Seit dem Release des neuen RPG Maker VX Ace sprießen Indie-RPGs auf Steam geradezu aus dem Boden wie Pilze. Nicht alle sind leider von höchster Qualität und es ist oftmals schwierig, bei der großen Auswahl die Perlen und Geheimtipps unter den Rollenspielen zu entdecken. Wir haben mit Remnants of Isolation eines der vielversprechenden Games für euch getestet:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Story – Die Schöne und der … Prinz?
In Remnants of Isolation steuert man zwei eigentlich interessante Hauptcharaktere durch ein düsteres Gefängnis: Celesta, die stumme Protagonistin und Melchior, einen Prinz… oder? Das suggerieren zumindest die Notizen, welche man hin und wieder im Spiel findet und welche, abgesehen von Melchiors trüben Monologen, die einzige Möglichkeit sind, etwas über die Hintergrundgeschichte zu erfahren. So richtig sicher über die Geschehnisse kann man sich aus dem Grund nicht sein, weil diese beiden Informationsquellen so rar gesät sind, dass man sich schon mal wünscht Celesta würde doch einmal aus ihrem Schweigen erwachen.
Das was man von der Geschichte erfährt ist nämlich überaus interessant und macht Lust auf mehr: Offenbar wurden die Menschen, die Magie beherrschen, aus der Welt in eine Art Gefängnis in einer anderen Dimension verbannt, da sie unwillentlich das Mana aus ihrer unmittelbaren Umgebung absorbieren und diese dadurch zerstören. Immer wieder gibt es Ansätze, die Story und die Hintergründe der eigentlich sympathischen Charaktere auszubauen, aber eben nur Ansätze – sehr schade, denn das Potential wäre auf jeden Fall gegeben.
Überraschenderweise ist es den Entwicklern gelungen, die beiden Protagonisten dennoch glänzen zu lassen und im Laufe des Spiels entwickelt sich eine nachvollziehbare Beziehung zwischen den beiden, welche wirklich gut gelungen ist. Während Celesta und Melchior sich ihren Weg aus dem dunklen und mit Monstern gefüllten Schloss bahnen, wachsen sie als Zweierteam sichtlich zusammen.
Das Ganze führt letztendlich zu drei unterschiedlichen Enden, wobei der Spieler den Ausgang des Spiels erst ganz zum Schluss beeinflussen kann, und nur zwei Entscheidungen in Remnants of Isolation eine Auswirkung auf das Ende haben. Die Enden sind noch dazu relativ nichtssagend und offen für Interpretationen.
Insgesamt ist es schade, dass der interessante Ansatz der Story nicht ausgebaut wird und die Geschehnisse meist vorhersehbar und stereotypisch verlaufen.
Gameplay – Gemeinsam sind wir stark!
Zeit zu den Stärken des Spiels zu kommen: Das Kampf-, Fähigkeiten- und Itemsystem sind nämlich spitze.
In Kämpfen, die beginnen, wenn einer der schwarzen Monsterschatten auf Celestia trifft, begegnet man meist zwischen einem und drei Monstern, die es in einem rundenbasierten Kampf zu besiegen gilt. Dazu können die beiden Helden neben dem Ergreifen der Flucht mit einer normalen Attacke, Magie oder speziellen ‚Innate‘-Angriffen attackieren. Um anzugreifen wird Mana verbraucht, wobei man mit wenig Mana startet, welches sich in jeder Runde etwas auffüllt. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit eine Runde auszusetzen oder Items zu verwenden. Klingt bis hierhin ziemlich simpel und RPG-typisch.
Jedoch gibt es einen Faktor, der das Kampfsystem speziell macht: Verwendet einer der Charaktere eine ‚Innate‘-Attacke und der andere in der selben Runde direkt danach Magie, wird diese in einen mächtigeren Zauber fusioniert. Beispielsweise kann Celesta einen ‚Innate‘-Angriff nutzen, der einem Gegner etwas Energie abzieht und ihre HP auffüllt. Dieser hat außerdem den Nebeneffekt, dass alle danach benutzte Magie zu einem Flächenzauber wird. Somit kann Melchior mit einem der Magie-Angriffen (Feuer, Eis, Licht etc.) nun alle Gegner auf einmal treffen. Dieses Fusionssystem bringt den Kämpfen frischen Wind und einen taktischen Faktor, der wirklich Spaß macht. Nach einer gewonnenen Auseinandersetzung erhalten die Protagonisten Erfahrung, Items und Seelen.
Daneben kann auch der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe überzeugen; ganz im Gegensatz zu den Rätseln, welche leider viel zu einfach sind und keine Herausforderung darstellen.
Mit den gewonnen Seelen können an bestimmten Punkten Items und Rüstung hergestellt werden – ein simples aber passendes und überzeugendes Crafting-System.
Grafik
Grafisch bietet Remnants of Isolation leider nur ein zum Teil ansehnliches Bild. Die beiden Hauptcharaktere sind jederzeit ansprechend gezeichnet, während der Stil der Monster etwas gewöhnungsbedürftig erscheint. Viel schlimmer ist allerdings die teilweise wild zusammengewürfelt aussehende Welt. Während einige Gebiete optisch ganz akzeptabel wirken, ist es bei anderen teilweise sogar schwierig zu erkennen, wo der betretbare Boden aufhört oder ob es sich bei einem Objekt um eine Wand handelt. Bei der Gestaltung so manches Abschnittes hätte man somit noch einiges besser machen können.
Sound
Besonders schön ist dafür der Sound des Spiels. Es verfügt über einen wunderschönen Theme-Song und auch der Rest der musikalischen Untermalung passt. Hier ist anzumerken, dass es keine Sprachausgabe gibt und das Spiel nur auf Englisch erhältlich ist. Allerdings sollte dies kein großes Problem darstellen, da es nur wenig Text gibt, welcher relativ einfach zu verstehen ist.
Preis/Leistung
Für 10€ erhält man mit Remnants of Isolation ein solides RPG, das etwa 3-4 Stunden Spielspaß bietet. Etwas kurz für unseren Geschmack, vor allem im Vergleich zu ähnlichen Titeln, die deutlich mehr bieten.
Fazit
Zusammenfassend kann ich sagen, dass RPG-Fans den Kauf von Remnants of Isolation auf keinen Fall bereuen werden, denn das Kampfsystem und die Charaktere überzeugen auf ganzer Linie und auch der Soundtrack kann sich sehen lassen. Hinwegsehen können muss man allerdings über die an manchen Stellen zufällig gewählt wirkenden Texturen und vor allem über die Enttäuschung darüber, dass man so wenig über die eigentlich interessante Story erfährt.
Perfekt für alle, die für wenige Stunden ein kurzes, nettes RPG spielen möchten.