Der Dauerbrenner schlechthin kehrt endlich zurück! Die Rede ist natürlich von Mario, der sich in seinem brandneuen Abenteuer Super Mario Bros. Wonder erneut aufmacht, wunderschöne Landstriche vor den Fängen von Bowser zu retten. Langweilige Wiederverwertung oder waschechtes Wunderwerk? Finden wir es heraus in unserem Test zu Super Mario Bros. Wonder.
Super Mario Bros Wonder – Kleines Vorgeplänkel
Na sieh‘ mal einer an, wir müssen ausnahmsweise nicht Prinzessin Peach vor Bowser retten! Ein Feuerwerk an Hintergrundgeschichte fackelt Super Mario Bros. Wonder dennoch nicht ab. Muss es auch nicht, es war nie die ausgewiesene Stärke der Spielereihe, mit detailverliebter Story zu glänzen. Gestört hat es uns nie, zu gut waren Gameplay und Spielmechaniken, die Story war immer nur Mittel zum Zweck. So auch hier:
Prinz Florian hat Mario und seine Freunde zu einem Besuch eingeladen, aber ein alter Bekannter macht ungeladen seine Aufwartung! Während Bowsers Truppen die Willkommensfeier stören, klaut der König der Koopas sich eine Wunderblume, verschmilzt mit Prinz Florians Schloss und treibt fortan als fliegende Festung sein Unwesen!
Viel Neues also auf den ersten Blick. Zum ersten Mal betreten wir die Spielwelt namens Blumenkönigreich, die mit sagenumwobenen Wundern, zu denen wir gleich kommen, auf uns wartet. Außerdem musste ein neuer Synchronsprecher für den Klempner her, nachdem Synchron-Legende Charles Martinet seinen Mantel an den Nagel hing. Für Super Mario Bros. Wonder verlieh erstmals Kevin Afghani seine Stimme an Hauptfigur Mario.
Ansonsten bekommt ihr genau das, was ihr erwartet. Einen hinreißend schönen Platformer oder eins der knuffigsten 2D Jump ’n Runs, das ihr für die Switch bekommen könnt – nennt es, wie ihr wollt. Am Ende des Tages werdet ihr ein Grinsen auf den Lippen haben und euch einfach rundum zufrieden mit Mario Wonder geben. Wie der gute, alte Freund, den ihr schon lange nicht mehr gesehen habt, mit dem man aber immer eine wundervolle Zeit haben kann. Nach all den Dekaden soll das bitte mal jemand nachmachen!
Super Mario Bros Wonder – Von Oberwelten und Level
Nachdem Bowser also erneut harte Fakten geschaffen hat, finden wir uns auf der Weltkarte, der Oberwelt, wieder. Zarte Erinnerungen werden geweckt, gibt es doch leichte Ähnlichkeiten zum Klassiker Super Mario World. Nicht nur das W im Beinahmen scheint hier eine kleine Hommage zu sein. Sechs Welten gilt es zu meistern, alle gewohnt mit ihren ganz eigenen Stilen. Innerhalb dieser dürft ihr euch frei bewegen und dürft euch somit den nächsten Spielabschnitt also auswählen. Ein paar Level benötigen allerdings gewisse Voraussetzungen, bevor ihr euch an ihnen versuchen dürft. So beispielsweise die Boss-Level, die logischerweise am Ende der Reihenfolge stehen.
Die dafür notwendige Anzahl an Blumensamen sammelt ihr unterwegs in den normalen Leveln. Sobald ihr die vorgegebene Menge eingeheimst habt, stehen euch die einst verschlossenen Level offen. Oft lohnt sich auch ein Abstecher abseits der Levelauswahl, es gibt hier und da kleinere Überraschungen zu entdecken. Diese sind mal mehr und mal weniger wertvoll, sorgen jedoch für eine nette Abwechslung zwischen dem Level-Hopping.
Im Spiel angekommen passiert genau das, was man von einem Super Mario erwartet. Ihr rennt von links nach rechts und versucht, am Ende des Levels möglichst weit oben an der Fahnenstange zu landen. Klingt im Grunde recht banal, aber – Hand auf’s Herz – es sind genau diese simplen Mechaniken, die wir alle so lieben. Nintendo hat diese Spielmechanik über Jahre hinweg dermaßen perfektioniert, dass jede Bewegung und jeder Sprung völlig logisch erscheint und im Grunde keinerlei Erklärungen notwendig sind.
Die unmittelbare Gradlinigkeit wird gelegentlich durch findbare Nebenwege durchbrochen, wobei ihr stets auf den richtigen Pfad geleitet werdet und nie die Orientierung verliert. Dort winken meist Bonusmünzen, die sich prächtig auf dem Punktekonto machen. Neben den gewöhnlichen und bekannten Goldmünzen könnt ihr lila Münzen sammeln und diese für kaufbare Items einsetzen – dazu kommen wir später noch.
Erkundbare Routen, versteckte Münzen, sammelbare Items und vieles mehr klingen nach gehörigem Zeitdruck. Diesen streicht Nintendo in Super Mario Bros Wonder zum Glück ausnahmslos und komplett! Richtig gelesen, das hier ist das erste 2D Super Mario ohne Zeitlimit. Genießt also die Level in vollen Zügen und nehmt euch Zeit für den Blick abseits des Offensichtlichen.
Super Mario Bros Wonder – Die Wundersamen
Jetzt trägt das Spiel natürlich nicht ohne Grund den Beinamen Wonder bzw. Wunder. An dieser Stelle kommen die namensgebenden Wundersamen ins Spiel. Ihr sammelt sie durch das Abschließen von Level und findet sie innerhalb der Level. Dafür allerdings müsst ihr die im jeweiligen Level platzierte Wunderblume finden. Sobald ihr diese berührt, nimmt das Wunder buchstäblich seinen Lauf.
An dieser Stelle müssen wir den Hut vor den Schöpfern ziehen, das ist ganz großes Kino, wie frei das Spiel an dieser Stelle dreht. Und das jedes Level aufs Neue: Ihr wisst nie, was euch beim Berühren der Blume erwartet und werdet jedes Mal völlig überrascht – mega!
Und weil diese Mechanik so großartig ist, möchten wir gar nicht zu viele Details verraten, damit ihr voll auf eure Kosten kommt. Nur so viel: Optisch und spielerisch verändert sich einfach alles. Farben ändern sich, durchfluten die Mattscheibe in quitschbunten Tönen und überhaupt stellt sich vieles auf den Kopf – mitunter auch die Perspektive. Büffelherden tauchen urplötzlich auf, vertikal wird horizontal und Spielmechaniken funktionieren kopfüber. Mal rollt ihr als überdimensionale Kugel über sämtliche Hindernisse hinweg, dann verschiebt ihr die ikonischen grünen Röhren fröhlich durch die Gegend, ein anderes Mal „schwebt“ ihr über dem Level und seht alles von oben in top-down Ansicht.
Nicht immer ist sofort ersichtlich, was das Spiel gerade von euch in solchen Momenten fordert. Lasst euch einen kurzen Moment auf diesen wahrgewordenen Fiebertraum ein und dann macht es Klick. In jedem Falle aber werdet ihr durch das Durchbrechen der Dimensionen bis zum Ende des Spiels köstlich unterhalten. Beim Design der Wunder-Effekte durchliefen die Entwickler scheinbar sämtliche Kreativabteilungen des Studios und brachten eine enorme Portion Abwechslung mit rein. Repetitiv wird es in Super Mario Bros Wonder niemals! Das Gegenteil ist der Fall, immer wieder wird der Forscher- und Entdeckergeist bei uns geweckt. Nicht nur wegen der tollen Twists im Gameplay, sondern auch deshalb, weil einige der Wunderblumen durchaus tricky zu erreichen sind.
Super Mario Bros. Wonder – Bekanntes neu gedacht
Die Wunderblumen mit ihren Samen sind neben dem neuen Königreich die augenscheinlich größten Änderungen, die Super Mario Bros Wonder im Vergleich zu den Vorgängern erfahren hat. Zumindest könnte man das denken, wenn man bis hier hin den Text gelesen hat. Nur ist es damit noch nicht getan!
Regeländerungen, ja sogar -brüche, findet ihr einfach überall im Spiel verteilt. Manche liegen offensichtlich auf der Hand, andere sind deutlich subtiler. Freut euch beispielsweise nicht zu früh, wenn der legendäre Stern für kurzzeitige Unbesiegbarkeit auftaucht. Oder besser gesagt, sammelt ihn fix ein, sonst kann es passieren, dass ihn euch ein Gegner wegschnappt. Selbst die treffsicheren Koopa-Panzer sind kein Garant mehr, dass man lange Feindketten im Nu ausschalten kann. Immer wieder schaffen es Gegner, diese aufzuhalten und in unsere Richtung zurückzukicken. Wie frech!
Zum Glück vermögen wir uns dank neuer Power Ups zu wehren. In diversen Trailer war die markanteste Verwandlung die zum Elefanten-Mario. Bockstark geworden können wir Objekte mühelos verschieben oder zertrümmern, wie es uns gerade passt. Mittels Rüsselangriff schleudern wir Goombas, Koopas und Co. einfach fix aus dem Sichtfeld. Noch besser sind die Blasen, die wir dank des Rüssels formen und platzieren können. So erschaffen wir neue Plattformen und erklimmen völlig neue Ebenen. Wie bereits erwähnt: Der Entdeckerdrang wird hier in echtes Programm umgemünzt. Dank des fehlenden Zeitlimits solltet ihr auch immer ein Auge auf verwelkte Blumen haben. Füllt den Rüssel mit Wasser und gießt sie, damit sich euch Items oder gar versteckte Wege auftun.
Neben dem bekannten Elefanten gibt es übrigens noch zwei weitere Neu-Items. Ein Bohrer schützt euch vor herabfallenden Gegenständen und Gegnern, dient aber auch als Werkzeug, um sich durch die Horizontale und Vertikale zu buddeln. Die Seifenblasenblume macht ihrem Namen alle Ehre. Ihr verschießt Blasen, fangt damit Gegner oder erschafft neue Sprunghilfen. Ansonsten gibt es die serientypischen Items wie Pilz, Feuerblume oder Stern in den Sternenblöcken zu sammeln.
Super Mario Bros. Wonder – Münzen und Abzeichen
Zu den Goldmünzen gesellen sich in Super Mario Bros Wonder noch lila Münzen. Mit denen könnt ihr euch im Shop der Oberwelt Items, Abzeichen, Aufsteller und Leben kaufen. Letztere ergattert ihr natürlich auch durch Goldmünzen, nun habt ihr mit den lila Klunkern eine zusätzliche Option. In der Summe sind uns bei unseren beiden Testdurchläufen die Leben nie ausgegangen, so dass wir die teils gut versteckten lila Münzen für andere Gimmiks nutzen konnten.
Ebenfalls gänzlich neu sind die Abzeichen, die euch eine Art Boost für das jeweilige Level gewähren. Einige Abzeichen findet ihr in Bonuslevel, oft genug tauchen sie jedoch auch in Shops zum Kauf auf. Mit ihnen könnt ihr noch mehr aus dem jeweiligen Level herauskitzeln mit einer leichten Tendenz hin zur Individualisierung.
Grob kann man die Abzeichen in drei verschiedene Klassen einteilen. Aktionsabzeichen sind solche, die euch eine aktive Sonderfähigkeit geben. So könnt ihr beispielsweise noch höher Springen oder euch in Wasserwelten deutlich schneller fortbewegen. Stärkungsabzeichen hingegen bringen euch einen passiven Bonus. Beispiele hier wären ein Rettungssprung, der euch einmalig vor dem Tod beim Sturz in die Tiefe bewahrt oder der Superpilz, welcher euch beim Levelstart einfach so direkt mit einem tollen Power Up versorgt. Witzig, ja teils chaotisch, wird es bei den Expertenabzeichen. Mittels Jetpack rennt ihr beispielsweise wie von einer Tarantel gestochen super schnell durch das Level. Witzig fanden wir das Abzeichen zur Unsichtbarkeit: Nicht nur für alle Gegner wird die Spielfigur unsichtbar, sondern auch für uns Spieler! Man muss schon sehr genau hinsehen und ein extrem gutes Timing bei der Steuerung beherrschen, um nicht ständig Leben zu verlieren.
Super Mario Bros. Wonder – Multiplayer
Klar, der Multiplayer darf in keinem modernen Mario-Spiel fehlen. Versammelt euch entweder zu viert daheim auf der Couch oder spielt gemeinsam mit anderen Spielerinnen und Spielern rund um den Globus. Beide Modi spielen sich durchaus unterschiedlich!
Lokal geht es im Wunderland etwas gemächlicher zu als bei Marios bisherigen 2D Abenteuern. Das liegt einfach daran, dass ihr euch gegenseitig nicht mehr in der Quere stehen könnt, die Kollisionsabfrage ist komplett inaktiv. Chaotisches auf den Kopf springen oder in Abgründe schubsen ist somit nicht mehr möglich. Das kann man jetzt positiv wie negativ sehen, in jedem Fall aber ist es dadurch gemächlicher. Etwas schade ist, dass man jeweils nur ein gemeinsames Abzeichen für alle Figuren auswählen kann. Mit Sicherheit wäre es noch eine Ecke spaßiger, wenn jeder Charakter mit eigenem, individuellem Bonus-Move ins Level starten könnte. Bei der Reihenfolge solltet ihr beachten, dass Spieler 1 immer im Fokus der Kamera steht. Wer sich also zu weit am linken Sichtfeld befindet, läuft Gefahr, beim Bildschwenk nach Rechts mitgezogen zu werden.
Beim Online-Match seht ihr die Mitspielerinnen und -spieler nur als schemenhafte Schatten in Echtzeit. Wer stirbt, taucht als Aufsteller wieder auf und alle anderen haben ein kurzes Zeitfenster zur Wiederbelebung. Der Online-Modus ist besonders in den Sucher-Level lohnenswert, in denen man fünf gut versteckte Blumenmarken finden muss, um an den wertvollen Samen zu gelangen. Unserer Erfahrung nach deckten wir immer alle Geheimnisse im Team auf, so dass jeder von jedem profitiert hat.
Super Mario Bros. Wonder – Grafik & Sound
Mit dem Blick auf die Technik fällt zuerst die Detailverliebtheit ins Auge. Man sollte meinen, dass nach all den Jahren und zig Titeln irgendwann der kreative Schöpfergeist gen Ende neigt – weit gefehlt. Meine Güte, das hier ist alles so herrlich! Allein die Grimassen, die Freund und Feind bei allen möglichen Animationen an den Tag legen, ist großes Kino. Wenn sich Peach als übergroße Elefantendame durch eine Türe quetscht, wenn Marios Mütze beim Verschwinden in einer Röhre hinter ihm her saust oder wenn Gegner bei einer missglückten Attacke einfach dumm ins Leere gucken… das alles sind permanente Garanten für 100%ige Glücksmomente beim Spielen. Selbst in den Hintergründen gibt es immer wieder Neues zu entdecken, die gewohnt Farbenfroh und mit so mancher Leckerei.
Bildeinbrüche, Ruckler, Bugs oder gar Abstürze gab es zu keinem Zeitpunkt, Super Mario Bros. Wonder lief in unseren beiden Durchläufen absolut rund und flüssig. Selbst bei den aufwändigen Animationen während der Wunder-Transformation bleibt alles stabil. Das gilt ebenfalls für den Handheld-Modus, wo zwar die Auflösung schrumpft, aber das Spiel noch immer wirklich unfassbar schön aussieht. Währenddessen gibt es auf die Ohren schon jetzt zeitlose Musiken. Der Mix setzt sich aus komplett neuen Stücken und Neuinterpretationen zusammen, die so im Zusammenspiel ausgezeichnet miteinander harmonieren.
Fazit
Am Ende muss man einfach konstatieren, dass Nintendo es wieder einmal geschafft hat. Wir hatten hohe Erwartungen an Super Mario Bros. Wonder und diese wurden mehr als erfüllt. Keine Selbstverständlichkeit für eine so traditionsreiche und langlebige Spielreihe, sich immer wieder aufs Neue erfinden zu können – Chapeau!
Wer den Text gelesen hat, der wird festgestellt haben, dass es im Grunde eine einzige Lobeshymne ans Spiel ist. Und somit kann man es final im Fazit auch eigentlich genau darauf herunterbrechen. Bis auf den etwas instabilen Online-Modus gibt es hier nichts, aber auch gar nichts zu meckern.
Super Mario Bros. Wonder dürfte mit Blick in unsere Glaskugel einen ähnlichen Kultstatus erreichen wie seinerzeit Super Mario World und Galaxy. Ein Spiel, was das Rad nun weiß Gott nicht neu erfindet, dafür aber genau die richtige Brise frische Luft in den Kult-Platformer bringt, die es benötigt hat. Retrofreunde kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Neu-Fans des 2D Jump ’n‘ Runs.