Sword of the Stars 2: Enhanced Edition

    Gut 1 Jahr nach dem Release von Sword of the Stars 2 schickt nun Paradox Interactive die überarbeitete Version ins Rennen – und sie tun gut daran. Hier also unser Test zur Sword of the Stars 2: Enhanced Edition!

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    Mitten in der Entstehungsphase von Sword of the Stars 2 gingen damals dem Entwickler Kerberos Productions die finanziellen Mittel aus. Dennoch wurde das noch sehr unfertige Produkt nicht etwa eingestampft, sondern in seiner Rohform auf den Markt gebracht. Man versprach den aufgebrachten Käufern, dass man Sword of the Stars 2 in vollem Umfang weiterhin supporten werde und alle Ungereimtheiten – und davon gab es eine schier endlos lange Liste – sollten per nachgereichten Patchs Stück für Stück beseitigt werden. Und siehe da, sowohl Kerberus, als auch Paradox Interactive hielten tatsächlich Wort.

    Seit dieser Zeit wurden also wöchentlich 1-2 Patchs digital an die Spieler verteilt. Da wir hier von einem Zeitraum von rund 1 Jahr reden, beläuft sich also die Gesamtsumme aller Updates auf satte 60 Stück. Und mittlerweile war man sich sicher, dass das Spiel nun viel mehr dem Produkt entsprach, was man sich eigentlich darunter auch vorgestellt hatte. Also folgte vor wenigen Wochen der Re-Release mit der Sword of the Stars 2: Enhanced Edition.

    Vertrieben wird das Spiel vorzugsweise über Steam, wo es für 19,99€ zu haben ist. Wer sich seiner Zeit Sword of the Stars 2 bereits gekauft hatte, der bekommt das Upgrade auf die Enhanced Edition kostenlos, was wir als löblich, aber auch notwendig erachten.

    [pullquote_left]In den Enhanced Edition sind alle bisher erschienenen Patchs enthalten. Das Addon „End of Flesh“ mit der neuen Rasse Loa ist ebenfalls im Paket mit drin.[/pullquote_left]

    Sword of the Stars 2: Enhanced Edition reiht sich in die Reihen von Sins of a Solar Empire und Endless Space fast nahtlos ein. Man beginnt als unscheinbares Völkchen mit wenigen Mitteln auf dem Heimatplaneten, kurbelt kräftig die Wirtschaft an, steckt gewonnene Ressourcen in den Bau neuer Raumschiffe und besiedelt weitere Planeten. Wer sich uns dabei in den Weg stellt, der wird schlicht ausraddiert.

    Soweit die vereinfachte Darstellung des Spielsystems, das an frühere Vertreter wie Master of Orion oder Star Wars Rebellion erinnert. Insgesamt stehen dem Spieler 8 Rassen zur Auswahl, die sich alle völlig unterschiedlich spielen. Wo das eine Volk Vorzüge im Wirtschaftssystem genießt, ist die nächste Rasse besonders geschickt im schnellen Besiedeln von Planeten, während eine weitere Rasse besonders starke und agile Raumschiffe fertigen kann. Für jeden Spielertypen sollte also eine passende Rasse vertreten sein. Die großzügigen Unterschiede zwischen den Völkern tragen auch zur ohnehin hohen Langzeitmotivation noch ein gutes Stück bei.

    Gerade was die Organisation von Ressourcen betrifft zeigt Sword of the Stars 2: Enhanced Edition eine enorme Tiefe. Nahezu alle erdenklichen Faktoren können situativ angepasst werden und das müssen sie sogar auch, denn dank knapp bemessener Vorräte steht man sonst sehr schnell vor leeren Lagern. Was für Taktiker und Wirtschafts-Spezialisten wie eine große Spielwiese wirkt, ist für Wenigspieler und Einsteiger eher abschreckend, da man ohne Eingewöhnungsphase doch ganz fix den Überblick verliert und die berühmte Nadel im Heuhafen sucht. Teilweise bedingen auch diverse Ressourcen einander so stark, dass man deren Abhängigkeit voneinander erst finden muss, ehe man sie klug nutzen kann. Zur schnellen Übersicht trägt die Optik leider nur wenig bei, fast alle Wirtschafts- und Flotten-Menüs sind karg gehalten und bestehen oft aus simplen Schiebereglern.

    Hauptaugenmerk von Sword of the Stars 2: Enhanced Edition liegt eindeutig auf den Flotten, deren Organisation und das taktische Verschieben von Verbänden durch die riesige Spielwelt. Zu Beginn hat man nur wenige Bauteile für Schiffe in petto, dementsprechend gering sind die kreativen Möglichkeiten bei der Gestaltung. Durch das Erforschen neuer Teile oder sogar völlig neuer Technologien tun sich nach und nach schier unendlich viele Optionen auf und man könnte wohl Stunden alleine für die Schiffsgestaltung aufbringen.

    Da das Grundziel wie bereits weiter oben erwähnt die Eroberung des Weltalls ist, stößt man natürlich früher oder später auf andere Rassen, die oft feuerstarke Argumente gegen unsere Ausbreitung parat haben. Sofern man sich nicht auf diplomatischem Wege einig wird, ziehen die Flottenverbände in den Krieg. Alle Schlachten in Sword of the Stars 2: Enhanced Edition werden in Echtzeit ausgetragen, wobei die Kamera dann auch in die 3D-Ansicht wechselt und uns mitten ins Schlachtgetümmel stürzen lässt. Hier sind die Raumschiffe einzeln oder gruppiert steuerbar, wobei sich letztere Wahl ab dem Mid-Game als die deutlich bessere herausstellt. Nach einigen Stunden Spielzeit besitzt man nämlich nicht selten schon mehrere Dutzend Schiffe und diese sind im Kollektiv viel schlagkräftiger als einzeln verstreut. Beim eigentlichen Gefecht in den Weiten des Alls kann man strategisch aus dem Vollen Schöpfen, besonders durch Flankierungen mit einigen schnellen Schiffen ließ sich die gegnerische KI oft aus der Ruhe bringen. Das klingt spaßig und spielt sich auch unterhaltsam, allerdings erreicht man den Sieg auch leider viel zu oft ohne jegliche Strategie. Voll drauf und Feuer frei aus allen Rohren bringt genauso den Sieg wie taktisches Manövrieren einzelner Schiffsgruppen. Gerade im Kampf zeigen sich dann auch die Schwächen der KI deutlicher als in der Exploration der Karte, zumal einige Rassen auch noch ein gutes Maß an Balancing vertragen würden. Vielleicht erreichen uns diese Bugfixes ja spätestens mit Patch Nr. 70.

    Grafisch hinterlässt Sword of the Stars 2: Enhanced Edition einen gemischten Eindruck. Während die Raumschiffe selbst in der Nahansicht richtig schick strahlen, wirkt der übrige Weltraum leb- und lieblos. Besonders das unübersichtliche GUI hätte eine Überarbeitung nötig. Zwischensequenzen oder Dergleichen gibt es übrigens gar nicht. Gleiches gilt auch für eine deutsche Übersetzung, das Spiel ist komplett auf Englisch. Der Sound wirkt solide, die Hintergrundmusik bleibt dort, wo sie sein soll und dudelt dort vor sich hin.

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    Fazit

    Sword of the Stars 2: Enhanced Edition bietet ein enormes Potential, allerdings hat man irgendwie permanent den Eindruck, als würde man nur an der Oberfläche kratzen. Space-Sim und Wirtschaftsfreunde kommen voll auf ihre Kosten, man kann sich an allen Ecken des Spiel mit vielen Schaltern, Reglern und Einstellungsmöglichkeiten austoben. Darunter leidet der Überblick und gerade diese Tiefe schreckt Quereinsteiger wohl ziemlich ab. Spaßig sind die Fights im All, aber welchen Sinn macht es, sich einen ausgeklügelten Masterplan im Vorfeld des Gefechts zu schmieden, wenn man ohne jegliche Taktik genau den gleichen Sieg (oder eben auch eine Niederlage) davonträgt? Auf den Ausgang einer Schlacht hat ein Eingreifen leider viel zu wenig Effekt, bitte dringend nachbessern. Sword of the Stars 2: Enhanced Edition ist immer noch alles andere als bugfrei, aber es spielt sich ziemlich gut und dank der Erfahrung sind wir ganz guter Dinge, dass man auch noch die nächsten Monate ins Balancing investieren wird.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur