Wie es sich wohl anfühlen mag an die Stelle einer Phantasiefigur wie Van Helsing zu treten, sich stets in Lebensgefahr zu begeben um Dämonen aller Art dahin zu befördern woraus sie ausgespuckt wurden, wissen wir nicht. Das es genug dieser Kreaturen gibt, vor allem in The Incredible Adventures of Van Helsing, ist uns spätestens seit dem ersten Teil bewusst. Wir stürzten uns in die Abenteuer des Nachfolgers und zeigen euch im Test zu The Incredible Adventures of Van Helsing 2 vor allem die Veränderungen  auf.

Heute starker Kommerztobak…

… sind jene Vampire und Werwölfe die sich ihr Taschengeld durch ihre Teenie Anhänger verdienen. Ein gewisser Abraham Van Helsing, der sich schon gegen Dracula höchstpersönlich stellte, würde sich heute vielleicht um Grabe umdrehen. Und in Zeiten der Wissenschaft gilt es dann doch eher mehr auszuhalten als nur eine Silberkugel. Das hatte sich jener Kämpfer für das Gute sicherlich anders gedacht. Der Sturz der Vampirkönige hat jedenfalls einige Kollegen der Wissenschaft zur Macht gerufen und so werden in Laboren mordlustige Monstrositäten liebevoll herangezogen.

Vorbei die Zeit als ein Vampirjäger noch wusste was passiert wenn er den Deckel eines Sarges öffnete. Hämmerchen und Pflöckchen regelten sanft das Ende. Die Entscheidung Abrahams andere Gefilde zu besuchen und so anderen das Schicksal in die Hand zu geben war zwar sicherlich nicht vorhersehbar, aber wo Terror einmal existierte kehrt er gerne wieder zurück. Dieses Mal allerdings eher im militärischen Sinne und so hat ein ganz gewisser General Harker das Regime übernommen und terrorisiert das virtuelle Städtchen Borgovia.

Ironie und Witz

Nicht ganz so heftig wie im ersten Teil, aber nichts von ihrem Charme eingebüßt, hat Lady Katharina. Die sprichwörtliche geistliche Verkörperung dessen wenn es darum geht andere auf die Schippe zu nehmen. Und nicht nur im mündlichen Sinne. Mit ihr zusammen müssen wir General Harker dazu bringen die Flinte ins Korn zu werfen.

Dabei genügt ein Mauspad, wohlgemerkt ein kleines, um die Story niederschreiben zu können: Wir ziehen gegen jenen Anführer und seine Truppen zu Felde, um Borgovia und den Widerstand zu schützen. Wir machen die Bekanntschaft mit einer sonderbaren Figur welche sich Gefangener 7 nennt. Als Spion gibt er sich aus, dennoch fällt vor allem im Laufe der Geschichte auf das irgendwas nicht stimmen kann.

Ist aber letztlich nichts Besonderes, es wird nur den weiteren Verlauf der Geschichte sichern, die im Hauptspiel der Fortsetzung wenig bis gar keine Überraschungen in sich birgt. So laufen die Aufgabenstellungen wie schon im ersten Teil gewohnt ab: Wir werden ins Gefecht geschickt, überlegen wie wir am besten gegen diese monströse Maschinerie anstinken können und ziehen eine Schneise der Verwüstung durch Borgovia mit dem Ziel für Sicherheit und Ordnung zu sorgen.

Die Details sind das Gold

Um die Angelegenheit nicht klein reden zu wollen, es gibt auch Momente in denen The Incredible Adventures of Van Helsing 2 etwas glänzen kann. Entscheidungen werden im Laufe des Spiels wichtig und witzig zugleich sein. Einfache Begegnungen mit einem Obdachlosen. Schickt man ihn in die Wüste oder beschenkt man ihn nun doch mit 100 Gold der Fürsorglichkeit halber? Letzteres könnte ihn dazu veranlassen uns etwas zu verraten. Einen Geheimgang beispielsweise.

Details wie die Aktion ein Rätsel lösen zu müssen, wobei der Aufgabensteller erst spät bemerkt das unsere Antwort doch die Richtige gewesen wäre und uns damit ein „Sorry“ ins Scharmützel hinter her schreit, lassen das Spiel aufleben.

Ebenfalls gut integriert haben sich Anspielungen auf bekannte Verfilmungen. Wir denken da an eine Funkübertragung in denen sich plötzlich Allen Ripley meldet „die letzte Überlebende der Nostromo“. Oder jener Oger der uns im Laufe des Aufräumens begegnet und uns ein „Du kannst nicht vorbei!“ entgegen wirft. Mitunter diese Einzelheiten gestalten den zweiten Teil so lebendig. Und dabei waren wir noch nicht bei den Hauptprotagonisten Van Helsing und Lady Katharina.

Letztere rettet wie schon im ersten Teil mit ihren Sprüchen die Show. Vor allem da Van Helsing selbst sich recht bieder gibt. Aber auch sie hat, wie schon erwähnt, einiges von ihrem Repertoir eingebüßt.

Einen weiteren Gesellen, allerdings der weniger redseligen Art, bekommen wir mit der Chimäre. Sie erinnert doch recht stark an das Haustier „Höllenhund“ aus World of Warcraft. Eine verwertbare Möglichkeit dieser Kreatur liegt darin sie während unserer Abenteuer als Unterstützung zu rufen. Alternativ schicken wir sie auf Beutezug, füttern sie mit unseren Sockelsteinen um ihren Hunger zu füllen oder stecken ihr magische Kerzen zu um ihre Fähigkeiten etwas zu verbessern. Leider kommt sie erst recht spät ins Spiel.

Alt ist nicht gleich schlecht

Am allgemeinen Spielprinzip, den Power-Ups und unserer Begleiterin hat sich nichts geändert, es wurde allerdings daran gefeilt und sie sind erweitert worden. Die neuen Klassen die uns anfänglich zur Verfügung stehen sind der Jäger (Nahkampf und Fernkampf), der Thaumaturg (Magie) und der arkane Mechaniker (Technik).

Tolle Sache: Alternativ dürfen wir unseren Van Helsing aus Teil 1 importieren, sofern er Stufe 30 erreicht hat. Wer mal was anderes probieren möchte darf sich auch einen voreingestellen Stufe 30 Held bei der Hand nehmen.

Die Skillbäume wurden überarbeitet und enthalten nun zahlreiche neue Fertigkeiten. Es gilt sich zu spezialisieren, nur so lässt sich am effektivsten verhindern, das monströses Gezücht uns auf dem Boden der Tatsachen zerlegt. Immerhin dürfen wir statt bisher nur 6 Talente mittlerweile 8 in die Leisten ziehen und im Kampf verwenden.

Was zerlegt wird ist egal…

… und stellt zum Großteil auch nur durch Masse eine wirkliche Gefahr dar. Einzelne Gegner sind selten eine Herausforderung, dafür lassen sich die Fähigkeiten gut genug analysieren und durch Reaktion aushebeln. Große Gruppen bergen die Gefahr sich festsetzen zu lassen. Wenn der Bildschirm voll davon ist wird es zudem schwieriger sich mit der Maus fortzubewegen. Da müssen dann auch schon mal die Pfeiltasten herhalten.

Eine gefährliche Belanglosigkeit des Kampfsystems sehen wir in der Hinsicht das sich der Schwierigkeitsgrad direkt im Spiel ändern lässt. Immerhin ließen sich so unendliche Klickorgien verkürzen.

Wer hier von Item-Geilheit spricht…

… hat entweder Van Helsing noch nicht gespielt oder sich die Werte noch nicht genau vor Augen geführt. Einer der bekanntesten vergleichbaren Faktoren wie Diablo 3 oder auch Torchlight treffen den Motivationskern, während wir bei Van Helsing zwar mit Items zugeschüttet werden, aber selbst die epischsten Gegenstände großteils schlechter sind als das was wir schon trage oder Set-Items die weit unter unserer Stufe sind.

Auch die schon aus Teil 1 bekannten Artefakte verschaffen uns hier keinen Vorteil. Zwar lassen sich so charakterspezifisch fast maßgeschneiderte Klamotten schustern, der Zeit<>Nutzen Faktor liegt dabei nicht annähernd im lohnenswerten Bereich. Nur hart gesottene Sammler und Crafter werden hierbei ihren Spaß haben.

Wer hat hier das Sagen?!

Potential verschenkt wurde leider bei einer neuen Funktion: Der Widerstands Armee. Wir dürfen als Kommandant Truppführer wie auch Kämpfer rekrutieren. Der Bezug zum einfachen Soldaten verliert sich schnell da sich im Detail kein Einfluss findet. Etwas anders sieht es bei den Truppführern aus. Diesen dürfen wir, auch beim Aufleveln, Fertigkeiten vergeben und verbessern, sowie sie mit Relikten ausstatten. Die Relikte sind allerdings genauso wenig zwingend erforderlich wie die Missionen auf die wir sie und ihre Truppen schicken.

Letztere sind für den Ausgang des Spiels nicht relevant. Hier hätte man wertvolles Potential finden können indem man die Entsendung von Truppen mit der Hauptstory verknüpft. So kehren unsere Recken nach einer beendeten Mission zurück und bringen uns Geschenke und Gefallene mit. Dienlich werden diese Kampfeinheiten auch wenn wir selbst keine Lust haben die Tower-Defense-Minispiele selbst zu bestreiten.

Diese kennt man schon aus dem ersten Teil und lässt uns wieder allerlei Gezücht verbrennen, vereisen, aufspießen und durchlöchern. Der Schwierigkeitsgrad hierbei ist relativ niedrig. Es dürfte also niemanden geben der diese Unter-Missionen nicht auf Anhieb meistert.

Unendlichkeit wir kommen!

Liegt uns das (vorübergehende) Story Ende zu Füßen dürfen wir in den Modus „Unendliche Geschichte“ wechseln. Fortan spielen wir die Story gegen permanent stärker werdende Gegner. Hier fällt dann zum Glück nur hochstufige Beute. Bleibt also die Frage wie lange man hier durchhält. Ein Prinzip das motiviert. Wahlweise dürfen wir die Story wie auch die einzelne Szenarien im Koop-Modus bestreiten. Wer es dann doch eher deftig mag widmet sich dem PvP und gibt sich mit bis zu 8 anderen Van Helsings gegenseitig eins auf die Glocken.

Letzteres motiviert allerdings nicht sonderlich lange und war während der gesamten Testzeit nicht sonderlich gut besucht.

Es lässt sich hören…

[pullquote_right]Sehen und hören könnt ihr das Spiel auch in der Let’s play Reihe[/pullquote_right]… was es auf die Ohren gibt. Zwar nicht besser als schon im ersten Teil von The Incredible Adventures of Van Helsing, aber mindestens genauso gut. Schüsse, Schwertkämpfe hören sich brauchbar an, die musikalische Untermalung ist wieder einmal sehr gelungen. Die Steam-punk Atmosphäre präsentiert sich in einem sehr guten Licht, auch die Umgebungen sind teils sehr schön anzusehen. Das Gesamtbild wurde durch Zwischensequenzen aufgepeppt, in denen englisch sprachige Sprecher die Story durchaus motivierend vertiefen können.

Etwas mehr Phantasie benötigt man lediglich bei den Übersetzungen. So wird aus „Account Bound“ (Account gebunden) plötzlich eine „Kontofessel“. Faszinierend! Gelegentliche doppelte Übersetzungen oder selten fehlende Buchstaben in Wörtern fallen zwar auf, stechen aber nicht unangenehm negativ ins Auge. Hier schon eher die gelegentlichen Abstürze des Spiels oder hängender Spielsound im Koop-Modus.

Fazit

Der erste Teil war genial. Das unverbrauchte Setting, der sprühende Humor der Hauptprotagonisten, der Sound, die frechen Anspielungen. Der Nachfolger hält durchaus auch bei Laune und sorgt für Atmosphäre, aber durch die Gleichheiten zum Vorgänger zeigen sich die Abnutzungserscheinungen doch etwas stärker. Denn eigentlich spielt man den ersten Teil nur mit anderem Bösewicht, mehr Skills, mehr Crafting und Mini-Spielen.

Die Itemjagd wird durch die gedrossselte Wertigkeit der Gegenstände oder den schlechten Set-Items schnell gedrosselt. Dennoch: The Incredible Adventures of Van Helsing 2 ist spielenswert. Der günstige Preis schenkt einem Käufer der Genre erfahrenen Art ca. 10-15 Stunden Spielzeit allein für die Hauptstory. Neulinge oder Unerfahrene könnten vielleicht auf über 20 Stunden kommen. Hinzu kommt noch „Unendliche Geschichte“ und der PvP Modus.