Stellar Blade – Test

    stellar blade

    Es ist nicht immer die schlechteste Idee, wenn man sich bei Erfolgsrezepten anderer Videospiele bedient. Stellar Blade zeigt das in eindrucksvoller Art und Weise und gehört vielleicht zur besten Sammlung bekannter Ideen. Warum Stellar Blade ein hervorragendes Solo-Abenteuer ist, das erklären wir euch hier im Test!

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    Die Geschichte von Stellar Blade

    Es ist ein enorm wilder Ritt, den wir in dem rund 20h Actionspektakel von Stellar Blade rund um Heldin Eve erleben. Daher rührt auch der ursprüngliche Name des Spiels „Project Eve“, bevor man sich für Stellar Blade als Titel entschied. Inhaltlich änderte sich natürlich nichts und so sieht die Story auch genau so aus, wie sie angekündigt wurde.

    Und diese ist wie folgt: Stellar Blade spielt in einer fernen Zukunft, in der die Erde von einer außerirdischen Macht namens Naytiba nahezu völlig verwüstet wurde. Um das eigene Überleben zu sichern und sich auf den Turnaround vorzubereiten, flohen die Überbleibsel ins All und gründeten eine Kolonie. Unsere Hauptfigur Eve ist ein Teil davon und obendrein eine hochspezialisierte Kämpferin. Und so macht sich ein Angriffstrupp auf den Weg zurück zur Erde, um die Naytiba in einem finalen Kampf endgültig zu vernichten. Doch Stück für Stück erleben wir gemeinsam mit Eve, dass nicht alles so den Tatsachen entspricht, wie man ihr weismachen wollte. Immer mehr lüftet sich ein Geheimnis, das die wahren Ereignisse rund um diesen Konflikt entlarvt – und wir sind mitten drin statt nur dabei.

    Diese Wendungen sollt ihr natürlich selbst herausfinden und erleben, an dieser Stelle sei somit genug von der Story erzählt. Viele Geschichtsschnipsel werdet ihr im Zufluchtsort Xion erfahren, andere durch das Erledigen von Nebenquests. Je nachdem, wie viele ihr von den optionalen Aufgaben erledigt, seid ihr mit Eve rund 15 bis 20 Spielstunden unterwegs. Bis zum finalen Abspann bleibt die Inszenierung jedenfalls fabelhaft.

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    Die todbringende Klinge

    Aus gewisse Ähnlichkeiten mit augenscheinlichen Vorbildern macht Stellar Blade keinen Hehl. Warum auch, man kann ja durchaus und ganz ohne Vorwurf funktionierende Mechaniken anderer Games in einem neuen Produkt verpacken. Hier und da blitzen entsprechend auch sehr offensichtlich die Anleihen mal durch. Wer sich im Kosmos hervorragender Videospiele auskennt, der fühlt sich an Top-Titel wie Nier Automata, Bayonetta und Dark Souls erinnert. Wie gesagt, da gäbe es deutlich schlechtere Vorbilder und Stellar Blade schafft in jedem Moment auch genügend Freiräume für Eve und die hauseigene Story.

    Mit den wuchtigen Kämpfen gehen eine tolle Physik und herrlich animierte Bewegungen von Eve einher. Im Vorfeld sorgte das an manchen Stellen für etwas Kopfschütteln und an dieser Stelle soll sich jeder und jede eine eigene Meinung bilden. Die Frage ist, ob es im Jahr 2024 noch nötig sei, Frauen in hautenge Kostüme zu stecken und offensichtlich große Ressourcen in die Animationen von Brüsten und Pobacken zu stecken. Das kann man mögen, man darf es aber auch ablehnen, die Meinungen sind hier – wie so oft – zweigeteilt.

    Das titelgebende Stellar Blade ist gleichzeitig auch unser wertvollstes Argument gegen die Naytiba und all ihre Bosse. Eve ist eine ausgezeichnete Schwertkämpferin, die mit enormer Physis und tänzerischer Eleganz die Schneide furios ins Gefecht führt. Timing spielt eine wichtige Rolle, wobei wir Angriffen ausweichen oder sie blocken, um dann mit einem beherztem Konter zu antworten. Beherrscht ihr diesen Klingentanz, geraten eure Gegner ins Taumeln und ein filmreifer Finisher schickt jeden Eindringling ins virtuelle Nirvana.

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    Temporeiche Bosskämpfe

    Über all dem schwebt ein temporeicher Flow, der so manches Souls-Spiel in die Tasche steckt. Sicher, die Kämpfe sind teils taktisch geprägt, aber eben nicht nur. Ihr habt stets genügend Freiräume, um wuchtige Einzelangriffe oder kernige Kombos in den Bewegungsfluss einzubinden. Zu leicht wird es euch dennoch so gut wie nie gemacht und wer all zu unbedacht in die Kämpfe geht, der zieht auch mal den Kürzeren. Seid daher stets aufmerksam, dann beim Wiederbeleben am letzten Checkpoint (im Spiel als Lager markiert) erwacht nicht nur ihr, sondern auch wieder alle Gegner. Mit frischer Energie und aufgefüllten Tränken geht es dann erneut ans Werk.

    Besonders spannend sind die Bosskämpfe, die deutlich mehr Vorgaben haben als übliche 0815-Feinde. Neben sitzenden Blocks und Kontern kommen hier die sekundären Fähigkeiten wie Fernwaffen und Wut-Modus besonders gut zur Geltung. In den Standardkämpfen greift man kaum auf diese zurück, da ihr Einsatz aufgrund stetiger Munitionsknappheit künstlich verknappt ist. Bei den Bossen kommt der eben erwähnte Flow übrigens besonders zur Geltung, da kein einziger Oberschurke auch nur annähernd so träge ist wie in vergleichbaren Formaten. Trägheit ist hier kein Adjektiv, was einem in den Sinn kommen kann, das genau Gegenteil ist der Fall. Umso griffiger fühlen sich die rasanten Fights an, bei denen wir Schwachstellen ausloten, uns auf den Rücken eines Biests werfen und zwischen Blocks und Paraden zum Konter ausholen.

    Exzellent ist der Spagat gelungen zwischen Anspruch und Zugänglichkeit. Stellar Blade ist für geübte Zocker kein Spiel, an dem man sich die Zähne ausbeißen würde. Spielt ihr oberhalb des Story-Modus, dann begegnet ihr einem wirklichen guten Schweregrad. Die Waage hält sich zwischen Lippenkauen und „Huch, da habe ich doch den Boss direkt im ersten Anlauf schon besiegt“ in Balance.

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    Viel zu tun

    Zwar dominieren die Kämpfe das Spielgeschehen, zwischendurch gibt es aber auch immer Abschnitte zum Luftholen. Kleine mal mehr und mal minder spannende Geschichtchen bekommt ihr von den Bewohnern erzählt, die so gar nicht mehr an einen Sieg glauben. Dennoch scheinen sie Eve ein gewisses Grundmaß an Vertrauen entgegen zu bringen, denn ihr werdet regelmäßig in kleine Nebenmissionen entsandt. Das Questdesign hierbei ist übrigens wunderbar abwechslungsreich und macht eine Biege um x-beliebige generische Quests, die wir alle schon tausendfach erledigt haben. Statt dessen werden die Missionen in liebevolle Kleingeschichten eingebunden, die alle eine Verbindung zum Großen und Ganzen haben. Nier lässt an dieser Stelle erneut grüßen.

    Die große Spielwelt erlaubt genügend Exploration und ist dennoch recht gradlinig. Man verliert nie die Orientierung und weiß trotzdem nie, wer oder was hinter der nächsten Ecke lauert. Die Variation reicht von nützlichen Ressourcen bis hin zu unerwarteten Gegnergruppen. Schon früh im Spiel lernt ihr die Stadt Xion kennen, die als eine Art Hub funktioniert. Hier stockt ihr nicht nur Munition und Equipment auf, sondern lernt viel über die Welt kennen und klappert die einzelnen Questgeber ab. Habt ihr ein Gebiet erkundet, dürft ihr per Schnellreise dort jederzeit wieder aufkreuzen.

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    Sammeln für neue Outfits

    Wie üblich sammelt man unterwegs so allerhand neues Zeug aka Loot. Die Credits nutzt ihr im Idealfall für ein Heilmittel, welches euch eine Wiederbelebung im Spiel erlaubt. Damit entgeht ihr frustreichen Passagen und bekommt einen zweiten Versuch. Denn erinnert euch: Sterbt ihr, werden alle Gegner resettet. Von daher ist der Trank eine Art Zweitlebensgarantie, die ihr tunlichst in Anspruch nehmen solltet.

    Die gefundenen Ausrüstungen nutzt ihr direkt, um Eves biomechanischen Körper aufzuwerten. Mit kleinen und größeren Modulen bekommt ihr so wertvolle Boni, die ihr euch individuell zusammenstellen könnt. Im Grunde verbessert man alle Grundwerte, bekommt stärkere Schilde, teilt bei wenig Gesundheit deutlich mehr Schaden aus usw.

    Ferner winken mit genügend Materialien neue Kleidungsstücke, die rein optischer Natur sind. Angelehnt an den Abschnitt weiter oben lassen sich hiermit mitunter völlig neue physikalische Wackeleigenschaften an Eve entdecken und… naja. Schick gekleidet ist die kämpferische Dame ohnehin meist, umso geschickter ist der Move der Entwickler, die Kostüme ohne weitere Boni zu versehen. Und sollte euch mal ein Teil von einem bestimmten Gegenstand fehlen, dann sucht ihr einfach den nächsten Händler auf und bezahlt mit barer Münze.

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    Technisch ausbaufähig

    Für diesen Test haben wir Stellar Blade im ausgeglichenen Modus gespielt. Üblicherweise rechnet man somit mit einem guten Kompromiss aus Framerate und Grafikpracht. Letztere ist OK, aber die Bildrate bleibt nicht immer konstant. Ruckler treten in regelmäßigen Abständen auf, ebenso hintergründige Pop-Ups. Vor gravierenden Bugs oder Fehlern müsst ihr euch allerdings nicht fürchten, wir hatten in unseren gut 20h Spielzeit keine Abstürze oder Freezes.

    Grandios ist die deutsche Synchronisation und der Soundtrack ganz allgemein. Wundervolle Melodien, von verträumt bis stürmisch untermalen die Szenerie passend und stimmungsvoll. Mal melancholisch in Moll, mal beschwipst in Dur werden erneut leichte Allüren zu 2B aus Nier Automata hörbar – im positivsten Sinne.

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    Fazit

    Es ist ein tolles Gefühl, wenn man sich auf ein Spiel freut und am Ende sagen kann: Ja, das hat richtig Spaß gemacht! Stellar Blade ist zwar kein Geniestreich, aber ein Actionspiel, das uns mehr als zufrieden stellt. Und das, obwohl wir im Vorfeld wussten, dass, ganz ohne Häme ausgedrückt, viele Elemente aus anderen Erfolgsspielen integriert wurden.

    Dass das nicht immer gut geht, wissen wir alle. Stellar Blade hingegen ist der eindrucksvolle Beweis dafür, wie man es richtig macht. Im Geiste könnte Eve eine Schwester von 2B oder gar Bayonetta sein und niemand würde sich darüber beschweren.

    Ein stetiger und wirklich großartiger Flow umgibt das Spiel in allen Facetten. Ruhepunkte müsst ihr euch schon selbst zwischen den fordernden, aber niemals unfairen Kämpfen suchen. Und diese Bosskämpfe – ein Traum! Die prächtige Erkundung müsst ihr nur selten für Upgrades oder Einkäufe beim Händler unterbrechen. Eve ist stets getrieben und das immer nur in eine Richtung: Nach vorne.

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur