Resident Evil: Revelations war eines dieser Spiele, das Besitzern einer bestimmten Konsole vorbehalten war, in diesem Falle dem Nintendo 3DS. Solche Exklusivtitel bringen oft mit sich, dass Nicht-Besitzer neidisch ihren Kopf senken und zähneknirschend hinnehmen müssen, dass man ein dem Anschein nach hervorragendes Spiel überspringen muss. Schluss damit, Resident Evil: Revelations ist endlich der breiten Zockergemeinde zugänglich, die Portierung steht in den Läden. Warum Resident Evil: Revelations eine lohnenswerte Reise für Gruselfans ist, verraten wir in unserem Test.
[box_info]Resident Evil: Revelations ist seit wenigen Tagen ungeschnitten für PC, Playstation 3 und Xbox 360 erschienen (Bei Amazon.de ab 36,90€). Für unseren Test haben wir die Version für Playstation 3 gespielt.[/box_info]Spielserien entwickeln sich stetig weiter, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Betrachtet man den Werdegang von Resident Evil im Einzelnen, dann bemerkt man auch hier eine ganz klare Modernisierung. Dass nicht alles Neue auch gleichzeitig eine Verbesserung bedeutet, mussten die Köpfe hinter Resident Evil besonders bei den letzten beiden Ablegern bitter zur Kenntnis nehmen. Gerade von Fans des Resident Evil Franchise – und den damit auch wichtigsten Kunden – wurde die Keule in den Weiten des Internets wenig zimperlich geschwungen. Man führe die Serie an den sicheren Abgrund und verwandle die Spiele immer mehr in einen actionlastigen Shooter ohne Identität, von denen der Markt ohnehin schon überschwemmt ist. So die Anklage der Fans.
Mit der jetzigen Veröffentlichung von Resident Evil: Revelations dürften sich die Wogen wieder glätten, denn trotz vieler Action-Szenen besinnt sich das Abenteuer wieder auf ein paar alte Tugenden, die der Serie einen ordentlichen Kultfaktor bescherten.
Die Geschichte des Spiels wurde 1:1 vom Nintendo 3DS übernommen. Fernab von der Umbrella Corp. verübt die terroristische Vereinigung „Veltro“ einen biochemischen Angriff auf eine ökologische Musterstadt. Aus der friedlichen Idylle wird binnen kürzester Zeit die Hölle auf Erden, Menschen mutieren, ein bestialischer Krieg entflammt. Die Regierung zieht die Notbremse und brennt alles nieder in der Hoffnung, den Erreger damit ausgerottet zu haben. Ein Irrtum…
Dann wacht Jill Valentine auf, irgendwo auf dem Kreuzer Queen Zenobia, mitten auf dem Meer. Resident Evil: Revelations schleudert uns etwas unahnend auf das Schiff und obendrein auch noch fast ohne jegliche Ausrüstung. Keine Angst, die Umstände werden im weiteren Verlauf aufgeklärt und auch das Inventar der Hauptfigur(en) füllt sich mit der Zeit, aber dazu später mehr. Für den Anfang wissen wir nur, dass wir uns mit unserem Partner Parker auf die Suche nach den Kollegen Chris Redfield und Jessica Sherawat machen sollten.
Damit wären dann auch die Teams geklärt, denn die meiste Zeit begleitet uns ein KI-Kumpane durch die engen Gänge der Queen Zenobia. Der Mix aus Alten Eisen und neuen Gesichtern klingt verlockender, als er tatsächlich ist. Das hängt in erster Linie mit der Darstellung der Protagonisten zusammen. Chris scheint unermüdlich an der Hantelbank trainiert zu haben, während Jill stolz ihre neue Oberweite zur Schau stellt. Ziemlich deplatziert kommt Kollege Jackass daher, der von vorne bis hinten dank seiner proletischen Ergüsse immer hart an der Grenze zum Nervtöter wandelt. Jessica dagegen scheint auf der falschen Bühne gelandet zu sein, ihr Auftreten ist, mit Verlaub, ziemlich knapp bemessen für ein Überlebens-Abenteuer. Irgendwo unterwegs hat sie die falsche Abzweigung genommen, denn eigentlich war sie wohl auf dem Weg zu einer sexy Modenschau.
Wohlgemerkt wirkt sich der optische Auftritt natürlich in keinster Weise negativ auf das Spielgeschehen aus, aber es nimmt Resident Evil: Revelations dann doch irgendwo ein Stück den Ernst.
Grafisch merkt man Resident Evil: Revelations an, dass es eine Portierung ist. Hier wäre unserer Meinung nach durchaus noch Luft nach oben geblieben, ein wenig mehr Feinschliff und uns wären weniger matische Texturen und unschöne Kanten ins Auge gesprungen. Da kann man von Glück sagen, dass die Grafik dem Spielspaß nichts abtut – und auch nicht dem Gruselfaktor. Tatsächlich ist es so, als schwimme Resident Evil: Revelations den letzten Entwicklungen der Serie entgegen und trumpft statt dessen wieder mit ein paar Stärken auf, die wir so zu schätzen gelernt haben.
Abgesehen von den wenigen Landgängen spielt sich Resident Evil: Revelations komplett auf der Queen Zenobia ab. Fast scheint es, als wolle man das legendäre Herrenhaus in abgewandelter Form auf dem Wasser präsentieren. Zu unserer positiven Überraschung funktioniert das sogar erstaunlich gut. In den engen Gängen stehen prunkvolle Holzmöbel, hängen opulente Gemälde und man findet an nahezu jedem Handlauf altertümliche Verziehrungen. Besonders der Ballsaal überzeugt in seiner vollen Größe und lädt fast schon zum Umherschlendern ein. Aber auch nur fast, denn schließlich erinnern uns fiese Monster und Mutanten daran, dass wir hier nicht zum Vergnügen sind.
Das Design der Monster ist in typischer Resident Evil Manier, abwechslungsreich und einige der dunklen Gesellen sehen schlichtweg ekelerregend aus. Und sie machen unermüdlich Jagd auf uns, während sie hier in einer Gruppe plötzlich hinter uns um die Ecke pirschen oder dort in einer geschickten Script-Sequenz durch die nächste Fensterscheibe hechten. Wichtig zu wissen sind die Schwachstellen der Monster, sonst ist das Magazin der Waffe schneller leergefeuert, als einem lieb sein kann.
Apropos Waffen: Man findet unterwegs stets genug Munition für die 3 Ballermänner, die man gleichzeitig mitführen darf. Aber die Monster stecken mitunter auch eine ganze Menge Blei weg, bevor sie zu Boden sinken. Das hat den Effekt, dass man sehr oft am unteren Munitionsvorrat rumkrebselt und zu keinem Zeitpunkt einfach blindlings auf den Feind feuern sollte. Also immer schön die Schwachstellen ausloten und dann aus nächster Nähe mit der Schrotflinte den Gnadenstoß setzen, bäm! Nur bei den Bossen sollte man sich nicht zu sehr darauf verlassen, dass einige wenige gut platzierte Schüsse ausreichen.
Der Kampf wurde hinsichtlich der letzten Teile wieder etwas entschleunigt. Zwar ist das gleichzeitige Gehen und Zielen möglich, aber schnelle Flugrollen und weitere flinke Manöver sind einem simplen Ausweichschritt gewichen. Das neu strukturierte Inventar geht fix von der Hand, Waffen und Items, wie etwa die regenerativen Kräuter, werden nun separat geführt. Neu ist ebenfalls der Genesis Scanner, mit dessen Hilfe sich versteckte Items finden und Infos über Gegner sammeln lassen. Der häufige Einsatz wird dann auch noch gleich belohnt und es winken Bonusitems, wie die eben erwähnten Heilkräuter. Davon packt das Inventar 5 Stück und ist damit knapp genug bemessen, um nicht zum übermäßigen Verzehr verführt zu werden. Je nach Spielabschnitt kommen die Kräuter nämlich schon recht häufig zum Einsatz und man knabbert hier, ähnlich wie schon bei der Munition, oft genug am unteren Limit.
Wem das alles nicht reicht, der darf sich am Schweregrad „Höllisch“ versuchen. Der Name ist in diesem Falle auch Programm, es geht wenig zimperlich zur Sache und Freunde der alten Resident Evil Teile fühlen sich ein Stückchen an alte Tage erinnert.
Man sollte meinen, dass ein Agieren im Duett für einen Koop-Modus ideal wäre. Darauf verzichtete man im Falle der Story, Anhänger gepflegter Zweisamkeit greifen daher zum Raid Modus. In 21 Level rollen uns immer stärker werdende Wellen an Monstern entgegen und wir kämpfen ums nackte Überleben. Dank Energieleiste funktioniert das Treffer-Feedback viel besser als im Stroy-Modus, Schwachstellen hat man so ganz schnell begriffen. Für die nötige Motivation sorgen eine breite Palette an freischaltbaren Waffen und verbessernden Upgrades. Der Raid Modus macht richtig Laune und vielleicht zeigt sich hier Resident Evil: Revelations sogar von seiner besten Seite.
Abschließend möchten wir Euch noch nahelegen, bevorzugt zur Konsolenversion zu greifen. Am PC scheint die Steuerung ohne Gamepad ziemlich zu mucken. Ein eigenes Bild haben wir uns zwar nicht gemacht, aber das zahlreiche negative Feedback im Forum zeigt es recht deutlich. Im Falle der Wii U Version wird als Besonderheit auf dem Tablet die Karte in Großansicht präsentiert, ebenfalls funktioniert das Spielen am Tablet ohne TV.
Fazit
Resident Evil: Revelations ist nicht perfekt, aber in der Gesamtsumme definitiv eine gute Partie. Hat man sich mit den grafischen Schwächen und dem zweifelhaften Auftreten der Protagonisten abgefunden, dann gibt es hier so viel „echtes“ Resident Evil, wie schon lange nicht mehr. Die Atmosphäre stimmt, der Gruselfaktor ist auf der Queen Zenobia ein stetiger Begleiter und genau so wollen wir es haben. Und: Man fühlt sich tatsächlich wieder verwundbar! Die Rätsel dürften knackiger sein und die Level weniger gradlinig, aber betrachtet man, wohin die Reise der jüngsten Resident Evil Spiele geführt hat, dann sind wir heilfroh, dass Resident Evil: Revelations wieder ein Stückchen back to the roots führt. Wer sich als Junkie der Serie fühlt, dem wünschen wir viel Glück auf dem Schwierigkeitsgrad „Höllisch“, ihr werdet es brauchen. Der motivierende und schlichtweg spaßige Raid Modus im Koop rundet das positive Gesamtpaket von Resident Evil: Revelations ab.