South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe – Test / Review

    South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe

    Seit Anfang 2008 dürfen wir uns über mehrere Superhelden-Filme im Jahr erfreuen. Nach mittlerweile 10 Jahren dürften für den einen oder anderen die Filme ausgelutscht und innovationslos sein. Genau dieses Thema nehmen die South Park Erfinder Trey Parker und Matt Stone zum Anlass eine Parodie in Videospielform zu kreieren. Mit South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe steht inzwischen das zweite Spiel der Kultserie in der Ladentheke. Wie weit der zweite Teil die Superhelden-Filme parodieren kann und welche Neuerungen es mit sich bringt, klären wir in unserer Review.

    0815-Superhelden-Parodie

    South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe nimmt sich den ein oder anderen Superhelden-Film wie etwa Captain America: Civil War oder Batman v Superman zum Vorbild und kreiert eine durchgedrehte Geschichte über Superhelden und den Protagonisten der Kultserie. Auf den Straßen (solange kein Auto vorbei fährt), Spielhöfen und Spielplätzen herrscht Krieg. Zwei Franchises – Cartman’s Coon and Friends und Timmy’s Freedom Pals – wollen sich etablieren und die Konkurrenz ausstechen. Um die jeweiligen Franchises zu stärken, fehlt das nötige Kleingeld. Wie es der Zufall will, verschwinden immer wieder Katzen und auf einer dieser Katzen ist ein Finderlohn von 100 Dollar ausgeschrieben. Wir treten als erneuter Neuling der Gruppe Coon and Friends bei. Im ersten Moment sind wir noch der gefeierte König von South Park: Der Stab der Wahrheit und im nächsten Moment sind wir der Neue im Superhelden-Franchise.

    Die Story von South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe parodiert den gewöhnlichen Story-Verlauf eines x-beliebigen Superhelden-Films. Zu erst erhalten wir eine tragische Hintergrundgeschichte und anschließend wird uns unsere Macht erklärt. Ein vermeintlicher Seitenwechsel, sowie Verrat, riesige Monster als Gegner und ein Ende für eine mögliche Fortsetzung dürfen auch nicht fehlen. Leider beschränkt sich der neueste South Park Teil ironischerweise selber. Überraschungsmomente wie noch im Vorgänger sind kaum vorhanden und die Geschichte wirkt sehr austauschbar. Dies hängt vor allem mit den wenigen Highlights zusammen. Während bei South Park: Der Stab der Wahrheit noch Momente wie etwa die außerirdische Entführung oder die Abtreibungsklinik enthalten waren, fehlen solche Erlebnisse bei South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe gänzlich. Ganz überraschend kommt dies aber nicht. Immerhin besitzt der neueste Teil ein USK16-Label und ist hierzulande sogar ungeschnitten.

    Monotone Kampfanimationen

    Für South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe wurde das Kampfsystem etwas umgekrempelt. Zu Anfang können wir uns ein Fähigkeiten-Set eines einzelnen Superhelden aussuchen. Im späteren Verlauf können wir auch einzelne Fähigkeiten von mehreren Superhelden mixen. Wie auch im Vorgänger sind die Kämpfe rundenbasiert. Neu hinzu kommt die taktische Positionierung bzw. das Bewegen im Schachbrettmuster. Auch der Einsatz von Rückstoß ist eine kleine Neuerung. Mit gewissen Fähigkeiten können wir einen Feind zurückstoßen und ihn auf einen weiteren Feind stoßen und zusätzliche Energie abziehen. Der richtige Einsatz von Fähigkeiten spielt gerade zum Schluss eine wichtige Rolle. Insgesamt kann der Titel nicht mit der Tiefe eines Fire Emblem oder Final Fantasy Tactics mithalten. Hierzu fehlen Elemente wie etwa Höhenunterschiede, Angriffsketten oder ein Waffendreieck. Auch der Schwierigkeitsgrad – vermutlich auch wegen der fehlenden spielerischen Tiefe – ist generell zu einfach.

    Im Verlaufe des Spieles schalten wir immer wieder neue Begleiter frei. Wir können ein vierköpfiges Team (inklusive wir selber) in den Kampf schicken und so individuelle Fähigkeiten und Stärken einsetzen. Im Kampf selber breitet sich nach einiger Zeit die Monotonie aus. Immer wieder setzen wir die gleichen Fähigkeiten der Kameraden ein. Zu Beginn sehen die Animationen noch witzig und charmant aus, doch nach einiger Zeit sind sie nur noch nervig, da sie nicht abbrechbar sind. Dies macht sich besonders bei längeren Kämpfen bemerkbar.

    Das Levelsystem bietet wie das Kampfsystem eine geringe Tiefe. Nur für den eigenen Charakter werden Erfahrungspunkte gesammelt. Haben wir eine neue Stufe erreicht, erhalten wir bis zu acht Slots für Artefakten. Während im Vorgänger noch Waffen eine Rolle gespielt haben, werden diese im neuesten Teil durch die Artefakte ersetzt. Diese bringen uns Stärke, (Gruppen-)Gesundheit, Rückstoßbonus oder weitere Attribute.

    Ein zu langer Weg ist nie das Ziel

    Die Spielwelt ist die bekannte Stadt aus der Serie sowie dem Vorgänger. Dies hat den Vorteil, dass die Atmosphäre sehr hoch ist. Der Nachteil ist, dass – bis auf Kleinigkeiten – die Spielwelt identisch ist und so langweilig wirkt.

    Zu Anfang steht nicht die komplette Spielwelt zur Verfügung. Mit freigeschalteten Begleitern können neue Wege freigelegt werden. So können wir mit Professor Chaos elektrische Leitungen hacken. Hierbei steckt uns Professor Chaos ein Hamster in den Hintern und wir müssen mit Hilfe der zwei Analog-Sticks einen Furz aufladen und somit den Hamster auf die Leitung schleudern. In der Welt sind mehrere Schnellreisepunkte verteilt. Trotz des Schnellreisesystems gibt es viel Laufarbeit im Spiel. Die kurzen, aber nervigen Ladezeiten verschlimmern das Fortbewegen in der Welt. Betreten wir ein Haus oder wechseln den nächsten kleinen Abschnitt gibt es immer wieder kurze Ladezeiten.

    Zusätzlich gibt es einige Dinge in der Spielwelt zu finden. Es gibt überall Crafting-Material zu finden. Außerdem können wir weitere Kostüme freischalten oder Sammelobjekte wie etwa Yaoi-Kunstwerke sammeln (Yaoi-Kunstwerke sind erotische Bilder im Anime-Stil, welche Tweek und Craig in intimen Momenten zeigen). Mancher dieser Gegenstände sind nur mit den Fähigkeiten der Begleiter zu finden und sind ab und zu hinter einem kleinen Rätsel versteckt, welche aber nicht wirklich all zu schwer sind.

    Social Media für Superhelden

    Neben der Hauptstory gibt es auch die eine oder andere Nebenaufgabe zu ergattern. Diese sind meist humorvoll gehalten, aber haben das Problem, dass sie einfallslos wirken. So müssen wir für einen Möchtegern-Comedian mehrere Flyer in der Stadt verteilen oder Big Gay Al’s entlaufene Katzen einfangen. Als Belohnung gibt es ein Selfie und ein Follow auf Coonstagram. In der Spielwelt können wir mehrere Selfies und Follower finden. Im Endeffekt gibt es für eine erreichte Zahl, weitere Gegenstände, welche aber nicht erwähnenswert sind. So bedeutungslos ist auch das Craften. Wie bereits erwähnt finden wir immer wieder Crafting-Material, um neue Artefakte oder Gebrauchsgegenstände zu erstellen. Das Craften ist soweit belanglos, dass wir so gut wie immer bessere Artefakte im Laufe des Spieles finden und sich das Craften somit kaum lohnt.

    Schöne Präsentation, aber Mängel bei der Technik

    Über die Atmosphäre kann man in South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe kaum meckern. Die Spielwelt ist so bunt und skurril wie in der TV-Serie und immer wieder finden wir kleinere Details aus der Serie. Während im Vorgänger nur die englische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln vorhanden waren, gibt es im neuesten Teil auch eine deutsche Lokalisierung. Diese bringt uns die gewohnten guten deutschen Stimmen aus der Serie.

    Leider blieb das Spiel in der PlayStation 4 Version das eine oder andere Mal in Kampfszenen hängen. Haben wir eine Fähigkeit eingesetzt und somit den Gegner geschwächt, bewegten sich die Figuren zwar im üblichen Rhythmus weiter, aber eine weitere Aktion blieb aus und die einzige Möglichkeit bestand darin, dass Spiel neuzustarten. Dies war besonders bei längeren und schwierigen Kämpfen ärgerlich.

    Fazit

    South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe kann nicht mit seinem Vorgänger South Park: Der Stab der Wahrheit mithalten. Dafür ist die Geschichte zu schwach und Überraschungsmomente fehlen. Das Kampfsystem wurde logisch verbessert, aber kann mit den üblichen taktischen Rollenspielen nicht konkurrieren. Leider fühlt sich der neueste Teil wie eine 1.1 Version von South Park: Der Stab der Wahrheit an.
    Der zweite Teil der Videospielreihe verspricht für Fans die üblichen heftigen Jokes, auch wenn skurrile Momente wie etwa die Abtreibungsklinik fehlen. Endlich dürfen wir auch die gute deutsche Sprachausgabe genießen.
    Wer mit South Park generell nichts anfangen kann, sollte um South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe einen weiten Bogen machen, da Tiefe im Gameplay gänzlich fehlen. Fans der TV-Serie sollten zu schlagen, wenn ihnen eine fehlende Weiterentwicklung (sei es Gameplay-, Präsentation- sowie Joke-technisch) egal ist.