsam wildwuchernde Pflanzen ihren Weg bahnen. Zerstörte Autos liegen über die Straße verstreut, vom Rost zerfressen, während die Titelseite einer alten Tageszeitung durch das Bild flattert. Als Spieler fühlt man sich dank dieser Bombast-Optik alleine und verlassen – und verwundbar! Ein Anmut von Traurig- und Fassungslosigkeit macht sich breit. Das ganze wird obendrein mit einem echten Wechsel der Jahreszeiten garniert. Solch eine Szenerie ist für uns – Gott sei Dank – völlig fremd. The Last of Us präsentiert sich aber dermaßen stimmig und authentisch, dass man sich vom Start weg mitten rein katapultiert fühlt.

    Die meiste Zeit in The Last of Us werdet ihr gegen Menschen kämpfen, die Pilzinfizierten treten deutlich seltener auf den Plan. In jedem Fall sollte man aber einen Plan aushecken, wie man gegen all die Plünderer, Paramilitärs und Mutanten vorgeht. Denn die Munition ist knapp und das führt zu einem der Kernelemente des Spiels. In The Last of Us wird Stealth-Action groß geschrieben, also das vorsichtige Heranschleichen an Gefahrenquellen und das gezielte Ausschalten dieser. Dank der unübersichtlichen Verwüstung darf man so ziemlich alles als Deckung nutzen, in der Außenwelt primär Autos und Gemäuer, im Inneren der Gebäude Polstermöbel und Schränke. Joel, mit dem wir die meiste Zeit im Spiel verbringen, verfügt über die Fähigkeit, Gegner durch Wände hindurch zu orten und diese silhouettenhaft zu markieren. Das funktioniert allerdings nur, wenn besagte Gegner in Bewegung sind oder sich durch Geräusche bemerkbar machen. Wo sich sämtliche Geräusche verräterisch auf die Position der Feinde auswirken, zählt das gleiche auch für uns. In The Last of Us sollte man demnach tunlichst hellhörig sein. Geräusche können wir auch für eine Finte nutzen, eine leere Flasche in die Ecke geworfen lockt den Banditen hervor und wir können aus dem Schatten heraus zuschlagen. Auch wenn es öfter mal zu Schusswechsel kommt, man sollte immer mit Bedacht agieren, Joel kann nur wenige Treffer einstecken. Und Waffen machen auch noch was? Richtig, eine ganze Menge Krach und der lockt eben weitere Gegner aus der Nähe an.

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    Den höchsten Gruselfaktor erlebt man, wenn man auf die Infizierten, die sogenannten Clicker, trifft. Durch die Pilzwucherungen sind sie blind, besitzen dafür allerdings geschulte Ohren. Spätestens nach dem ersten Kampf hat man die Gewissheit, dass mit diesen Gesellen absolut nicht gut Kirschen essen ist, Joel und Ellie sterben bereits nach 1 Treffer. Also Augen auf und mit leisen Sohlen vorbeigeschlichen, innerlich noch schnell ein Stoßgebet Richtung Himmel geschickt. Wird man trotz aller Vorsicht entdeckt, sollte man möglichst schnell das Weite suchen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückkehren.

    So oder so, Kämpfe und Dispute machen in The Last of Us ausnahmslos Spaß und fordern flinke Finger am Controller in gleichem Maße, wie unseren Grips. Alle Gegner reagieren völlig unterschiedlich und zeigen verschiedene Angriffs- und Verteidigunsmuster, so dass der Spieler – abhängig von der jeweiligen Situation – seinen Weg wählen muss. Die Mischung aus Nah- und Fernkampf, Nagelbomben und Ablenkungsmanövern macht den Kick.

    Den wirklich einzigen Aussetzer erlebt man in The Last of Us im Verhalten von Ellie. Vorab: Wir meckern hier auf absolut hohem Niveau! Die meiste Zeit schlüpfen wir in die Rolle von Joel, die spielbaren Abschnitte mit der kleinen Ellie sind deutlich in der Minderzahl. Abgesehen davon tragen sie aber enorm viel zur Verbundenheit mit diesem tapferen Mädel zu, Ellie muss man irgendwie gerne haben. Sie folgt uns als Joel meist, geht aber auch selbstständig in Deckung, wenn sie sich erschreckt. Sie zögert auch nicht und rammt Gegner beherzt ihr Messer in den Rücken, wenn es denn die Situation erfordert. Besagte Aussetzer von Ellie erlebten wir beim Zusammentreffen mit den Infizierten. Erinnert euch: Auf jeden Tritt achten, bloß keinen Lärm machen! Also schleichen wir mucksmäusschenstill an ihnen vorbei, oft in nur wenigen Metern Abstand. Und im nächsten Moment rennt Ellie wie benebelt gegen den Mutanten. Hier kann man nur von Glück reden, dass sie für Feinde nicht existiert, so lange wir als Joel auch unentdeckt bleiben. Ist Joel enttarnt, dann ist es auch Ellie. Wo ein derartiger Patzer dem Spielgeschehen nichts abringt, wirkt sich ein solcher Moment doch etwas negativ auf die sonst so perfekte Atmosphäre aus. Man will Ellie förmlich zuschreien „Pass auf, mach doch die Augen auf!“ Gäbe es diese kleinen Aussetzer nicht, wäre The Last of Us vielleicht das perfekte Spiel geworden.

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    Grafisch befinden wir uns hier in der Oberklasse, The Last of Us steht einem Uncharted 3 in nichts nach. Man sollte es kaum für möglich halten, dass man aus der ins Alter gekommenen Playstation 3 doch noch eine solche Pracht rauskitzeln kann. Und es ist eben auch die grafische Schönheit, die die Atmosphäre authentisch transportiert und das Spiel so toll macht. Ein großes Lob muss man den Designern der Spielwelt aussprechen. Zu keinem Zeitpunkt sind uns grafische Ungereimtheiten aufgefallen, kein Tearing, keine Framedrops und keine Matschtexturen. Selbst abseits der Wege findet man noch so viele Details, wie man es so vielleicht noch nicht erleben durfte. Gleich zum Start wartet übrigens ein kinoreifes Intro, ihr werdet nicht schlecht staunen, versprochen.

    Die Krönung zu all dem ist der Sound. Kurz: Er ist perfekt! Der Soundtrack, der stets dynamisch im Hintergrund bleibt, verdient das Prädikat 1+ und ist im Hinblick auf Untermalung und Abwechslung nicht zu übertreffen.  Waffensounds, Motorgeräusche und knackende Türen klingen so echt, als wären wir mittendrin statt nur dabei. Die Effekte der Clicker klingen im ersten Augenblick atemberaubend und treiben unseren Blutdruck ein ums andere mal in die Höhe. Nur all zu oft meckern wir über die deutsche Synchronisation. Bei The Last of Us ist sie, ihr ahnt es schon, grandios. Ellie, Joel und auch alle sonstigen Protagonisten haben passgenaue Stimmen geschenkt bekommen und man hat zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als hätten die Sprecher keinen Spaß an ihrer Arbeit gehabt. Gerade die Dialoge zwischen Ellie und Joel sind mit so unglaublich viel Hingabe und Gefühl geschrieben, dass man phasenweise den Controller beiseite legen und einfach den Beiden in ihren (Zwi)Gesprächen lauschen möchte.

    Zum Multiplayer werden wir uns zu einem späteren Zeitpunkt äußern. Dieser war mit unserer Vorabversion von The Last of Us noch nicht in vollständigem Umfang spielbar.

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    Fazit

    The Last of Us hat uns buchstäblich umgehauen. Was sollen wir uns hier groß mit einem Fazit beschäftigen, wenn man das Spiel als rundum nahezu perfekt beschreiben kann? Abgesehen von den kleinen Aussetzern bei Ellie ist The Last of Us definitiv DAS Highlight an der Playstation 3. Wir mögen sie alle, die Sony-Exklusivtitel. Doch neben Joel und Ellie sehen sogar ein Nathan Drake (Uncharted) und ein Kratos (God of War) blass aus.

    Bleibt nur zu sagen: Danke für dieses großartige Spiel!

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    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur