Als furchtloser Pirat mit Augenklappe und Holzbein durch die Karibik schippern. Schätze jagen und Schiffe versenken? Der neuste Titel von Rare und Microsoft verspricht genau das! In Sea of Thieves machen wir auf Xbox One oder Windows 10-PC das virtuelle Insel Paradies unsicher und arbeiten uns zur Piraten Legende hoch.
Furioser Einstieg
Kurz nachdem wir unseren Seeräuber mit wenigen klicks erstellt haben, finden wir uns wieder in einer dunklen Spelunke. Ohne Gold in der Tasche und nur mit einer simplen Pistole und rostigen Säbel ausgerüstet startet unser Piraten Abenteuer. Immerhin haben wir Glück, unser Schiff liegt noch am Pier an, so dass wir die Chance haben die verruchte Pirateninsel wieder zu verlassen. Um uns anfangs ein paar Goldmünzen zu verdienen müssen wir Aufträge von einer der drei Fraktionen annehmen und erledigen. Die jeweiligen Aufgaben schicken uns oft quer über den Ozean zu den meist sehr unterschiedlich und liebevoll gestalteten Inseln. Wir können uns dafür entscheiden nach Schatztruhen zu buddeln, gefallenen Piraten Crews die als Skelette wiederauferstanden sind den Garaus zu machen oder Tiere für den Handelskontor zu fangen. Hat man sich bei einer der drei Fraktionen eine bestimmte Rufstufe erarbeitet wartet noch ein geheimnisvoller Fremder auf uns mit weiteren spezial Missionen. Besitzt ihr übrigends eine Xbox One und habt ein Game Pass Abo, könnt ihr Sea of Thieves “kostenlos” Spielen. Für PC Spieler schlägt das Piraten Abenteuer mit satten 69,99 Euro im Windows Store zu buche. Ob sich der Kauf lohnt erfahrt ihr in unserem Test.
Durch das “Shared World” prinzip des Spiels, seid ihr bei euren Abendteuer nur selten allein. Selbst wenn man sich am Anfang für eine “Solo” Crew entscheidet, trifft man immer wieder auf andere Spieler und Schiffe. Viel mehr Spaß macht Sea of Thieves allerdings zusammen mit ein paar Freunden. So kann man zu zweit oder als vier Mann starke Crew auf Schatzjagd gehen. Was auch spätestens wenn man ein größeres Schiff sein eigen nennen kann, zur Pflicht wird. Denn die Steuerung der Schiffe besteht zwar aus wenigen simplen Mechaniken, um diese zu perfektionieren bedarf es aber dennoch eine eingespielte Crew.
Das Piratenpack
Ob euch das Piratenleben dann wirklich Spaß bereitet hängt von einigen Faktoren ab. Bei einer guten Crew kommt tatsächlich echtes “Seefahrer” Feeling im Spiel auf. Mit klar verteilten Rollen wie Navigator, Steuermann und Ausguck kann man sein Schiff schnell und sicher über den Ozean schippern. Doch das klappt leider grade in zufällig generierten Gruppen meistens selten, dann kann das Piratenleben schnell frustrieren und man verlässt das Spiel wieder ohne einen Schatz an Bord. Um dies vorzubeugen solltet ihr unbedingt zuerst ein Solo Abenteuer wagen. Hier könnt ihr euch auf einer kleinen Schaluppe austoben und die Mechaniken des Schiffes ausprobieren.
Da es sich bei Sea of Thieves um ein “echtes” Piratenspiel handelt, können euch andere Crews natürlich auch jederzeit angreifen. Die gesamte Spielwelt ist quasi eine große PvP Zone. Sieht man nun also ein fremdes Schiff am Horizont, ist erstmal Vorsicht geboten. Wenn ihr selbst nicht auf einen Kampf aus seid, solltet ihr es Anfangs besser umfahren. Natürlich gibt es Crews die sich auf die jagd anderer Spieler und deren Schätze spezialisiert haben. Kommt es auf hoher See zum Gefecht, sind Kommunikation und Überblick gefragt um den ein oder anderen Treffer beim Gegner zu landen und eigene Schäden schnell zu beheben. Sollte euch dann doch mal das Zeitliche segnen findet ihr euch in der Unterwelt wieder. Durch ein Portal gelangt ihr dann wieder auf eine zufällige Insel, mit neuen aber eben auch leeren Schiff.
Nicht alle Möglichkeiten voll ausgeschöpft
Bei den Player versus Player Kämpfen hätten die Entwickler sicher etwas mehr Feingefühl zeigen können. So kommt es gerade wenn man in einer kleineren Crew unterwegs ist, eben oft zu unfairen Gefechten mit zahlenmäßig überlegenen Crews. Das kann natürlich für neulinge im Spiel schnell abschreckend wirken. Rare hätte hier durchaus eine Option für eigene PvP Server oder Zonen einbauen können. Auch wenn die Seeschlachten für erfahren Piraten sicher ein Highlight in Sea of Thieves darstellen, ist sicher nicht jeder Spieler darauf aus sich mit anderen zu messen.
Leider hat Sea of Thieves bis dato nicht nur im PvP System schwächen. Schnell stellt man fest das es sich bei den zufällig generierten Aufträgen letztendlich nur um schön verpackten Grind handelt. Zwar sind die späteren Aufträge schon recht knifflige Abenteuer, bei denen man teils lange nachdenken muss um das Rätsel zu lösen. Am Ende ist die Mechanik doch immer dieselbe. Die jagd auf Skelett Crews wird einfach nur schwerer indem man auf mehr NPC Gegner trifft und die Handelsaufträge bestehen irgendwann nur noch darin seltene Tiere zu finden, was schnell in Schema F verfällt. Hier ist es dann umso wichtiger mit Freunden in einer Crew zu spielen, denn sonst sinkt die Motivation schnell auf den Meeresgrund.
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Es ist nicht alles Gold was glänzt
Wenn man sich durch das erledigen von Missionen Schritt für Schritt bei den jeweiligen Fraktionen hochgearbeitet wird man leider eins schnell feststellen. Die belohnungen in Form von neuen Gegenständen und Schiffsausrüstung sind meist nur rein kosmetisch. Hält man dann endlich seinen mit Gold verzierten Säbel in der Hand, fühlt sich das eben nicht gerade befriedigend an. Da es eben ja doch nur dekorativ ist. Und da die meistens Items keinen wirklich Einfluss auf das Spiel haben, schert es eben auch andere Crews nicht wie schick euer Schiff aussieht, wenn es im Meer versenkt wird. Was wiederum bedeutet dass man das Ganze nur für sich alleine erspielt und so die Motivation schnell nachlässt. Es wäre ungleich spannender wenn man durch das erspielen neuer Gegenstände auch einen echten Vorteil im Spiel bekommt. Wenn das eigene Schiff dann nicht nur toll aussieht, sondern wirklich eine Verbesserung darstellt, überlegt man es sich doch gleich zweimal ob man es angreift oder nicht. Leider haben die Entwickler hier wirklich eine sehr große Möglichkeit in Form von langzeit Motivation liegen lassen. Auch im Missions Design wäre sicher noch viel mehr drin gewesen. Bei einer Shared World bieten sich Kooperative Missionen mit anderen Crews ja förmlich an.
Test-Fazit:
Sea of Thieves beginnt mit einem starken Auftritt in die Spielwelt. Visuell sieht das Spiel wirklich grandios aus und bietet schnell ein echtes Piraten Flair. Anfangs kann einen die Welt wirklich in ihren Bann ziehen, so stürzt man sich schnell in die ersten Abenteuer und genießt das toll gestaltet Meer von seinem eigenen Schiff aus. Durch die Player versus Player Mechanik, welche sich über die gesamte Spielwelt erstreckt kann man sich auch nie wirklich sicher fühlen. Was Anfangs natürlich zum Seeräuber Feeling beiträgt, aber für Neulinge schnell nervig werden kann wenn man immer wieder von der selben Crew in die Unterwelt geschickt wird. Nach einer Weile merkt man aber leider auch das es sich bei vielen Sachen im Spiel nur um eine Hochglanz Oberfläche handelt. Schnell wird einem klar das die frisch erbeuteten Gegenstände nur kosmetischer Natur sind. Die Missionen verfallen leider schnell in eine Tretmühle und bieten trotz wunderschön gestalteten Inseln nur wenig Abwechslung. Rare hat es hier ganz klar verfehlt, den Spieler über längere Zeit Motivation zu bieten. Denn selbst wenn man eine größere Anzahl an Spielstunden investiert hat, besitzt man eigentlich keinerlei Verbesserung die einen das Piratenleben leichter macht. Hier wurde wirklich viel Potenzial auf ein richtig gutes Piratenspiel verschenkt, was Sea of Thieves zu einem hübschen aber kurzweiligen Abenteuer in der Karibik verkommen lässt.