In regelmäßigen Abständen trauen sich Entwicklerteams, ein Brettspiel für den PC zu portieren. Full Control versuchte genau das jetzt mit dem wohl bekanntesten Universum von Games Workshop: Space Hulk. Hier im Test könnt ihr erfahren, wie sich die Umsetzung schlägt.
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Der Space Hulk Launch Trailer
Vom Brett auf den Schirm
Die Bandbreite an Umsetzungen vom Brett auf den heimischen Bildschirm ist, wenn man mal kurz darüber nachdenkt, recht breit. Axis & Allies und Risiko beispielsweise sind prominente Vertreter dafür, dass klassische Regelwerke eben auch am PC funktionieren und dort begeistern können. In die noch weitaus längere Liste gesellt sich nun also Space Hulk, ein Science-Fiction Abenteuer im Warhammer-Universum, in dem sich alles um die kampferprobten Space Marines dreht.
Mitten im All ist ein längst verloren geglaubtes Raumschiff der Space Hulk Klasse aufgetaucht. Um diesem Mysterium auf die Schliche zu kommen, schlüpfen wir in die Rolle eines Kommandanten und steuern Teams von Space Marines durch das Schiff. Doch es dauert nicht lange, bis wir auf erbitterten Widerstand treffen.
Dieser Widerstand besteht in erster Linie aus den Genestealers, einer blutrünstigen Alienbrut, die uns – wie könnte es anders sein – ans Leder will. Schon bei der ersten Begegnung wird schlagartig klar, dass sich die beiden konkurierenden Rassen deutlich unterscheiden und kaum unterschiedlicher sein könnten. Unsere Space Marines sind schwerfällig, dick gepanzert und bis an die Zähne mit mächtigen Sturmkanonen, Boltern und allerhand mehr ausgerüstet. Mit den mächtigen Ballermännern können wir aus der Distanz ordentlich was los machen und ihrer tödlichen Wucht freien Lauf lassen. Die Genestealers hingegen sind wuselig flink und agil, treten gerne in kleineren Grüppchen auf und sind im Nahkampf eine ernst zu nehmende Gefahr. Selbst die dickste Panzerung hat ihren Klauen nur wenig entgegenzusetzen.
Rundenstrategie der Mittelklasse
Im Kern ist Space Hulk ein Strategiespiel, das wie auch auf dem Brett in Runden ausgetragen wird. Zu Beginn besitzt jeder Space Marine eine geringe Menge an Aktionspunkten, die wir in diverse Aktionen investieren. Punkte werden für Bewegungen, Attacken und überhaupt jede Aktion benötigt. Hält man sich vor Augen, dass z.B. am Start magere 4 Aktionspunkte bereitstehen und der Marine für eine 180° Drehung bereits 1 Punkt verbraucht, dann wird die Kostbarkeit eines jeden Punktes sehr deutlich. Strategisches Vorgehen und gute Planung sind also Grundzutaten, um nicht als Alienfutter zu enden.
Ebenso muss man stets die Strukturen des jeweiligen Levels im Blick haben. Lange Gänge kommen den Marines entgegen, sie sind sogar perfekt geeignet, um sich der zahlenmäßig überlegenen Genestealers aus sicherer Distanz zu entledigen. Freiere Flächen und verwinkelte Ecken sollte man demnach möglichst meiden, denn spätestens wenn die Feiunde von mehreren Seiten aus angreifen, kommen wir ganz schnell in Bedrängnis. Leider lassen sich solche Szenarien natürlich nicht vermeiden und es gilt, die Flanken bzw. den Rücken sauber abzusichern.
Der eigentliche Kampf findet ganz klassisch und ebenfalls wie auf dem Brett mit Würfeln statt. Diverse Ausgangssituationen ergeben Boni oder Mali auf die Punktezahl oder die Menge der zu nutzenden Würfel. Garniert wird das simple gewürfel am PC natürlich mit den passenden Animationen der Protagonisten, logisch.
Neben dem Einzelspielermodus bietet Space Hulk einen fesselnden Multiplayermodus. Wahlweise an einem PC via Hotseat oder online kämpfen 2 Spieler mit jeweils 1 Fraktion um die Herrschaft. Full Control möchte dem Spiel noch einen Leveleditor spendieren und das ist auch bitter nötig, denn die Auswahl an Karten ist derzeit doch recht stark begrenzt.
Angestaubte Grafik
Die Präsentation von Space Hulk fällt schlicht, aber sehr stimmig aus. Die Kamera ist schwenk- und zoombar, wir haben also in jeder Situation alles im Blick. Das HUD wirkt aufgeräumt und überfordert nie, obendrein bietet die eingeblendete Helmkamera des jeweils aktiven Marines ein Mittendrin-Gefühl. Bei der Grafik muss man mit Einbußen leben. So sehen die Fußtruppen zwar sehr stimmig aus und auch das Ambiente im Raumschiff triffts recht gut, allerdings sehen die Genestealers alles andere als ansehnlich aus. Hier wären ein paar Texturen schön gewesen und von der Kantenglättung wollen wir erst gar nicht anfangen zu reden. Kleinere Bugs und erschreckend viele Clipping- und Scriptfehler sorgen für unnötig viel Frust beim Spiel und zeigen deutlich, dass Space Hulk zum einen aus der Feder eines kleineren Studios entstammt und zum anderen, dass es ein echtes Budget-Produkt ist. An die Steuerung hat man sich dagegen fix gewöhnt und die Aktionen sitzen nach ein paar Fehlklicks zuverlässig. Sowohl Sound, als auch Musik sind als zweckdienlich zu bezeichnen, nicht nervend, aber eben auch nichts besonderes.
Fazit
Space Hulk bietet sowohl Licht, als auch Schatten. Full Control ist es hervorragend gelungen, das Spielprinzip vom Brett auf den Bildschirm zu zaubern. Wer Warhammer als Tabletop kennt, der fühlt sich bereits nach wenigen Spielminuten pudelwohl. Demnach ist Space Hulk eher für Fans des Universums rund um die Space Marines zu empfehlen. Wer als Frischling einsteigt, der hat mit einigen Macken zu kämpfen und sollte bevorzugt zu anderen Produkten aus dem Genre der Rundenstrategie (z.B. XCOM) greifen, denn oft stimmt da das Gesamtpaket einfach mehr. Bei der Tecnik gibt es doch recht klare Punktabzüge, vor allem die Bugs und Texturfehler machen dem Spielspaß einen unnötigen Strich durch die Rechnung. Nach runde 8 Stunden ist der Spaß dann wieder zu Ende und man darf sich im gelungen Multiplayer austoben.
Space Hulk ist als Downloadspiel bei Steam erschienen und unter diesem Link hier verfügbar.