The Amazing Spider-Man 2 – Test / Review

    Als sarkastischer Gamer müsste man wohl sagen: „Juchu, ein Spiel zu einem Film, das kann es Besseres geben?“ Zu oft mussten wir erleben, dass diese Kombination ordentlich in die Hose ging. The Amazing Spider-Man 2 ist zwar auch kein Top-Titel geworden, aber den Entwicklern ist immerhin ein ansehnliches Spiel gelungen, dass durchaus seine Reize bietet.

    The Amazing Spider-Man 2 ist für PC,  3DS, Wii U, Playstation 3, Playstation 4, Xbox 360 und Xbox One erschienen. Unser Test basiert auf der Spielversion für Playstation 4.

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    Schwungvoll durch New York

    Da wir The Amazing Spider-Man 2 für Playstation 4 durch den Test gejagt haben, lag irgendwie sofort der Vergleich mit inFamous: Second Son (83% Wertung in unserem Test) auf der Hand: Superheld, offene Spielwelt, etc. pp.. Im Grunde kann man diesen groben Vergleich auch ziehen,  The Amazing Spider-Man 2 ist wie ein inFamous Light. Aber fangen wir ganz vorne an.

    The Amazing Spider-Man 2 hat natürlich den gleichnamigen Film als Vorlage, die Handlung im Spiel orientiert sich aber nur dezent daran. Sicherlich steht am Ende ein wenig freundschaftliches Treffen mit dem Oberschurken Elektro auf dem Plan, bis dahin vergehen aber einige Stunden Spielzeit mit unterschiedlichen Aufträgen für Spidey.

    Stilecht, wie es sich nunmal für Spider-Man gehört, schwingt man sich an Netzen quer durch die Spielwelt New York. Natürlich kann man auch durch den dichten Stadtverkehr laufen, aber warum sollte man das tun? Das Schwingen an den Netzen, die mittels den jeweiligen Schultertasten des Controllers aus dem Handgelenk schnellen, hat Stil und geht auch äußerst zuverlässig. Wichtig ist dabei eigentlich nur zu beachten, dass Gebäude in der unmittelbaren Nähe sind, an denen die Netze kleben bleiben. Fehlt die passende Umgebung – gerade am Stadtrand – ist das Schwingen schlicht nicht möglich. Ein lobenswerter Schritt in die richtige Richtung, beim Vorgänger war das nämlich möglich. Jetzt aber erhöht sich dadurch der Grad an Realismus und das Geschehen wirkt deutlich weniger aufgesetzt.

    Wem der rasante Netzschwung dennoch zu langsam ist, der kann den Web Rush nutzen. In Zeitlupe visiert Spider-Man vordefinierte Punkte wie Straßenschilder an und flitzt so noch schneller durch die Häuserschluchten. Die Steuerung dabei übernimmt das Spiel für euch. Das Feature mag nett sein, allerdings bleibt dabei der Spaß auf der Strecke. Während man mit den Netzen in welcher Form auch immer zügig von A nach B in der Ebene gelangt, darf der agile Spinnenmann natürlich auch hoch hinaus. Gerade für die quer über die Spielwelt verstreuten Sammelitems wird das Klettern an Hochhausfassaden zum Pflichtprogramm. Auch hier hilft die klebrige Eigenschaft, an den imposanten Wolkenkratzern darf Spidey nach Belieben die Wände hochlaufen oder egal in welcher Position, aller Schwerkraft zum Trotz, verweilen.

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    Eine Spinne sorgt für Ruhe

    New York ist wahrlich kein ruhiges Pflaster, im Gegenteil. In den meisten der 14 Missionen zur Hauptstory prügeln wir uns mit den Schergen und Handlangern der Unterwelt. Das Kampfsystem wurde nahezu komplett vom Vorgänger übernommen. Entweder, man spinnt Feinde aus der Distanz in Netze und macht sie damit zeitweise kampfunfähig, oder man prügelt sie direkt im Nahkampf windelweich. Wurde ein Gegner genügend bearbeitet, darf er per Kreis-Taste mit einem stylischen Finisher ins KO befördert werden. Dank Spinnensinn wird unser Held frühzeitig gewarnt, sobald ein Gegner zum Schlag ausholt, hier hilft dann eine geschickte Ausweichrolle. Nach einigen Fights stellt sich allerdings eine ziemliche Langeweile ein, denn die Kämpfe sind repetitiv und die Gegnervielfalt lässt sich an einer Hand abzählen. Immerhin gibt es ein paar nette Upgrades für den Spinnenhelden, so dass nach und nach wenigstens etwas Abwechslung aufkommt.

    Ziemlich misslungen sind leider die zahlreichen Nebenmissionen. Diese bestehen nämlich auch nur aus einem geringen Pool an Variation: Gehe hierhin und vermöbel alle Harlunken. Das wäre eigentlich wenig dramatisch, denn, wie der Name ja suggeriert, sind Nebenmissionen eine Nebensache und man kann sie bei Bedarf einfach außen vor lassen. Nicht so in The Amazing Spider-Man 2, hier bekommen wir sie quasi aufgezwungen. Schuld daran ist die Helden-Anzeige am Bildschirmrand, der eure Gunst innerhalb New Yorks widerspiegelt. Drei Striche Richtung Gut und drei Richtung Böse. Besagte Nebenmissionen erscheinen auf der Kartenansicht und sind nur zeitlich begrenzt verfügbar. Lässt man sie Links liegen, verschwinden sie wieder und das Barometer purzelt in Richtung Böse. Da rettet man halb New York und wenn man mal etwas außer Acht lässt, hassen uns plötzlich die Einwohner. Ohne eigenes Zutun, super. Richtig nervig werden die Drohnen der städtischen Polizeit, die bei einem Übergewicht an Böse Jagd auf uns machen. Frust ist phasenweise garantiert.

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    Peter Parker oder Spidey?

    Bekannterweise steckt unter dem hautengen Spinnenkostüm der zaghafte Peter Parker. Gelegentlich treffen wir im Spielverlauf auf Passagen, an denen er die Maskerade in den Kleiderschrank hängt und sich als normaler Bürger auf die Socken macht. So führen wir z.B. ein Interview, besuchen die Tante oder statten dem Comicladen einen Besuch ab. Hier darf man dann auch die bereits gesammelten Trophäen bewundern, bekommt Infos zu Gegnern oder man tobt sich am Arcade Automaten aus, um sein Können im Kampf zu verbessern.

    Abschließend möchten wir noch auf Grafik und Sound eingehen. In beiden Bereichen gibt es Lobenswertes, aber auch Schattenseiten. Bei der Grafik zeigen sich die Animationen sehr flüssig und authentisch. Ebenso wurde sehr sauber programmiert, wir erlebten während der gesamten Spielzeit keine Bugs, Clippingfehler oder Abstürze. Dem gegenüber steht zwar eine gut gefüllte, aber irgendwie leblos sterile Stadt ohne Charakter. New York ist gespickt mit einfallslosen und sich wiederholenden Texturen. Das Feeling der Geschwindigkeit kommt, gerade beim Netzschwung, ordentlich beim Spieler an, obwohl The Amazing Spider-Man 2 nicht das Optimum an möglicher Bildwiederholrate aus der Konsole kitzelt.

    Beim Sound zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Die Stimmen im O-Ton sind prima und der klangschwere Soundtrack trägt im Hintergrund seinen Teil zur Atmosphäre bei. Die deutsche Synchronisation ist allerdings völlig deplatziert, die Dialoge wirken aufgesetzt und manche Sprecher haben einen spürbaren Drang zur Peinlichkeit.

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    Fazit

    Für Fans vom Spinnenmann ist The Amazing Spider-Man 2 ein Vergnügen, in dem man sich nach Herzenslust frei durch New York mit seinem Lieblingshelden bewegen darf. Der Spaß währt nur kurz, denn schon nach kurzer Zeit stellen sich merkbare Wiederholungen ein: Beim Kampfsystem, bei den Nebenmissionen, bei der Gegnervielfalt. Hier liegt auch des Pudels Kern, denn The Amazing Spider-Man 2 wäre sogar ein ganz netter Titel für das breite Publikum geworden, aber durch besagte Wiederholungen bleibt früher oder später der Spielspaß einfach auf der Strecke. Als Pausenfüller mag The Amazing Spider-Man 2 dienlich sein, zu viel mehr reicht es leider nicht. In der Kategorie Filmadaptionen als Videospiel haben wir zwar schon wesentlich Haarsträubenderes erleben müssen, aber so richtig zünden will Spidey einfach nicht, schade.

     

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur