RPG Maker Spiele gibt es viele. SEHR viele. Leider ist ein Großteil von ihnen qualitativ eher enttäuschend und es ist nicht leicht, die Perlen aus dem Haufen an zweit- und dritt klassigen RPGs herauszupicken. Damit ihr das nicht tun müsst, haben wir mal wieder eines der Indie Games für euch getestet und verraten in unserer Review, ob Dancing Dragon Games‚ neuer Titel Echoes of Aetheria zu überzeugen weiß.
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Story
Begrüßt wird man im Spiel von einer klassischen Ausgangssituation: Eine entführte Prinzessin, eine mutige – wenn auch ungleiche – Truppe an Helden, eine böse Macht, die unsere Heimat bedroht. Echoes of Aetheria ist eben ein klassisches RPG, wie es im Buche steht. Und das ist, so komisch es auch klingt, endlich einmal etwas Neues. Warum? Wir haben bereits einige RPG Maker Games unter die Lupe genommen und sie alle hatten gemeinsam, dass die Entwickler mit aller Macht vom erprobten Schema abweichen wollten. Das kann funktionieren, muss und tut es in vielen Fällen aber nicht. Echoes of Aetheria allerdings setzt eben gerade auf eine Geschichte, wie wir sie alle kennen und lieben gelernt haben. Fast alle Stereotypen werden dabei bedient, angefangen von den Mitgliedern unserer kleinen Truppe – ein mutiger, aber unbedachter Ritter, eine kluge Diebin und die schöne Prinzessin, die ein mysteriöses Geheimnis umgibt, um nur ein paar zu nennen – bis hin zu den Bösewichten und der Story. Trotzdem ist das Ganze nicht zu vorhersehbar, es gibt einige überraschende Wendungen und viele Rätsel zu lösen.
Das Herzstück jedes RPGs bildet natürlich die Welt, in der es spielt. Und die kann sich hier, insbesondere für einen Indie-Titel, mehr als sehen lassen. Es gibt eine große Weltkarte, auf der jedes Gebiet seine eigene Vergangenheit hat. Da kommt es gelegen, dass es ingame ein Nachschlagewerk gibt, wo man die gesamten Informationen noch einmal nachlesen kann – mit einem Minuspunkt, denn leider sind die Ladezeiten der Texte dort relativ lang, was das Blättern etwas verlangsamt.
Ansonsten gibt es nichts zu meckern, denn die Helden sind sympathisch, die Story spannend und glaubwürdig und das Pacing insgesamt angemessen. Das Ausmaß unseres Abenteuers wächst gemeinsam mit unserer kleinen Truppe; während wir anfangs nur auf einer kleinen Rettungsmission sind, retten wir zum Schluss – wie soll es auch anders sein – die ganze Welt. Somit kann Echoes of Aetheria gut mit RPG-Klassikern wie den alten Final-Fantasy-Spielen mithalten und ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man den RPG Maker richtig benutzt!
Gameplay
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Echoes of Aetheria bietet ein Gameplay, wie ich es mir schon lange von einem old-school RPG wie diesem gewünscht habe. Als allererstes muss man einfach erwähnen: Keine. Random. Encounter. Aus gutem Grund wird dieses Feature groß von den Entwicklern beworben, denn es macht das Erkunden endlich einmal zu einem freudigen Erlebnis statt zum Zwang. Anstelle von Zufallskämpfen gibt es Gegner, die sich sichtbar auf der Map bewegen und denen man ausweichen kann. Passt man nicht auf, greifen sie einen zwar von hinten an, aber das hat den Vorteil, dass man jederzeit auf der Hut ist und sich zumindest nicht langweilt.
Das Spiel selbst besteht aus einzelnen Missionen oder Quests, für die man jeweils an einen ausgewählten Ort der Karte reist. Zwischen den Missionen kann man sich in seiner Basis ausrüsten oder Orte erneut besuchen, ist man bereit fortzufahren, wählt man die aktuelle Queststelle auf der Map aus. Bevor es losgeht, darf man sich jedes Mal für einen Schwierigkeitsgrad – Leicht, Mittel oder Schwer – entscheiden. Dabei ist für jeden Spieler das Richtige dabei, Normal ist perfekt gebalanced, während Schwer schon eine echte Herausforderung darstellt. Das Spiel ist unabhängig davon nie frustrierend, denn verlorene Kämpfe kann man beispielsweise einfach sofort und ohne „Strafen“ wiederholen oder sein Team zuerst anders ausrüsten. Hat man die gewünschte Schwierigkeit ausgewählt, stürzt man sich ins Abenteuer und kann auf dem Weg zum jeweiligen Zielpunkt Gegner besiegen, Kisten öffnen, Erkunden, kleine Rätsel durch Schalter und Knöpfe lösen und Items einsammeln – ein simples Spielprinzip, das vollkommen aufgeht.
Nun kommen wir einmal zu den Kämpfen. Diese laufen rundenbasiert ab, auf einem Rasterfeld, auf dem sich unsere Helden bewegen können. Je nach Attacke und Geschwindigkeit agieren die Kämpfer nacheinander, indem sie normale Angriffe oder Spezialattacken benutzen, Items verwenden, in Deckung gehen oder sich auf dem Kampffeld bewegen. Die Angriffe und „Klassen“ der Protagonisten sind RPG-typisch und müssen daher nicht näher erklärt werden. Vor dem Kampf kann man eine begrenzte Anzahl von Attacken auswählen und verbessern, sowie verschiedene passive Fähigkeiten auswählen. Besonders positiv fällt auf, dass diese jederzeit geändert werden können und nichts permanent festgesetzt ist. Nach einem Kampf erhält unsere Truppe wie gewohnt XP und wird langsam stärker. Ein einziger Kritikpunkt unsererseits ist, dass das Spiel sehr linear aufgebaut ist und wenige Abweichungen von der Hauptstory bietet.
Selbstverständlich gibt es in unseren Basen Läden, wo Items und Ausrüstung gekauft werden können, die uns stärker machen. Und auch ein Crafting-System darf hier nicht fehlen, durch das Gegenstände kinderleicht aufgewertet werden können. Besonders positiv fällt hier ins Auge, dass auch beim Crafting nichts permanent ist, wodurch man die Ausrüstung der Helden nach Belieben so oft ändern kann wie man will, ohne Items zu verlieren. Einzig die Menüführung könnte hier noch etwas verbessert werden.
Auch technisch funktioniert alles tadellos – das Spiel öffnete gleich problemlos im Fullscreen, unser Controller wurde sofort erkannt und Lags, Bugs oder Abstürze gab es bei uns keine.
Grafik
Da Echoes of Aetheria ein RPG-Maker-Spiel ist, sind die grafischen Möglichkeiten natürlich eingeschränkt. Doch das, was innerhalb dieser Grenzen möglich ist, haben die Entwickler voll ausgenutzt und eine optisch überraschend angenehme Erfahrung kreiert. Die Grafiken während der Kämpfe stechen dabei besonders heraus, doch auch die Karten an sich sowie die Charakterdesigns sind durchweg stimmig, detailreich und ansprechend. So beweist Dancing Dragon Games mal wieder, dass ein Spiel, das mit dem RPG-Maker entwickelt wurde, eben doch nicht zwingend Augenkrebs auslösen muss. Das einzige, das hier zu Abzügen führt, sind die Menüs, die aus einem unerklärlichen Grund nur in grau gehalten sind und im Vergleich zum perfekt aufpolierten Rest einfach etwas unfertig daherkommen.
Sound
Wunderschön, episch, perfekt – so kann man den Sound des Spiels beschreiben. Beim ersten Öffnen fragte ich mich, ob ich das falsche Spiel angeklickt habe, denn allein die musikalische Untermalung im Startmenü wäre eines AAA-Titels mehr als nur würdig. Ein ganzes Orchester liefert den Soundtrack für Echoes of Aetheria und lässt einen immer wieder vergessen, dass es sich hier doch eigentlich um einen Indie-Titel handelt. Ich kann nur sagen: Alle Erwartungen bei weitem übertroffen.
Preis/Leistung
Auf Steam ist Echoes of Aetheria für etwa 15 Euro zu haben. Somit ist der Preis zwar höher angesetzt als bei vielen konkurrierenden Indie-RPGs, meiner Meinung nach aber immer noch angemessen. Es ist offensichtlich, dass in dieses Spiel überdurchschnittlich viel Arbeit geflossen ist – angefangen bei der stimmigen Grafik, über das nahezu perfekte Gameplay bis hin zu dem unschlagbaren Soundtrack. Wer old-school RPGs mag, hat hier wirklich nichts zu verlieren.
Fazit
Echoes of Aetheria ist ein rundum gelungenes Spiel. Wer nicht weiß, wofür er sich in der Masse von RPG-Maker-Titeln entscheiden soll, findet hier einen wunderbaren und einzigartigen Titel, der viele Stunden Spielspaß, eine tolle Story, sympathische Charaktere und wunderschöne Musik zu bieten hat – was will man mehr? Für mich ist es das bisher beste old-school RPG, das mithilfe des RPG Makers entwickelt wurde, und dient hoffentlich zukünftigen Titeln als gutes Vorbild. Abschließend kann ich Echoes of Aetheria jedem ans Herz legen, der sich von dem Grafikstil nicht abschrecken lässt und klassische RPGs wie die alten Final-Fantasy-Teile mag.