Retro.
Ein Schlagwort, welches heutzutage recht inflationär – und häufig falsch – gebraucht wird.
Während das Spielen und Nutzen der „echten“ Software auf der einst richtigen Hardware eigentlich „Vintage“ ist, wird heutzutage alles, was alt ist oder auf alt getrimmt wurde oder aber auch in alt gestaltet wird, gern als Retro bezeichnet.
Wenn man aber von der Klugschwätzerei mal absehen mag, so sind Spiele, die auf alt getrimmt sind, für Spieler älteren Semesters – nennen wir sie mal die „Prä-Battlefield“-Generation – eine willkommene Gelegenheit, sich in seligen Erinnerungen wieder zu finden.
Eingängige Melodien, 8-Bit Stil, kurzweilig und ein etwas knackiger Schwierigkeitsgrad gefällig?
Bei dem nun vorgestellten Spiel könnten sich Retro-Fans die Hände reiben.
Vorhang also auf für
Ravva and the Cyclops Curse
In diesem Spiel aus den Schmieden EastAsiaSoft und Galope steuern wir Ravva, eine Eule mit magischen Fähigkeiten. Während der Flattermann eines Harry Potter höchstens als Briefträger geeignet ist, besitzt Ravva dank seiner Mutter – welche ebenfalls eine mächtige Zauberin ist – einige Fähigkeiten und kleine Helfer, die ihm tatreich zur Seite stehen.
Dies ist auch bitter nötig, weil die bösartigen Zyklopen seine Mutter verflucht haben und diese zu Stein erstarrt ist. Das kann so natürlich nicht bleiben, und so versucht Ravva, den Fluch zu brechen und seine Mutter zu retten.
Gameplay
Nach einem optionalen Tutorial können wir uns direkt ins Spiel begeben. Die Karte besteht aus 9 Leveln. Diese sind – als geübter Spieler – zwar recht schnell durchgespielt, als Casual-Gamer wird man an mancher Stelle aber ein paar Mal verzweifeln.
Ravva besitzt vier namenlose Helfer, welche verschiedene Fähigkeiten besitzen; einer friert zum Beispiel Stacheln ein und verlangsamt Gegner, die aus den Portalen rauskommen, welche es zu zerstören gilt, um im Spiel weiterzukommen.
Der mächtigste Helfer ist der grüne Kotzbrocken, und der Name ist Programm. Dieser spuckt grüne Klumpen aus, mit denen wir schwere Steine – die ein Hindernis darstellen – aus dem Weg räumen. Auch die diversen Gegner lassen sich mit unserem grünen Freund am einfachsten killen.
Im Verlaufe des Spieles stellen sich uns aber auch Gegner entgegen, die wir nur mit einer unseren Helfer besiegen können, in einem Level bekommen wir es kurz vor Ende des rettenden Kristalls sogar mit dreien davon zu tun, und wir müssen das ganze Level zurücklaufen, um diese Gegner zu erledigen.Wenn wir nicht gerade auf unsere Helfer angewiesen sind, können wir aber auch – ganz im Stile eines Mega Man – mit unserem Zauberstab rumschießen, bei manchen Hindernissen ist auch das nötig.
Schwierigkeitsgrad
Der Schwierigkeitsgrad wird mit der Zeit und laufendem Fortschritt wesentlich knackiger. Der sogenannte „Kids Mode“ in den Settings sorgt dafür, dass man keine Leben verliert. Während des Spiels – und oftmals wegen der L-R-Trigger Problematik (siehe unten) – bleibt es nicht aus, dass unser geflügelter Held auch mal zu Boden geht.
Im „Kids Mode“ verlieren wir aber keine Leben und können direkt weitermachen, während uns im Normal- und Mastermode nach dem Verlust unserer wenigen Leben ein Game-Over droht und wir das Level komplett von vorne beginnen dürfen. Ein Fluchen ist bei manchen Levels garantiert…glücklicherweise kann man dabei nicht zu Stein erstarren.
Grafik und Sound
Die Grafik ist – ganz retro – im 8-Bit Stil gehalten und einfach niedlich. Die Animationen sind trotzdem recht flüssig und auf dem mobilen Bildschirm sowie auf dem großen TV zu genießen. Klar: der Pixelstil ist nicht für jeden, aber wer mit NES und Co. in den „guten alten Zeiten“ aufgewachsen ist, der wird sich sofort heimisch fühlen.
Für den Sound gilt das genauso, auch wenn die drei Stage-Melodien auf Dauer irgendwann dezent nerven. Hier hätten wir uns ein bisschen mehr Abwechslung gewünscht. Drei verschiedene Welten, drei Melodien? Da ging schon in den 1980ern mehr, und Speicherplatz war damals wesentlich teurer.
Technik und Bugs
Unser Redakteur hatte tatsächlich Panik, nachdem er seine quasi neue Switch zum ersten Mal aus der Docking Station genommen hatte. Während des Spiels entdeckte er nämlich oben in der Bildmitte eine fünfstellige Zahlenkolonne, die aussah, als sei sie im Display eingebrannt. Noch haben wir ja keine Switch mit OLED-Bildschirm, und er fing mächtig an zu schwitzen.
Ist etwa die Switch defekt?
Negativ, falscher Alarm: dieses Problem tritt nicht nur auf der Switch auf, sondern auch auf anderen Konsolen. Im TV-Modus ist diese Zahl auch zu sehen, hier fällt sie aber kaum auf, weil man sich eher auf das Kerngeschehen konzentriert. Was es mit dieser Zahl – welche also vom Spiel dargestellt wird – auf sich hat, konnten wir noch nicht verifizieren.
Die Kollisionsabfrage könnte an manchen Stellen auch besser sein…oft muss man mehrfach springen und schießen, um einen im Weg stehenden Block in der Höhe zu zerstören. Auch unser eisiger Freund, mit dem wir z.B. Stacheln einfrieren können, muss oft mehrfach während des Sprungs abgefeuert werden, um sein Ziel zu erreichen.
Apropos „eisiger Freund“; hier ist auch einer der größten Schwachpunkte des Spiels: auf der von uns getesteten Switch-Version war es nicht möglich, die Helfer auf einen bestimmten Button zu legen (zum Beispiel auf das Steuerkreuz des linken Joycons). Das heißt, man muss im laufenden Spiel öfters mit den L- und R-Triggern seinen Helfer wechseln, beim Test kam es häufiger vor, dass man sich verhaspelt und grad von vorne anfangen darf.
Das sind zwar technische Kleinigkeiten, die den Spielspaß nicht wirklich mindern – das Spiel ist wirklich gut und macht eine Menge Spaß – aber gerade die an manchen Stellen mangelhafte Kollisionsabfrage und die L-R-Trigger Sache könnten bei ungeübten Spielern schnell zu Frust führen.
Fazit
Wer sich vom Retro-Stil und kleineren technischen Schwierigkeiten nicht abschrecken lässt und ein kurzweiliges Spiel mit einem dezent anspruchsvollen Schwierigkeitsgrad sucht, der wird mit Ravva and the Cyclops Curse definitiv glücklich.
Zum Abschluss hier noch der Launch-Trailer, das Spiel ist seit dem 01.09.2021 digital für Nintendo Switch, PS4, Xbox One und bereits seit 2019 auf Steam erhältlich.
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