Sniper Elite: Resistance – Test

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    Erstmals jagen wir in Sniper Elite: Resistance mit Harry Hawker Stahlhelme und helfen dem französischen Untergrund. Ob das reicht, um der langlebigen Serie mal wieder frischen Wind einzuhauchen? Es bleiben Zweifel, wie wir euch in unserem Test nun verraten.

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    Für diesen Testartikel spielten wir Sniper Elite: Resistance auf Playstation 5

    Story

    Wie bereits erwähnt schlüpfen wir in Sniper Elite: Resistance in die Rolle des Scharfschützens Harry Hawker. Der ein oder die andere hat vermutlich den Namen bereits schon einmal gehört. Bislang erlebten wir Harry als Koop-Partner von Urgestein Karl Fishburne, sofern ihr Sniper Elite 5 zu zweit gespielt habt. Nun also tritt er aus dem Schatten des Scharfschützen-Asses und darf seinerseits in seinem ersten, eigenständigen Abenteuer sein Können unter Beweis stellen.

    Das Setting von Sniper Elite: Resistance im Jahre 1944 angesiedelt und spielt parallel zu den Ereignissen von Sniper Elite 5. In Frankreich schließen wir uns der Résistance an und stoßen so auf die Pläne eines gewissen Otto Krügers. Dieser erklärt Hitlers Kriegsstrategie für gescheitert und schmiedet seinerseits hinter dem Rücken aller seinen eigenen teuflischen Plan. Im Fokus dabei steht eine Massenvernichtungswaffe in kaum vorstellbarem Maße. Und die Zeit drängt, denn während Krüger immer weiter mit seinen Plänen vordringt, laufen auf Seiten der Alliierten die Vorbereitungen zum D-Day. Unter allen Umständen muss Krüger aufgehalten werden, sonst mündet die Landung in der Normandie in einem Fiakso!

    Innerhalb der Hintergrundgeschichte besteht eine hohe Diskrepanz zwischen Anspruch und Umsetzung. Im Grunde ist dieser alternative Erzählzweig durchdacht, spannend und mit Hintergründen beladen, was eine tolle Basis für eine mitreißende Geschichte bietet. Nur die Umsetzung steht diesen Worten leider diametral entgegen. Die Story wird in kurzen Videosequenzen fortgesponnen, die keinerlei Spannung aufkommen lassen und zu allem Überfluss auch noch recht lieblos inszeniert sind. Zumeist besitzen sie sogar noch eine Doppelrolle, nämlich die des Briefings für die anstehende Mission. Gut, die Sniper Elite Reihe war noch nie für ihre große Spannweite an Erzählungsmagie bekannt, aber das hier ist schon arg lustlos. Was übrigens auch für so ziemlich alle anwesenden Personen und Figuren gilt. Außer Harry wird euch kein einziger Protagonist länger als fünf Minuten im Gedächtnis bleiben.

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    Man kann ahnen, dass dieser Damm schwer bewacht wird

     

    Alles wie gewohnt

    In der Summe fällt Sniper Elite: Resistance etwas kleiner aus als der vergangene fünfte Teil der Saga. Euch erwarten 9 Hauptmissionen, die ihr, je nach Können und Schweregrad, bereits nach gut 10-12h Spielzeit hinter euch habt. Resistance ist zwar ein vollwertiger und eigenständiger Titel, aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass es sich auch um einen riesigen DLC für Sniper Elite 5 hätte handeln können. Neben dem geschrumpften Inhalt gibt es noch einen zweiten Grund zu dieser Annahme: Im Grunde gibt es keine Neuerungen.

    Der einzig nennenswerte neue Inhalt sind die Propagandaplakate. Eines davon findet ihr in jeder Mission mit Ausnahme der ersten und letzten. Habt ihr das Plakat von der Wand gerissen, stehen euch unterschiedliche Herausforderungen mit Zeitlimit offen. Mal müsst ihr aus einem Scharfschützennest heraus alle Feinde eliminieren, ein anderes mal mit schallgedämpfter Waffe jeden Feind lautlos erledigen. Und dann wäre da noch die Variante, bei der ihr möglichst viele unterschiedliche Waffen und Gadgets nutzen müsst, um ebenfalls zahlreiche Nazis ins virtuelle Nirvana zu befördern.

    Gleichwohl sorgt der Invasions-Modus, der mit Sniper Elite 5 erstmals neu dazu kam, wieder für den gewohnten Twist. Sofern ihr das wünscht, könnt ihr eure Mission für Online-Spieler freigeben, die dann an irgendeinem Punkt eurer Map spawnen. Somit habt ihr nicht nur KI-Komparsen auf der Karte als Gegner, sondern auch einen echten Gegenspieler, der seinerseits seine Skills als Scharfschütze auf Seiten der Deutschen unter Beweis stellen möchte.

    Leider wurde auch der überaus langweilige Skillstree wieder mit ins Spiel transportiert, der erneut für ein müdes Lächeln sorgt. Mit den gesammelten Erfahrungspunkten könnt ihr Perks aus einem der drei Grundtalente entwickeln. Sprich: Mehr Munition, weniger Puls beim Sprinten usw.. Die Aufmachung des Talentbaumes ist so überaus belanglos, dass man sich erneut am Kopf kratzt, warum hier nicht mal ansatzweise für etwas mehr Liebe zum Detail gesorgt wurde.

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    Riesige Maps in der Sandbox – kennt man und lieben wir

     

    Gameplay

    Und doch ist es erneut wieder unglaublich befriedigend, diese irre großen Missionen mit all ihren Sandbox-Facetten auf ihre schier unendlichen Möglichkeiten abzuklopfen. Dazu gestalten sich die Abläufe nur allzu bekannt. Nach dem Start sucht ihr euch eine Erhöhung in der Nähe uns späht zunächst das unmittelbare Sichtfeld mittels Fernglas ab. Dabei markiert ihr nicht nur patrouillierende Feinde, sondern auch Fahrzeuge, Sprengkanister, Lautsprecher und lohnende Objekte. Und im Kern bleibt es auch dabei, dass ihr immer ein primäres Ziel verfolgt, wohingegen sich unterwegs gerne auch mal sekundäre Aufträge auftun. Dabei gibt es die gewohnte Kost, etwa hochrangige Offiziere ausschalten, Geheimpläne stehlen oder Objekte zu sabotieren.

    Unterwegs solltet ihr nicht nur auf Gegner ein wachsames Auge haben, sondern auch auf oben erwähnte Plakate, Sammelobjekte und Werkbänke. Gerade letzteres ist recht wichtig, da ihr eure Waffen nur an jenen Werkbänken auf- bzw. umrüsten dürft. Diese erscheinen auch nicht zwingend auf der Minimap am unteren Bildschirmrand und können daher schon im Eifer des Gefechts mal übersehen werden. Anders sieht es bei den Feinden aus: Ein weißer Kreis zeigt euch ihren Bewegungsradius an und sobald sie Gefahr wittern, nehmen sie die Verfolgung auf. In dieser ersten Alarmstufe färben sich die Marker gelb und fliegt ihr vollständig auf, signalisiert eine rote Warnfarbe den Gefahrenbereich.

    All das spielt sich in einer gewohnten Routine ab, die mittlerweile gerne etwas mehr Abwechslung vertragen könnte. Kopfschüsse werden von der fast schon legendären X-Ray Killcam in Zeitlupe angepriesen, Generatoren sorgen für Geräuschüberlagerung der Schüsse und erschossene Soldaten wollen nicht nur geplündert, sondern auch vor neugierigen Augen versteckt werden. Wie gesagt, das Grundgerüst steht nach wie vor sehr gut da und fühlt sich sehr vertraut an – zu vertraut.

    Wer den meisten Spaß an Sniper Elite: Resistance haben möchte, der verzichtet auf möglichst viele Hilfen. Von diesen könnte ihr eine ganze Reihe einzeln in den Optionen abwählen, um die besondere Herausforderung zu suchen. Die harte und realistische Gangart lässt euch jeden Treffer zelebrieren und sorgt nebenbei für wirklich spannende Sequenzen, die den Puls nach oben schnellen lassen. Einen Gegner aus 200m ohne Zielhilfen mittels Klötentreffer auszuschalten, hat über all die Jahre nicht an Charme verloren.

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    Macht im Koop tatsächlich auch doppelt viel Spaß

     

    Gelegentliche Unlogik

    Grafisch und akustisch spielt alles in der gleichen Riege wie Sniper Elite 5, erwartet hier keine Sprünge in Optik und Tonalität. Das trifft im Guten wie im Schlechten zu. Kantenflimmern, starre Bewegungsmuster und unflüssige Bewegungsübergänge stehen dem Spiel regelmäßig im Weg. Und obwohl man auf die gleiche Engine und die gleichen Objekte, Texturen und all das trifft, erscheint Sniper Elite: Resistance etwas mehr von Bugs oder „Fehlerteufelchen“ geplagt zu sein, als der unmittelbare Vorgänger.

    So trefft ihr bei Gebäuden immer wieder auf Türen, die ihr einfach nicht öffnen könnt. Ist das Haus begehbar, dann steht irgendwo eine oder mehrere Türen offen. Warum man Gebäude nicht frei zugänglich macht, bleibt bis heute ein Rätsel. Man darf ja ohnehin im Innenraum frei herumlaufen, warum dann nicht auch frei nach Gusto betreten?

    Ebenso sind nicht alle Hindernisse oder Brüstungen erklimmbar, andere hingegen schon. Auch hier fehlt uns die grundsätzliche oder erklärende Logik dahinter. Hier kann man sich  zwischen zwei nahe beistehenden Objekten hindurchzwängen, dort hingegen nicht, warum? Und so manches mal stockt die Logik, wenn man sich ellenlang lautlos durch das Level bemüht, nur um dann am Ende eine Explosion auslösen zu müssen, obwohl man das Objekt auch hätte lautlos vernichten können. Unerwähnt können wir auch nicht gelegentliche Clippingfehler lassen, was besonders bei Wurfobjekten extrem ärgerlich ist. Eine Flasche zur Ablenkung oder eine Granate blieben schon mal wie von Zauberhand irgendwo stecken, obwohl der Wurfmarker sehr eindeutig war.

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    Manchmal ist man auch gar nicht so lautlos unterwegs

     

    Fazit

    Wenn man es auf ein paar wenige Worte herunterbrechen möchte, dann ist Sniper Elite: Resistance mehr vom Gewohnten. Es ist genau das, was das Spiel auf eine sehr routinierte Art und Weise ausmacht. Keine großen Überraschungen und auch keine Abweichungen in irgendeine nennenswerte Richtung.

    Kenner der Serie fühlen sich ab der ersten Gehminute heimisch, sogar die Tasten sitzen, ohne einen Blick in die Steuerung werfen zu müssen. Ausspähen, Schussposition ausmachen und die Stahlhelmträger einzeln möglichst lautlos ausschalten. Das funktioniert noch immer hervorragend, macht Spaß und ist belohnend zugleich. Andererseits fehlt dem Spiel einfach eine neue Idee, um die Welle der Begeisterung loszutreten.

    So langsam wird es Zeit, der Spielserie frischen Wind einzuhauchen. Das gute Grundgerüst funktioniert zwar immer noch hervorragend, stumpft aber zusehend ab und dies mögen die kreativen Köpfe bei Rebellion bitte für die Entwicklung von Teil 6 bedenken.

    Wir bedanken uns bei Rebellion für die Bereitstellung des Keys!

     

    Christoph
    Kind der 70er. Seit '84 Musiker, seit '85 Hobby-Jedi, seit '86 Zocker und seit 2011 hier Redakteur